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noch jetzt sind die dortigen Fabriken entweder in den Händen von Baslern oder die zahlreichen «Posamenter», die das Bandweben als Hausindustrie betreiben, werden von Basel aus beschäftigt. So stunden im Jahr 1880 für die Basler Firmen 4928 Handstühle und 1688 mechanische Webstühle in Betrieb. Nach der Volkszählung vom kamen auf die Basler Seidenbandindustrie überhaupt 21343 Zugehörige, die sich folgendermassen verteilen:
Kt. | Im Beruf beschäftigt | Angehörige | B'fszugehörige überhaupt |
---|---|---|---|
Basel-Stadt | 4064 | 3028 | 7092 |
Basel-Land | 7814 | 4831 | 12645 |
Solothurn | 1008 | 598 | 1606 |
: | 12886 | 8457 | 21343 |
Die Produktion von Seidenbändern erreichte im Jahre 1872 einen Wert von 65000000 Fr.; hauptsächlich infolge Preisabschlages ging sie jedoch auf 40000000 Fr. zurück, welche Höhe sie jetzt noch jährlich erreichen möchte. Im Jahr 1888 lebten im Kanton von der Seidenindustrie überhaupt 18596 Personen, wovon 6832 im Berufe thätig und 11764 berufszugehörig waren. Dies machte 16% der Bevölkerung aus, 1880 waren es 17%, 1870: 21% und 1860 sogar 26%. Demnach hat die Ausdehnung der Seidenindustrie mit der Zunahme der Bevölkerung nicht Schritt gehalten. Im Jahr 1900 bestunden 17 Bandfabriken, 3 Nähseidefabriken, 2 Seidenzwirnereien, 7 Floretspinnereien, 2 Seidenfärbereien.
In früheren Jahrhunderten hatten auch die übrigen Zweige der Textilindustrie für Basel eine grosse Bedeutung, so blühte von 1268-1380 die Leinenweberei, dann bis 1500 die Baumwollweberei und später die Wollweberei. Jetzt spielt nur noch die Baumwollindustrie eine Rolle; sie weist drei Betriebe auf, nämlich 1 Spinnerei, 1 Spinnerei und Weberei und 1 Weberei.
Viel jüngeren Datums ist die chemische Grossindustrie. Sie nahm im Jahre 1856 ihren Anfang mit der Extraktion von Farbstoffen aus Hölzern und mit der Fabrikation von Indigokarmin, bald nachher kam hiezu die Herstellung von Anilin-Farben (1859 Violett von Perkin, 1860 Fuchsin etc.) und in den 80er Jahren die Fabrikation von pharmaceutischen Produkten (Antipyrin, Phenacetin, Kokain etc.). Die Zahl der Zugehörigen zu dieser Industrie betrug 1870: 322, 1880: 1309, 1888: 1830. Im Jahr 1900 bestunden 14 grössere und kleinere chemische Fabriken, 3 Firnis- und Lackfabriken, 5 Parfümeriefabriken, 5 Kleiderfärbereien und chemische Waschanstalten, 4 Färbereien (ohne die zwei Seidenfärbereien), 7 Seifensiedereien und Kerzenfabriken, 1 Grossgerberei. Einen ähnlichen Aufschwung wie die chemische Industrie nahm in neuerer Zeit die Maschinenfabrikation und die Eisengiesserei, für welche 1870: 826, 1880: 999 und 1888: 1225 berufszugehörige Personen gezählt wurden. Wesentlich ergänzt wurde die Eisenindustrie durch die Elektrotechnik, die im Jahre 1900 10 Betriebe aufwies; Giessereien gab es 14, Eisenbauwerkstätten 5.
Zwei Industrien nehmen nach aussen jetzt nicht mehr die dominierende Stellung ein wie in vergangenen Jahrhunderten, nämlich die Papierfabrikation und die Buchdruckerei. Erstere wurde durch den Basler Heinrich Halbisen zur Zeit des Konzils, um 1440, begründet, letztere durch Berchtold Rodt oder Rüppel, einem Gehülfen Gutenbergs, der 1462 von Mainz nach Basel übersiedelte. Schon 1460 hatte übrigens ein gewisser Ludwig zu Basel mit 32 hölzernen Platten einen Kalender gedruckt.
