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sowie auf dem Barfüsserplatz und am Klaragraben findet der tägliche Markt für Gemüse, Obst, Blumen und Eier statt. Auf anderen Plätzen, so auf dem Fischmarkt, dem Andreasplatz, dem Aeschenplatz etc. dürfen zu bestimmten Wochentagen oder zu gewissen Zeiten im Jahr andere Produkte feilgeboten werden, so Wildpret, Geflügel, Fische, Butter, Holz, Heu, Stroh, Weihnachtsbäume u. s. w. Wöchentlich zweimal ist Schlachtviehmarkt bei der Schlachtanstalt. Von Warenmärkten besitzt Basel die Frohnfastenmärkte und die berühmte Messe.
Die ersteren lassen sich nicht bis auf ihren Ursprung zurück verfolgen; wie seit alters finden sie jetzt noch 4 mal jährlich am Donnerstag und Freitag nach Frohnfasten, d. h. zu Fastnacht, Pfingsten, Michaelis und Weihnachten, auf dem Barfüsserplatz und am Petersgraben statt. Die erste Messe wurde zu Martini 1471 abgehalten. In diesem Jahre erwirkte nämlich der Bürgermeister Hans von Bärenfels auf dem Reichstage von Regensburg für die Stadt Basel die kaiserliche Verleihung von zwei Messen zu je 14 Tagen um Pfingsten und Martini. Die Pfingstmesse blieb nur bis 1494, die Martinimesse aber bis auf den heutigen Tag. Alljährlich dauert sie nach Simon und Judä 14 Tage, d. h. vom 27. Oktober bis 10. November, und bringt jeweilen viel Leben in die Stadt, trotzdem sie längst ihre Bedeutung für den Warenumsatz im Grossen verloren hat.
Entsprechend den vielen Banken und Geldgeschäften hat Basel grosse Wichtigkeit als Börsenplatz. Im Postgebäude findet jeden Wochentag von 11-12¼ Uhr die Mittagbörse und von 3¾-4¼ Uhr die Abendbörse statt. Zutritt haben ausser den staatlichen Organen die Mitglieder der Börsenkammer (Banken) und die Inhaber der im Handelsregister eingetragenen Geschäftsfirmen.
Die Industriellen und Kaufleute der Stadt Basel gründeten 1875 den Handels- und Industrieverein, dessen Vorstand, die Handelskammer, ein beständig geöffnetes Auskunftsbureau mit Fachbibliothek und Lesezimmer unterhält und gehaltvolle Jahresberichte veröffentlicht.
Basel hat 2 Hauptbahnhöfe, denjenigen der Schweizer. Centralbahn in Grossbasel und den Badischen Bahnhof in Kleinbasel. Beide sind gegenwärtig im Umbau, da sie dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügen. Der erstere bleibt an seiner jetzigen Stelle, dagegen erhalten die Geleise eine Senkung von 2,7 m, und die Elsässerlinie wird in weitem Bogen um die Stadt herumgeführt, beides um den Strassenverkehr nicht länger zu hemmen. Im ferneren kommt der Güterbahnhof an das südöstliche Ende der Stadt, auf den «Wolf» zu liegen, und im St. Johannquartier, im nordwestlichen Teile der Stadt, wird eine neue Güterstation angelegt.
Der neue Badische Bahnhof wird ca. 700 m nordöstlich der jetzigen Stelle, an der Peripherie der Stadt gebaut, er erhält Geleiseanlagen, die um 3 m gehoben werden. Neben diesen Stationen der Normalbahnen besteht noch die Haltestelle der schmalspurigen Birsigthalbahn, so dass Basel insgesamt 5 Bahnhöfe hat, von denen 9 Eisenbahnstränge ausgehen. Entsprechend seiner äusserst wichtigen Verkehrslage ist Basel der Ausgangspunkt einer grossen Zahl direkter Zugsverbindungen, nämlich der folgenden: 1. Ab Centralbahnhof über die schweizerischen Linien nach: Bern-Interlaken, über Bern oder über Solothurn-Neuenburg oder über Delsberg-Neuenburg nach Lausanne-Brig.
