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Es sind bewaldet: | der Bodenfl. | des prod. Areals |
---|---|---|
im Jura | 32% | 36% |
im Mittelland | 24% | 29% |
in den Alpen | 13% | 17% |
Besonders grosse Waldungen sind der
Bremgartenwald und
der Forst westlich von Bern
,
die Wälder am Gurnigel, an der
Honegg etc.
Es entfallen auf je 1000 Einwohner im Jura ca. 480 ha, im Mittelland ca. 235 ha, im Oberland ca. 400 ha Waldfläche.
Der Boden und das Klima begünstigen den Waldwuchs in allen nicht zu hohen Regionen. Die obere Grenze desselben wird nur in den Alpen von baumlosem Gebirg überschritten, und zwar in örtlich sehr verschiedener Höhenlage; meist in ca. 1600 m, sehr selten erst bei 2000 m.
Dort im Gebirge herrschen reine Bestände vor. Dunkler Fichtenwald bedeckt die meisten Gehänge, die unteren Weidestaffeln umfassend und bis hart an das oberste Staffel reichend. Der Ahorn, dieser Schmuck der Alpenweiden, ist selten mehr bestandbildend. Die Arve ist sehr selten geworden. Einer der letzten kleinen Bestände wurde durch den Eisabbruch der Altels zu Grunde gerichtet. Häufiger trifft man die Lärche. Die Buche steigt an geschützten Hängen bis 1400 m empor.
Die Weisstanne ist im Emmenthal und im Jura am häufigsten, jedoch nie in reinen Beständen. Der Jura hat am meisten gemischte Bestände. Die Buchenwälder des Birsgebietes, die Föhren, welche am Wiesenberg und auf den steilen Felsen der Klusen, hier ursprünglich aber auch unzugänglich, ihre Kronen erheben, die an den Boden geschmiegten Buchen des Montoz und des Chasseral, endlich die Haselsträucher der «Studmatten» auf der Höhe von Magglingen gehören zu den zahlreichen typischen Wald- und Baumformen des Jura. Am Vorherrschen der rentablen Rottanne bemerkt man im flacheren Mittelland die dort seit langem geübte intensive Bewirtschaftung.
Folgendes ist die Verteilung des Waldbesitzes:
Es gehören: | ha | = % |
---|---|---|
dem Staat | 12403 | 8% |
den Gemeinden u. Corporationen | 79824 | 53% |
den Privaten | 59429 | 39% |
Es kann dabei als Regel aufgestellt werden, dass die dorfweise Angesiedelten den Wald auch dorfweise aufgeteilt, die hofweise Angesiedelten ihn dagegen als Privatgut aufgeteilt haben. So sind in Saanen 94%, im Emmenthal fast ebensoviel, in einzelnen Gegenden des Jura dagegen nur noch 0,5% des Waldes Privatbesitz.
Die Bewirtschaftung der Waldungen ist demnach sehr ungleich. Die Oberaufsicht des Staates wird geübt durch ein technisch geschultes, resp. wissenschaftlich gebildetes Personal von 18 Kreisförstern in ebensovielen Forstkreisen, welche dem kantonalen Forstinspectorat (3 Inspektoren, 1 Adjunkt) und insgesamt der kantonalen Forstdirektion unterstellt sind. Ausserdem gibt es 7 Gemeindeförster von fachmännischer Bildung. Im Kampfe gegen Waldverwüstung hat der Kanton in den Personen Kasthofers und Marchands mitgewirkt. Die zahlreichen Schriften besonders des ersteren haben im Anfang des Jahrhunderts in der Schweiz am meisten Licht auf diese Frage verbreitet und eine Zeit der erhaltenden Forstpolitik eingeleitet. In den kantonalen Staatswaldungen allein betragen heute die Aufforstungen ca. 100 ha per Jahr.
Bergbau.