Die rasch eingetretene Blüte des Buchdruckergewerbes dauerte bis zum letzten Drittel des 16. Jahrhunderts, während die Papierfabrikation auch später noch durch ihr Produkt, das «Basler Canzleipapier», weit und breit berühmt war. Jetzt bestehen in Basel 2 Papier- und Kartonfabriken und 37 Druckereien, von denen indessen bloss 5 zugleich Verlagsfirmen sind. Von weiteren Industrien sind zu erwähnen die Bierbrauerei, die in 7 Grossbetrieben im Jahr 1899 eine Produktion von 299754 hl = 14% der Gesamtproduktion der Schweiz aufwies, ferner die Müllerei (7 Betriebe) und die Cigarren- und Tabakfabrikation (5); insbesondere blühen auch die verschiedenen Handwerke und das Bau- und Kunstgewerbe.
Ende 1899 waren dem Fabrikgesetz 226 Firmen unterstellt; dieselben verteilen sich auf die einzelnen Industriezweige, wie folgt: Seidenindustrie (inkl. Färberei) 30, übrige Textilzweige 7, chemische Industrie 7, Lebens- und Genussmittel 23, Polygraphische Gewerbe 33, Holzbearbeitung (inkl. Wagenfabrikation) 47, Metallbearbeitung (inkl. Spengler) 54, Ziegelei, Thonwaren- und Cementfabrikation 8, Papierfabrikation 2, Seifen- und Kerzenfabrikation 3, verschiedene Gewerbe 12.
Im Jahre 1888 waren in den verschiedenen Gebieten der Industrie 11494 männliche und 8217 weibliche, also im ganzen 19711 Personen thätig; hiezu kamen 16667 Angehörige und 1374 Dienstboten, so dass die Gesamtzahl der Berufszugehörigen 37752 beträgt. Auf einen selbständigen Arbeitenden kamen im Mittel 3,4 Unselbständige, der Kleinbetrieb ist somit vorherrschend. Einzig die Textilindustrie und das chemische Gewerbe ragen durch ausgebildeten Grossbetrieb hervor, dort kamen auf einen Selbständigen 49 Unselbständige, hier 32. (Geering, Traugott. Handel und Industrie der Stadt Basel. Basel 1886. - R. Sarasin. Ueber die Entwicklung der Seidenindustrie. Zeitschrift für schweiz. Statistik. 1893. - Jaubert. Histoire de l'industrie suisse des matières colorantes artificielles. Genève 1896. - Jahresberichte der Basler Handelskammer.) ¶
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Der Handel
ist in Basel seit alters heimisch und erfreut sich in neuester Zeit einer stets wachsenden Bedeutung. 1880 waren 17,7% der Bevölkerung dem Handel zugehörig, 1888 dagegen 18,2%. Die wichtigsten Produkte der Ausfuhr waren im 14. Jahrhundert graues Wolltuch, im 15. Jahrhundert Schürlitz oder Baumwolltuch und von dieser Zeit bis ins 19. Jahrhundert Seidenwaren, Leder und Papier. Jetzt sind die drei Haupt-Exportartikel Seidenbänder, gezwirnte Floretseide und Anilinfarben. In allen drei Artikeln decken die Basler Fabriken fast die ganze schweiz. Ausfuhr, die im Jahre 1899 folgende Zahlen aufwies: Seidenbänder: 35453000 Fr., Floretseide: 25917000 Fr., Farben und pharmaceutische Produkte: 21527000 Fr. Wie bei der ganzen Schweiz wird sich der Import hauptsächlich aus Rohmaterialien und Lebensmitteln zusammensetzen, jedoch werden gerade hier auch die Fabrikate bedeutende Summen aufweisen.
