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onema saxatilis, Lathyrus heterophyllus, Peucedanum austriacum, Calamintha grandiflora (tessinische Art), Arabis saxatilis und brassicæformis, Orchis sambucina, Viola sciaphila, Hieracium sabinum.
II. Mittelland. Das zwischen dem Thunersee und dem Bielersee gelegene Gebiet umfasst einen der floristisch unbedeutendsten Teile der schweizerischen Hochfläche. Abgesehen von einigen bevorzugten Standorten am Aareufer und am Gestade des Bielersees besitzt dieses Gebiet kaum hervortretendes Gepräge. Immerhin finden sich in den Mösern: Ranunculus lingua, Viola stagnina und pratensis, Oenanthe Phellandrium, Iris sibirica, Scirpus triqueter etc. (vgl. Flora des Plateau).
Erwähnen wir noch als besonders interessante Arten: Leucojum æstivum in den Sümpfen des Seelandes, Inula Vaillanti auf den Kiesbänken der Aare, endlich eine endemische Art: Typha Shuttleworthii.
III. Jura. Vom floristischen Standpunkte aus ist der Berner Jura einer der am wenigsten begünstigten Teile dieses an wechselnden Standorten alpiner und meridionaler Natur so reichen Gebirges. Indem wir nur die spezifisch bernischen Elemente herausgreifen, verweisen wir im übrigen auf den Artikel Jura.
Von interessanten Vorkommnissen erwähnen wir die Edelkastanie, welche bis Neuenstadt und auf die St. Petersinsel vordringt, den schneeballblättrigen Ahorn (Acer opulifolium), eine meridionale Art, welche in Gesellschaft mit Quercus pubescens und dem Buchsstrauch bis zu den Klusen von Münster eindringt. Zerstreut findet sich in den Umgebungen von Neuenstadt und Ilfingen Geranium nodosum, ferner Cheiranthus Cheiri (Levkoje) und Vinca major (Sinngrün) bei Neuenstadt, endlich Lactuca perennis und Dianthus sylvestris, sowie virginis Jacq. bei Biel. Die einzige im rigorosen Sinne endemische Art des Berner Jura ist die merkwürdige Anthriscus torquata, welche den Grund zweier Felskessel bei Bressancourt am Mont Terrible bewohnt. In der mittleren Region von 400 bis 700 m, wo noch Nussbaum, Buche und Eiche fortkommen, gedeihen u. a. der Buchs, Coronilla Emerus und Bupleurum falcatum.
Von 700 bis 1300 m, in den grossen Weisstannenwäldern, welche von Kulturen, Wiesen und Weiden unterbrochen sind, erscheinen ab und zu der Taxus und der Bergahorn, Acer pseudoplatanus, während das Unterholz aus Sträuchern von Ribes alpinum (Johannisbeere), Rhamnus pumila (zwergartiger Wegdorn), verschiedenen Heckenrosen, Sorbus scandia, Lonicera alpigena (Geissblatt) etc. zusammengesetzt ist.
Von Krautpflanzen seien erwähnt: Calamagrostis sylvatica, Ranunculus lanuginosus und aconitifolius, Laserpitium latifolium, Poa alpina, Libanotis montana, Cirsium eriophorum, Gentiana lutea und asclepiadea, Orchis globosa, Narcissus pseudonarcissus (Jonquille) etc.
Die Region über 1300 m hat nur geringen Umfang: Gipfel des Raimeux, des Montoz und des Chasseral, welche mit Weide bedeckt sind. Meridionalalpine Arten, welche im Westen des Jura zahlreich vertreteten sind, gehen hier nicht über den Chasseral hinaus. Dies ist speziell der Fall mit Rhododendron ferrugineum und Erysimum ochroleucum.
Andrerseits sind einige jurassische Arten auf das Gebiet nördlich von den Birsklusen begrenzt: Gentiana asclepiadea, Erinus alpinum, Primula auricula.
[Abschnitt Flora von Dr. P. Jaccard.]
Fauna.
