hinter
Thusis in Gestalt einer schönen Pyramide stolz empor und wird vom breiten
Heinzenberg durch die
Scharte des Glaspasses
und die mächtige
Schlucht der
Nolla getrennt.
Nach N. und W. fällt er steil ab u. ist von zahlreichen Runsen zerschnitten,
nach SO. senkt er sich sanfter in breiten Terrassen zum
Schams.
(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2268 m. Grosse und schöne Alpweide mit Sennhütten u. grossen Ställen, im
Hintergrund des
Val Bever gegenüber den majestätischen Gipfeln und Gletschern der Gruppe des
Piz d'Err. Dient in Ermangelung
einer Klubhütte häufig als Ausgangspunkt für Bergtouren.
Stadt: 378
Häuser, 3190 Ew.
Der Verwaltungskreis Bex umfasst die Gemeinden Bex,Gryon und
Lavey-Morcles;
reform. Pfarrgemeinde Bex-Lavey-Morcles.
Die kathol. Pfarrgemeinde gehört zur Diöcese
Sitten.
Bex weist nur eine in architektonischer Beziehung bemerkenswerte Baute auf: die reformierte Kirche, die im gleichen Stile
erbaut ist wie diejenigen von
Montreux,
Bagnes und Vollège. Mit Ausnahme des die Jahreszahl 1501 tragenden Kirchturmes 1813 durch
Feuer zerstört. Das alte
SchlossGrenier vermag mit seiner sehr einfachen Bauart kaum die Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken. Philanthropische Anstalten sind die Gemeinnützige Gesellschaft (1837 gegründet), das Krankenhaus der
Grand' Fontaine (10
Betten; 1890 durch Legat der Eheleute Cherix-Gaudet gestiftet), die Stiftung Hope-Billard de Szilassy
(Jahresaufenthalt
für 4 unter den ärmsten
Bürgern ausgewählte Personen), die Szilassy-Stiftung, die Ravy-Golaz-Stiftung.
Vom Verschönerungsverein sind
Wege angelegt, sowie Ruhebänke und Wegweiser aufgestellt worden. Reform. Landeskirche, freie
Kirche, lutherische und anglikanische
Kapelle und kathol. Kirche. Mittelrealschule. Eine Druckerei, eine Zeitung. Die Industrie
beschäftigt mehrere Fabrikbetriebe (Teigwaren-, Kisten-, Seifen-, Tuch- und Papierfabrik, Schreinerei, wichtige
Sägen für
Bau- und Schreinerholz), sowie neun gut ausgestattete Gasthöfe, die zur Unterkunft für die zahlreichen Besucher der in
ganz Europa bekannten Klima- und Badestation Bex bestimmt sind.
Die ausserordentlich geschützte und doch dem von den
Bergen durch das Thal von
Plans de Frenières herabsteigenden frischen
Luftzug zugängliche Lage bietet alle Vorzüge eines ausgezeichneten Klimas. Die Vegetation gleicht derjenigen
des S.-Abfalles der
Alpen: geschätzter Weinbau, grosse
Nussbäume, weite Kastanienhaine mit oft grossem Ertrag, im Freien
gedeihende Feigen- und Granatbäume, alle Arten von Fruchtbäumen. Als klimatischer Kurort braucht Bex den Vergleich mit
den berühmtesten Lagen der
Schweiz nicht zu scheuen.
Der Botaniker findet, besonders an den trockenen Hängen von Tombey und Chiétroz, die österreichische
Schwarzwurz (Scorzonera austriaca), den Mömpelgarder Tragant (Astragalus Monspessulanus), Steven's Veilchen
(ViolaSteveni),
eine dem Wallis
fehlende insubrische Graminee (das Gold-Bartgras, Andropogon gryllus), eine endemische Borraginee (die Waadtländer
Lotwurz, Onosma vaudense) etc. Die wichtigste Industrie der Gegend ist die Ausbeute der Salzminen.
Das salzführende Gebiet der Umgegend von Bex zieht sich am N.-Abhang des
Rhonethales vom
Avançon zur
Grande Eau und umfasst
eine Fläche von ca. 50 km2, von denen bis heute nur ein kleiner Teil durch
Stollen aufgeschlossen ist. Die ältesten,
aus dem 16. Jahrhundert (1560) datierenden Bauten sind die im
Thale der
Grande Eau bei
Panex ob
Aigle gelegenen Werke. Eine leicht
salzige Quelle entströmt hier heute noch dem alten Richtstollen. Zur gleichen Zeit benutzten die Bewohner von
Arveyes das
Wasser einer anderen Salzquelle, die im
Thale der
Gryonne bei Le
Fondement zu Tage tritt. Um diese Quelle
unter bessern Bedingungen und mit stärkerem Salzgehalt fassen zu können, öffnete man 1684 die erste Gallerie. Der Versuch
war erfolgreich: die Quelle sprudelte mit stärkerem Salzgehalt und in der wünschenswerten Menge hervor. Es war dies der
Anfang zum heutigen Bergwerke von Bex, dessen jetzige Gallerien, Schächte, Leiternleitungen, Auslaugungskammern
etc. eine Länge von ca. 45 km umfassen.