Bern-Lausanne-Genf-Lyon-Marseille-Nizza. Delle-Belfort-Paris, von da über Calais oder Boulogne nach London. Luzern-Luino-Genua-Nizza. Luzern-Chiasso-Mailand, von da nach Genua oder nach Bologna-Brindisi oder nach Rom-Neapel. Romanshorn-Stuttgart. Romanshorn-München-Dresden, resp. Salzburg-Wien. Zürich, von da nach Glarus oder nach Davos oder nach Chur-Thusis. Zürich-Buchs-Wien-Budapest. 2. Ab Centralbahnhof via Elsass-Lothringer Bahn nach: Strassburg-Metz-Luxemburg-Brüssel, von da nach London über Antwerpen oder Calais oder Ostende oder Vlissingen, sowie nach Rotterdam-Haag-Amsterdam.
Mülhausen-Belfort-Paris und nach London über Calais oder Boulogne. Strassburg-Köln nach Holland, ebenso nach England über Vlissingen oder über Hoek van Holland, ferner nach Berlin, nach Bremen-Hamburg. 3. Ab Centralbahnhof mit der Verbindungsbahn oder ab Badischem Bahnhof direkt via Grossh. bad. Staatsbahnen nach: Karlsruhe-Frankfurt a. M., von da nach Hamburg, Berlin, Dresden oder Breslau. Karlsruhe-Mainz-Köln nach Holland und England. Karlsruhe-Würzburg-Berlin. Konstanz-München-Wien. Konstanz-Innsbruck-Wien. - Schlafwagen kursieren ab Basel nach Wien, Chur, Mailand, Lyon, Paris, Calais, Brüssel, Ostende, Frankfurt a. M., Vlissingen und vice-versa.
Durch die Ausdehnung der kantonalen Strassenbahnen sind die Personen-Postwagen aus der Stadt verschwunden; der letzte fuhr bis nach Allschwil, jetzt beginnt er seine Fahrt erst an der Kantonsgrenze, am Endpunkt einer Linie der Strassenbahn. Für die Brief- und Fahrpost bestehen in der Stadt ein Hauptbureau, 2 weitere Bureaux und 8 Filialen, für den Telegraphendienst ein Hauptbureau, 3 Spezialbureaux und 5 Aufgabebureaux. Das 1881 angelegte Telephonnetz hat jetzt 3422 Abonnenten und 7 öffentliche Sprechstationen, es besitzt direkte Verbindungen mit den Netzen von Aarau, Belfort, Berlin, Bern, Biel, Chaux-de-Fonds, Delsberg, Freiburg i. Br., Genf, Karlsruhe, Laufen, Liestal, Lörrach, Luzern, Mülhausen i. E., Rheinfelden, St. Gallen, St. Ludwig i. E., Solothurn, Strassburg, Stuttgart, Winterthur, Zofingen, Zürich. Die eidgenössische Zollverwaltung unterhält Zollämter in den Hauptbahnhöfen und an 5 ins Ausland führenden Strassen, wozu noch der Rheinzoll kommt. In Basel befindet sich überdies ein Kaiserl. deutsches Nebenzollamt erster Klasse mit verschiedenen Abfertigungsstellen in den beiden Hauptbahnhöfen.
Infolge der wichtigen Grenzlage und des gewaltigen Handelsverkehrs ist Basel Sitz des I. schweiz. Zollkreises, des V. eidgenössischen Postkreises und des II. Eisenbahnkreises.
Wissenschaft u. Kunst.
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bestrebungen steht die Universität, die älteste der Schweiz. Ihrem schon jahrhundertelang wirkenden Einfluss ist es jedenfalls zuzuschreiben, dass in Basel wissenschaftlicher Sinn, Kunstverständnis und Opferfreudigkeit für alle Bildungszwecke so verbreitet sind. Sie besitzt ein eigenes Vermögen von 1354482 Fr., das die Lasten tragen hilft, die von ihr dem kleinen Gemeinwesen auferlegt werden. Ferner beteiligen sich reiche Vereine an ihrem Unterhalt, vor allen die ¶
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Akademische Gesellschaft (1899: Vermögen 1009482 Fr., Einnahmen 53964 Fr., Ausgaben 65909 Fr.), der freiwillige Museumsverein (1898: Vermögen 228085 Fr., Einnahmen 21169 Fr., Ausgaben 10102 Fr.), ebenso verschiedene Stiftungen. Im Wintersemester 1899/1900 betrug die Zahl der Studierenden - 4 Damen inbegriffen - 492, darunter 54 Theologen, 43 Juristen, 139 Mediziner u. 256 Philosophen. Neben den verschiedenen Seminarien, die sich an die Vorlesungen anschliessen, umfasst die Universität eine grosse Zahl von Spezialinstituten, die meistens in besonderen Gebäuden untergebracht sind, so das mineralogisch-geologische Institut, die botanische Anstalt, die zoologische Anstalt (im Universitätsgebäude), die astronomisch-meteorologische, physikalische u. chemische Anstalt im Bernoullianum, welches Gebäude im Jahr 1874 aus Beiträgen der Akademischen Gesellschaft, aus einer Stiftung u. besonderen Geschenken erbaut u. dem Staat übergeben wurde, die anatomische und die physiologische Anstalt im Vesalianum, die pathologisch-anatomische Anstalt, die hygienische Anstalt und die verschiedenen Kliniken bei den Krankenhäusern.