Hierin beansprucht der Kanton Bern
den ersten
Rang
unter den Kantonen, indem er die einzige erhebliche Montanindustrie aufweist, die
auf schweizerischem Boden vorkommt. Es betrifft dies die Ausbeutung des Eisens im
Jura. Hier hat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts
der Bergbau, der früher an sehr vielen
Stellen betrieben wurde, gänzlich konzentriert. Das Erz (Bohnerz)
wird gewonnen bei
Delémont und verhüttet in
Choindez. Dort, bei
Delémont, wird das Erz in einer gelben Mergelmasse (Bolus)
in Form kugeliger Gebilde von Erbsen- und Nussgrösse, in ungleicher Verteilung, meist in taschenförmigen
Gruben hart auf
dem Jurakalk und 50-130 m unter der Oberfläche gefunden. Es ist von hohem Eisengehalt (40 und mehr %).
Im Hochofen von
Choindez wird jährlich ca. 120000 ts. Erz verhüttet, ein Quantum, das in den letzten Jahren eher zu- als
abnimmt. Die Bergwerke und das Hüttenwerk gehören der Gesellschaft der von Roll'schen Eisenwerke
(Gerlafingen). Die Eisenproduktion
jurassischer Provenienz wird nicht ermittelt.
Neuerdings werden die Eisenvorkommnisse des Oberlandes neu untersucht und wird von einer dort zu erwartenden erheblichen Produktion gesprochen.
Wichtiger als die Metallgewinnung ist diejenige der Bausteine. Gegen 500 Personen sind damit beschäftigt, die Sandsteinbrüche von Stockern und Ostermundingen, viele kleinere ebensolche Brüche im Mittelland, sowie die Kalksteinbrüche des Jura (Bielersee, Birsthal) auszubeuten. Die Steine werden weithin in die übrige Schweiz versandt.
In Frutigen wird ein Schiefer der Tertiärformation ausgebeutet und zu Schreibtafeln verarbeitet. Von 14 wichtigeren Fundorten und in ca. 10 grösseren Betrieben des Jura, in den Aemtern Konolfingen und Interlaken werden Cement und hydraulischer Kalk gewonnen.
Mehr als 30 grosse Ziegeleien verarbeiten den im Jura und Mittelland häufigen Ziegellehm. In Lengnau beutet man immer noch die ausserordentlich feuerfeste «Huppererde» aus. Auch Court, Moutier und Bonfol im Jura liefern feuerfeste Erden. Torf endlich gewinnt man an sehr zahlreichen Orten, doch selten in ausgedehnterem Maasse.
1888 waren 735 Personen mit der Ausbeutung der toten Erdrinde beschäftigt.
Industrie und Gewerbe.
Bern
erhebt nicht Anspruch auf den Namen eines eigentlichen Industrielandes, wenn auch von 1000 Bewohnern des Landes je gegen 400 von
der Industrie und dem Gewerbe sich ernähren (von der gesamten Urproduktion werden 455‰ der Personen ernährt).
Zu sehr ist nämlich an dieser Berechnung das ländliche, mit der Landwirtschaft gemischte Gewerbe mitbeteiligt, als dass
von einer vorherrschenden Bedeutung der Industrie im modernen Sinne des Wortes gesprochen werden könnte.
Die geographische und historische Betrachtung der bern
ischen Industrie lehrt deutlich, dass die wichtigeren Gruppen derselben
sich selbständig vom politischem Centrum entwickelt und häufiger den Boden des Kantons von aussen erobert
haben, als auf ihm selbst gewachsen sind. Mehrere alt-einheimischen Industrien des Bern
erlandes im engeren Sinne sind sogar
ausgestorben, oder haben doch viel von ihrer früheren Bedeutung eingebüsst.
Vor Jahrhunderten waren das Berntuch
und die bernische Leinwand grosse Exportartikel. Das Aufkommen der
Baumwolle und der Maschinenarbeit haben die erstgenannte Industrie fast verschwinden gemacht und die zweite zu einer auch
den einheimischen
Markt nur noch
¶
Hauptsächliste Industrien des Kantons Bern
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 28 & 29. ^[Karte: 7° 26’ 20“ O; 46° 57’ 6“ N; 1:550000]
Verlag von Gebr. Attinger Neuenburg.