Bezüglich der Fauna kann auf die Artikel Alpen, Mittelland und Jura verwiesen werden. In den meisten Tiergruppen zeichnet sich der Kanton durch die relative Armut seines Gebietes aus. Von den auffallenderen Gestalten des Tierreiches seien Wolf und Eber erwähnt, die zeitweise noch den Jura besuchen. Im Emmenthal verschwand der Wolf in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, wohl 50 Jahre früher liess sich der Bär zum letzten Male erblicken. Die Jagd hat sich zumeist auf Hasen, Füchse und Federwild, in den Alpen dazu noch auf Gemsen und Murmeltiere zu beschränken. Ihre Bedeutung kann aus dem Ertrag der doch nicht unerheblichen Patente (50 bis 70 Fr.) geschlossen werden, welcher 1899 nur wenig über 50000 Fr. betrug. Unbedeutender ist die Fischerei. Alle grösseren Seen sind relativ fischarm. Berühmt sind die ausgezeichneten Bachforellen, die aber neuerdings der Stauwerke wegen zurückgehen, wo nicht künstliche Zucht eintritt. Man vergleiche die Artikel über die bernischen Seen.
Bevölkerung.
Der Kanton Bern gehört mit Freiburg und Wallis zu den zweisprachigen Kantonen an der deutsch-französischen Sprachgrenze. Diese tritt bei Roggenburg vom deutschen Reiche auf bernisches Gebiet über, zieht in südöstlicher Richtung über die Birs an die solothurnische Grenze, folgt derselben, das deutsch-bernische Gebiet von Schelten mit einschliessend, bis zur Seekette, steigt zwischen Ligerz und Neuenstadt zum Bielersee hernieder und geht der Thièle (Zihl) entlang zum Neuenburgersee. Es ist demnach fast der ganze jurassische Anteil des Kantons französisch.
Von den 590000 Einwohnern des Kantons gehören nicht ganz 100000 (16%) dem französischen, der Rest dem deutschen Sprachstamme an. Dieses Verhältnis existiert erst seit 1815, wo das aufgehobene Fürstbistum Basel mit Bern vereinigt wurde. Noch heute stehen sich der sogenannte «neue Kantonsteil» des Jura, der neben der fremden Sprache zudem eine kleine katholische Majorität aufweist, und der alte, seiner ganzen Vergangenheit nach deutsche Kanton als nicht völlig zu vermittelnde Gegensätze gegenüber.
Eine seit Jahrhunderten geübte Auswanderung der Deutschen ins Gebiet des französischen Jura erzeugt dort fast überall deutsche Minoritäten. Diese gehen aber langsam in der französischen Sprache auf, indem der deutsche Dialekt, der mitgebracht wird, der viel kräftiger entwickelten französischen Schriftsprache nicht gewachsen ist. Eine französische Einwanderung in deutsches Gebiet ist nur in der Stadt Biel zu konstatieren. Hier hält sich aber die französische Minorität aus denselben Gründen.
Die Elemente, aus denen sich die Bevölkerung zusammensetzt, erscheinen auch anthropologisch und ethnographisch betrachtet
sehr verschiedenartig.
Die durch Virchow unter den Schulkindern Deutschlands und der Schweiz angestellten Erhebungen ergaben für den Kanton Bern ein bedeutendes Ueberwiegen des brünetten über den blonden Typus. Rein deutsche Gegenden, wie das Emmenthal, zeigten beinahe ebensoviele braune Elemente als der französische Jura, wo die letzteren allerdings ihr Maximum erreichen. Der blonde und blauäugige Typus ist im Oberland am zahlreichsten vertreten, aber auch da ist es einzig das Ländchen Saanen, wo derselbe dem brünetten numerisch überlegen ist.
Der
Berner aller Landesteile ist fast durchwegs kurzköpfig (brachykephal). Die Körpergrösse ist höchst
ungleich;
Jura und
Seeland weisen durchschnittlich die meisten grossen Leute, das
Oberland dagegen die meisten kleinen Leute
auf. Die Unterschiede der Körpergrösse treten oft ganz lokal sehr scharf hervor. So steht der
Schlag hochgewachsener Rekruten,
welche alljährlich der
Hasleberg zu den Aushebungen zu senden pflegt, im ausgesprochenen Gegensatz zu
den benachbarten Thalbewohnern. Der Durchschnittsberner
ist breitschultrig, untersetzt und starkknochig.
