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steht, so dass die Länge der Brücke die Strombreite übertrifft. Der in der Mitte des Stromes stehende Pfeiler, das «Käppelijoch», trägt eine kleine Kapelle mit dem Standbilde des Bischofs Heinrich von Thun, des Erbauers der Brücke. Bald wird dieses Wahrzeichen einer vergangenen Zeit, das dem gesteigerten Verkehr kaum mehr genügen kann, einer modernen Kunstbaute weichen. Die zweite, die Wettsteinbrücke, wurde im Jahr 1879 vollendet. Was an dieser besonders auffällt, ist der Umstand, dass sie von Grossbasel in einem gleichmässigen Gefälle von 2,67% gegen Kleinbasel abfällt.
Der Gedanke einer Brücke mit geneigter Fahrbahn rührt von keinem Geringeren her als von dem nachmaligen General Dufour, der 1843 als Experte in der Brückenfrage berufen wurde. In vier Bogen, die von zwei Land- und zwei Strompfeilern getragen werden, übersetzt diese Brücke in bedeutender Höhe den Strom. (Die obere Rheinbrücke am Harzgraben. Publiziert vom Baudepartement. Basel 1879). Die untere oder Johanniterbrücke, im Juli 1882 dem Verkehr übergeben, ist die längste von allen.
Sie ruht auf fünf Bogen und vier Strompfeilern samt den beidseitigen Widerlagern. (Die untere Rheinbrücke, genannt Johanniterbrücke. Publiziert vom Baudepartement. Basel 1882). Oberhalb der Stadt führt noch die Brücke der Verbindungsbahn, die mit einem Fussgängersteig versehen ist, über den Strom. Es dienen somit dem Verkehr zwischen beiden Stadtteilen im ganzen vier Brücken, und ebenso viele Fähren tragen dazwischen in schnellen Schiffen die Personen von Ufer zu Ufer.
Länge zwischen den Widerlagern in m | Breite in m | |
---|---|---|
Eisenbahnbrücke | 216 | 6.4 |
Wettsteinbrücke | 193.94 | 12.6 |
Alte Rheinbrücke | 195.53 | 12.6 |
Johanniterbrücke | 225.31 | 12.6 |
Kleinbasel
breitet sich in einer Ebene aus, die zwischen 262 und 251 m Höhe ein geringes Gefälle gegen den Rhein zu und stromabwärts aufweist. Die bauliche Entwicklung fand hier keine orographischen Hindernisse. So erklärt es sich, dass die Strassen nicht nur in den neuen Quartieren, sondern auch im alten Stadtkern meistens sich, nahezu rechtwinklig kreuzen; die Hauptverkehrsrichtungen angebend, laufen sie entweder gegen den Rhein und seine Brücken oder parallel mit dem Strom.
Eine Strasse der letzteren Richtung führt nordwärts nach dem Vororte Kleinhüningen, das sich zu beiden Seiten der Wiesenmündung und bis an die Landesgrenze ausdehnt. Der alte Stadtteil Kleinbasels wird von dem breiten Strassenzuge eingeschlossen, der bei der Wettsteinbrücke beginnt und sich über die Wettsteinstrasse, den Claragraben, die Klingenthalstrasse, die Klybeckstrasse und den Klingenthalgraben wieder an den Rhein zieht. Dieses Viereck scheint vom 13.-19. Jahrhundert im allgemeinen dieselbe Ummauerung gehabt zu haben; einzig an den Schmalseiten sind Aenderungen zu konstatieren, indem im 13. Jahrhundert die Theodorskirche als ausserhalb den Mauern liegend bezeichnet wird, desgleichen das Klingenthalkloster (jetzt Kaserne).
Also ist anzunehmen, dass der Befestigungszug damals weiter innen lag und erst im 14. Jahrhundert ausserhalb der genannten Gebäude angelegt wurde. (Wackernagel. Beiträge zur geschichtlichen Topographie von Kleinbasel. Historisches Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier 1892.) Bis zum 19. Jahrhundert reichte die Stadt nur längs der Hauptstrassen etwas über die Mauern hinaus; die Hauptentwicklung erfolgte, wie bei Grossbasel, im eben abgeschlossenen Jahrhundert, wie dies der historische Plan von Basel beweist. Derselbe zeigt die Ausdehnung der Stadt nach dem Plane von Matthäus Merian 1615 (die Legende gibt irrtümlicher Weise 1625 an), nach demjenigen von Christian von Mechel 1784 und nach den Plänen des Baudepartements von 1868 und 1900.
Mitten durch Kleinbasel geht ein Gewerbekanal, der schon im 13. Jahrhundert existierte und seit der Zeit seines Bestehens Eigentum einer Genossenschaft ist. Sein Wasser entnimmt er der Wiese, innerhalb der Stadt verzweigt er sich und mündet unterhalb der Alten Rheinbrücke in zwei Armen. Ihm verdankt Kleinbasel insbesondere seinen gewerblichen und industriellen Charakter. In alter Zeit trieb er Mahlmühlen, Schleifen, Walken, Stampfen, während jetzt Kunstmühlen, Seidenfärbereien, Schappespinnereien, Fabriken zur Herstellung elektrischer Apparate und zur Erzeugung von Eis seine Kraft ausnützen. (Grüninger. Der Klein-Basler Teich. Histor. Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier. Basel 1892.) In architektonischer Beziehung steht Kleinbasel dem grossen Stadtteil weit nach.
Von dem linken, hohen Rheinufer, z. B. von der Pfalz oder vom Rheinsprung aus gesehen, zeigt es ein verhältnismässig flaches Dächerprofil, aus welchem neben einigen Dutzenden von Fabrikkaminen einzig die altersgraue Theodorskirche, die Clarakirche mit ihrem kleinen Dachreiter, der schlanke Helm der Matthäuskirche und die neue Josephskirche emporragen. Der Rhein, der im Vordergrund dahinzieht und die dunkeln Schwarzwaldberge, die sich im Hintergrunde erheben, umrahmen aber das Ganze so anmutig, dass ein Bild entsteht, das einen immer wieder entzückt.
Grossbasel
hat nicht nur eine grössere Ausdehnung, sondern auch eine mannigfaltigere Gestalt als der kleinere Stadtteil. Die Terrasse, auf welcher es gelegen ist, wird durch das ursprünglich ca. 20-25 m tiefe Thälchen des Birsigbaches in ein Nordwestplateau und in ein Südostplateau zerschnitten. Beide erheben sich bis zu 286 m, während das Birsigthälchen jetzt vor der alten Rheinbrücke bei 255 m den tiefsten Punkt erreicht. Birsig und Rhein treffen sich in einem spitzen Winkel, in dessen Raum sich eine hügelartige Fortsetzung des Südostplateaus vorschiebt.
