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Minuten von der Stadt aus erreicht werden. 1-2 Stunden von der Stadt erheben sich die waldigen Bergrücken des Gurten, des Könizberges, des Ostermundingenberges, des Bantigers und des Grauholzes.
Ueber die klimatischen Verhältnisse mögen folgende Angaben kurz orientieren: Mittlerer Barometerstand 712,3 mm. Die mittleren täglichen Oscillationen des Luftdrucks betragen im Sommer 2,0, im Winter 3,6 mm. Das Jahresmittel der Temperatur ist 8,1 °C. Das Mittel des wärmsten Monats (Juli) ist +18 °C, das des kältesten (Januar) -2,7 °C. Die mittleren Extreme sind +29,2 und -19,8 °C. Am zeigte das auf dem freien Felde des Plateaus (Engelmösli) befindliche Minimumthermometer -25,6 °C, am wurde von Fueter genau dieselbe extrem niedrige Temperatur abgelesen.
Die vorherrschenden Winde wehen ans SW. und NO. Jene bringen feuchtwarmes, diese kalttrockenes Wetter. Der Föhn macht sich meist nur als gelinder absteigender Luftstrom geltend, der die Berge des Oberlandes sehr nahe scheinen lässt. Die mittlere Menge der Niederschläge beträgt 940 mm. Bern ist in einer relativ trockenen Zone des Mittellandes gelegen. Die Niederschläge sind im Sommer am ausgiebigsten, in ihrer Häufigkeit sind sie jedoch auf das ganze Jahr ziemlich gleichmässig verteilt. (Mittlere Zahl der Tage mit Niederschlägen 163, Mittel der relativen Feuchtigkeit 78,2, mittlere Bewölkung 6,4). Bern hat viel Nebel. An ruhigen Tagen des Sommerhalbjahrs pflegen wochenlang allmorgendlich leichte Bodennebel durch das Aarethal zu wallen. Der grossen relativen Bewölkung steht eine ebenso bedeutende Intensität der Sonnenstrahlung ausgleichend gegenüber. Die Zahl der Gewitter schwankt zwischen 10 und 30 per Jahr. Gefährlich sind dieselben selten, die eigentlichen Hochgewitterzüge wenden sich in der Regel in das nahe Schwarzwasserbergland.
Das erste Blühen des Kirschbaums fällt, nach einer 38jährigen Beobachtungsreihe, durchschnittlich auf den 26. April, das erste Eintreffen der Schwalbe auf den 10. April.
Die natürliche Lage Berns erhält ihre Weihe durch die Nähe der Alpen des Berner Oberlandes, deren wunderbare Gipfelreihe von jedem freien Punkte der Stadt aus durch die Oeffnung des Aarequerthales sichtbar ist. Man kennt Bern nicht, wenn man es bloss an einem bedeckten Tage gesehen hat. Das sozusagen stadtbernische Alpenpanorama reicht vom Stockhorn im W. bis zur Schrattenfluh im O. Genau in der Mitte desselben stehen Jungfrau, Mönch und Eiger.
Die merkwürdige Lage Berns spricht eine deutliche Sprache. Diese Stadt, so gut wie eine Burg über dem tiefen Thal und dem reissenden Fluss, sollte in dem Sinne ihres Gründers ein fester Platz sein, und wurde es wirklich durch den Arm ihrer Bürgerschaft. Der kulturellen Entwickelung setzte ebendieselbe Lage manche grosse Schwierigkeit entgegen. Verhältnismässig früh gelang die definitive Bändigung des Flusses durch Ufermauern. Dagegen war eine dem Verkehr genügende Ueberbrückung desselben erst der jüngsten Zeit vorbehalten.
Bis zum Jahre 1841 besass Bern einzig die sogenannte Unterthorbrücke, welche den ältesten Stadtteil bei der Nideck mit dem Ostufer der Aare verbindet. Sie überbrückt nur den Fluss, nicht aber das 35-40 m tiefe Flussthal. In geringer Entfernung davon entstand 1841-1844 unter Leitung von K. E. Müller aus Altdorf die imposante, ganz in Stein ausgeführte Nideckbrücke. Sie besteht aus 2 Bogen, deren kleinerer die sogenannte Mattenenge, eine feuchte und dunkle Gasse, und deren grösserer den Fluss selbst überspannt.
