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Begeisterung für den Alpinismus in den Herzen seiner Landsleute. Die Jahre 1840-1845 wurden für die wissenschaftliche Erforschung des Oberlandes äusserst fruchtbar, indem damals Agassiz und Desor ihre bahnbrechenden Gletscherstudien anstellten, B. Studer, E. von Fellenberg, A. Balzer erforschten die geologische Struktur des Gebirges. Unter den britischen Besuchern des Oberlandes ragen Tyndall und Forbes besonders hervor. Dem Sport war nun freie Bahn gebrochen.
Alljährlich, zu allen Jahreszeiten erhalten die Eisberge zahlreichen Besuch. In 13 Klubhütten des S. A. C. findet der Hochturist Unterkunft. Die älteste Hütte, der Pavillon des Neuchâtelois auf dem untern Aargletscher hat längst dem Pavillon Dollfus Platz gemacht. Unter den noch bestehenden ist die Trifthütte aus dem Jahre 1867 die älteste Klubhütte. Die beiden neuesten sind die Gaulihütte (1895) und die Dossenhütte (1899), beide im nördlichsten Teil des Finsteraarhornmassivs.
Mittelland.
Das Berner Oberland findet nach NNW. seinen Abschluss in den jäh und felsig abbrechenden Wänden der Stockhornkette, des Sigriswilergrats, der Sohlfluh, des Hohgants und der Schattenfluh. Von diesen Höhen aus dringt der Blick unbehindert über ein unruhig geformtes weit niedrigeres Land bis an den Fuss der Juramauer, an die dasselbe in ausgedehnteren Niederungen, zum Teil wasserbedeckt, anstösst: das bernische Mittelland, die alte, dicht bevölkerte Kernlandschaft des Kantons Bern. Hier scheidet der Berner einen östlichen Teil, das Emmenthal, einen nordöstlichen, den Oberaargau und einen nördlichen, das Seeland, besonders aus, sodass der Name Mittelland bloss dem um die Hauptstadt und bis an die freiburgische Grenze gelegenen Teil belassen wird. Für die orographische Einteilung ist aber diese mehr historisch bedingte Unterscheidung unbrauchbar.
Zutreffender ist folgende Teilung: 1. Oberhalb Berns ist das Mittelland höher und rauher. Das breite und tiefe Aarethal teilt es in zwei Teile. Oestlich von ihm sind die Berge des Emmenthals und westlich die Berge des Gurnigels. Beide Gruppen sind ausgesprochene Thallandschaften, wo in eine Bergmasse weicherer Gesteine (Nagelfluh, Sandstein, zusammen mit dem geologischen Ausdruck Molasse genannt) zahllose Thäler eingesenkt sind, welche der einst einheitlichen, als sanftes Glacis abfallenden Hochlandsfläche nur beschränkten Entwicklungsraum übrig gelassen haben.
Gerade in der Zahl und Ausbildung der Thäler zeigt sich indes ein bemerkenswerter Unterschied zwischen dem Bergland des Emmenthals und demjenigen des Gurnigels. Dort sind die Thäler äusserst zahlreich und zerlegen die Bergmasse in eine grosse Zahl schmaler auf- und abwogender Kämme, welche oft strahlenförmig in einem Punkte zusammenlaufen (Napf); hier dagegen bilden sie nur wenige kañonartige Einschnitte in der mehr flachen Hochlandsmasse (Gebiet des Schwarzwassers).
Die Richtung der Erhebungen wird nur unmittelbar am Fusse der Alpen von der Alpenrichtung, weiter nördlich aber durchwegs von der Wasserabführung bestimmt. Wie die Thäler der Aare, der Emme, der Gürbe und der Sense verlaufen die zwischenliegenden Bergmassen nordnordwestwärts und bewirken so eine Verlegung des dem Alpenfuss folgenden natürlichen Verkehrsweges bis hinaus in die Linie Freiburg-Bern-Burgdorf-Langenthal. Die Höhenverhältnisse mögen durch folgende Zahlen veranschaulicht werden: es beträgt die Höhe der meist bewaldeten Hochlandsrücken am Fusse der Alpen noch 1500-1700 m, dagegen nur noch 800 m bei Bern. Thäler, deren Sohle die Isohypse von 600 nicht übersteigt, sind das Aarethal, das Gürbethal bis Wattenwyl, das Emmenthal bis Lützelflüh, das Sensethal bis zur Einmündung des Schwarzwassers und das in die schon niedrigere Berglandsmasse des Oberaargau eindringende Thal der Langeten.