Diese Stelle bot den ersten Ansiedlern den sichersten Schutz gegen Ueberschwemmungen und feindlichen Ueberfall; hier, «auf Burg», liegt denn auch um den Münsterplatz herum der älteste Teil der Stadt. Steile Gässchen und Treppenstiege führen von da in die Einsenkung hinab und auf der anderen Seite auf das Nordwestplateau hinauf. Der Birsig ist an verschiedenen Orten überwölbt und sein Thal aufgefüllt worden, so bei der Schifflände, beim Fischmarkt, beim Marktplatz und beim Barfüsserplatz. In neuester Zeit sind hier ganze Quartiere niedergerissen worden, um die Plätze zu vergrössern und die Strassen zu verbreitern und so dem Verkehr, der gerade hier am stärksten ist, mehr Raum zu schaffen und auch um die sanitären Verhältnisse zu bessern.
Die innere Stadt reicht bis zu den breiten Strassen, die sich von der Wettsteinbrücke bis zum Totentanz hinziehen, und die in ihren Namen - St. Albangraben, St. Leonhardsgraben, Petersgraben - noch an die Stadtgräben der ersten Befestigung (11. Jahrhundert) erinnern, deren Stelle sie einnehmen. Hieran schliessen sich die Vorstädte, nämlich die St. Alban-, Aeschen-, Elisabethen-, Steinen-, Spalenvorstadt, die Neue Vorstadt (Hebelstrasse) und die St.
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Johannvorstadt, die einst von den Mauern, Türmen, Schanzen und Gräben der zweiten Befestigungslinie (13. resp. 14. Jahrhundert) umschlossen waren, jetzt aber malerisch von schönen Anlagen umkränzt sind. Die Aussenquartiere, die erst in neuester Zeit hieran angebaut wurden, beginnen mit schönen, von Gärten umgebenen Privathäusern - so insbesondere am St. Alban- und Aeschengraben, auch am Steinen- und Schützengraben -, während die dichter gedrängten Miethäuser weiter draussen stehen.
In den Vorstädten und den Aussenquartieren sind die Strassen breit und zweckmässig angeordnet. Im allgemeinen kann man hier Züge unterscheiden, die konzentrisch um die innere Stadt herumführen, und solche, die strahlenförmig ihrem Mittelpunkte zustreben. (Siehe den historischen Plan der Stadt Basel.) Auch Grossbasel hat seine Gewerbekanäle, die jedoch im Gegensatz zu denjenigen Kleinbasels zur Allmend gehören. Schon im 11. Jahrhundert bestund der St. Albanteich, der sein Wasser der Birs entnimmt und ursprünglich die Mühlen des Bischofs trieb, jetzt eine Sägerei, eine Schreinerei, eine mechanische Werkstätte, ein Pumpwerk, eine Papierfabrik u. s. w. mit Kraft versieht. Im Jahr 1316 wurde das Wasser des Birsigs bei Binningen in einen Kanal gefasst und als Rümelinsbach in die Stadt geleitet. An ihm haben sich zwei Mühlen, eine Schleiferei, eine Schreinerei, eine Drechslerei, und eine mechanische Werkstätte angesiedelt.
Architektur und Physiognomie der Stadt.
Mit Bauwerken verschiedener Art ist insbesondere Grossbasel reich geschmückt. Vor allem sei das Münster erwähnt, das in erhöhter Lage sich am schönsten Punkte der Stadt erhebt. In seiner jetzigen Gestalt ist es das Werk mehrerer Jahrhunderte und verbindet aufs beste den romanischen mit dem gotischen Baustil. Der nördliche oder St. Georgsturm ist 66,5 m, der südliche oder St. Martinsturm 64,7 m hoch. (Baugeschichte des Basler Münsters. Herausgegeben vom Basler Münsterbauverein. Basel 1895.) An zweiter Stelle muss die St. Elisabethenkirche erwähnt werden, ein dreischiffiger Hallenbau in spätgotischem Stil mit reich gezierter Fassade und 70,5 m hohem durchbrochenem Turm.
Diese schöne Kirche wurde in den Jahren 1856-65 erbaut und zwar auf Kosten von Christoph Merian, der auch der Urheber der grossen nach ihm benannten Stiftung ist. Im gotischen Stile sind ferner erbaut die 1269 vollendete Predigerkirche, der christ-katholischen Gemeinde dienend, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Barfüsserkirche, jetzt Historisches Museum, die St. Leonhardskirche, im 15. Jahrhundert an Stelle eines älteren Gotteshauses gebaut, und die 1896 eingeweihte Matthäuskirche in Kleinbasel, deren schlanker Turm die Höhe von 73 m erreicht.
Romanische Formen haben die Marienkirche (römisch-katholisch), 1885 geweiht, die Pauluskirche und die Josephskirche (römisch-katholisch), welch' letztere beide im Bau begriffen sind. Einfach gehalten sind die Kirchen zu St. Martin, St. Alban, St. Peter, St. Theodor, St. Clara (römisch-katholisch) und St. Jakob, ferner die nicht mehr benützte Kirche im Klingenthal, die Waisenhauskirche, die Kirche von Kleinhüningen und diejenige der französischen Gemeinde. Die Stadt Basel hat also im ganzen 19 Kirchen, von denen noch 17 religiösen Zwecken dienen, nämlich 13 den Reformierten, drei den Römisch-Katholiken und eine den Christ-Katholiken; hiezu kommen noch ein Dutzend Kapellen und Bethäuser und die im orientalischen Stil erbaute Synagoge.
Von den Staatsgebäuden sind namhaft zu machen das Rathaus, welches gerade jetzt erweitert und umgebaut wird (Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, Das Rathaus zu Basel. Mitteilungen der historischen und antiquarischen Gesellschaft. N. F. 3), das 1898 errichtete Archivgebäude im Rathausgarten, das grosse Postgebäude, das Gebäude der Universitätsbibliothek, das Museum und das Theater. Den öffentlichen Schulen dienen 25 Schulhäuser, zu denen eben vier neue hinzukommen. (Schimpf. Die seit 1870 neu erbauten Schulhäuser Basels. 1887.) In der grossen Kaserne werden hauptsächlich Sanitätskurse abgehalten.
Viele Zünfte besitzen prächtige Gesellschaftshäuser; auch weisen zahlreiche Privatbauten kunsthistorischen Wert auf. (Basler Bauten des 18. Jahrhunderts. Herausgeg. vom Ingenieur- und Architektenverein. Basel 1897.) Unter den Denkmälern ist das von Schlöth geschaffene St. Jakobsdenkmal, welches an die Heldenschlacht von 1444 erinnert, das ergreifendste. Das Strassburgerdenkmal, ein Werk des Pariser Bildhauers Bartholdy, gestiftet von Baron Gruyer, verherrlicht die Abholung der Kinder und Frauen Strassburgs während der Belagerung im deutsch-französischen Krieg durch die Abgesandten von Basel und Zürich. (Denkschrift zur Feier der Enthüllung des Strassburger-Denkmals in Basel. Herausgeg. vom Regierungsrat. Basel 1895.) An berühmte Männer der Vergangenheit erinnern die Statue des Munatius Plancus, des Gründers von Augusta Rauracorum, im Hofe des Rathauses, das
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Denkmal Oecolompads beim Münster, das Standbild Isaak Iselins, des Gründers der Gemeinnützigen Gesellschaft, im Hofe der Schmiedenzunft, und die Büste Johann Peter Hebels vor der St. Peterskirche. Viele Plätze der Stadt sind durch Brunnen mit mächtigen Schalen und künstlerisch verzierten Säulen geschmückt; die schönsten sind der Fischmarktbrunnen und der Holbeinbrunnen in der Spalenvorstadt. Von den mittelalterlichen Befestigungswerken haben sich das St. Alban-, das St. Johann- und das Spalenthor erhalten, das letztere das schönste Stadtthor weit und breit.