Dieser Hauptbogen ist mit 50 m Spannweite einer der grössten steinernen Brückenbogen der neueren Zeiten. Hat schon die Nideckbrücke eine Höhe von 26 m über dem Aaremittelwasser, so erheben sich erst recht als eigentliche Hochbrücken die neuen Eisenkonstruktionen über den Fluss und vermitteln den Verkehr der Stadtteile ohne jedes störende Gefälle der Zufahrtsstrassen. Dies sind die Eisenbahnbrücke, die Kirchenfeld- und die Kornhausbrücke. Die Eisenbahnbrücke verbindet das obere westliche Ende der Altstadt nach N. hin mit dem rechten Aareufer. Sie wurde 1858 als Gitterbrücke konstruiert. Obwohl auch für den gewöhnlichen Verkehr bestimmt, genügt sie diesem doch nur in beschränktem Masse.
Die Kirchenfeldbrücke eröffnet der Stadtmitte einen Ausgang nach Süden. Sie besteht ganz aus Eisen und besitzt zwei gleich grosse Bogen von je 87 m Spannweite. Der südliche Bogen ruht schon ganz jenseits des Flusses und überbrückt die obengenannte Au des Schwellenmätteli. Die Brücke ist äusserst elegant. Ihre Höhe ist 34,5 m. Sie wurde 1882-1883 erstellt und kostete 1250000 Franken.
Von der Stadtmitte nach Norden führt die Kornhausbrücke. Sie bildet eine stolze Folge von 8 eisernen Bogen und Oeffnungen, die auf massiven Steinpfeilern ruhen. Die Höhe der Brücke ist 48 m. Die Spannweite des den Fluss selbst überwölbenden Bogens ist 114,86 m. In einer Länge von 355,4 m steigt die Fahrbahn von S. nach N. mit 2,7% gleichmässig an. Dies ist die grösste und schönste Brücke Berns. Sie wurde 1898 eingeweiht. ¶
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Zwei weitere Brücken vermitteln den Verkehr in der Tiefe des Aarthales.
Die Raumverhältnisse der vier Hauptbrücken mögen an Hand der folgenden Zusammenstellung verglichen werden:
Nideck | Eisenbahn | Kirchenfeld | Kornhaus | |
---|---|---|---|---|
Höhe | 26 m | 47 m | 34.5 m | 48 m |
Länge | 150 m | 180 m | 229.2 m | 355.4 m |
Breite | 12 m | 6 m | 13.2 m | 12.6 m |
Bern ist somit eine rechte Brückenstadt geworden.
Anlage, Baucharakter und Hauptgebäude.
Auf den ersten Blick fällt die überaus scharfe Sonderung auf, welche in Bern zwischen der alten historischen und der neuen Aussenstadt besteht. Hier im Innern der Halbinsel ist der verfügbare ebene Raum eng mit massigen Häuserpolygonen überbaut, draussen auf dem Aussenplateau herrscht eine grosse Verzettelung der Gebäude und ist nur selten eine eigentliche Gasse, überall dagegen das Grün der Gärten. Zwischen beide Teile schiebt sich das Aarethal mit seinen im Süden terrassenförmig aufgemauerten, im Norden dagegen natürlich abfallenden, steilen und unüberbaubaren Halden. Nur im W. geht die Altstadt teilweise unmittelbar in die äussere Stadt über. Man nennt in Bern die Halbinselstadt innere Stadt oder die Stadt schlechthin.
Die innere Stadt ist 1300 m lang und 3-400 in breit. Ihre Strassenzüge sind von Anfang an durch die Natur des Bodens in so bestimmter Weise bedingt gewesen, dass noch heute die ganze Stadtanlage, so sehr sich auch die Détails der Konstruktionen geändert haben mögen, ein getreues Abbild der ursprünglichen genannt werden kann. In dieser Hinsicht steht Bern fast einzig da.
