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besonderen Fonds und Stiftungen oder Zuschüsse aus der allgemeinen Vereinskasse für ihre Thätigkeit zur Verfügung stehen. Im Jahr 1899 betrugen die Einnahmen 61995 Fr., die Ausgaben 63735 Fr. und das Vermögen 387357 Fr., während die verschiedenen Fonds eine Höhe von über 1 Million Franken erreichten. Im Anschluss an die Feier des 150. Geburtstages von Heinrich Pestalozzi wurde in Basel eine Pestalozzigesellschaft gegründet, die 1900, im vierten Jahre ihres Bestehens, bereits 15868 Fr. einnahm und 13858 Fr. ausgab.
Ihr Vermögen beträgt 8134 Fr.; überdies besitzt sie einen Fond von 22370 Fr. zur Gründung einer Rettungsanstalt für verwahrloste Mädchen. Die Zahl der Vereine, Stiftungen und Anstalten für wohlthätige Zwecke überhaupt beträgt über 100. Infolge ihrer Fürsorge besitzt Basel eine Reihe von Schulen, die eine wesentliche Ergänzung zu den staatlichen Anstalten bilden, wie die Repetierschulen für fremde Sprachen, die Musikschule, die Knabenhandarbeitsschulen, die Näh- und Flickschulen, die Kochschulen.
Eine Kommission der Gemeinnützigen Gesellschaft veranstaltet alljährlich populäre Vorträge, eine andere gibt ein Neujahrsblatt heraus, und ein besonderer Verein sorgt für Verbreitung guter Schriften. Durch Unterstützung des Turnens, der Jugendspiele, des Schlittschuhlaufens und durch Unterhaltung von Bad- und Schwimmanstalten sucht man auch die körperliche Ausbildung der Jugend zu fördern. Neben den staatlichen Kinderhorten sorgen die Lukasschulen, die im Jahr 1856 bei Anlass des 500jährigen Gedenktages des grossen Erdbebens (am Lukastag 1356) gegründet wurden, für nützliche Beschäftigung ärmerer Schüler und Schülerinnen an Winterabenden und versehen dieselben mit Schuhen und mit dem Schülertuch.
Den Schülern der Primar- und Sekundarschulen kommt im Sommer die Milchverteilung und die Ferienversorgung, im Winter die Suppenausteilung zu gute. Besondere Kommissionen der Gemeinnützigen Gesellschaft versorgen verwahrloste Kinder und die Waisen von Niedergelassenen in auswärtigen Anstalten u. beteiligen sich neben dem Staate bei der Verpfründung von Niedergelassenen. Ausser dem staatlichen Arbeitsnachweisbureau bestehen zwei private. Den Haus-Verdienst sucht eine Kommission der Gemeinnützigen Gesellschaft zu heben durch leih- oder kaufweise Abtretung von Wind-, Näh- und Strickmaschinen.
Eine Armenarbeitsanstalt beschäftigt ältere bedürftige Leute in angemessener Weise. Ferner gibt es eine Schreibstube für Arbeitslose und eine Arbeitshütte, welch' letztere durchreisenden Handwerksburschen gegen Arbeit Unterkunft und Nahrung verschafft. Für die arbeitende Bevölkerung besteht neben den staatlichen Lesesälen das von der Gemeinnützigen Gesellschaft gegründete Bläsistift, das den Arbeitern Bibliothek, Lesesäle und billige Mietzimmer bietet.
Eine besondere Gesellschaft unterhält die Anstalten im Engelhof, bestehend aus Kost- und Logierhaus, aus einer Herberge, die mit der Arbeitshütte Verbindung hat, und aus Arbeitersälen, wo die Arbeiter Gelegenheit haben, die freie Zeit mit Lesen, mit Besuchen von Unterrichtskursen etc. nützlich zuzubringen. Verschiedene Speisehallen, Speisehütten und Kaffeehallen sorgen für gute und billige Ernährung des Volkes. Endlich sind zu erwähnen ein Irrenhülfsverein, zwei Vereine für entlassene Sträflinge und eine Stiftung, die für den Unterhalt der Familien Inhaftierter sorgt.
Alle diese Veranstaltungen haben eine hohe Bedeutung für das Leben einer Grossstadt wie Basel, indem sie dazu beitragen, viel Not und Elend zu lindern. Eine schöne Ergänzung erhalten sie durch die gegenseitigen Hülfsgesellschaften, deren blühender Stand ein besonders gesunder und rühmlicher Charakterzug der Bevölkerung darstellt. Im Jahr 1881 zählte Prof. Kinkelin 82 auf (Thun. Die Vereine etc.); ihre Zahl hat sich seither noch vermehrt. Darunter sind - nach einer Zusammenstellung des Departements des Innern - besonders namhaft zu machen zwei Alters- und Pensionskassen (1899: Einnahmen 12494 Fr., Ausgaben 8287 Fr., Vermögen 233354 Fr.), neun Witwen- und Waisenkassen (Einnahmen 170707 Fr., Ausgaben 83248 Fr., Vermögen 2075097 Fr.), 29 Arbeiterkrankenkassen (Einnahmen 154976 Fr., Ausgaben 154074 Fr., Vermögen 343891 Fr.).