2. Unterhalb Berns (genauer unterhalb der Linie Freiburg-Bern-Burgdorf-Langenthal) ist das Molasseland niedriger und tritt der Plateaucharakter deutlicher hervor. Gleichzeitig geht die bis dahin einheitliche Abdachung senkrecht zur Alpenrichtung in eine dem Jurafuss ostnordöstlich folgende über, welche alle grösseren Flüsse zu einem entsprechenden Umlenken veranlasst. Noch erhebt sich der Frienisberg bedeutender über das Land. Seine Haupterstreckung geht bereits dem Jura parallel.
Ebensolche Richtungen zeigen die langgestreckten Tafelberge im tiefsten Teile des Mittellandes. Es sind stehengebliebene Reste des Plateaus inmitten der grössten Ebenen des Kantons, welche einerseits vom Neuenburgersee aus (Grosses Moos) andererseits vom Grauholz aus in annähernd nordöstlicher Richtung verlaufen, sich in der Gegend von Solothurn vereinigen und an den Endmoränen des Rhonegletschers bei Wangen abgeschlossen werden. Diesen Ebenen entlang tendiert der Verkehr. Doch ist die nordwestliche Richtung der Thäler auch hier nicht ganz verschwunden (Trockenthal des Lyssbachs). Kein Punkt liegt unter 400 m, indem die Aare den Kanton bei Murgenthal in 402 m verlässt. Das Schwemmland der Aare und der Emme liegt durchschnittlich 450 m, das Plateau 500-600 m hoch.
Jura.
Vom Jura umfasst der Kanton Bern denjenigen Teil, in welchem die nach Osten zusammenlaufenden Ketten dieses Gebirges in grösster Zahl auftreten, d. h. den umfassendsten Teil des sogenannten Kettenjura. Gerade die höchste Kette desselben, die Weissenstein-Chasseral-Kette, erhebt sich in unmittelbarer Nähe des bernischen Mittellandes, demselben fast sämtliche natürlichen Wege nach N. verschliessend. Doch ist diese Kette in 2 Schluchten (Klusen) durchbrochen.
Durch die Schluchten der Schüss bei Biel (Taubenloch und Rondchâtel) dringt man in das St. Immerthal ein, welches nach dem Hochland von La Chaux-de-Fonds leitet; durch die «Klus» von Oensingen, die zwar schon auf solothurnischem Territorium liegt, führt der Weg zum Passwang, einer in der bernischen Geschichte wichtigen strategischen Strasse. Die einzige, etwas geräumige, bewohnte Hochfläche des Jura, welche sich nach Bern abdacht, ist der über dem Bielersee gelegene Tessenberg.
Das übrige Gebirge hat lauter nördliche Ausgänge. Von Basel aus ist der Jura Jahrhunderte lang beherrscht worden. Von dort, dem Thale der Birs aufwärts folgend, tritt man durch die Klus von Grellingen in das Laufenthal, durch diejenige von Delémont in das gleichgenannte Becken, das flachste Gebiet innerhalb der Juraketten ein. Eine Serie von drei Engpässen, die Klusen von Choindez, Moutier und Court, durchqueren die eng aufeinander folgenden zentralen Parallelketten, und man erreicht neuerdings ein breiteres Längsthal, dasjenige von Tavannes.
Dieses zieht sich westlich aufwärts, lässt den Verkehr über und durch den
Sattel von
Pierre Pertuis nach dem St. Immerthal
hinüber entschlüpfen und weist ihm
Wege nach der weiten Hochfläche der
Franches Montagnes, wo die Faltungen der Kalkfelsen,
welche sonst die Ketten des
Jura bilden, von den Gewässern der Vorzeit abgehobelt sind und der hochgelegene
Boden (900-1000 m) sich wellenförmig hinzieht bis zur tiefen, waldreichen
Schlucht des
Doubs, welcher die Grenze bildet. Diese
Schlucht tritt nach Osten hin auf bernisches Gebiet über, bildet die überaus merkwürdige scharfe
Ecke bei
St. Ursanne und
wendet sich, am Südfuss der
Lomont-Kette, wieder
Frankreich zu. Jenseits dieser genannten Kette senkt
sich als abgelegenster Teil des Kantons Bern
das Hügelland
Ajoie
(Pruntrut) zur burgundischen Pforte.
