mehr
lange vor Tagesgrauen zu dreitägigem buntem Fastnachttreiben geweckt wird.
Bevölkerung.
Die erste Zählung der Einwohner Basels wurde 1610 durch den Stadtarzt Felix Platter durchgeführt; er ermittelte 16160 Einwohner. Da die damals eben beendete Pestepidemie 4049 Personen dahingerafft hatte, so muss die Einwohnerzahl vorher um ein beträchtliches grösser gewesen sein. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass die Stadt Basel früher, z. B. im 15. Jahrhundert, da sie auf dem Gipfel ihrer materiellen Macht stund, eine noch grössere Bevölkerung gehabt hat; einige schätzen sie auf 30000 Seelen (Oser. Zunahme und Abnahme der Bevölkerung der Stadt Basel. Beiträge zur Geschichte Basels. I. 1839.) Die Abnahme dauerte später noch fort, hauptsächlich infolge der Erschwerung, ja des zeitweisen Verbotes der Aufnahme in das Bürgerrecht. Im Jahr 1779 zählte Isaak Iselin 15040 Bewohner, wobei anzunehmen ist, dass das nicht die niedrigste Zahl ist, die die Bevölkerung in der Zwischenzeit gehabt hat.
Nun beginnt eine Zunahme, die sich in einem eigentümlichen Rhythmus durch das ganze 19. Jahrhundert fortsetzt, wie die folgende Tabelle zeigt. Dieselbe enthält die Wohnbevölkerung nach den Ermittlungen Platters, Iselins, dann nach den kantonalen und seit 1850 nach den eidgenössischen Zählungen. Um für das Anwachsen der Bevölkerung vergleichbare Zahlen zu haben, ist das Zuwachsprozent hinzugefügt worden, d. h. die jährliche Zunahme auf je 100 Einwohner unter Annahme der geometrischen Progression. Seit 1850 kann ferner die ortsanwesende Bevölkerung, die früher nicht ermittelt wurde, angegeben werden.

Am Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Bevölkerung
109169; auf den Anfang desselben kann sie unter
Annahme einer gleichmässigen geometrischen Zunahme von 1795-1815 auf 15953 oder auf rund 16000
Seelen berechnet werden; demnach
hat sie sich in diesem Jahrhundert fast versiebenfacht oder 2,77 mal verdoppelt. Zeiten besonders starker Zunahme waren die
dreissiger, fünfziger, siebziger und neunziger Jahre. Der
Grund hiefür liegt nicht nur im Ueberschuss
der Geburten, sondern namentlich in der vermehrten Zuwanderung, die erstens durch die Erleichterung des Verkehrs (Bau der
Eisenbahnen in den fünfziger Jahren), zweitens durch die Loslösung Elsass-Lothringens von Frankreich im Jahre 1871 und
drittens durch den Aufschwung der Industrie, z. B. in den fünfziger Jahren und am Anfang der neunziger
Jahre, bedingt ist. Auch ist zu berücksichtigen, dass in der Zahl für das Jahr 1900 die Bevölkerung von
Kleinhüningen
inbegriffen ist, was vorher nicht der Fall war. Der Zuwanderung ist es zuzuschreiben, dass sich das Verhältnis der Konfessionen
nach und nach etwas verschiebt, wie folgende Tabelle dies zeigt.
![vergrössern: Die Quartiere der Stadt Basel. I. Das Münster-Quartier; II. Das Peters-Quartier; III. Das St. Johann-Quartier; IV. Das Spalen-Quartier; V. Das Steinen-Quartier; VI. Das Aeschen-Quartier; VII. Das St. Alban-Quartier; VIII. Das Riehen-Quartier; IX. Das Bläsi-Quartier; X. Das Horburg-Quartier. N.-B. Die Grenzen werden durch den Rhein, durch die Kantonsgrenze und durch die Mitte der Strassen gebildet. ^[Karte: 5° 15’ 23“ O; 47° 33’ 27“ N; 1:12000]. vergrössern: Die Quartiere der Stadt Basel. I. Das Münster-Quartier; II. Das Peters-Quartier; III. Das St. Johann-Quartier; IV. Das Spalen-Quartier; V. Das Steinen-Quartier; VI. Das Aeschen-Quartier; VII. Das St. Alban-Quartier; VIII. Das Riehen-Quartier; IX. Das Bläsi-Quartier; X. Das Horburg-Quartier. N.-B. Die Grenzen werden durch den Rhein, durch die Kantonsgrenze und durch die Mitte der Strassen gebildet. ^[Karte: 5° 15’ 23“ O; 47° 33’ 27“ N; 1:12000].](/meyers/teile/41/41_0178-2-Die+Quartiere+der+Stadt+Basel+I+Das+Muenster-Quartier-II+Das+Peters-Quartier-III+Das+St+Johann-Quartier-.jpg)
Von je 100 Personen der Stadt Basel waren:
Protestanten | Katholiken | Israeliten | Andere | |
---|---|---|---|---|
1837 | 83.4 | 15.7 | 0.6 | 0.3 |
1847 | 81.2 | 18.2 | 0.4 | 0.2 |
1860 | 74.0 | 24.9 | 0.5 | 0.6 |
1870 | 71.0 | 26.8 | 1.1 | 1.1 |
1880 | 67.3 | 30.2 | 1.3 | 1.2 |
1888 | 67.2 | 30.7 | 1.5 | 0.6 |
1900 | 64.2 | 33.3 | 1.7 | 0.8 |
Die Protestanten, die 1837 noch 5/6 der Bevölkerung ausmachten, betrugen 1900 noch weniger als ⅔. Die Katholiken, 1837 etwas mehr als 1/7, stiegen bis 1900 auf genau ⅓. Am meisten haben sich die Israeliten vermehrt: im Jahr 1847 kam auf 258 Einwohner 1 Israelite, 1900 schon auf 57.