Die Abstammung eines grossen Teiles des Volkes von der vorgermanischen Bevölkerung des Landes ist zweifellos. Lange vor dem Eindringen der Alamannen und der Burgunder war der heutige Kanton in allen seinen wesentlichen Teilen besiedelt. Aus den archäologischen Funden zu schliessen, war zur (jüngern) Steinzeit die Besiedelung auf die Pfahlbauten des Bieler-, des Inkwiler- und des Moosseedorfsees beschränkt. Berühmte Fundstellen sind insbesondere die Steinberge bei Nidau, Lattrigen, Mörigen, Lüscherz, Vindelz und Schafis (Chavannes) am Bielersee.
Zur Bronzezeit existierten ausser den Pfahlbauten bereits zahlreiche Landansiedelungen, welche bis in die Alpenthäler hinaufreichten (Wimmis, Frutigen und Boltigen). ¶
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Die Eisenzeit (La Tène) sah eine besonders zahlreiche und allem Anschein nach kriegsgewohnte Bevölkerung im Seeland (Funde von Port, Brügg, Hagneck, etc.). Der Reichtum an künstlerischem Gerät des damaligen unbekannten Volkes wird bezeugt durch die grosse in phönikischem Geschmack aus Bronze getriebene Urne, die bei Grächwil auf der Höhe des Frienisberges aufgefunden wurde.
Die Kelten werden auf unserem Gebiet speziell bezeugt durch den Namen Thuns, sowie durch fundreiche Grabhügel (Jolimont!) und gewaltige Erdburgen, wie die Knebelburg auf dem Jensberg und die Teufelsburg auf dem Plateau des Bucheggberges bei Rüti.
Römisches findet sich in grosser Menge. Die antoninische Reisekarte verzeichnet selbst den Namen einer Stadt auf bernischem Territorium. Das ist Petinesca, deren Reste in Form eines Thores, zahlreicher Fundamente und Befestigungswälle am Obstabhange des Jensberges bei Studen neu aufgedeckt wurden und zur Zeit unter der Leitung des Vereins Pro Petinesca in Biel ausgegraben werden. Römische Villen bestanden zu Toffen, Muri, Herzogenbuchsee etc. Die römische Hauptstrasse durchzog als Dammweg die Ebene des unteren Aarethales von Murten über das genannte Petinesca nach Solothurn. Sie wurde im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte allmählig an den meisten Stellen vom anwachsenden Alluvium überführt und verschüttet. In der späteren Kaiserzeit wurde die Strasse durch den Jura angelegt, von der die Inschrift am natürlichen Felsenthore Pierre Pertuis Kunde gibt.
Wann die römische Herrschaft durch diejenige der beiden germanischen Völkerschaften abgelöst wurde, kann nur annähernd auf die Mitte des 5ten Jahrhunderts n. Chr. angesetzt werden. Von einer Herrschaft der Alamannen im Kanton Bern meldet die Geschichte nichts; das erste Licht, das sie auf unser Gebiet fallen lässt, zeigt dasselbe vielmehr als Bestandteil zuerst des altburgundischen, dann des neuburgundischen Reiches, bis es 1032 zu deutschem Reichsland wird.
Für die Abstammung der Bevölkerung ist aber aus diesem rein politischen Verhältnis ebensowenig etwas zu schliessen, als
aus dem Vorherrschen burgundischer Kulturgegenstände in den berühmten Grabstätten von Elisried, Rubigen
und Bassecourt, welche lediglich die Ueberlegenheit der frühchristlichen Kultur der Burgunder über die der heidnisch-rohen
Alamannen bezeugen. Einen besseren Schluss gestattet die alamannische Sprache, welche sich zwischen der freiburgischen und
luzernischen Grenze als einheitliche Mundart bis heute erhalten hat. Die Berner sind als ein alamannischer
Zweig zu betrachten.
Die ländlichen volkstümlichen Siedelungen bieten den höchst auffallenden Gegensatz des Dorf- und des Hofsystems dar. Im Jura und im flacheren Teile des Mittellandes, unterhalb der oben hervorgehobenen Abfallslinie Bern-Langenthal, herrscht das Dorfsystem vor. Hier stehen die Häuser in dichtgeschaarten Gruppen (Haufendorf), während das Feld umher in zahlreiche, lange, schmale und zerstreut liegende Parzellen eingeteilt ist.
