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Murgenthal an Aargau,
bis
Duggingen an der
Birs an Solothurn.
Das noch fehlende Stück an der Nordgrenze berührt
Baselland und zwei solothurnische
Enklaven. Das Territorium des Kantons
Solothurn
dringt mit drei vorspringenden
Ecken
(Aeschi,
Messen-Schnottwyl und
Grenchen) tief in das bern
ische
Gebiet ein. Eine solothurnische Enklave ist der
Steinhof bei
Aeschi. Endlich liegen zwei bern
ische Enklaven
(Münchenwyler und Chavaleyres) im Gebiet von Freiburg
bei
Murten.
Es stösst demnach der Kanton Bern
an zwei ausländische Mächte, neun Kantone
und zwei Halbkantone
(Ob- und Nidwalden).
Kein anderer Kanton
berührt
so mannigfach das übrige schweizerische Gebiet. Zwischen dem
Bodensee und den Juraausgängen bei Genf
nimmt
der Kanton
eine zentrale Lage ein, die noch dadurch gekräftigt wird, dass er sich in so grosser südnördlicher Erstreckung
über alle drei natürlichen Hauptteile der
Schweiz:
Alpen,
Mittelland und
Jura, ausdehnt. An der Grenze des deutschen und romanischen
Volkstums gelegen, erscheint er in Geschichte und Gegenwart berufen, die westlichen Interessen der Eidgenossenschaft
zu vertreten und für die berührten Gegensätze auf dem Gebiete des innerschweizerischen politischen und geistigen Lebens
die
Rolle des Vermittlers zu spielen.
Bodenbeschaffenheit.
Nicht ganz die Hälfte des Kantons
liegt innerhalb der
Alpen, etwas mehr als ⅓ gehört zum schweizerischen
Mittelland (sog.
Hochebene) und zum Gebirge des
Jura.
Alpen und
Mittelland bilden zusammen eine einheitliche Abdachung, die
vom
Kamme der Bern
eralpen bis zur Senke am Fusse des
Jura reicht. Der
Jura hat seine besondere, wiederum nördliche Abdachung.
Alpen.
Der Anteil des Kantons Bern
an der Alpenkette trägt den weltberühmten Namen des
Berner
Oberlandes. Dieses umfasst
von der mächtigen Kette der
Berner
Alpen beinahe die ganze Nordabdachung mit allen vorgelagerten Gruppen und Ketten. Die Kanton
sgrenze,
welche fast durchwegs den wasserscheidenden
Kämmen folgt, umgibt es nicht allein auf der West-, Süd- und Ostseite, sondern
noch im NW. und NO., sodass das
Oberland als eine vom übrigen Kanton
etwas losgelöste, selbständige
Landschaft erscheint. Durch die alleinige Oeffnung im Aarequerthal bei
Thun wird sie indess zur natürlichen Dependenz des
bern
ischen
Mittellandes.
Das
Berner Oberland ist das Fluss- und Thalgebiet der alpinen
Aare und ihrer alpinen Zuflüsse. Das Ländchen
Saanen in der
äussersten Südwestecke besitzt insofern
eine besondere Stellung, als aus ihm allein die Thallinie nicht
zur Depression des
Thunersees, sondern westwärts nach den Kantonen
Waadt
und Freiburg
geöffnet ist.
Mit Recht unterscheidet man eine hochalpine Zone im S. und eine voralpine im N. Trotzdem die voralpinen Gebirgsketten sich wie fiederartige Verzweigungen vom Hauptstamm des Hochalpenzuges selbst loslösen, tritt doch eine Scheidungslinie der beiden Zonen in den Sätteln am Fusse der Hochalpen deutlich hervor. Südlich einer Linie Jochpass-Meiringen-Grosse Scheideck-Kleine Scheideck-Sefinenfurgge-Hohtürli-Kandersteg-Adelboden-Lenk-Gsteig-Col de Pillon sind alle Hauptgipfel höher als 3000 m. Dies ist der Hochalpenzug. Nördlich von derselben Linie übersteigt kein Gipfel 3000 m.: dies sind die Voralpen.
