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Mitarbeiter Kellers. Die Museen von Biel und Neuenstadt zeugen von dem Reichtum dieser ersten Ausgrabungen. Erst recht ergibig wurden aber die Forschungen, als durch die Senkung des Seespiegels nach 1870 fast sämtliche Pfahlbauten aufs trockene Land gerieten. Da war es besonders E. v. Fellenberg, der die uralten Siedelungen systematisch durchforschte. Das Historische Museum von Bern füllte sich mit seinen grossen antiquarischen Schätzen an.
Der Bielersee war durch alle grossen Kulturepochen der Pfahlbauzeit hindurch mit Dörfern besetzt. Die Station Chavannes (Schafis), unweit Neuenstadt, ist die einzige ausgesprochene Station des Nordufers. Sie ist die älteste von den 20 bisher überhaupt entdeckten und gehört der gänzlich metalllosen neolithischen Epoche an. Noch sind hier die bloss zugehauenen Feuersteinartefakte der palaeolithischen Zeit zahlreich. In den ebenfalls steinzeitlichen Pfahldörfern von Vingelz und Lüscherz war die Kultur schon mächtig vorgeschritten.
Die Töpferei war entwickelter, die Weberei schon reich ausgebildet, manche Schmucksachen und kleinen Geräte bestanden aus Kupfer. Vingelz ist die hervorragendste aller «Kupferstationen» der Schweiz. In der Bronzezeit war besonders das SO.-Ufer reich besetzt. Der grösste Pfahlbau des Bielersees, der von Mörigen, gehört wiederum zu den «leitenden» Bronzestationen. Hier bestand u. a. eine wichtige Bronzegusswerkstätte. Aber auch in der Eisenzeit verlor der See seine Anziehungskraft keineswegs, wiewohl sich jetzt der Mensch mehr und mehr auf dem festen Lande anzubauen begann. Bei Port, an einer Stelle, wo einst der See sein östliches Ende fand, lagen bei den Ueberbleibseln einer uralten Zihlbrücke an die 50 prachtvolle La Tène-Schwerter im Moorgrund. Das ganze Zihlthal war schon vor der Römerzeit eine wichtige Verkehrs- und Fortifikationslinie. Auf den Bergen am Südufer bestanden Refugien u. Mardellen.
Landschaftlich
hat das Nordufer den Vorzug vor dem Südufer. Die dunkeln und steilen Tannenwälder, aus denen da und dort grau verwitterte Schichtflächen und Felsköpfe hervorschauen, umrahmen das heitere Ufer mit seinen aufgemauerten Rebbergen, Ortschaften, Kalksteinbrüchen, Strasse und Eisenbahn. Der ganze See hat aber einen ausgesprochen idyllischen Charakter. Fremde Touristen zieht er wenig an. Dafür wandern an den «Lesesonntagen» Ströme von Einheimischen aus Biel, Bern, Neuenburg und weiterher seinem Nordufer zu, um den «Neuen» zu versuchen. Dann ist noch immer die Insel, dieser hochragende Buchenwald mitten im Wasser, das bevorzugte Ziel der Naturfreunde. Seit Rousseaus Aufenthalt daselbst ist diesem Erdenwinkel etwas Verehrungswürdiges und Feierliches angehaucht, das jeder spüren kann, da es aus einer schönen Natur herausspricht.
Literatur.
J. R. Schneider u. R. La Nicca. Das Seeland der Westschweiz und die Korrektion seiner Gewässer. 1881. - G. de Razoumowsky. Histoire naturelle du Jorat et de ses environs. 1789. - V. Gross. Les habitations lacustres du Lac de Bienne. - J. Heierli. Urgeschichte der Schweiz. 1901. - (Einzelnes zerstreut in vielen Schriften. Dem eidgen. hydrometrischen Bureau verdanke ich die Angaben der Wasserstände.)
[Dr H. Walser.]