Anstalten für Handel und Verkehr.
Da Industrie, Handel und Verkehr beim Kanton ihre Behandlung gefunden haben (S. 155), so sind hier nur noch die besonderen Anstalten für Handel und Verkehr zu erwähnen.
Basel

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Seite 41.179.Seit Bischof Heinrich von Thun im 13. Jahrhundert durch Ueberdeckung des Birsigbaches inmitten der Stadt den «Kornmarkt», den jetzigen Marktplatz geschaffen hatte, ist Basel stets eine wichtige Marktstadt geblieben. Auf diesem grossen, im Jahr 1890 erweiterten Platze, ¶
mehr
sowie auf dem Barfüsserplatz und am Klaragraben findet der tägliche Markt für Gemüse, Obst, Blumen und Eier statt. Auf anderen Plätzen, so auf dem Fischmarkt, dem Andreasplatz, dem Aeschenplatz etc. dürfen zu bestimmten Wochentagen oder zu gewissen Zeiten im Jahr andere Produkte feilgeboten werden, so Wildpret, Geflügel, Fische, Butter, Holz, Heu, Stroh, Weihnachtsbäume u. s. w. Wöchentlich zweimal ist Schlachtviehmarkt bei der Schlachtanstalt. Von Warenmärkten besitzt Basel die Frohnfastenmärkte und die berühmte Messe.
Die ersteren lassen sich nicht bis auf ihren Ursprung zurück verfolgen; wie seit alters finden sie jetzt noch 4 mal jährlich am Donnerstag und Freitag nach Frohnfasten, d. h. zu Fastnacht, Pfingsten, Michaelis und Weihnachten, auf dem Barfüsserplatz und am Petersgraben statt. Die erste Messe wurde zu Martini 1471 abgehalten. In diesem Jahre erwirkte nämlich der Bürgermeister Hans von Bärenfels auf dem Reichstage von Regensburg für die Stadt Basel die kaiserliche Verleihung von zwei Messen zu je 14 Tagen um Pfingsten und Martini. Die Pfingstmesse blieb nur bis 1494, die Martinimesse aber bis auf den heutigen Tag. Alljährlich dauert sie nach Simon und Judä 14 Tage, d. h. vom 27. Oktober bis 10. November, und bringt jeweilen viel Leben in die Stadt, trotzdem sie längst ihre Bedeutung für den Warenumsatz im Grossen verloren hat.
Entsprechend den vielen Banken und Geldgeschäften hat Basel grosse Wichtigkeit als Börsenplatz. Im Postgebäude findet jeden Wochentag von 11-12¼ Uhr die Mittagbörse und von 3¾-4¼ Uhr die Abendbörse statt. Zutritt haben ausser den staatlichen Organen die Mitglieder der Börsenkammer (Banken) und die Inhaber der im Handelsregister eingetragenen Geschäftsfirmen.

Die Industriellen und Kaufleute der Stadt Basel gründeten 1875 den Handels- und Industrieverein, dessen Vorstand, die Handelskammer, ein beständig geöffnetes Auskunftsbureau mit Fachbibliothek und Lesezimmer unterhält und gehaltvolle Jahresberichte veröffentlicht.
Basel hat 2 Hauptbahnhöfe, denjenigen der Schweizer. Centralbahn in Grossbasel und den Badischen Bahnhof in Kleinbasel. Beide sind gegenwärtig im Umbau, da sie dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügen. Der erstere bleibt an seiner jetzigen Stelle, dagegen erhalten die Geleise eine Senkung von 2,7 m, und die Elsässerlinie wird in weitem Bogen um die Stadt herumgeführt, beides um den Strassenverkehr nicht länger zu hemmen. Im ferneren kommt der Güterbahnhof an das südöstliche Ende der Stadt, auf den «Wolf» zu liegen, und im St. Johannquartier, im nordwestlichen Teile der Stadt, wird eine neue Güterstation angelegt.