Die Wohnhäuser zeichnen sich im ganzen durch Einfachheit aus. Die Verschiedenartigkeit des hier wie bei den öffentlichen Bauten verwendeten Materials, des blauen und roten Sandsteines der Trias, des rauchgrauen Muschelkalkes, des gelben und weissen Jurakalksteines und der verschiedenfarbigen Backsteine, sowie die Sitte, die Häuser zu bemalen, verleihen jedoch den Gassen und Strassen ein abwechslungsreiches Bild. Nach Angabe der Brandversicherung betrug im Jahr 1900 die Zahl der Gebäude überhaupt 16160, die der Wohnhäuser 8762; hievon waren, nach einer Zusammenstellung des Departements des Innern, 273 speziell für Arbeiterwohnungen gebaut, nämlich 161 von Gesellschaften und 112 von Arbeitgebern. Die durchschnittliche Zahl der Bewohner per Haus ist 12,4; im Jahr 1889 waren es 13,6. (London 8, Bremen 8, Berlin 52, Wien 60.) Dies zeigt, dass die Häuser im allgemeinen keine grosse Zahl von Wohnungen haben. Im Jahr 1889 waren 35,5% aller bewohnten Gebäude Einfamilienhäuser. (Bücher. Die Wohnungsenquête in der Stadt Basel vom 1.-19. Februar 1889. Basel 1891.)
Von den Behörden wird sehr viel gethan, um die sanitären Verhältnisse der Stadt zu heben. Dies geschah insbesondere durch die Entfernung aller insalubren Gewerbe aus der Stadt, durch die eben vollendete Birsigkorrektion, durch die Kanalisation, die bis zum Jahr 1903 allgemein durchgeführt sein muss (Göttisheim. Das unterirdische Basel. Basel 1868) und durch die Versorgung der Stadt mit gutem Trinkwasser (S. 153). Ausser einem Gaswerk besitzt die Stadt auch ein Elektrizitätswerk, das am angefangen hat, Elektrizität zu technischen und Beleuchtungszwecken abzugeben.
Neben der weitläufigen Bauart tragen insbesondere die vielen Anlagen dazu bei, dass der Umfang der Stadt ein verhältnismässig sehr grosser ist. Selbst in den innern Teilen befinden sich noch Gärten und von Bäumen beschattete Plätze;
die Vorstädte werden, wie bereits erwähnt, von einem zusammenhängenden Promenadenzug umschlossen, und in den Aussenquartieren wurden zahlreiche Plätze frei gelassen und aufs schönste bepflanzt;
so sind zu erwähnen die Claramatte und der grosse Erlenpark in Kleinbasel;
in Grossbasel: die Pfalz, der Petersplatz, der Schützenmattpark, das Nachtigallenwäldchen, der Winkelriedplatz und der Margrethenpark, letzterer schon auf dem Gebiet des Kantons Baselland gelegen.
Das Areal aller öffentlichen Anlagen beträgt 110,36 ha. Hiezu ist noch eine Hauptsehenswürdigkeit zu rechnen, nämlich der am eröffnete Zoologische Garten, der einzige in der Schweiz. Sein Areal, 6,19 ha gross, ist Eigentum des Staates, wird jedoch der Aktiengesellschaft, die für Betrieb und Unterhalt sorgt, zur unentgeltlichen Benützung überlassen. Die Betriebsausgaben, die jetzt pro Tag 200 Fr. übersteigen, werden nur etwa zu zwei Dritteln durch die Eintrittsgelder gedeckt; für das Uebrige sorgen meist freiwillige Beiträge, Geschenke und Legate. Am war der Tierbestand folgender: 128 Säugetiere in 50 Arten, 16 Reptilien und Amphibien in 7 Arten, 705 Vögel in 195 Arten - zusammen 849 Tiere in 252 Arten.
Der Bann der Stadt Basel beträgt 2402 ha, das Weichbild, d. h. die Fläche, die von einer sich um die vorgeschobensten Wohnstätten herumschlingenden Linie begrenzt wird, misst, unter Einschluss des Erlenparkes, des Schützenmattparkes und des Zoologischen Gartens, aber ohne den im Kanton Baselland gelegenen St. Margrethenpark, 1011 ha = 10,11 km2. Auf einem km2 wohnen somit durchschnittlich 10800 Menschen (in London 14750, in Berlin 23000).
Den schönsten Einblick in die Stadt Basel gewinnt man von der Rheinschanze beim St. Johannthor, die schönste Rundsicht hat man von einem der Münstertürme. An beiden Orten entfaltet sich vor den Augen ein Bild, das Grossartigkeit mit Lieblichkeit paart, weil es die Werke der Natur und des Menschen in seltener Mannigfaltigkeit verbindet. Basel ist im ganzen eine ernste Stadt; eine Ausnahme macht sie während der Fastnacht, wo beim «Morgenstreich» die Einwohnerschaft durch Trommelklang
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lange vor Tagesgrauen zu dreitägigem buntem Fastnachttreiben geweckt wird.
Bevölkerung.
Die erste Zählung der Einwohner Basels wurde 1610 durch den Stadtarzt Felix Platter durchgeführt; er ermittelte 16160 Einwohner. Da die damals eben beendete Pestepidemie 4049 Personen dahingerafft hatte, so muss die Einwohnerzahl vorher um ein beträchtliches grösser gewesen sein. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass die Stadt Basel früher, z. B. im 15. Jahrhundert, da sie auf dem Gipfel ihrer materiellen Macht stund, eine noch grössere Bevölkerung gehabt hat; einige schätzen sie auf 30000 Seelen (Oser. Zunahme und Abnahme der Bevölkerung der Stadt Basel. Beiträge zur Geschichte Basels. I. 1839.) Die Abnahme dauerte später noch fort, hauptsächlich infolge der Erschwerung, ja des zeitweisen Verbotes der Aufnahme in das Bürgerrecht. Im Jahr 1779 zählte Isaak Iselin 15040 Bewohner, wobei anzunehmen ist, dass das nicht die niedrigste Zahl ist, die die Bevölkerung in der Zwischenzeit gehabt hat.
Nun beginnt eine Zunahme, die sich in einem eigentümlichen Rhythmus durch das ganze 19. Jahrhundert fortsetzt, wie die folgende Tabelle zeigt. Dieselbe enthält die Wohnbevölkerung nach den Ermittlungen Platters, Iselins, dann nach den kantonalen und seit 1850 nach den eidgenössischen Zählungen. Um für das Anwachsen der Bevölkerung vergleichbare Zahlen zu haben, ist das Zuwachsprozent hinzugefügt worden, d. h. die jährliche Zunahme auf je 100 Einwohner unter Annahme der geometrischen Progression. Seit 1850 kann ferner die ortsanwesende Bevölkerung, die früher nicht ermittelt wurde, angegeben werden.