Eine geringe Anzahl von Gassen (in der obern Hälfte der Stadt 5-6, in der untern 3-5) zieht nämlich in westöstlicher Richtung durch die Länge des Halbinselplateaus. Diese Längsstrassen sind in der Regel nur durch ganz enge überwölbte Durchschlüpfe, «Gässchen», in der Querrichtung verbunden. Aber an zwei Stellen, zwischen den beiden Hochbrücken in der Stadtmitte und höher oben, wo die eigentliche Halbinsel sich öffnet, gehen breite Querstrassenzüge.
Diese müssen die freien Plätze ersetzen, welche sonst der inneren Stadt fast gänzlich fehlen. Sie nehmen die Stellen ein, wo sich einst der erste und der zweite befestigte Stadtabschluss befanden. Da wo der mittlere Längsstrassenzug, einst die alleinige Hauptverkehrsader für das öffentliche Leben der Stadt, diese querlaufenden Plätze kreuzt, erheben sich je an den Eingängen zu der nächstunteren Längsstrasse mächtige Thortürme, die Wahrzeichen der alten Stadt. Die ganze innere Stadt hat den Charakter des Massiven. Einheitlich füllen die Bürgerhäuser den Raum aus bis an die breiten Gassen. An den Aussenseiten der innern Stadt befinden sich die meisten öffentlichen Gebäude Berns. Dort tronen sie frei über dem Hang des Aarethals.
Die breitere Stadthälfte vom Bahnhof bis zum Zeitglockenturm zwischen den beiden Hauptbrücken hat den Vorteil der besseren Verkehrslage. Nicht nur lehnt sie sich an die direkt zugänglichen Aussenquartiere gleicher Höhenlage im Westen, sondern sie liegt auch in gleicher Höhe mit den Hauptbrücken. Dies ist die obere Stadt.
Machen wir vom Bahnhof aus einen Rundgang, so fällt der Blick gleich am oberen Stadtende, wo bis 1864 der gewaltige Christoffelturm drohend den Eingang bewachte, auf die äusserst elegante Heiliggeistkirche, einen Rococobau aus den Jahren 1726-1729. Sie ist, wie weitaus der grösste Teil der Gebäude der dem Stadt, aus dem grünlich-bläulichen Sandstein gebaut, der in der östlichen Umgehung Berns gewonnen wird (s. Amtsbezirk). Hier öffnet sich die Spitalgasse und damit gleichzeitig ein Blick auf das ausgezeichnete Bild einer altbernischen Gasse. In nicht ganz gerader Flucht umsäumen die Bürgerhäuser eine breite Strasse, in deren Mitte sich von Abstand zu Abstand laufende Brunnen mit farbigen Statuen auf hohen, schlanken Sockeln erheben.
Die Häuserfronten sind in der Regel schmal; am häufigsten sind die zweifenstrigen. Fast alle Häuser besitzen 3 Stockwerke, sodass die weit zurückliegenden Dächer in fast übereinstimmender Höhe auf die Façaden aufgesetzt sind. Die Dachkanten ragen um 2-4 m in die Strasse hinein. Zu dieser grossen Einheitlichkeit kommt das übereinstimmende Baumaterial. Auch die Bürgerhäuser sind durchwegs aus Sandsteinblöcken aufgebaut. Französisch geschulte Baumeister des beginnenden 18. Jahrhunderts schmückten die Façaden, die damals in ausgedehntem Masse erneuert wurden, mit den einfach schönen Fensteröffnungen, die ihnen den Charakter eines wahrhaft bürgerlichen Stiles geben.
Das eigenartigste im Strassenbilde sind aber die «Lauben». Diese dem Fussgängerverkehr und den Geschäftsausstellungen dienenden Durchgänge unter den Fronten zu ebener Erde gehen ununterbrochen auf beiden Strassenseiten von einem Ende der Gasse bis zum andern. Sie werden gebildet von mächtigen, etwas niedrigen Pfeilern und ¶