Der höchste Punkt des bernischen Jura ist mit 1609 m der Chasseral (deutsch Gestler). Der tiefste Punkt, des Jura, wie des ganzen Kantons, ist bei Duggingen, wo die Birs den Kanton verlässt (322 m). 65% der Bewohner des bernischen Jura leben höher als 500 m ü. Meer.
Gewässer.
Der Kanton Bern gehört zum Stromgebiet der Aare vom Alpenkamm bis zu einer Linie, welche über Sonnenberg, Pierre Pertuis und Montozkette zieht. Die nördlichen Juraflüsse sind teils direkt dem Rhein, teils dem Doubs und damit der Rhone tributär. Das Flussgebiet des Doubs dringt nur in der Ajoie durch die Allaine namhaft in den Kanton ein.
Innerhalb der Alpen sind fast sämtliche bedeutenderen Flüsse Gletscherflüsse. Dieser Umstand hat zur Folge, dass sie besonders im Hochsommer reichlich dahinfliessen. Nimmt man hinzu, dass sowohl diese Gletscherflüsse als ihre übrigen Trabanten durch eine Schneeschmelze verstärkt werden, deren Maximum auf die Monate Mai, Juni und Juli fällt, so wird begreiflich, dass sich die Aare in ihrem Wasserstand durch starke sommerliche Anschwellung auszeichnet. Das Pegel bei der Bahnbrücke unterhalb Meiringen, die Pegel von Brienz, Interlaken, Thun etc. zeigen alle an, dass sowohl der Fluss, als die Seen im ¶
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März anzuschwellen beginnen, im Juli und August den höchsten Stand erreichen, um erst im Dezember ein Niedrigwasser aufzuweisen, das bis zum April anzuhalten pflegt. Die Schwankungen durch eigentliche Hochwasser sind mächtig, werden aber durch die Seen gemässigt. Im Winter führen die Flüsse Grundeis. Im Hochsommer sind sie alle bedeutend kühler als die Temperatur der Luft und führen grosse Massen Gletscherschlamms mit sich, welche den Anlagen für elektrische Kraft hinderlich werden, indem der feine Schlamm die Ventile der Turbinen verstopft.
Eine grosse Zahl von Wildbächen ergiesst sich von den seitlichen Gehängen der Thäler. Gefährlich werden diese überall dort, wo unter entwaldeten Alpweidebergen fruchtbares Land eine dichtere Bevölkerung angelockt hat. Verwüstend aufgetreten sind im Berner Oberland vor allem der Lambach bei Brienz, der Saxetenbach bei Wilderswil, der Lombach bei Unterseen, die Gürbe am Nordfuss der Stockhornkette. Der Lambach bedeckte noch 1896 einen grossen Teil des Dörfchens Kienholz mit Erdbrei.
Die Korrektion dieser Bäche fällt den betroffenen Gemeinden anheim, doch wird die Hülfe des Staates (Verbauung und Aufforstung) in immer ergiebigerem Masse gewährt. Von grösseren Flusskorrektionen sind folgende zu nennen: Im Mittelalter leiteten die Mönche des Klosters Interlaken die Lütschine in den Brienzersee. 1714 liess die Berner Regierung die Moränenwälle bei Strättligen durchstechen und verschaffte der Kander die Ableitung in den Thunersee. 1878 wurde die Aarestrecke des Haslethales zwischen Meiringen und dem Brienzersee geradegelegt.