Jahr | Wohnbevölkerung | Zuwachsproz. per Jahr | Ortsanwes. Bevölkerung |
---|---|---|---|
1610 | 16120 | . | . |
1779 | 15040 | . | . |
1795 | 15720 | 0.28 | . |
1815 | 16674 | 0.29 | . |
1835 | 21219 | 1.21 | . |
1837 | 22199 | 3.06 | . |
1847 | 25787 | 1.47 | . |
1850 | 27170 | 1.69 | 27313 |
1860 | 37915 | 3.15 | 38282 |
1870 | 44122 | 1.53 | 44834 |
1880 | 60550 | 3.21 | 61399 |
1888 | 69809 | 1.79 | 70303 |
1900 | 109169 | 3.80 | 109754 |
Am Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Bevölkerung 109169; auf den Anfang desselben kann sie unter Annahme einer gleichmässigen geometrischen Zunahme von 1795-1815 auf 15953 oder auf rund 16000 Seelen berechnet werden; demnach hat sie sich in diesem Jahrhundert fast versiebenfacht oder 2,77 mal verdoppelt. Zeiten besonders starker Zunahme waren die dreissiger, fünfziger, siebziger und neunziger Jahre. Der Grund hiefür liegt nicht nur im Ueberschuss der Geburten, sondern namentlich in der vermehrten Zuwanderung, die erstens durch die Erleichterung des Verkehrs (Bau der Eisenbahnen in den fünfziger Jahren), zweitens durch die Loslösung Elsass-Lothringens von Frankreich im Jahre 1871 und drittens durch den Aufschwung der Industrie, z. B. in den fünfziger Jahren und am Anfang der neunziger Jahre, bedingt ist. Auch ist zu berücksichtigen, dass in der Zahl für das Jahr 1900 die Bevölkerung von Kleinhüningen inbegriffen ist, was vorher nicht der Fall war. Der Zuwanderung ist es zuzuschreiben, dass sich das Verhältnis der Konfessionen nach und nach etwas verschiebt, wie folgende Tabelle dies zeigt.
Von je 100 Personen der Stadt Basel waren:
Protestanten | Katholiken | Israeliten | Andere | |
---|---|---|---|---|
1837 | 83.4 | 15.7 | 0.6 | 0.3 |
1847 | 81.2 | 18.2 | 0.4 | 0.2 |
1860 | 74.0 | 24.9 | 0.5 | 0.6 |
1870 | 71.0 | 26.8 | 1.1 | 1.1 |
1880 | 67.3 | 30.2 | 1.3 | 1.2 |
1888 | 67.2 | 30.7 | 1.5 | 0.6 |
1900 | 64.2 | 33.3 | 1.7 | 0.8 |
Die Protestanten, die 1837 noch 5/6 der Bevölkerung ausmachten, betrugen 1900 noch weniger als ⅔. Die Katholiken, 1837 etwas mehr als 1/7, stiegen bis 1900 auf genau ⅓. Am meisten haben sich die Israeliten vermehrt: im Jahr 1847 kam auf 258 Einwohner 1 Israelite, 1900 schon auf 57.
Anstalten für Handel und Verkehr.
Da Industrie, Handel und Verkehr beim Kanton ihre Behandlung gefunden haben (S. 155), so sind hier nur noch die besonderen Anstalten für Handel und Verkehr zu erwähnen.
Seit Bischof Heinrich von Thun im 13. Jahrhundert durch Ueberdeckung des Birsigbaches inmitten der Stadt den «Kornmarkt», den jetzigen Marktplatz geschaffen hatte, ist Basel stets eine wichtige Marktstadt geblieben. Auf diesem grossen, im Jahr 1890 erweiterten Platze,
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sowie auf dem Barfüsserplatz und am Klaragraben findet der tägliche Markt für Gemüse, Obst, Blumen und Eier statt. Auf anderen Plätzen, so auf dem Fischmarkt, dem Andreasplatz, dem Aeschenplatz etc. dürfen zu bestimmten Wochentagen oder zu gewissen Zeiten im Jahr andere Produkte feilgeboten werden, so Wildpret, Geflügel, Fische, Butter, Holz, Heu, Stroh, Weihnachtsbäume u. s. w. Wöchentlich zweimal ist Schlachtviehmarkt bei der Schlachtanstalt. Von Warenmärkten besitzt Basel die Frohnfastenmärkte und die berühmte Messe.
Die ersteren lassen sich nicht bis auf ihren Ursprung zurück verfolgen; wie seit alters finden sie jetzt noch 4 mal jährlich am Donnerstag und Freitag nach Frohnfasten, d. h. zu Fastnacht, Pfingsten, Michaelis und Weihnachten, auf dem Barfüsserplatz und am Petersgraben statt. Die erste Messe wurde zu Martini 1471 abgehalten. In diesem Jahre erwirkte nämlich der Bürgermeister Hans von Bärenfels auf dem Reichstage von Regensburg für die Stadt Basel die kaiserliche Verleihung von zwei Messen zu je 14 Tagen um Pfingsten und Martini. Die Pfingstmesse blieb nur bis 1494, die Martinimesse aber bis auf den heutigen Tag. Alljährlich dauert sie nach Simon und Judä 14 Tage, d. h. vom 27. Oktober bis 10. November, und bringt jeweilen viel Leben in die Stadt, trotzdem sie längst ihre Bedeutung für den Warenumsatz im Grossen verloren hat.
Entsprechend den vielen Banken und Geldgeschäften hat Basel grosse Wichtigkeit als Börsenplatz. Im Postgebäude findet jeden Wochentag von 11-12¼ Uhr die Mittagbörse und von 3¾-4¼ Uhr die Abendbörse statt. Zutritt haben ausser den staatlichen Organen die Mitglieder der Börsenkammer (Banken) und die Inhaber der im Handelsregister eingetragenen Geschäftsfirmen.
Die Industriellen und Kaufleute der Stadt Basel gründeten 1875 den Handels- und Industrieverein, dessen Vorstand, die Handelskammer, ein beständig geöffnetes Auskunftsbureau mit Fachbibliothek und Lesezimmer unterhält und gehaltvolle Jahresberichte veröffentlicht.
Basel hat 2 Hauptbahnhöfe, denjenigen der Schweizer. Centralbahn in Grossbasel und den Badischen Bahnhof in Kleinbasel. Beide sind gegenwärtig im Umbau, da sie dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügen. Der erstere bleibt an seiner jetzigen Stelle, dagegen erhalten die Geleise eine Senkung von 2,7 m, und die Elsässerlinie wird in weitem Bogen um die Stadt herumgeführt, beides um den Strassenverkehr nicht länger zu hemmen. Im ferneren kommt der Güterbahnhof an das südöstliche Ende der Stadt, auf den «Wolf» zu liegen, und im St. Johannquartier, im nordwestlichen Teile der Stadt, wird eine neue Güterstation angelegt.
