mehr
Vorsprünge (die Delta's) am Bodensee in der Regel den Namen Horn. Ausser der grossen Zahl dieser «Hörner» zeichnen sich durch einen eigentlichen peninsularen Charakter aus vor allem die Konstanzer Landzunge (auch Halbinsel Bodansrück oder der Rick kurzweg genannt), die in einer Länge von über 20 km und, erst ihrer Spitze zu sich stärker verjüngend, in einer Breite von 5-6 km den Untersee (beziehungsweise den Konstanzer Tritter) vom Ueberlinger See scheidet und 2-2,5 km ö. Konstanz in den beiden Eichhörnern endet; ferner die Höri (so viel als «Bischofshöri» oder - vormals - dem Bischof von Konstanz gehörig) oder Halbinsel Schienen zwischen dem sw. Arm des Untersees und der Radolfzeller Bucht und endlich die zwischen dieser und dem Markelfinger Winkel mit einer Länge von 3,5 km und einer Breite von bis 0,5 km sich ebenfalls ostwärts in den Untersee vorschiebende Mettnau, in weiten Kreisen bekannt als einstiges Besitztum des Dichters J. V. von Scheffel. Aus dem Obersee gehören hierher noch der Obere und Untere Rheinspitz, sowie der Rohrspitz, niedrige, teilweise versumpfte und (jedenfalls die beiden ersteren) vornehmlich durch die Geschiebe des Rheins gebildete Landzungen.
Weniger reich ist der Bodensee an Inseln. Die grösste derselben ist die Reichenau im Untersee mit einer Länge von über 5 km und Breite von bis 1,5 km. Ihr Flächengehalt, mit Einschluss ihrer beiden nur durch schmale überbrückte Kanäle von ihr getrennten Vorinseln Zellele und Schopfeln an ihrem SO.-Ende, beträgt 4,07 km2; ihre rund 1500 Seelen zählende Bevölkerung ist zu einer politischen Gemeinde vereinigt, aber in die drei katholischen Pfarreien Ober-, Mittel- und Unterzell geteilt.
Die Pfarrkirche in Mittel-Zell ist die Kirche des einst hochberühmten und mächtigen Benediktiner-Klosters Reichenau. Gleichfalls im Untersee oder (hydrographisch richtiger) im Rhein an dessen Ausfluss oberhalb des Städtchens Stein liegen drei weitere, ganz kleine Inselchen, St. Othmars Insel und Im Werd genannt. Zwei schilfbewachsene, während der Hochwasserstände regelmässig überflutete Bodenerhebungen am Einfluss des Rheins in den Untersee verdienen den Namen eigentlicher Inseln nicht; die eine aber, Langenrain geheissen, ist durch eine auf ihr aufgedeckte vorgeschichtliche Töpferwerkstätte bekannt geworden. Im Obersee liegen folgende Inseln: 1. Im ö. Teil des Sees, seit 1517 durch eine 219 m lange Brücke und seit 1853 durch einen 550 m langen Eisenbahndamm mit dessen N.-Ufer verbunden, die Insel Lindau.
Ursprünglich drei, durch schmale Wasserarme von einander getrennte Inselchen, sind diese erst im 19. Jahrhundert durch Auffüllung der Kanäle zu einer einzigen 0,41 km2 grossen Insel verbunden worden, auf der die Stadt Lindau erbaut ist. Es ist dies unzweifelhaft die nämliche Insel, deren sich nach Strabos Bericht der Kaiser Tiberius im Kampfe gegen die Vindelicier als Stützpunkt bediente. (Vergl. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees. IV, 1873; S. 57 ff.). 2. Im sö. Teile des Ueberlinger Sees, seit 1857 durch eine 400 m lange Fahrbrücke mit dessen S.-Ufer verbunden, die 0,44 km2 grosse Mainau mit vormaligem Deutschordens-Schloss, der jetzigen Sommerresidenz des Grossherzogs von Baden. (Vergl. besonders Roth v. Schreckenstein. Die Insel Mainau. Karlsruhe 1873). 3. Oberhalb des Ausflusses des Rheins aus dem Obersee bei Konstanz, dieser Stadt vorgelagert und durch eine Fahrbrücke mit ihr verbunden, die 1,8 ha grosse Konstanzer (Dominikaner- oder Macaire'sche) Insel mit dem 1785 durch Kaiser Joseph II. aufgehobenen, geschichtlich merkwürdigen Dominikaner-Kloster, in dessen durch Neubauten noch vergrösserten Räumen sich seit 1875 das sog. Insel-Hotel befindet. (Vergl. die Arbeiten von Eberh. Graf Zeppelin. Ueber das Dominikanerkloster in Konstanz; C. Häberlins histor. Fresken im Kreuzgang des Insel-Hotels in Konstanz und Zur Frage des Ursprungs der grossen Heidelberger Liederhandschrift... in Schr. des Ver. f. Gesch. des Bodensees. VI, 1875; XIX, 1890 und XXVIII, 1899). - Das sog. Inselchen bei Romanshorn ist nur ein mächtiger erratischer Block von wenigen Quadratmetern Fläche, während die Galgen-Inseln bei Lindau und die erst neuerdings entstandene Schulzen-Insel bei Eriskirch als blosse Sandanhäufungen keine besondere Bedeutung haben.