Ueberaus reich ist das Oberland an Wasserfällen. Kein Teil der Alpen kann sich hierin mit ihm messen. Es vereinigt auf seinem
Gebiet sowohl die hinten in den zirkusähnlichen Thalabschlüssen von allen Seiten als dünne Silberfäden
herniederwallenden Wasserstürze nach Art der Sieben Brünnen bei Lenk, als die mächtigen Stürze eines Hauptflusses über
die Thalstufe (Handeckfall der Aare). Besonders ausgezeichnet sind aber die von seitlichen Thalterrassen niedergehenden Fälle
vertreten, sei es, dass sie, wie der Staubbach, nur einen einzigen wallenden Flug über eine Wand herunter
nehmen, sei es, dass sie, wie die Giessbachfälle, einen in Treppenform aufgebauten Terrassenhang in mehrfachen Sprüngen
herabstürzen. In den Fällen des Lauterbrunnenthales, des Oeschinenzirkus, der Thalabschlüsse von Gastern und Adelboden, rings
um Meiringen, wird man die erwähnten Formen der Wasserfälle in vielfacher Wiede
rholung und Abänderung
wiede
rfinden.
Von den Seen des Oberlandes werden die zwei grossen ihre besondere Besprechung finden. Der Brienzersee ist 30, der Thunersee 48 km2 gross. Ihre Höhe über Meer (565 und 560 m) ist fast dieselbe, indem sie einst mit einander zusammenhingen. Die tiefste Stelle (262 m) und die mittlere Tiefe sind beim Brienzersee beträchtlicher als beim Thunersee (grösste Tiefe 217 m). Beide Seen sind die grossen Geschiebereservoire der Hochalpenflüsse, der Thunersee insbesondere seit der Kanderregulierung. Sie ermässigen die Temperatur der Flusswasser in erheblichem Masse, mit dem kalten Flusswasser senkt sich auch der feine Gletscherschlamm zur Tiefe des Seebodens. Beide Seen gefrieren sehr schwer und immer nur teilweise, meist ist die Schiffahrt auch im Winter ungestört.
Neben diesen zwei grossen Thalseen enthält das Oberland eine beträchtliche Zahl von Bergseen. Der durch einen prähistorischen Bergsturz des Fisistockes aufgedämmte Oeschinensee ist der bekannteste von ihnen. Ihm reihen sich an der Engstlensee, der Arnen-, Iffingen- und Lauinensee, das durch seine vitriolblaue Farbe berühmte Blauseeli. Besonders reich an jenen kleinsten Bergseen, die erst in einer Höhe von ca. 2000 m aufzutreten pflegen, ist die Faulhorngruppe. Es sind sog. Karseen, die am Fusse schneereicher Wände gelegen und deren Becken in früher Zeit vom Eise und Schnee ausgewittert und durch die Eisbewegung ausgehobelt worden sind. Der schönste unter ihnen ist wohl der Gelmersee. Diese Bergseen befinden sich in einem Stadium relativ raschen Verschwindens. Bergschutt füllt ihre oft tiefen Becken zu, und eine Stein- und Schlammebene tritt bald an die Stelle des grünblauen Gewässers.
Die Gewässer des Mittellandes haben einen wesentlich anderen Charakter. Zwar zeigt noch die Aare an ihren sämtlichen Pegelstationen die Nachwirkung des alpinen Regimes der Wasserführung. Aber die eigentlichen Vorlandflüsse, welche zwar an der Alpenwand entspringen, doch nicht vom andauernden Schnee der Hochalpen gespeist werden, zeigen neben den winterlichen auch ausgesprochene hochsommerliche Niedrigstände. Im Durchschnitt ist freilich immer noch die Wasserführung des Sommers etwas grösser als die des Winters, wie es das Pegel der Sense von Laupen zeigt.
Alle Hochwasser fliessen rasch und mächtig zu Thal. Zu gewöhnlichen Zeiten fliessen die Flüsse so wasserarm dahin, dass z. B. an der Emme oft das sämtliche noch fliessende Wasser von den Fabrikkanälen stellenweise abgeleitet ist. Die Temperatur dieser Gewässer ist im Sommer meist ziemlich hoch, da sie untief durch gewaltige Kiesmassen laufen. Im Winter dagegen kühlt sich das Wasser entsprechend ab. Grundeis führen am häufigsten die Schluchtenflüsse des Gurnigelberglandes (Sense, Schwarzwasser und Saane); in mässig ¶