die
Zihl bis zum
See zu begleiten. Zwei Drittel des Amtsbezirkes liegen an den Jurahängen, deren unterer Teil, bis 500 m
Höhe,
mit
Reben von ziemlich gutem Ertrag bestanden ist, während die höheren Gegenden Nadelholzwald und Alpweiden tragen und,
besonders zwischen Biel und
Magglingen, mit zahlreichen erratischen Blöcken übersäet sind. Die malerischste
Stelle des Bezirkes u. zugleich eine der schönsten Landschaften des
Jura überhaupt bildet der Durchbruch der
Schüss, die
Taubenlochschlucht der
Bieler, der sich auf eine Strecke von 4 km von
Frinvillier bis
Bözingen zieht.
Die tief in die Jurakalke eingeschnittene
Kluse wird in ihrer ganzen Länge begleitet von der Kantonsstrasse,
der Eisenbahnlinie
Basel-Biel und einem 1889 eröffnetem Fussweg, der zum Teil in die Kalke und
Tuffe eingehauen ist. Die
Schlucht
wird jährlich von ungefähr 70000 Fremden besucht. Oestlich von dieser jurassischen
Via Mala ziehen sich die Waldungen der
ersten Jurakette weiter, nur hie und da unterbrochen von einigen senkrechten Felswänden, trockenen
Wiesen
und Lichtungen, von denen aus, wie z. B. bei
Magglingen und
Leubringen, der Blick auf die ganze Alpenkette vom
Mont Blanc bis
zum
Säntis schweift.
Das bedeutendste fliessende Gewässer ist die
Schüss
(Suze), die in der Taubenlochschlucht mehrere Turbinen treibt und damit
der Zahnradbahn
Biel-Magglingen, der Gemeinde
Bözingen, der
Jura-Simplon-Bahn und einer Drahtzieherei Kraft
und Licht liefert. Nachdem sie bei
Bözingen den
Jura verlassen, fliesst die nun kanalisierte
Schüss durch die
Ebene bis
Mett,
von wo sie sich nach SW. wendet. Ein geradliniger Abzugskanal für die Hochwasser des Flusses durchschneidet den unteren
Stadtteil von Biel und mündet w. vom Bahnhof in den
Bielersee.
Im Allgemeinen ist der
Amtsbezirk Biel recht fruchtbar, die unproduktiven Flächen sind an Raum beschränkt
und der Ackerbau blüht. Doch lebt der grössere Teil der Bevölkerung von der stark entwickelten Industrie. In erster Linie
kommt in Betracht die Uhrenindustrie; zu nennen sind ferner
Eisen- und Messinggiessereien, Maschinenfabriken aller Art, Velofabriken,
Stahlfedern-,
Piano-, Cement- und Möbelfabriken, Steinschleifereien für die Uhrenindustrie. Grosse Eisenbahn-Reparaturwerkstätten
etc.
Das Klima ist ein verhältnismässig mildes u. gesundes. Seines klaren Himmels und seiner reinen Luft wegen ist
Magglingen
mit Recht berühmt, während die
Ebene im Frühjahr, Herbst u. Winter oft lange Tage im Nebel steckt.
französ.
Bienne (Kt. Bern,
Amtsbez. Biel). Gem., Stadt und Hauptort des Amtsbezirkes gleichen Namens, 27 km
nw. Bern;
in 47° 8' 30" N. Br. und 4° 54' 40" O. L. von Paris; am NO.-Ufer des
Bielersees, zum Teil in der
Ebene und zum Teil an
den unteren Jurahängen gelegen. Unterstadt in 438 m, Oberstadt in 450 m. Reizende Lage; am Kreuzungspunkt
der
Strassen und Eisenbahnen vom
Jura nach Bern
und von Neuenburg
nach Solothurn.
Postbureaus, Telegraph, Telephon. Eisenbahnstation der Linien
Neuenburg-Solothurn-Olten
und
Basel-Bern. Drahtseilbahnen
Biel-Magglingen und
Biel-Leubringen, Strassenbahnen
Bahnhof-Nidau und Bahnhof-Bözingen.
Gemeinde: 1463
Häuser und 21964 Ew., wovon 17818 Reform., 3856 Katholiken und 290 Andersgläubige;
14045 deutscher, 7352 französischer
und 567 anderer Zunge.
Die bemerkenswerte Lage von Biel musste auf die Entwicklung der Stadt naturgemäss einen grossen Einfluss ausüben. 1870: 8113 Ew.;
1880: 11623 Ew.;
1888: 15407 Ew.;
1900, mit Einschluss der weitausgedehnten u. ohne Zweifel in naher Zukunft mit der
Stadt zu einem einzigen Gemeinwesen vereinigten Nachbargemeinden: über 30000 Ew. Mit vollem Recht nennen deshalb die unternehmungslustigen,
intelligenten, arbeits- und fortschrittsliebenden
Bieler ihre Stadt die «Zukunftsstadt».