Der neue Badische Bahnhof wird ca. 700 m nordöstlich der jetzigen Stelle, an der Peripherie der Stadt gebaut, er erhält Geleiseanlagen, die um 3 m gehoben werden. Neben diesen Stationen der Normalbahnen besteht noch die Haltestelle der schmalspurigen Birsigthalbahn, so dass Basel insgesamt 5 Bahnhöfe hat, von denen 9 Eisenbahnstränge ausgehen. Entsprechend seiner äusserst wichtigen Verkehrslage ist Basel der Ausgangspunkt einer grossen Zahl direkter Zugsverbindungen, nämlich der folgenden: 1. Ab Centralbahnhof über die schweizerischen Linien nach: Bern-Interlaken, über Bern oder über Solothurn-Neuenburg oder über Delsberg-Neuenburg nach Lausanne-Brig.
Bern-Lausanne-Genf-Lyon-Marseille-Nizza. Delle-Belfort-Paris, von da über Calais oder Boulogne nach London. Luzern-Luino-Genua-Nizza. Luzern-Chiasso-Mailand, von da nach Genua oder nach Bologna-Brindisi oder nach Rom-Neapel. Romanshorn-Stuttgart. Romanshorn-München-Dresden, resp. Salzburg-Wien. Zürich, von da nach Glarus oder nach Davos oder nach Chur-Thusis. Zürich-Buchs-Wien-Budapest. 2. Ab Centralbahnhof via Elsass-Lothringer Bahn nach: Strassburg-Metz-Luxemburg-Brüssel, von da nach London über Antwerpen oder Calais oder Ostende oder Vlissingen, sowie nach Rotterdam-Haag-Amsterdam.
Mülhausen-Belfort-Paris und nach London über Calais oder Boulogne. Strassburg-Köln nach Holland, ebenso nach England über Vlissingen oder über Hoek van Holland, ferner nach Berlin, nach Bremen-Hamburg. 3. Ab Centralbahnhof mit der Verbindungsbahn oder ab Badischem Bahnhof direkt via Grossh. bad. Staatsbahnen nach: Karlsruhe-Frankfurt a. M., von da nach Hamburg, Berlin, Dresden oder Breslau. Karlsruhe-Mainz-Köln nach Holland und England. Karlsruhe-Würzburg-Berlin. Konstanz-München-Wien. Konstanz-Innsbruck-Wien. - Schlafwagen kursieren ab Basel nach Wien, Chur, Mailand, Lyon, Paris, Calais, Brüssel, Ostende, Frankfurt a. M., Vlissingen und vice-versa.
Durch die Ausdehnung der kantonalen Strassenbahnen sind die Personen-Postwagen aus der Stadt verschwunden; der letzte fuhr bis nach Allschwil, jetzt beginnt er seine Fahrt erst an der Kantonsgrenze, am Endpunkt einer Linie der Strassenbahn. Für die Brief- und Fahrpost bestehen in der Stadt ein Hauptbureau, 2 weitere Bureaux und 8 Filialen, für den Telegraphendienst ein Hauptbureau, 3 Spezialbureaux und 5 Aufgabebureaux. Das 1881 angelegte Telephonnetz hat jetzt 3422 Abonnenten und 7 öffentliche Sprechstationen, es besitzt direkte Verbindungen mit den Netzen von Aarau, Belfort, Berlin, Bern, Biel, Chaux-de-Fonds, Delsberg, Freiburg i. Br., Genf, Karlsruhe, Laufen, Liestal, Lörrach, Luzern, Mülhausen i. E., Rheinfelden, St. Gallen, St. Ludwig i. E., Solothurn, Strassburg, Stuttgart, Winterthur, Zofingen, Zürich. Die eidgenössische Zollverwaltung unterhält Zollämter in den Hauptbahnhöfen und an 5 ins Ausland führenden Strassen, wozu noch der Rheinzoll kommt. In Basel befindet sich überdies ein Kaiserl. deutsches Nebenzollamt erster Klasse mit verschiedenen Abfertigungsstellen in den beiden Hauptbahnhöfen.
Infolge der wichtigen Grenzlage und des gewaltigen Handelsverkehrs ist Basel Sitz des I. schweiz. Zollkreises, des V. eidgenössischen Postkreises und des II. Eisenbahnkreises.
Wissenschaft u. Kunst.
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bestrebungen steht die Universität, die älteste der Schweiz. Ihrem schon jahrhundertelang wirkenden Einfluss ist es jedenfalls zuzuschreiben, dass in Basel wissenschaftlicher Sinn, Kunstverständnis und Opferfreudigkeit für alle Bildungszwecke so verbreitet sind. Sie besitzt ein eigenes Vermögen von 1354482 Fr., das die Lasten tragen hilft, die von ihr dem kleinen Gemeinwesen auferlegt werden. Ferner beteiligen sich reiche Vereine an ihrem Unterhalt, vor allen die
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Akademische Gesellschaft (1899: Vermögen 1009482 Fr., Einnahmen 53964 Fr., Ausgaben 65909 Fr.), der freiwillige Museumsverein (1898: Vermögen 228085 Fr., Einnahmen 21169 Fr., Ausgaben 10102 Fr.), ebenso verschiedene Stiftungen. Im Wintersemester 1899/1900 betrug die Zahl der Studierenden - 4 Damen inbegriffen - 492, darunter 54 Theologen, 43 Juristen, 139 Mediziner u. 256 Philosophen. Neben den verschiedenen Seminarien, die sich an die Vorlesungen anschliessen, umfasst die Universität eine grosse Zahl von Spezialinstituten, die meistens in besonderen Gebäuden untergebracht sind, so das mineralogisch-geologische Institut, die botanische Anstalt, die zoologische Anstalt (im Universitätsgebäude), die astronomisch-meteorologische, physikalische u. chemische Anstalt im Bernoullianum, welches Gebäude im Jahr 1874 aus Beiträgen der Akademischen Gesellschaft, aus einer Stiftung u. besonderen Geschenken erbaut u. dem Staat übergeben wurde, die anatomische und die physiologische Anstalt im Vesalianum, die pathologisch-anatomische Anstalt, die hygienische Anstalt und die verschiedenen Kliniken bei den Krankenhäusern.
Berühmt ist Basel wegen seiner Sammlungen, die in liberalster Weise offen stehen und auch aufs fleissigste benützt werden. Das Museum, in den Jahren 1843 bis 1849 erbaut, enthält die Aula der Universität mit den Bildnissen berühmter Basler Gelehrten und Kirchenvorsteher, eine ethnographische Sammlung, sehr reichhaltige naturhistorische Sammlungen und die berühmteste Kunstsammlung der Schweiz, die insbesondere durch die Werke Holbeins und Böcklins ausgezeichnet ist. In der Skulpturhalle, 1887 gebaut, findet sich eine Sammlung von Gypsabgüssen der griechischen und römischen Plastik.