Der neue Badische Bahnhof wird ca. 700 m nordöstlich der jetzigen Stelle, an der Peripherie der Stadt gebaut, er erhält Geleiseanlagen, die um 3 m gehoben werden. Neben diesen Stationen der Normalbahnen besteht noch die Haltestelle der schmalspurigen Birsigthalbahn, so dass Basel insgesamt 5 Bahnhöfe hat, von denen 9 Eisenbahnstränge ausgehen. Entsprechend seiner äusserst wichtigen Verkehrslage ist Basel der Ausgangspunkt einer grossen Zahl direkter Zugsverbindungen, nämlich der folgenden: 1. Ab Centralbahnhof über die schweizerischen Linien nach: Bern-Interlaken, über Bern oder über Solothurn-Neuenburg oder über Delsberg-Neuenburg nach Lausanne-Brig.
Bern-Lausanne-Genf-Lyon-Marseille-Nizza. Delle-Belfort-Paris, von da über Calais oder Boulogne nach London. Luzern-Luino-Genua-Nizza. Luzern-Chiasso-Mailand, von da nach Genua oder nach Bologna-Brindisi oder nach Rom-Neapel. Romanshorn-Stuttgart. Romanshorn-München-Dresden, resp. Salzburg-Wien. Zürich, von da nach Glarus oder nach Davos oder nach Chur-Thusis. Zürich-Buchs-Wien-Budapest. 2. Ab Centralbahnhof via Elsass-Lothringer Bahn nach: Strassburg-Metz-Luxemburg-Brüssel, von da nach London über Antwerpen oder Calais oder Ostende oder Vlissingen, sowie nach Rotterdam-Haag-Amsterdam.
Mülhausen-Belfort-Paris und nach London über Calais oder Boulogne. Strassburg-Köln nach Holland, ebenso nach England über Vlissingen oder über Hoek van Holland, ferner nach Berlin, nach Bremen-Hamburg. 3. Ab Centralbahnhof mit der Verbindungsbahn oder ab Badischem Bahnhof direkt via Grossh. bad. Staatsbahnen nach: Karlsruhe-Frankfurt a. M., von da nach Hamburg, Berlin, Dresden oder Breslau. Karlsruhe-Mainz-Köln nach Holland und England. Karlsruhe-Würzburg-Berlin. Konstanz-München-Wien. Konstanz-Innsbruck-Wien. - Schlafwagen kursieren ab Basel nach Wien, Chur, Mailand, Lyon, Paris, Calais, Brüssel, Ostende, Frankfurt a. M., Vlissingen und vice-versa.

Durch die Ausdehnung der kantonalen Strassenbahnen sind die Personen-Postwagen aus der Stadt verschwunden; der letzte fuhr bis nach Allschwil, jetzt beginnt er seine Fahrt erst an der Kantonsgrenze, am Endpunkt einer Linie der Strassenbahn. Für die Brief- und Fahrpost bestehen in der Stadt ein Hauptbureau, 2 weitere Bureaux und 8 Filialen, für den Telegraphendienst ein Hauptbureau, 3 Spezialbureaux und 5 Aufgabebureaux. Das 1881 angelegte Telephonnetz hat jetzt 3422 Abonnenten und 7 öffentliche Sprechstationen, es besitzt direkte Verbindungen mit den Netzen von Aarau, Belfort, Berlin, Bern, Biel, Chaux-de-Fonds, Delsberg, Freiburg i. Br., Genf, Karlsruhe, Laufen, Liestal, Lörrach, Luzern, Mülhausen i. E., Rheinfelden, St. Gallen, St. Ludwig i. E., Solothurn, Strassburg, Stuttgart, Winterthur, Zofingen, Zürich. Die eidgenössische Zollverwaltung unterhält Zollämter in den Hauptbahnhöfen und an 5 ins Ausland führenden Strassen, wozu noch der Rheinzoll kommt. In Basel befindet sich überdies ein Kaiserl. deutsches Nebenzollamt erster Klasse mit verschiedenen Abfertigungsstellen in den beiden Hauptbahnhöfen.
Infolge der wichtigen Grenzlage und des gewaltigen Handelsverkehrs ist Basel Sitz des I. schweiz. Zollkreises, des V. eidgenössischen Postkreises und des II. Eisenbahnkreises.
Wissenschaft u. Kunst.
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bestrebungen steht die Universität, die älteste der Schweiz. Ihrem schon jahrhundertelang
wirkenden Einfluss ist es jedenfalls zuzuschreiben, dass in Basel
wissenschaftlicher Sinn, Kunstverständnis
und Opferfreudigkeit für alle Bildungszwecke so verbreitet sind. Sie besitzt ein eigenes Vermögen von 1354
482 Fr., das
die Lasten tragen hilft, die von ihr dem kleinen Gemeinwesen auferlegt werden. Ferner beteiligen sich reiche Vereine an ihrem
Unterhalt, vor allen die
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