Geschichte.
Die Stadt Basel wurde im Jahre 374 n. Chr. vom römischen Kaiser Valentianian I. an der Stelle des keltischen Robur gegründet. Die ältesten Teile waren um den Münsterplatz herum, der noch im vorigen Jahrhundert «Burg» hiess. Hier liessen sich später der Bischof und die Domherren nieder, und unweit davon erhob sich schon frühe die erste Pfarrkirche Basels, St. Martin. 917 wurde die Stadt von den Ungarn zerstört; aber sie blühte bald wieder auf, und 1019 weihte Kaiser Heinrich II., fortan ihr Schutzheiliger, das neuerstellte Münster.
Darauf erfolgte ein rasches Wachstum. Dienstleute, freie und hörige Handwerker siedelten sich auf beiden Seiten des Birsigs an. St. Leonhard und St. Peter wurden die Pfarrkirchen des Nordwestplateaus. Noch im 11. Jahrhundert wurde an der Stelle der heutigen «Gräben» der innere Mauergürtel geschaffen, vor welchem schon vor 1100 das Kloster St. Alban entstand. Bischof Heinrich von Thun (1215-1238) liess den Birsig überwölben, den Marktplatz anlegen und die Rheinbrücke erbauen.
Bald darauf kamen auch die Prediger und Barfüsser nach Basel. Jene errichteten ihr Kloster in der Vorstadt vor dem Kreuzthor (St. Johann) (1768 Schellenwerk und französische, jetzt altkatholische Kirche), diese zuerst in der Spalenvorstadt, dann auf dem Barfüsserplatz, (1846 Kaufhaus, jetzt Historisches Museum). Das von den Barfüssern verlassene Gebäude in der Spalen bezogen 1268 Clarissinnen und nannten es Gnadenthal (1573 Kornhaus, 1892 Gewerbeschule). In der Steinen liessen sich die reuigen Sünderinnen nieder (Mädchensekundarschule) und in der Nähe des Münsters die Augustiner (Museum).
Auch Kleinbasel erhielt zu dieser Zeit neben der St. Theodorskirche, die schon im 11. Jahrhundert bezeugt ist, die beiden Frauenklöster St. Clara (jetzt römisch-katholische Kirche) und das unter der Aufsicht der Prediger stehende Klingenthal (seit 1863 Kaserne) und sodann im 15. Jahrhundert dasjenige der Kartäuser (seit 1669 Waisenhaus). Ursprünglich lagen die St. Theodorskirche und das Klingenthal ausserhalb der um die Mitte des XIII. Jahrhunderts entstandenen Befestigungen.
Schon vor dem furchtbaren Erdbeben von 1356 hatte man angefangen, auch die Vorstädte Grossbasels mit Mauern zu umgeben; aber erst nach demselben empfing Basel die Ausdehnung, die ihm bis 1860 verblieb. An die Befestigungswerke lehnte sich der Petersplatz, welcher schon 1277 mit Bäumen bepflanzt wurde, aber erst 1778 nach der Wiedererbauung des abgebrannten Zeughauses (1776) die spätere Gestalt erhielt. Es besass nun die grosse Stadt 6 Thore, nämlich St. Johann-, Spalen-, Steinen-, Aeschen-, St. Alban- und das Rheinthor (bei der Rheinbrücke) und Kleinbasel das Riehen- und Bläsithor.
Die innern Stadtmauern begann man teilweise schon im 18. Jahrhundert abzutragen, und von den innern Thoren oder Schwibbogen wurden diejenigen von Aeschen und Spalen und das durch den Lällenkönig bekannte Rheinthor schon in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts beseitigt. Ihnen folgten in den 60er und 70er Jahren das Steinen-, Aeschen-, Riehen- und Bläsithor u. der St. Johann- u. St. Albanschwibbogen. Es stehen somit nur noch das St. Johann-, Spalen- und St. Albanthor. An der Stelle der Stadtgräben sind schöne Promenaden entstanden. Für das betreffende Areal hätte nämlich im Falle einer Bebauung nach dem Teilungsvertrag von 1833 der Kanton Baselland entschädigt werden müssen. Doch verzichtete derselbe im Jahr 1863 auf alle Ansprüche gegen eine einmalige Summe von 1200000 Fr.