Berühmt ist Basel wegen seiner Sammlungen, die in liberalster Weise offen stehen und auch aufs fleissigste benützt werden. Das Museum, in den Jahren 1843 bis 1849 erbaut, enthält die Aula der Universität mit den Bildnissen berühmter Basler Gelehrten und Kirchenvorsteher, eine ethnographische Sammlung, sehr reichhaltige naturhistorische Sammlungen und die berühmteste Kunstsammlung der Schweiz, die insbesondere durch die Werke Holbeins und Böcklins ausgezeichnet ist. In der Skulpturhalle, 1887 gebaut, findet sich eine Sammlung von Gypsabgüssen der griechischen und römischen Plastik.
Das Historische Museum, in der Barfüsserkirche untergebracht, wurde 1894 durch die Vereinigung dreier früher getrennter Sammlungen, der mittelalterlichen, der antiquarischen und der Waffensammlung des Zeughauses gebildet (Festbuch zur Eröffnung des Historischen Museums. Basel 1894.) Es enthält Gegenstände aus den vergangenen Jahrhunderten von der Römerzeit an, bei deren Auswahl und Anordnung neben kulturhistorischen Interessen auch die Bedürfnisse des Kunstgewerbes in Betracht kommen. Letzterem dient ferner das in Verbindung mit der Gewerbeschule stehende Gewerbemuseum.
Ein Institut, das in bezug auf Einrichtung und Umfang seines Gleichen sucht, ist die Universitätsbibliothek, deren Gebäude in den Jahren 1894-96 mit einem Kostenaufwand von 800000 Fr., wovon die Hälfte freiwillige Beiträge, gebaut wurde. Ihre Anfänge reichen bis ins Gründungsjahr der Universität (1460) hinauf. Bereichert wurde sie hauptsächlich durch die Büchersammlungen verschiedener Klöster, durch Geschenke der Buchdrucker, Nachlässe von Gelehrten und Ankäufe, so dass sie jetzt einen Bestand von 4000 Manuskripten, 230000 gedruckten Bänden und 150000 Dissertationen aufweist.
Weil in dem gleichen Gebäude die ehemalige Kirchenbibliothek, die J. M. Ziegler'sche Kartensammlung, die Bibliotheken der Naturforschenden und der Historisch-antiquarischen Gesellschaft etc. sich befinden, so stellt sie die eigentliche Centralbibliothek der Stadt Basel dar. Auch dieses Universitätsinstitut hat Anteil am Erträgnis verschiedener Stiftungen. Dem Publikum sind ein Ausstellungssaal mit ersten und ältesten Drucken, der Lesesaal mit grosser Handbibliothek, der Zeitschriftensaal und der Katalograum stets frei geöffnet.
Mehr belletristischer Art ist die Bibliothek der Allgemeinen Lesegesellschaft, 53000 Bände enthaltend, deren Benützung auf die Mitglieder beschränkt ist. Die Gemeinnützige Gesellschaft unterhält die Bürgerbibliothek, 7095 Bände, die Bibliothek der französischen Gemeinde, 1820 Bände, die Jugendbibliothek, 3357 Bände, und die Arbeiterbibliothek, 4754 Bände, welch' letztere unentgeltlich benützt werden kann. Zu den Verbreitern der Bildung müssen auch die 58 in Basel erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften gerechnet werden.