Metallindustrie | ⑃ | Métallurgie |
Giesserei | ⊥ | Fonderie |
Spinnerei | * | Filature |
Seidenindustrie | S | Soieries |
Baumwoll | ⧬ | Cotonrades |
Wollindustrie | ▭ | Draps et lainages |
Strickerei | * | Tricoterie |
Confection | ⌂ | Confection |
Schuhwaarenfabrik | ╚ | Chaussures |
Baugewerbe | ⇧ | Ind.ie du bâtiment |
Sägerei | ⟣ | Scierie |
Schreinerei | π | Menuiserie |
Holzschnitzerei | ➚ | Sculpture sur bois |
Ziegel u. Cementfab. | ▄ | Tuilerie, briqueterie |
Töpferei | ∂ | Poterie |
Lebensmittel | ⌓ | Alimentation |
Müllerei | ⟢ | Meunerie |
Bierbrauerei | Br | Brasserie |
Tabakfabrik | ⥾ | Fab. de tabac |
Papierfabrik | P | Fab. de Papier |
Typographie | ▬ | Typographie |
Elektrische Anlagen | ∸ | Usines électriques |
Chemische Producte | ❢ | Produits chimiques |
Zündholzchenfabrik | Z | Fab. d'allumettes |
Uhrenindustrie ⊕ | ░ | Industrie horlogere |
Käsefabrikation ● | ▒ | Fabrication du fromage |
Textilindustrie | ▓ | Industrie textile |
Fremdenverkehr H | ▐ | Ind.ie des hôtels |
Eisenbahnen: | Chemins de fer: | |
---|---|---|
breitspurig | _____ | à voie normale |
schmalspurig | _ _ _ | à voie étroite |
elektrisch | _____ | électriques |
zahnradb. | +++++ | à crémaillère |
projektiert | = = = | projetés |
1:550000
V. Attinger, sc.
HAUPTSÆCHLICHSTE INDUSTRIEN DES KANTONS BERN ¶
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teilweise versorgenden zurückgedrängt. Noch blüht die Leinwandfabrikation im Emmenthal und Oberaargau und liefert Fabrikate von altbewährter Qualität. Der Flachs kommt meist schon fertig gesponnen ins Land. Einzig Burgdorf weist eine Flachsspinnerei auf, die jedoch meist fremden Rohstoff verarbeitet. Die übrigen Hauptplätze dieser Industriegruppe sind Eriswil, Langenthal, Sumiswald und Bleienbach.
Die Wollindustrie kommt neuerdings in moderner Gestalt wieder auf. Bern
,
Belp, Burgdorf und Langnau sind die Hauptplätze.
Die Einflüsse der textilen Nord- und Ostschweiz machen sich bemerkbar im Oberaargau und im Laufenthal. Dort weisen Roggwil
und Kirchberg bedeutende mechanische Webereien, Herzogenbuchsee die Seidenbandfabrikation auf; im Laufenthal hat sich, von
Basel
ausgehend, eine bedeutende Floretspinnerei verbreitet. Bis nach Bern
gehen diese Einflüsse, welches die grösste
Baumwollspinnerei des Kantons und eine Seidenweberei aufweist.
Der aus Jeremias Gotthelf bekannt gewordene Webstuhl im Kellergelass des emmenthalischen Taunerhauses ^[richtig: Bauernhauses] verschwindet gänzlich, die Arbeit wird auch dort glücklicherweise in menschenwürdigeren Fabriksälen konzentriert.
Kleine Landstädte halten oft mit echt bern
ischer Zähigkeit irgend eine spezielle Branche der Exportindustrie
fest: so Burgdorf seine Bleiweissfabrikation, Wangen seine Rosshaarspinnerei;
dagegen ist die früher weithin bekannte Fassfeckerei der Landschaft der Ungunst des Holzmarktes zum Opfer gefallen.