Das Historische Museum, in der Barfüsserkirche untergebracht, wurde 1894 durch die Vereinigung dreier früher getrennter Sammlungen, der mittelalterlichen, der antiquarischen und der Waffensammlung des Zeughauses gebildet (Festbuch zur Eröffnung des Historischen Museums. Basel 1894.) Es enthält Gegenstände aus den vergangenen Jahrhunderten von der Römerzeit an, bei deren Auswahl und Anordnung neben kulturhistorischen Interessen auch die Bedürfnisse des Kunstgewerbes in Betracht kommen. Letzterem dient ferner das in Verbindung mit der Gewerbeschule stehende Gewerbemuseum.
Ein Institut, das in bezug auf Einrichtung und Umfang seines Gleichen sucht, ist die Universitätsbibliothek, deren Gebäude in den Jahren 1894-96 mit einem Kostenaufwand von 800000 Fr., wovon die Hälfte freiwillige Beiträge, gebaut wurde. Ihre Anfänge reichen bis ins Gründungsjahr der Universität (1460) hinauf. Bereichert wurde sie hauptsächlich durch die Büchersammlungen verschiedener Klöster, durch Geschenke der Buchdrucker, Nachlässe von Gelehrten und Ankäufe, so dass sie jetzt einen Bestand von 4000 Manuskripten, 230000 gedruckten Bänden und 150000 Dissertationen aufweist.
Weil in dem gleichen Gebäude die ehemalige Kirchenbibliothek, die J. M. Ziegler'sche Kartensammlung, die Bibliotheken der Naturforschenden und der Historisch-antiquarischen Gesellschaft etc. sich befinden, so stellt sie die eigentliche Centralbibliothek der Stadt Basel dar. Auch dieses Universitätsinstitut hat Anteil am Erträgnis verschiedener Stiftungen. Dem Publikum sind ein Ausstellungssaal mit ersten und ältesten Drucken, der Lesesaal mit grosser Handbibliothek, der Zeitschriftensaal und der Katalograum stets frei geöffnet.
Mehr belletristischer Art ist die Bibliothek der Allgemeinen Lesegesellschaft, 53000 Bände enthaltend, deren Benützung auf die Mitglieder beschränkt ist. Die Gemeinnützige Gesellschaft unterhält die Bürgerbibliothek, 7095 Bände, die Bibliothek der französischen Gemeinde, 1820 Bände, die Jugendbibliothek, 3357 Bände, und die Arbeiterbibliothek, 4754 Bände, welch' letztere unentgeltlich benützt werden kann. Zu den Verbreitern der Bildung müssen auch die 58 in Basel erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften gerechnet werden.
Die Pflege der Wissenschaften lassen sich verschiedene Gesellschaften angelegen sein, so die Naturforschende Gesellschaft, 1817 gegründet, die Historisch-antiquarische Gesellschaft (1836), die Medizinische Gesellschaft (1860), die Statistisch-volkswirtschaftliche Gesellschaft (1870), der Juristenverein (1874) etc. Noch älter ist die korporative Pflege der Musik. Bereits 1704 entstund das Collegium musicum, der Vorläufer der heutigen Allgemeinen Musikgesellschaft, welche die Abonnementskonzerte und neuerdings in Verbindung mit der Gemeinnützigen Gesellschaft auch Volkskonzerte veranstaltet.
Der 1863 gegründete Kunstverein baute die Kunsthalle, wo stets eine Ausstellung von Werken zeitgenössischer Künstler zu sehen ist. Hierunter sind immer auch Basler vertreten; denn an Künstlern hat es Basel nie gefehlt, ebensowenig wie an Gelehrten. Was aber ebenfalls hoch gewertet werden muss, ist die allgemeine Anteilnahme der Bevölkerung an den Werken der Kunst und Wissenschaft, wie sie ihren Ausdruck findet in dem regen musikalischen Leben, in dem blühenden Stande des Stadttheaters, in dem starken Besuch der populären Vorträge und Kurse und aller öffentlichen Sammlungen.
Gemeinnützigkeit.
Von alters her ist Basel bekannt durch den Opfersinn seiner Bürger. Persönliche Arbeitskraft und reiche materielle Mittel stehen jeder Zeit zur Verfügung, um die Thätigkeit des Staates zu ergänzen oder um ihr vorzuarbeiten. Diese freiwilligen Leistungen beziehen sich, wie wir bereits genugsam gesehen haben, auf die Förderung der Bildung und Kunst, ferner haben sie die Pflege des religiösen Lebens und die Fürsorge für die Armen und Kranken zum Zwecke. (Thun. Die Vereine und Stiftungen des Kantons Basel-Stadt im Jahre 1881. Basel 1883.) Die religiösen Werke, durch die Basel bekannt ist, gingen zum grössten Teil von der seit 1780 bestehenden Deutschen Christentumgesellschaft aus.
Diese gründete 1804 die Bibelgesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift, 1815 die Missionsanstalt und 1817 die Armenschullehreranstalt in Beuggen. Die Evangelische Missionsgesellschaft bildet gegenwärtig 96 Zöglinge aus; in ihrem Dienste stehen 189 Missionare, nämlich 85 in Indien, 25 in China, 48 an der Goldküste und 31 in Kamerun; ferner unterhält sie eine Buchhandlung, sowie Handelsniederlagen und industrielle Betriebe in den Heidenländern.
Die Einnahmen des Jahres 1899 betrugen 1584493 Fr., wovon 156509 Fr. aus Basel, 215000 Fr. Gewinn der Missionshandlung und Industrie, 20500 Fr. Ertrag der Zeitschriften und der Buchhandlung; die Ausgaben erreichten eine Höhe von 1769217 Fr. Im Jahr 1836 bildete sich der «Verein für christlich-theologische Wissenschaft», der jetzt aus den Erträgnissen seines grossen Vermögens zwei strenggläubige Professoren an der Universität besoldet. Der 1867 gegründete «Verein für Bildung christlicher Schullehrer in der Schweiz» gab im letzten Jahr 9465 Fr. für seine Zwecke aus. Neben der seit 1840 bestehenden Pilgermission auf Chrischona (siehe den Artikel) bildet auch die 1876 errichtete Evangelische Predigerschule in Basel Evangelisten und strenggläubige Prediger aus. Ausserdem gibt es noch viele Vereine und Anstalten religiösen Charakters, im ganzen beträgt ihre Zahl 61.
Im Mittelpunkt der bürgerlichen Wohlthätigkeit steht die am Ostertag des Jahres 1777 von dem edlen Isaak Iselin und sechs weiteren Bürgern der Stadt Basel gegründete «Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen». Ihre Thätigkeit ist eine allseitige, indem sie sich zur Aufgabe gestellt hat, «alles das, was gut, was löblich, was gemeinnützig ist, zu fördern, aufzumuntern und auszubreiten». Ihre Organe sind 59 Kommissionen und Delegationen, denen entweder die Zinsen von
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besonderen Fonds und Stiftungen oder Zuschüsse aus der allgemeinen Vereinskasse für ihre Thätigkeit zur Verfügung stehen. Im Jahr 1899 betrugen die Einnahmen 61995 Fr., die Ausgaben 63735 Fr. und das Vermögen 387357 Fr., während die verschiedenen Fonds eine Höhe von über 1 Million Franken erreichten. Im Anschluss an die Feier des 150. Geburtstages von Heinrich Pestalozzi wurde in Basel eine Pestalozzigesellschaft gegründet, die 1900, im vierten Jahre ihres Bestehens, bereits 15868 Fr. einnahm und 13858 Fr. ausgab.