Biel ist die zweitgrösste Stadt
des Kantons Bern
und zugleich eines der wichtigsten Handels- und Industriecentren der
Schweiz überhaupt.
Biel ist eine Stadtanlage von hohem
Alter, und die an
¶
mehr
seinem N.-Ende noch erhaltenen alten Mauertürme verleihen ihm, von dieser Seite aus gesehen, einen stark mittelalterlichen
Charakter. Hier, in der Oberstadt, finden sich auch die Pfarrkirche und einige Ueberreste ehemaliger Bogengänge. Im Gegensatz
zur alten Oberstadt dehnt sich die neue Unterstadt mit ihren geraden u. in rechtem Winkel sich schneidenden
Strassenzügen in der Ebene aus. Sie ist ausgezeichnet durch grossartige Bauten und Verkehrsadern, die jeder Grosstadt zur
Zierde gereichen würden, wie die Pasquart- und die Lindenpromenade, die Bahnhofstrasse, die Centralstrasse, die Nidaugasse,
die Dufourstrasse. In der Oststadt schneidet die Schützenhausstrasse ein neuentstandenes Villenquartier, das mit der Pasquart-Promenade
zusammen den sonnenreichsten u. wärmsten Stadtteil bildet. Der neue Quartierplan dehnt das städtische
Bebauungsgebiet bis vor Nidau und den See aus, wo sich das seit der Juragewässerkorrektion trocken gelegte beträchtliche
Sumpfgebiet zum Teil bereits in Promenaden und öffentliche Gartenanlagen umgewandelt hat. Hier liegt auch der Hafen von Biel.
Biel wird durch ein ziemlich mildes, gesundes Klima begünstigt; immerhin halten sich im Herbst und Winter
die Nebel oft verzweifelt lange, während im Frühjahr die Vegetation sich zwei bis drei Wochen früher zu entwickeln beginnt
als in den Jurathälern und die nahen Weinberge einen nicht zu verachtenden Tropfen erzeugen. Eine starke, am Ausgang der
Kluse von Rondchâtel (Chasseralkette) gefasste Stromquelle (source vauclusienne), die durch das Taubenloch zu dem im Riedwald
gelegenen Reservoir geleitet wird, versorgt die Stadt mit Brauchwasser, während die öffentlichen Brunnen von der ausgezeichneten
sog. «Römerquelle» gespiesen werden.
Die musterhafte Kanalisation der Stadt und ihre Wasserleitungen sind der Stolz der Bewohner und werden
von Fachleuten oft bewundert. Elektrische Kraft liefern die mächtigen Turbinenanlagen an der Schüss und dem Hagneckkanal.
Die Bevölkerung Biels erfreut sich der bestmöglichen Entwickelungsbedingungen. Da
die Stadt gerade an der Sprachgrenze gelegen
ist, setzt sich ihre Einwohnerschaft aus deutsch und französisch sprechenden Elementen zusammen. Vor noch nicht langer Zeit
hatten die Deutschen weitaus die Oberhand; seit den letztvergangenen 20 Jahren hat sich aber das französische Element rasch
vermehrt, wie folgende Zahlen erweisen:
Es rührt diese Erscheinung hauptsächlich davon her, dass in Biel das Leben angenehmer und billiger und das
Klima milder ist als in den Hochthälern des Jura, sodass die französische Industriebevölkerung des Jura immer mehr sich
der Stadt zuwendet, wo zugleich das geistige Leben ein rühriges ist und die Schulen zu den besten der Schweiz zählen.
So ist Biel eine ausgeprägt doppelsprachige Stadt, in der ebensosehr französisch wie deutsch gesprochen
wird u. die Tafeln mit den Strassennamen in beiden Sprachen abgefasst sind. Diese Doppelnatur verleiht den Bielern ihre ganz
besonderen Charaktereigenschaften: mit der Munterkeit, der Geselligkeit und dem Esprit des Franzosen paart sich der Ernst,
die Ueberlegung, der Unternehmungsgeist und die Zähigkeit des Deutschen. Der Bieler liebt geselliges
Leben und Sport, er hält Theater u. Musik in Ehren, zeichnet sich aus im Gesang, Turnen, Schiessen und Schwimmen. Nach Schluss
der Wochenarbeit wandern Samstag Abends und Sonntags ganze Familien und Gesellschaften ins Freie, um in den mit vollendetem
Geschmack zu diesem Zwecke eingerichteten reizenden Umgebungen einen angenehmen und vergnügten Tag zu
verleben. Es genüge, Magglingen, Leubringen, das Taubenloch und die St. Peters-Insel zu nennen.
Sehr gut eingerichtet ist Biels Schulwesen; die Primarschulen sind vorzüglich und die Sekundarschulen gehören zu den besten
der Schweiz. Den besondern lokalen Verhältnissen ist durch Schaltung von deutschen und französischen Klassen Rechnung getragen.
Dazu kommen ein
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