Die grösste Länge des Bodensees von Bregenz bis Stein beträgt in der, allerdings teilweise über Land verlaufenden Luftlinie 69,2 km, die des Obersees von Bregenz bis an's Ende des Ueberlinger Sees bei Ludwigshafen ebenso 63,5 km u. von Bregenz bis Konstanz 46,1 km. Dem Thalweg des Sees entlang misst die Linie Bregenz-Stein 76,1 km, Bregenz-Ludwigshafen 67,3 km und Bregenz-Konstanz 50,1 km. Die grösste Breite des Obersees zwischen dem schweizerischen Ufer nö. Neukirch im Egnach und der Mündung der Friedrichshafener Aach erreicht 14 km. Der Ueberlinger See ist an seinem Anfang zwischen Meersburg und dem Eichhorn 5 km und von der Verengerung zwischen Nussdorf und Dingelsdorf an durchschnittlich 3 km breit. Die Konstanzer Bucht hat eine mittlere Breite von 2 km. Der sehr unregelmässig gestaltete Untersee ist oberhalb der Insel Reichenau zwischen dem schweizerischen und badischen Ufer bis 3,5 km breit, die grösste Breite des offenen Sees nw. dieser Insel beträgt 7 km; an seiner schmalsten Stelle beim eigentlichen hydrographischen Ausfluss des Rheins zwischen Eschenz und Stiegen ist der See bis auf 150 m verengt.
Die Meereshöhe des Bodensees wird auf Grund des schweizerischen Präzisions-Nivellements mit 398 m angegeben. Die Kommission der fünf Uferstaaten für die Herstellung der 1893 vom Eidg. topographischen Bureau in Bern herausgegebenen Bodenseekarte in 1:50000 nahm dagegen hierfür unter Zugrundelegung der 71jährigen Wasserstandsbeobachtungen am Konstanzer Pegel 395 m über (Berliner) Normal-Null bei Mittelwasserstand an. Der Mittelwasserstand des Untersees liegt um 0,3 m tiefer als der des Obersees, seine Meereshöhe beträgt demnach 397,7 bezw. 394,7 m.
An Hand der erwähnten internationalen Karte ist vom Eidg. topographischen Bureau der Flächengehalt des gesamten Bodensees bei Mittelwasser zu 538,482 km2, der des Obersees allein zu 475,482 km2 und der des Untersees zu 63,0 km2 berechnet worden. Die periodischen Schwankungen im Wasserstand und damit die wechselnde Grösse der Seeoberfläche hängen wesentlich von den Niederschlags- und besonders den Schneeverhältnissen im Einzugsgebiet des Sees u. zwar vornehmlich von denjenigen im Gebiet des Rheines, als des grössten Zuflusses zum See, ab. Die regelmässigen Hochwasserstände fallen daher in die Zeit nach der Schneeschmelze im Hochgebirge, also auf Ende Juni und Anfangs Juli, die regelmässigen Niederwasserstände in die Zeit des geringsten Wasserabflusses vom Gebirge her, also in die Monate Januar und Februar. Ausserordentliche Hochwasserstände treten aber auch im Mai auf, wenn spätgefallene Schneemassen im Alpenvorland und dem ganzen übrigen Einzugsgebiet zugleich mit etwa noch zurückgebliebenem Winterschnee unter dem Einfluss warmer Winde (namentlich des Fön) und durch ¶
Bodensee
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 18 u. 19. ^[Karte: 7° 0’ O; 47° 50’ N; 1:200000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
1:200000
Tiefenmaasstab der Profile
Echelle des profondeurs (Profils) 1:30000
Regenkarte
Carte pluviométrique
Jährliche Regenmenge in cm.