Die im 13. und 14. Jahrhundert erstarkte Bürgerschaft hatte mit dem Bischof, dem Adel und dem Haus Habsburg zu kämpfen. Da befreite sie die Schlacht bei Sempach (1386) von ihrem gefährlichsten Feinde, dem Herzog
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Leopold. Nun kamen die Zünfte zur Geltung. Es waren folgende: 1. Kaufleute oder Schlüssel, 2. Hausgenossen oder Bären, 3. Weinleute oder Gelten, 4. Krämer oder Safran, 5. Rebleute, 6. Bäcker, 7. Schmiede, 8. Gerber und Schuhmacher, 9. Schneider und Kürschner, 10. Gärtner, 11. Metzger, 12. Spinnwettern (Bauhandwerker), 13. Scherer und Maler, 14. Weber, 15. Fischer u. Schiffer. In Kleinbasel, das 1392 von der grossen Stadt erworben wurde, blieben die drei Gesellschaften zum Greifen, Hären und Rebhaus bestehen, die noch jetzt alljährlich am 13., 20. und 27. Januar mit ihren Wappentieren, dem Vogel Greif, dem Leu und dem wilden Mann einen Umzug veranstalten und im Gesellschaftshaus an der Rheinbrücke (Café Spitz) das Greifenmählchen abhalten.
Die Vorstädte Grossbasels besassen Vorstadtgesellschaften und zwar St. Alban die zum Hohen Dolder, Aeschen zum Rupf, Steinen zu den 3 Eidgenossen, Spalen zur Krähe und St. Johann zur Mägd. Abgeordnete aller Zünfte bildeten mit dem Bürgermeister und Oberstzunftmeister den Kleinen Rat (64 Mitglieder), der aber in zwei jährlich abwechselnde Hälften, den alten und neuen Rat, zerfiel. Die Gesetzgebung wurde vom Grossen Rat gehandhabt, der aus dem Kleinen Rat, den Vorständen der Zünfte (Sechser) und der drei Gesellschaften Kleinbasels gebildet war, ebenfalls jährlich wechselte und aus 282 Mitgliedern bestehen konnte.
Eine Masse von Kollegien, wie Geheimer oder Dreizehner Rat, das Zeugamt, die Haushaltung oder Rechenkammer, das Lohn- oder Bauamt, das Direktorium der Kaufmannschaft, die Fabrikkommission, die Münzkommission und viele andere besorgten die Geschäfte. Die beiden Stadtgerichte von Gross- und Kleinbasel und verschiedene andere Gerichte dienten der Rechtspflege. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung hatte die Stadt eine Garnison oder Standestruppe, die als die einzige «stehende Armee» der Schweiz bis zum Krimkriege existierte. 1803, 1814 und 1847 wurden neue Verfassungen eingeführt; aber erst 1872 erhielt Basels Staatswesen eine den neuen Verhältnissen entsprechende Einrichtung. Die neueste Verfassung datiert vom
Die Universität wurde 1460 durch Papst Pius II. gegründet und nach der Reformation 1532 reorganisiert. Ihr gehörten in der ersten Periode Sebastian Brant, Capito und Erasmus an, im 18. Jahrhundert der Orientalist Johannes Buxtorf, Felix Platter, Bauhin, die Bernoulli und Euler und in neuerer Zeit Wilh. Wackernagel, Ludwig Rütimeyer und Jakob Burckhardt. Ferner sind als berühmte Männer zu erwähnen Hans Holbein, die Buchdrucker Amerbach und Froben, der Reformator Oecolampad, Thomas Platter, der Bürgermeister Joh. Rud. Wettstein, Peter Ochs, Direktor Legrand, Isaak Iselin, der Gründer der Gemeinnützigen Gesellschaft (1776), verschiedene Glieder aus den Familien Fäsch, Burckhardt, Hagenbach, Wieland etc.
Wichtigere Ereignisse waren das Konzil (1431-1449), die Schlacht bei St. Jakob an der Birs 1444, der Eintritt in den Schweizerbund 1501, die Reformation 1529, der Bauernaufstand von 1653, die Revolution von 1798, die Trennung des Kantons 1833.
Weitere Quellen: Die Stadt Basel und Umgebung. Herausgegeben vom Verkehrsverein. Basel 1898. - Streuber, Geschichte und Beschreibung der Stadt Basel. Basel, H. Georg. - Boos, Geschichte der Stadt Basel. 1877. - Hotz. R. Basel, eine Schilderung für Einheimische u. Fremde. Basel 1882. - Hotz, R. Basels Lage und ihr Einfluss auf die Entwicklung und Geschichte der Stadt. (Beilage zum Bericht über das Gymnasium 1894.) - Stocker, F. A. Basler Stadtbilder. Basel 1890. - Basler Jahrbuch 1896 und 1899. - Neujahrsblatt von 1893.