Die Pflege der Wissenschaften lassen sich verschiedene Gesellschaften angelegen sein, so die Naturforschende Gesellschaft, 1817 gegründet, die Historisch-antiquarische Gesellschaft (1836), die Medizinische Gesellschaft (1860), die Statistisch-volkswirtschaftliche Gesellschaft (1870), der Juristenverein (1874) etc. Noch älter ist die korporative Pflege der Musik. Bereits 1704 entstund das Collegium musicum, der Vorläufer der heutigen Allgemeinen Musikgesellschaft, welche die Abonnementskonzerte und neuerdings in Verbindung mit der Gemeinnützigen Gesellschaft auch Volkskonzerte veranstaltet.
Der 1863 gegründete Kunstverein baute die Kunsthalle, wo stets eine Ausstellung von Werken zeitgenössischer Künstler zu sehen ist. Hierunter sind immer auch Basler vertreten; denn an Künstlern hat es Basel nie gefehlt, ebensowenig wie an Gelehrten. Was aber ebenfalls hoch gewertet werden muss, ist die allgemeine Anteilnahme der Bevölkerung an den Werken der Kunst und Wissenschaft, wie sie ihren Ausdruck findet in dem regen musikalischen Leben, in dem blühenden Stande des Stadttheaters, in dem starken Besuch der populären Vorträge und Kurse und aller öffentlichen Sammlungen.
Gemeinnützigkeit.
Von alters her ist Basel bekannt durch den Opfersinn seiner Bürger. Persönliche Arbeitskraft und reiche materielle Mittel stehen jeder Zeit zur Verfügung, um die Thätigkeit des Staates zu ergänzen oder um ihr vorzuarbeiten. Diese freiwilligen Leistungen beziehen sich, wie wir bereits genugsam gesehen haben, auf die Förderung der Bildung und Kunst, ferner haben sie die Pflege des religiösen Lebens und die Fürsorge für die Armen und Kranken zum Zwecke. (Thun. Die Vereine und Stiftungen des Kantons Basel-Stadt im Jahre 1881. Basel 1883.) Die religiösen Werke, durch die Basel bekannt ist, gingen zum grössten Teil von der seit 1780 bestehenden Deutschen Christentumgesellschaft aus.
Diese gründete 1804 die Bibelgesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift, 1815 die Missionsanstalt und 1817 die Armenschullehreranstalt in Beuggen. Die Evangelische Missionsgesellschaft bildet gegenwärtig 96 Zöglinge aus; in ihrem Dienste stehen 189 Missionare, nämlich 85 in Indien, 25 in China, 48 an der Goldküste und 31 in Kamerun; ferner unterhält sie eine Buchhandlung, sowie Handelsniederlagen und industrielle Betriebe in den Heidenländern.
Die Einnahmen des Jahres 1899 betrugen 1584493 Fr., wovon 156509 Fr. aus Basel, 215000 Fr. Gewinn der Missionshandlung und Industrie, 20500 Fr. Ertrag der Zeitschriften und der Buchhandlung; die Ausgaben erreichten eine Höhe von 1769217 Fr. Im Jahr 1836 bildete sich der «Verein für christlich-theologische Wissenschaft», der jetzt aus den Erträgnissen seines grossen Vermögens zwei strenggläubige Professoren an der Universität besoldet. Der 1867 gegründete «Verein für Bildung christlicher Schullehrer in der Schweiz» gab im letzten Jahr 9465 Fr. für seine Zwecke aus. Neben der seit 1840 bestehenden Pilgermission auf Chrischona (siehe den Artikel) bildet auch die 1876 errichtete Evangelische Predigerschule in Basel Evangelisten und strenggläubige Prediger aus. Ausserdem gibt es noch viele Vereine und Anstalten religiösen Charakters, im ganzen beträgt ihre Zahl 61.
Im Mittelpunkt der bürgerlichen Wohlthätigkeit steht die am Ostertag des Jahres 1777 von dem edlen Isaak Iselin und sechs weiteren Bürgern der Stadt Basel gegründete «Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen». Ihre Thätigkeit ist eine allseitige, indem sie sich zur Aufgabe gestellt hat, «alles das, was gut, was löblich, was gemeinnützig ist, zu fördern, aufzumuntern und auszubreiten». Ihre Organe sind 59 Kommissionen und Delegationen, denen entweder die Zinsen von ¶