Die hochalpine Region ragt in massigen Stöcken auf, deren Ausdehnung und Höhe vom Oldenhorn im WSW. bis zum Finsteraarhornmassiv im ONO. zunehmen: Oldenhorn 3134 m, Wildhorn 3268 m, Wildstrubel 3258 m, Balmhorm 3688 m, Blümlisalp (Weisse Frau) 3661 m, Breithorn 3779 m, Jungfrau 4167 m. Der Wasserscheidekamm geht vom Balmhorn über den Petersgrat und vom Breithorn, als der wunderbar scharfe Eis- und Felsgrat, der den Hintergrund des Lauterbrunnenthals bildet, zur Jungfrau.
Hier erreicht das Gebirge seine wildeste Ausgestaltung. Der eigentliche
Kamm wird von riesenhaften, nach NO. vorspringenden
Vorwerken verdeckt, und von Bern
gesehen erscheint das schlanke
Finsteraarhorn, mit 4275 m der höchste Punkt
des
Oberlandes, niedriger, als die vorgeschobene Pyramide des
Schreckhorns (4080 m). Weiter östlich glätten sich diese erhabenen
Wellen um ein kleines. Jenseits des tiefen Grimselsattels erhebt sich das Massiv des Triftgebietes, dessen Hauptgipfel, der
Dammastock, nur mehr 3630 m aufweist.
Charakteristisch für die ganze Bern
erseite dieses Gebirgszuges ist der nach ihr gerichtete ungeheure
Steilabsturz desselben. So ist beispielsweise der Eigergipfel (3975 m) in der Luftlinie nur 2 km von der bei 1600 m gelegenen
Alp
Mettlen entfernt, was einer mittleren Steilheit von 53° entspricht. Aehnlich nah überragt das
Wetterhorn die grosse
Scheideck,
die
Jungfrau das Trümletenthal, der
Wildstrubel den
Kessel hinter
Adelboden etc. Das Geheimnis dieses Aufbaues,
der an Grossartigkeit auf der
Erde unübertroffen ist, liegt in der
Härte des Hochgebirgskalkes und insbesondere in der eigentümlichen
Art, wie dieser von der
Jungfrau bis zum
Wetterhorn in das
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Urgestein eingefaltet ist. Diese innige Vereinigung von Urgestein und Kalk schuf hier, indem sie der Verwitterung den grössten Widerstand leistete, die Sturzwände und die schöne Bastionenform der Gipfel.
Mit der Höhe und Ausdehnung der einzelnen Stöcke nimmt die Vergletscherung von W. nach O. zu. Rings um das Schreckhorn breitet sich die grösste vergletscherte Fläche aus. Verhältnismässig noch firnreicher ist das Triftgebiet mit seinen vielen reinweissen Gipfeln. Das vergletscherte Areal im Kt. Bern wird auf 288 km2 geschätzt. Die Schneegrenze liegt nach den Ergebnissen Kurowskys und Zellers im Finsteraarhorngebiet bei 2950 m, im Triftgebiet bei 2750 m. Gegen W. hin dürfte sie noch etwas tiefer liegen.
Die grössten Thalgletscher sind der Triftgletscher, der obere und der untere Aaregletscher, der Gauligletscher, der Rosenlauigletscher, der obere und der untere Grindelwaldgletscher, der Tschingel- und der Kandergletscher. Sie sind auf das Gebiet östlich der Gemmi beschränkt. Der grösste und längste unter ihnen ist der Aargletscher (s. d.), der am tiefsten herabreichende der untere Grindelwaldgletscher, dessen Zunge zur Zeit bei 1200 m liegt. Kein Gletscher der Alpen steigt so tief zu Thal.
Die schon genannte allgemeine Steilheit dieses Nordabfalles der Berneralpen bringt es mit sich, dass hier die Kategorie der Hängegletscher mit periodischen Eislawinen sehr häufig ist. Diese Eisstürze entsenden ihren Donner an den Sommernachmittagen zu den frequentiertesten Turistenwegen. Katastrophenartig, wie 1895 und früher schon an der Altels, werden sie glücklicherweise selten. Von den Lawinen wird das Haslithal am gefährlichsten heimgesucht.