Précipitation annuelle en cm.
Mittelwasserstand über dem Nordseesp. | 395 m |
Mittelwasserstand nach schweizer. Höhe | 399 m |
Grösste Tiefe des Bodensee's (Obersee) | 251.8 m |
Flächeninhalt bei Mittelw. des Obersee's | 475.48 km2 |
Flächeninhalt bei Mittelw. des Untersee's | 62.98 km2 |
Gesammtflächeninhalt des Bodensee's: | 538.46 km2 |
Equidistanz der Tiefenkurven | 40 m |
Equidistanz der Höhenkurven | 50 m |
Hochwasserstand i. J. 1876 (397,3 m) | - - |
Pfahlbauten (Steinzeit) | * |
Weinbau | ▒ |
M. B. nach der Karte in 1:50000
V. Attinger sc.
BODENSEE ¶
mehr
gleichzeitige ausgibige und anhaltende Regengüsse zu raschem Schmelzen gebracht werden, oder im September, wenn besonders reichliche Herbstregen dem vom Sommer her noch ziemlich angefüllten Seebecken gewaltige Wassermengen aus seinem gesamten Einzugsgebiet zuführen. Nach Ausweis einer 60 jährigen Beobachtungsreihe erheben sich die regelmässigen Hochwasserstände im Durchschnitt 1,26 m über den Mittelwasserstand, während die Niederwasserstände im Durchschnitt 0,86 m darunter sinken. Die durchschnittliche Jahresschwankung beträgt also 2,12 m.
Das Einzugsgebiet des Bodensees fällt zusammen mit demjenigen des Rheins oberhalb des Ausflusses dieses Stroms bei Stein. Nach S., O. und N. in weitem Bogen begrenzt durch die Wasserscheiden gegen den Po und die Donau ist es nach W. und auf längerer Strecke auch gegen S. hin auf einen nur wenige Kilometer breiten Gürtel beschränkt, weil hier die Wasserscheide gegen die unterhalb Stein in den Rhein mündenden Flüsse und Bäche seine Grenze bildet. Das gesamte Einzugsgebiet umfasst einen Flächenraum von 10906 km2, wovon auf dasjenige des Rheins oberhalb seiner Einmündung in den Bodensee 6564 km2, auf dasjenige der übrigen dem See zufliessenden Flüsse und Bäche 4342 km2 entfallen.
Die beiden Teile des Einzugsgebietes verhalten sich demnach bezüglich ihres Flächenraums ungefähr wie 3:2. Vom Flussgebiet des Rheins oberhalb des Sees werden 266 km2 von Gletschern eingenommen. Bei niederem Wasserstand führt der Rhein dem See nur 50 m3 in der Sekunde zu, bei ausserordentlichem Hochwasser ist die sekundliche Wasserzufuhr des Rheins auf 1900 bis 2100, ja sogar bis auf 3000 m3 berechnet worden; während des regelmässigen Hochwasserstandes dürfte dieselbe etwa 1200 m3 betragen.
Die sekundliche Wasserzufuhr durch sämtliche übrigen Zuflüsse wird auf etwa 1800 m3, die durch atmosphärische Niederschläge (Regen u. s. w.) unmittelbar in den See gelangende Wassermenge auf 375 bis 687 m3 in der Sekunde geschätzt. Für die dem See durch seine sämtlichen Zuflüsse jährlich zugeführten Geschiebe- und Schlamm Mengen fehlt es z. Z. noch an zuverlässigen Ermittelungen; sie mögen aber immerhin 4 Millionen m3 betragen.
Um den seit etwa einem Jahrhundert immer verderblicher gewordenen Ueberschwemmungen des Rheins ein Ziel zu setzen, wurde am zwischen Oesterreich und der Schweiz ein Staatsvertrag abgeschlossen, demgemäss die beiden grossen Krümmungen des Stroms bei Diepoldsau und Rheineck durch Herstellung eines neuen Flussbettes abgeschnitten und die Wasser des Rheins durch das untere Stück von Brugg nach Fussach in gerader Linie in den Bodensee geleitet wurden. Während an dem obern Durchstich noch gearbeitet wird, ist der untere vollendet und nimmt der Strom durch ihn seinen Lauf seit dem
Ausser dem Rhein münden in den Bodensee noch 235 Flüsse und Bäche und zwar in den Obersee 189, in den Untersee 46. Hievon sind die wichtigsten links vom Rhein die Goldach, die beiden Steinachen, die Egnacher Aach und die Salmsach, sämtliche zwischen Rorschach und Romanshorn mündend; rechts vom Rhein die Dornbirner und die Bregenzer Aach zwischen der Rheinmündung und Bregenz, die Laibach zwischen Bregenz und Lindau, die Argen, Schussen und Friedrichshafener Aach oder Rothach zwischen Lindau und Friedrichshafen, die Linzgauer oder Seefelder Aach, zwischen Meersburg und Ueberlingen, die Stockach zwischen Ludwigshafen und Bodman und endlich die Hegauer Aach, bei Radolfzell mündend.