Ihr Vermögen beträgt 8134 Fr.; überdies besitzt sie einen Fond von 22370 Fr. zur Gründung einer Rettungsanstalt für verwahrloste Mädchen. Die Zahl der Vereine, Stiftungen und Anstalten für wohlthätige Zwecke überhaupt beträgt über 100. Infolge ihrer Fürsorge besitzt Basel eine Reihe von Schulen, die eine wesentliche Ergänzung zu den staatlichen Anstalten bilden, wie die Repetierschulen für fremde Sprachen, die Musikschule, die Knabenhandarbeitsschulen, die Näh- und Flickschulen, die Kochschulen.
Eine Kommission der Gemeinnützigen Gesellschaft veranstaltet alljährlich populäre Vorträge, eine andere gibt ein Neujahrsblatt heraus, und ein besonderer Verein sorgt für Verbreitung guter Schriften. Durch Unterstützung des Turnens, der Jugendspiele, des Schlittschuhlaufens und durch Unterhaltung von Bad- und Schwimmanstalten sucht man auch die körperliche Ausbildung der Jugend zu fördern. Neben den staatlichen Kinderhorten sorgen die Lukasschulen, die im Jahr 1856 bei Anlass des 500jährigen Gedenktages des grossen Erdbebens (am Lukastag 1356) gegründet wurden, für nützliche Beschäftigung ärmerer Schüler und Schülerinnen an Winterabenden und versehen dieselben mit Schuhen und mit dem Schülertuch.
Den Schülern der Primar- und Sekundarschulen kommt im Sommer die Milchverteilung und die Ferienversorgung, im Winter die Suppenausteilung zu gute. Besondere Kommissionen der Gemeinnützigen Gesellschaft versorgen verwahrloste Kinder und die Waisen von Niedergelassenen in auswärtigen Anstalten u. beteiligen sich neben dem Staate bei der Verpfründung von Niedergelassenen. Ausser dem staatlichen Arbeitsnachweisbureau bestehen zwei private. Den Haus-Verdienst sucht eine Kommission der Gemeinnützigen Gesellschaft zu heben durch leih- oder kaufweise Abtretung von Wind-, Näh- und Strickmaschinen.
Eine Armenarbeitsanstalt beschäftigt ältere bedürftige Leute in angemessener Weise. Ferner gibt es eine Schreibstube für Arbeitslose und eine Arbeitshütte, welch' letztere durchreisenden Handwerksburschen gegen Arbeit Unterkunft und Nahrung verschafft. Für die arbeitende Bevölkerung besteht neben den staatlichen Lesesälen das von der Gemeinnützigen Gesellschaft gegründete Bläsistift, das den Arbeitern Bibliothek, Lesesäle und billige Mietzimmer bietet.
Eine besondere Gesellschaft unterhält die Anstalten im Engelhof, bestehend aus Kost- und Logierhaus, aus einer Herberge, die mit der Arbeitshütte Verbindung hat, und aus Arbeitersälen, wo die Arbeiter Gelegenheit haben, die freie Zeit mit Lesen, mit Besuchen von Unterrichtskursen etc. nützlich zuzubringen. Verschiedene Speisehallen, Speisehütten und Kaffeehallen sorgen für gute und billige Ernährung des Volkes. Endlich sind zu erwähnen ein Irrenhülfsverein, zwei Vereine für entlassene Sträflinge und eine Stiftung, die für den Unterhalt der Familien Inhaftierter sorgt.
Alle diese Veranstaltungen haben eine hohe Bedeutung für das Leben einer Grossstadt wie Basel, indem sie dazu beitragen, viel Not und Elend zu lindern. Eine schöne Ergänzung erhalten sie durch die gegenseitigen Hülfsgesellschaften, deren blühender Stand ein besonders gesunder und rühmlicher Charakterzug der Bevölkerung darstellt. Im Jahr 1881 zählte Prof. Kinkelin 82 auf (Thun. Die Vereine etc.); ihre Zahl hat sich seither noch vermehrt. Darunter sind - nach einer Zusammenstellung des Departements des Innern - besonders namhaft zu machen zwei Alters- und Pensionskassen (1899: Einnahmen 12494 Fr., Ausgaben 8287 Fr., Vermögen 233354 Fr.), neun Witwen- und Waisenkassen (Einnahmen 170707 Fr., Ausgaben 83248 Fr., Vermögen 2075097 Fr.), 29 Arbeiterkrankenkassen (Einnahmen 154976 Fr., Ausgaben 154074 Fr., Vermögen 343891 Fr.).
Geschichte.
Die Stadt Basel wurde im Jahre 374 n. Chr. vom römischen Kaiser Valentianian I. an der Stelle des keltischen Robur gegründet. Die ältesten Teile waren um den Münsterplatz herum, der noch im vorigen Jahrhundert «Burg» hiess. Hier liessen sich später der Bischof und die Domherren nieder, und unweit davon erhob sich schon frühe die erste Pfarrkirche Basels, St. Martin. 917 wurde die Stadt von den Ungarn zerstört; aber sie blühte bald wieder auf, und 1019 weihte Kaiser Heinrich II., fortan ihr Schutzheiliger, das neuerstellte Münster.
Darauf erfolgte ein rasches Wachstum. Dienstleute, freie und hörige Handwerker siedelten sich auf beiden Seiten des Birsigs an. St. Leonhard und St. Peter wurden die Pfarrkirchen des Nordwestplateaus. Noch im 11. Jahrhundert wurde an der Stelle der heutigen «Gräben» der innere Mauergürtel geschaffen, vor welchem schon vor 1100 das Kloster St. Alban entstand. Bischof Heinrich von Thun (1215-1238) liess den Birsig überwölben, den Marktplatz anlegen und die Rheinbrücke erbauen.
Bald darauf kamen auch die Prediger und Barfüsser nach Basel. Jene errichteten ihr Kloster in der Vorstadt vor dem Kreuzthor (St. Johann) (1768 Schellenwerk und französische, jetzt altkatholische Kirche), diese zuerst in der Spalenvorstadt, dann auf dem Barfüsserplatz, (1846 Kaufhaus, jetzt Historisches Museum). Das von den Barfüssern verlassene Gebäude in der Spalen bezogen 1268 Clarissinnen und nannten es Gnadenthal (1573 Kornhaus, 1892 Gewerbeschule). In der Steinen liessen sich die reuigen Sünderinnen nieder (Mädchensekundarschule) und in der Nähe des Münsters die Augustiner (Museum).