Die Voralpen dominieren im westlichen Teil des Oberlandes. Hier löst sich die vielverzweigte Niesenkette vom
Stock des Wildstrubels los und dringt weit nach N. vor (Albristhorn 2767 m, Niesen als Eckpfeiler 2366 m). Diese Bergmasse ist
im W. und N. umwallt von der Stockhornkette (Stockhorn 2193 m, Kaisereck 2186 m). Vom Hochalpenzug der Blümlisalp aus breitet
sich die an hohen Gipfeln immer noch reiche Schilthorngruppe nach N. hin aus und vor dem Finsteraarhornmassiv
bilden die kleineren Gruppen des Männlichen und des Faulhorns imposante Aussenwerke (Schilthorn 2973 m, Dündenhorn 2865 m,
Schwalmeren 2785 m, Tschuggen 2523 m, Schwarzhorn 2930 m, Faulhorn 2683 m). Die Richtung der Stockhornkette ist jenseits des
Thunersees von den gratreichen Gebirgen, die weiterhin im Kanton
Luzern
die Pilatuskette bilden,
wieder aufgenommen,
sodass auf der ganzen Nordseite das Oberland auffallend gegen die tieferen Regionen abgeschlossen ist. Hier sind der Brienzergrat
mit dem Brienzerrothorn (2351 m) und der Hohgant (2199 m) die höchsten Gipfel. In der Nordostecke zieht die Aagruppe mit dem
Hohstollen (2484 m) zum Titlis hin.
Im einzelnen sind die voralpinen Bergformen nicht weniger wild als die hochalpinen. Die Gipfel zeigen vorzugsweise die Form verwitterter Thürme und schroffer Zacken. Die Bergrücken sind überaus häufig in schneidend scharfe Gräte zerlegt. Obgleich frei von Gletschern, erscheinen doch fast alle hohen Voralpenberge auch im Hochsommer nicht gänzlich schneefrei. Das Schilthorn trägt seinen Namen von dem grossen Schneeschild, das alljährlich im Sommer, von aperen Felsen eingerahmt, auf seiner Nordostflanke bestehen bleibt.
Die weiten Firne sind hier gegen nicht minder kulturfeindliche Trümmerhalden am Fusse der Sturzwände vertauscht. Die Regionen des Malms (Faulhornkette) und des Kreidekalks (Sigriswilgrat bis Schrattenfluh) sind reich an den Karren oder Schratten genannten Verwitterungsfeldern.
Folgen wir dem Hauptthal der Aare selbst, so sehen wir es bei Thun als breite vom Thunersee erfüllte Pforte zwischen die voralpinen Kalkketten des Stockhorns und des Sigriswiler- und Guggisgrates eintreten. Die Niesenkette bricht mit dem imposanten Steilabsturz des Niesen in einiger Entfernung vom See ab, während die Gruppe des Schilthorns im Morgenberghorn und Leissigengrat hart an ihn herantritt, sodass das Thal von Leissigen an in die Längsrichtung gedrängt ist.
Diese Längsrichtung ist am ausgesprochendsten vom Bödeli über den Brienzersee bis nach Meiringen: der Brienzergrat im N. und die Faulhornkette im S. schliessen das Längsthal ein. Auf dieser Strecke sind einige Wege zu nennen, welche die nördliche Umwallung übersteigen: durch das kleine Justisthal führt ein Pfad über die Sichel (1719 m) nach der abgeschlossenen Landschaft Eriz. Aus dem bei Unterseen sich öffnenden Habkernthal gelangt man über das Grünenbergli (1590 m) nach Eriz oder ins oberste Emmenthal und über die Habchegg (ca. 1500 m) nach den Thälern der grossen und kleinen Emme. Weit wichtiger ist aber die tiefe Einsattelung östlich vom Brienzerrothorn, der Brünig (1010 m), welcher eine uralte Verbindung, jetzt einen Schienenweg, nach dem Vierwaldstättersee bildet. Von Meiringen geht das Aarethal als Haslethal in die Querrichtung und ¶