Die Entwicklungsgeschichte der Salzwerke von Bex ist eine sehr bemerkenswerte, da das heute übliche Gewinnungsverfahren
des Salzes das Endresultat einer Reihe von Umwandlungen darstellt, welche durch die Ausbeute selbst bedingt wurden.
Zum Verständnis ist es nötig, zuvor kurz auf den geologischen Bau der Gegend einzutreten, der einer
der verwickeltsten der
Alpen überhaupt ist. Schon zur Zeit der Oberherrschaft
Berns sind zahlreiche Schriften über das Bergwerk
und die Salinen des «Gouvernement d'Aigle» erschienen; die Gnädigen
Herren in Bern
wandten diesen Anlagen ihre ganz besondere
Aufmerksamkeit zu und übertrugen deren Leitung hervorragenden Gelehrten, wie
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mehr
Haller-Wild und Struve. Nach der Befreiung der Waadt
bekleidete diese Stelle ein nicht minder berühmter Mann, Jean de Charpentier.
Die genannten, zumeist aus dem 17. Jahrhundert stammenden Veröffentlichungen liessen die geologischen Gesichtspunkte keineswegs
ausser Betracht und wiesen das salzführende Gestein mit Recht der Trias zu, d. h. der gleichen Formation, der
auch die Mehrzahl der ähnlichen Vorkommnisse Central-Europas angehören. Das Liegende wird dem damaligen Sprachgebrauch
entsprechend als Uebergangsgebirge (terrain de transition, Grauwacke) bezeichnet. Bald entdeckte de Charpentier in verschiedenen
am Fondement, am Fenalet und an anderen Orten zu Tage tretenden Schiefer- und schwarzen Kalksteinbänken Liasfossilien, was
ein neuer Beweis dafür war, dass das salzhaltige Gestein der Trias zuzuteilen sei. Diese besteht hier
aus mächtigen Schichten von grauem Anhydrit mit krystallinisch-körniger Struktur, der aber an der Oberfläche oft bis 30 m
tief, immer in Gyps umgewandelt ist.
Ausser Anhydrit u. Gyps finden sich Bänke von grauem Kalkdolomit, der oft mit dem Anhydrit wechsellagert
u. dann infolge von durch Dislokationen hervorgerufenem Druck zertrümmert ist und mit dem Anhydrit zusammen eine Dolomitbreccie
mit Anhydrit-Cement bildet. In andern Fällen kann die Zertrümmerung und Zersetzung der Dolomitbänke die Bildung eines
eigenartigen, tuffähnlich aussehenden
Gesteins veranlassen, der sogenannten Rauchwacke oder Zellendolomite (Cornieule).
In den Anhydritschichten nun finden sich die Salzlager. Während das reine Steinsalz in den Rheingegenden,
Schwaben und im französischen Jura Schichten von 10-20 m Mächtigkeit bildet, findet es sich in Bex als Bestandteil eines
grobkörnigen Gesteins (roc salé), das aus einem Gemisch von thonigen und dolomitischen Gesteinsbrocken mit zerriebenem
Anhydrit besteht und in seinen Zwischenräumen das Steinsalz im Verhältnis von 25-30% zum Gewicht des
Gesteins einschliesst.
Das Ganze ist eine Dislokationsbreccie, hervorgegangen aus der Zertrümmerung von ursprünglich wechsellagernden Schichten
von Salz, Anhydrit, Dolomit und Thonstein. Diese salzführende Breccie bildet mitten in Anhydritbänke eingekeilte, beinahe
saiger stehende Linsen von 20-40 m Mächtigkeit auf 100 und mehr Meter Länge und Höhe. Heute werden
vier dieser Massen ausgebeutet; andere unter dem Plateau von Chesières liegende bilden für die Zukunft eine kostbare Reserve.
Man kennt in der Umgegend von Bex kein Gestein, das älter wäre als die Trias. Die von Struve als Grauwacke bezeichneten
Conglomerate und Schiefer haben sich als tertiären Alters erwiesen! Die hier aufgetretenen Dislokationen
spotten in ihrer Mannigfaltigkeit jeder Einbildungskraft. Der Lias scheint ganz in der Trias eingewickelt zu
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