Im höheren Teile des Mittellandes dagegen, auch im westlichen Jura (Franches-Montagnes), herrscht das Hofsystem. Hier sind die Wohnungen einzeln ausgestreut, die Bauern sind jeder einzeln Herr in der Bewirtschaftung des um den Hof liegenden Landes mit Acker, Weide, Wasser, Wald und Wegen.
Der Hausbau bleibt sich dabei im grossen ganzen gleich. Es herrscht von der Nordgrenze bis an den Alpenfuss das keltoromanische dreisässige Haus, welches die Alamannen auch sonst adoptiert haben. Im Jura ist es aus Stein, im Mittelland aus Holz erbaut.
Abweichende Verhältnisse zeigen immerhin der westliche Jura und besonders das Oberland. Man vergleiche die Hausbilder, Seite 203 u. ff. Im Oberland kann zwar zwischen den geschaarten Ortschaften der engen Thäler des Ostens und den über fruchtbarere, sanftere Thallehnen weithin ausgestreuten Höfen des Westens unterschieden werden. Doch sind die Gegensätze, weil nicht von der Bewirtschaftung des Ackers bedingt, weit weniger ausgesprochen, als im Flachlande. Das Haus des Oberlandes ist das Länderhaus. Im Osten ist es mit demjenigen des Wallis nahe verwandt, im Westen zeigt es burgundische Einflüsse.
Der Kanton Bern
wies früher verschiedene Trachten auf, von denen einige ganz verschwunden oder im Absterben begriffen sind. Eine einzige
Tracht lebt noch: es ist die kleidsame Tracht des tieferen Mittellandes. Sie ist so populär und bekannt,
dass sie von Ausländern oft einfach als «schweizerische Nationaltracht»
bezeichnet wird. Auch diese Tracht hat ihre Geschichte. Im 18. Jahrhundert trugen die Berner
innen im Seeland und Emmenthal rote
Mieder und blaue Röcke; dazu kamen sog. Schwefelhütli oder Hauben mit Rosshaarspitzen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts
wurden die farbigen Mieder und Röcke durch schwarze verdrängt und dafür die Tracht mit reichem Silberschmuck ausgestattet.
So entstand die heutige «Berner
tracht»
.
Die Berner Bauern des 18. Jahrhunderts trugen meist nur Hemd und kurze Hosen aus dicht gefälteltem Zwilch, ohne Träger auf den Hüften sitzend. Die braunrote Weste wurde selten benützt und noch seltener der mit langen Schössen versehene Zwilchrock.
Der Bezirk Schwarzenburg ist die Heimat einer der originellsten Schweizertrachten
, der Guggisbergertracht, die gegen Mitte
des 19. Jahrhunderts ausstarb. Die Frauenröcke waren eigentümlich gefältelt und so kurz, dass sie die Kniee unbedeckt
liessen. Die Taille reichte bis zur Mitte des Rückens. Als Schmuck trugen die Bräute prächtige Gürtel und niedliche Brautkrönchen.
Südlich von Thun trug man die sogen. Simmenthaler-Tracht
, die ebenfalls nahezu ausgestorben ist. Sie kennt keinen Silberschmuck,
dagegen wurde um die Schultern ein mit Fransen verziertes seidenes Halstuch gelegt und das Gesicht war
jeweilen mit schwarzen Spitzen umrahmt.
Auch die Haslitracht ist am Erlöschen. Im Anfang des 19. Jahrhunderts trugen die Frauen auf dem Hasliberg Röcke aus naturfarbenem, also gelblich-weissen Wollstoff. Diese Röcke waren in eigenartige Längs- und Querfalten gepresst. Später wurde blauer Wollstoff vorgezogen und der Rock mit einem farbigen Saum versehen. Die Alltagsröcke oder «Gloschli» hängen an Trägern, die Festkleider dagegen weisen schwarze Sammetmieder auf, an denen die Röcke befestigt sind. Die Haslifrauen tragen stets ein das Gesicht eng umschliessendes, rotgewürfeltes Kopftuch und nur an Sonn- und Feiertagen wird der breitrandige, feine Strohhut aufgesetzt. ¶