Eine alte, echt bodenständige Industrie ist die Töpferei des Heimberg. Dieses 4 km lange Strassendorf giebt ein gutes Bild der langgestreckten Industriedörfer der deutschen Mittelgebirge. Das Heimberger Geschirr mit seinen fröhlichen Farben auf dunkelbraunem Grunde findet besonders bei den Fremden während der Saison immer noch ordentlichen Absatz.
In den Gebirgthälern des Oberlandes haben sich ebenfalls einige bodenständige Industrien zu behaupten gewusst. Die Holzschnitzlerei von Brienz, Meiringen und Interlaken ist als Zeugnis rein volkstümlichen Kunstfleisses ein Stolz des Kantons. Sie verarbeitet neuerdings meist nur fremde Holze (Linde, Birnbaum, Nussbaum und Eiche). Man kommt von der Nachahmung fremder Ornamentik wieder zur Bevorzugung der einheimischen Motive zurück. Zeichnungsschulen in Meiringen und Interlaken, besonders aber die Brienzer Schnitzlerschule, fördern in jeder Hinsicht diese schöne Industrie (jährlicher Export von ca. ½ Mill. Franken).
Holz wird auch in den kleinen Parquetterie- und Chaletfabriken von Interlaken verarbeitet.
Die Fabrikation von Phosphorzündhölzchen im Frutigthal und bei Wimmis ist durch den Bundesbeschluss von 1898, welcher die Verwendung des gelben Phosphors verbietet, in ihrer bisherigen Art unmöglich geworden. Man geht nun zur Herstellung schwedischer Zündhölzer über.
Die Herstellung von Bauhölzern, eines der wichtigsten Gewerbe des Kantons ist in den waldreichen Gegenden des westlichen Oberlandes (Saanen und Lenk), des Emmenthales, des Gurnigelberglandes und des ganzen Jura verbreitet.
In den Thälern von Lauterbrunnen, Kandersteg und Oherhasle verschaffen Spitzenklöppelei und Seidenweberei besonders der Armut einen bescheidenen Verdienst. Diese Zweige der Industrie werden deshalb mit Recht von der Regierung väterlich gefördert.
Ganz andere Verhältnisse treffen wir im Jura an. So zersplittert die Industrien des alten Kantons, so einheitlich sind diejenigen des neuen. Hier hängt Wohl und Wehe der Bevölkerung von dem Gange der Uhrenindustrie (Taschenuhren) ab. Diese hat sich von La Chaux-de-Fonds aus in den bernischen Jura verbreitet und wurde erst in den letzten Jahren technisch und kommerziell von jenem Centrum unabhängig. Noch herrscht der Kleinbetrieb bei weitem vor. Hunderte von «Etablis» beschäftigen nur einen oder zwei Arbeiter.
Doch drängt die Zeit mächtig auf Centralisation. So ist Biel das Centrum für den Südfuss des Jura und das angrenzende Seeland, wo die Industrie ihre Ausläufer bis nach Büren, Lyss und Täuffelen sendet, geworden; St. Immer ist das Centrum des gleichnamigen Thales; Tramelan, Moutier und Pruntrut weisen weiterhin eine bedeutende Ansammlung grösserer Fabriken auf. Die Freiberge arbeiten meist noch für La Chaux-de-Fonds. Von dem Uhrenexport der Schweiz kann annähernd die Hälfte (ca. 40 bis 50 Mill. Fr.) für den Kanton Bern in Anspruch genommen werden. Die ökonomische Lage dieser Industrie ist keine so günstige, als sie sein könnte. Die Preise sind seit langem gedrückt. Fabrikanten- und Arbeitersyndikate suchen den Missständen vorzubeugen. Es giebt drei Uhrmacherschulen, deren Sitze Biel, St. Immer und Pruntrut sind. (Ins übrige Bernerland ist die Uhrmacherindustrie des Jura nicht weiter ¶