Auch Kleinbasel erhielt zu dieser Zeit neben der St. Theodorskirche, die schon im 11. Jahrhundert bezeugt ist, die beiden Frauenklöster St. Clara (jetzt römisch-katholische Kirche) und das unter der Aufsicht der Prediger stehende Klingenthal (seit 1863 Kaserne) und sodann im 15. Jahrhundert dasjenige der Kartäuser (seit 1669 Waisenhaus). Ursprünglich lagen die St. Theodorskirche und das Klingenthal ausserhalb der um die Mitte des XIII. Jahrhunderts entstandenen Befestigungen.
Schon vor dem furchtbaren Erdbeben von 1356 hatte man angefangen, auch die Vorstädte Grossbasels mit Mauern zu umgeben; aber erst nach demselben empfing Basel die Ausdehnung, die ihm bis 1860 verblieb. An die Befestigungswerke lehnte sich der Petersplatz, welcher schon 1277 mit Bäumen bepflanzt wurde, aber erst 1778 nach der Wiedererbauung des abgebrannten Zeughauses (1776) die spätere Gestalt erhielt. Es besass nun die grosse Stadt 6 Thore, nämlich St. Johann-, Spalen-, Steinen-, Aeschen-, St. Alban- und das Rheinthor (bei der Rheinbrücke) und Kleinbasel das Riehen- und Bläsithor.
Die innern Stadtmauern begann man teilweise schon im 18. Jahrhundert abzutragen, und von den innern Thoren oder Schwibbogen wurden diejenigen von Aeschen und Spalen und das durch den Lällenkönig bekannte Rheinthor schon in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts beseitigt. Ihnen folgten in den 60er und 70er Jahren das Steinen-, Aeschen-, Riehen- und Bläsithor u. der St. Johann- u. St. Albanschwibbogen. Es stehen somit nur noch das St. Johann-, Spalen- und St. Albanthor. An der Stelle der Stadtgräben sind schöne Promenaden entstanden. Für das betreffende Areal hätte nämlich im Falle einer Bebauung nach dem Teilungsvertrag von 1833 der Kanton Baselland entschädigt werden müssen. Doch verzichtete derselbe im Jahr 1863 auf alle Ansprüche gegen eine einmalige Summe von 1200000 Fr.
Die im 13. und 14. Jahrhundert erstarkte Bürgerschaft hatte mit dem Bischof, dem Adel und dem Haus Habsburg zu kämpfen. Da befreite sie die Schlacht bei Sempach (1386) von ihrem gefährlichsten Feinde, dem Herzog
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Leopold. Nun kamen die Zünfte zur Geltung. Es waren folgende: 1. Kaufleute oder Schlüssel, 2. Hausgenossen oder Bären, 3. Weinleute oder Gelten, 4. Krämer oder Safran, 5. Rebleute, 6. Bäcker, 7. Schmiede, 8. Gerber und Schuhmacher, 9. Schneider und Kürschner, 10. Gärtner, 11. Metzger, 12. Spinnwettern (Bauhandwerker), 13. Scherer und Maler, 14. Weber, 15. Fischer u. Schiffer. In Kleinbasel, das 1392 von der grossen Stadt erworben wurde, blieben die drei Gesellschaften zum Greifen, Hären und Rebhaus bestehen, die noch jetzt alljährlich am 13., 20. und 27. Januar mit ihren Wappentieren, dem Vogel Greif, dem Leu und dem wilden Mann einen Umzug veranstalten und im Gesellschaftshaus an der Rheinbrücke (Café Spitz) das Greifenmählchen abhalten.
Die Vorstädte Grossbasels besassen Vorstadtgesellschaften und zwar St. Alban die zum Hohen Dolder, Aeschen zum Rupf, Steinen zu den 3 Eidgenossen, Spalen zur Krähe und St. Johann zur Mägd. Abgeordnete aller Zünfte bildeten mit dem Bürgermeister und Oberstzunftmeister den Kleinen Rat (64 Mitglieder), der aber in zwei jährlich abwechselnde Hälften, den alten und neuen Rat, zerfiel. Die Gesetzgebung wurde vom Grossen Rat gehandhabt, der aus dem Kleinen Rat, den Vorständen der Zünfte (Sechser) und der drei Gesellschaften Kleinbasels gebildet war, ebenfalls jährlich wechselte und aus 282 Mitgliedern bestehen konnte.
Eine Masse von Kollegien, wie Geheimer oder Dreizehner Rat, das Zeugamt, die Haushaltung oder Rechenkammer, das Lohn- oder Bauamt, das Direktorium der Kaufmannschaft, die Fabrikkommission, die Münzkommission und viele andere besorgten die Geschäfte. Die beiden Stadtgerichte von Gross- und Kleinbasel und verschiedene andere Gerichte dienten der Rechtspflege. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung hatte die Stadt eine Garnison oder Standestruppe, die als die einzige «stehende Armee» der Schweiz bis zum Krimkriege existierte. 1803, 1814 und 1847 wurden neue Verfassungen eingeführt; aber erst 1872 erhielt Basels Staatswesen eine den neuen Verhältnissen entsprechende Einrichtung. Die neueste Verfassung datiert vom
Die Universität wurde 1460 durch Papst Pius II. gegründet und nach der Reformation 1532 reorganisiert. Ihr gehörten in der ersten Periode Sebastian Brant, Capito und Erasmus an, im 18. Jahrhundert der Orientalist Johannes Buxtorf, Felix Platter, Bauhin, die Bernoulli und Euler und in neuerer Zeit Wilh. Wackernagel, Ludwig Rütimeyer und Jakob Burckhardt. Ferner sind als berühmte Männer zu erwähnen Hans Holbein, die Buchdrucker Amerbach und Froben, der Reformator Oecolampad, Thomas Platter, der Bürgermeister Joh. Rud. Wettstein, Peter Ochs, Direktor Legrand, Isaak Iselin, der Gründer der Gemeinnützigen Gesellschaft (1776), verschiedene Glieder aus den Familien Fäsch, Burckhardt, Hagenbach, Wieland etc.
Wichtigere Ereignisse waren das Konzil (1431-1449), die Schlacht bei St. Jakob an der Birs 1444, der Eintritt in den Schweizerbund 1501, die Reformation 1529, der Bauernaufstand von 1653, die Revolution von 1798, die Trennung des Kantons 1833.
Weitere Quellen: Die Stadt Basel und Umgebung. Herausgegeben vom Verkehrsverein. Basel 1898. - Streuber, Geschichte und Beschreibung der Stadt Basel. Basel, H. Georg. - Boos, Geschichte der Stadt Basel. 1877. - Hotz. R. Basel, eine Schilderung für Einheimische u. Fremde. Basel 1882. - Hotz, R. Basels Lage und ihr Einfluss auf die Entwicklung und Geschichte der Stadt. (Beilage zum Bericht über das Gymnasium 1894.) - Stocker, F. A. Basler Stadtbilder. Basel 1890. - Basler Jahrbuch 1896 und 1899. - Neujahrsblatt von 1893.