Für die letztere ist anfangs der 1860er Jahre festgestellt worden, dass sie hauptsächlich von der Donau gespeist wird, deren Gewässer zeitweise nahezu vollständig in Klüften des Juragebirgs bei Möhringen versinken, um 14 km weiter s. bei dem Städtchen Aach im Hegau als kräftiger Fluss wieder ans Licht zu treten und sich in den Untersee zu ergiessen. Es kann daher in gewissem Sinn auch das Donaugebiet bis kurz oberhalb Möhringen zum Einzugsgebiet des Bodan gerechnet werden.
Die Gewässer aller dieser Flüsse und Bäche vereinigen sich also in den Becken des Obersees, der bei einer Maximaltiefe von 251,8 m (oder rund 252 m) unter Mittelwasser (auf der Kreuzung der Linien Uttwil-Immenstaad und Kesswil-Fischbach) eine Wassermenge von 47609,21 Millionen m3 (bei Mittelwasser) enthält, und des Untersees, der bei einer Maximaltiefe von 46,4 m (zwischen Berlingen und Gaienhofen) 1760,32 Millionen m3 (gleichfalls bei Mittelwasser) fasst. Das Volumen des gesamten Bodensees beträgt hienach bei Mittelwasser 49369,53 Millionen m3. Die mittlere Tiefe beträgt:
bei Mittelwasser im | m |
---|---|
Obersee | 100.12 |
Untersee | 27.93 |
Gesamtsee: | 91.68 |
Die genaue Kenntnis der vom Wasser des Bodensees erfüllten und bedeckten Wanne verdanken wir erst der auf gemeinsame Kosten der fünf Bodenseeuferstaaten im eidgenössischen topographischen Bureau zu Bern im Massstab von 1:25000 gezeichneten und im Massstab von 1:50000 vervielfältigten, im Jahr 1893 erschienenen Bodenseekarte. (Bodenseeforschungen aus Anlass der Herstellung der neuen Bodenseekarte; Abschn. II von Eberh. Graf Zeppelin im XII. Heft der Schriften des Ver. für Gesch. des Bodensees u. seiner Umgebung. Lindau 1893).
Betrachten wir an Hand dieser Karte das Becken des Bodensees genauer, so haben wir auch hier, wie bei den Seen überhaupt, vor Allem zu unterscheiden zwischen der Uferzone und dem Seekessel. (Ueber die theoretischen Fragen und die Nomenklatur des Folgenden vergl. F. A. Forel. Le Léman. 2 vol. Lausanne 1892 und 1890; F. A. Forel. Handbuch der Seenkunde. Stuttgart 1901).
A. Die Uferzone
ist derjenige breitere oder schmalere Gürtel rings um den See, der teils dem Land-, teils dem Seegebiet angehört, auf dem aber das Wasser einen unmittelbaren und dauernden Einfluss auf das Festland und seine Gestaltung ausübt. Da es in erster Linie die Bewegung des Wassers, das Gewell, ist, das diesen Einfluss bedingt, so fallen die Grenzen der Uferzone zusammen mit den Grenzen der Einwirkung des Gewells auf das Festland, und zwar die obere Grenze mit dieser Einwirkung, während der regelmässigen Hochwasserstände, die untere während der regelmässigen Niederwasserstände.
Während erstere eine deutlich erkennbare und feste ist, fehlt es für den Bodan bis heute an Untersuchungen über die Wirkung des Gewells noch abwärts; es erscheint jedoch die Annahme begründet, dass sie ungefähr bei 10 m Tiefe ihr Ende erreiche. Die umgestaltende Einwirkung des Gewells macht sich in zweifacher Weise geltend: durch Auswaschung oder Ausspühlung (Erosion) des Ufers und durch Anschwemmung (Alluvion). Jenachdem die eine oder andere dieser beiden vielfach in einander übergreifenden Erscheinungen vorwaltet, unterscheiden wir ¶