Im Jahr 1888 gliederte sich das Handelspersonal folgendermassen:
Berufsleute | Angehörige | Dienstboten | Zugehörige überhaupt | |||
---|---|---|---|---|---|---|
männl. | weibl. | zusam. | . | . | . | |
Warenhandel | 2583 | 791 | 3374 | 3832 | 801 | 8007 |
Banken, Agent. Versicherung. | 954 | 24 | 978 | 1258 | 355 | 2591 |
W'schaftswesen | 589 | 931 | 1520 | 1040 | 234 | 2794 |
: | 4126 | 1746 | 5872 | 6130 | 1390 | 13392 |
Am meisten Hände beschäftigt also der Warenhandel und zwar vornehmlich der Spezerei- und Kolonialwaren-, der Holz- und Kohlen-, der Mercerie-, der Wein- und Materialwarenhandel. Auch der Grosshandel spielt eine wichtige Rolle; viele Firmen betreiben den Engros-Import und Agentur und Kommission in den verschiedensten Gebrauchs- und Verbrauchsgegenständen. Eines bedeutenden Rufes erfreut sich Basel als Geldplatz. Es weist nicht weniger als 44 Geldinstitute auf, nämlich die am gegründete und mit 5000000 Fr. dotierte Basler Kantonalbank, mehrere kapitalkräftige Gesellschaftsbanken und viele Privatbanquiers.
Emissionsbanken sind die Bank in Basel (1844 entstanden) und die Kantonalbank. Erstere wies im Jahr 1899 eine Notenemission von 24000000 Fr. auf bei einer mittleren Zirkulation von 22581000 Fr. und einem Total-Kassabestand von durchschnittlich 14297000 Fr.; die Kantonalbank gab unterm vorläufig für 10000000 Fr. Noten aus. An der Börse waren im Jahr 1899 vertreten 29 konzessionierte Bankfirmen und durchschnittlich per Monat 5 weitere Besucher. Der Gesamtumsatz erreichte in diesem Jahr die Summe von Fr. 366840225, 1898 sogar 396139057 Fr. Basel ist der Sitz von 4 Versicherungsgesellschaften, worunter die Basler Feuer-, Lebens-, Unfall-, Transport- und Rückversicherungsgesellschaft, eines der grössten schweizerischen Institute dieser Art, besonders erwähnt werden muss; ferner haben 63 andere Versicherungsgesellschaften hier ihre Vertreter. Von den 13 schweizerischen Auswanderungsagenturen sind 5 in Basel ansässig; 2 weitere haben hier ihre Unteragenten. Obwohl Basel keine eigentliche Fremdenstadt ist, sondern den grossen Fremdenstrom nur durchziehen sieht, so spielt das Wirtschaftswesen doch eine ziemlich bedeutende Rolle und zwar beschäftigt dasselbe, wie überall, fast doppelt so viele weibliche Personen als männliche.
Im ganzen kaufmännischen Betriebe herrscht grosse Dezentralisation, die Zahl der Firmen ist daher eine recht bedeutende: Ende 1899 waren es 1633. Nach der Zählung von 1888 traf es beim Warenhandel auf einen Selbständigen 1,4 Unselbständige, beim Bank-, Agentur- und Versicherungswesen 2,7 (Banken allein 8), beim Wirtschaftswesen 2,0. Auffällig ist ferner die unverhältnismässig grosse Zahl der Lehrlinge, indem schon auf 3 Handelsgehülfen je ein Lehrling kommt.
Verkehr.
Wenn auch der Verkehr für die Beschäftigung und die Ernährung der Bevölkerung nicht von allererster Bedeutung ist, so zeigt derselbe doch in den letzten Jahrzehnten das schnellste Wachstum; in zweiter Linie kommt der Handel, während die Industrie kaum mehr zugenommen hat als die Bevölkerung, und die Urproduktion erheblich dahinter zurückgeblieben ist. Im Jahr 1870 waren 6,1% der Bevölkerung dem Verkehr berufszugehörig, 1880 6,9%, 1888 8,2%. Jetzt leistet kein anderer Kanton auf diesem Gebiete mehr als Basel-Stadt; betrugen doch die Einnahmen seiner 7 Zollämter im Jahr 1899 16361000 Fr. = 32,02% der gesamten Zolleinnahme der Schweiz, also bewältigen sie fast den dritten Teil des gesamten schweizer. Zolldienstes.
Die geographische Lage der Stadt Basel erklärt diese Erscheinung genugsam: Das Rheinthal ist an dieser Stelle das grosse Ein- und Ausgangsthor der Schweiz und eine wichtige Pforte für den Transit von N. nach S., von Meer zu Meer, und von O. nach W. Früher bildete der Rheinstrom eine wichtige Verkehrslinie. Kurze Zeit wurde er sogar von Dampfern befahren, nämlich 1838-42 von den beiden Schiffen «Stadt Strassburg» und «Stadt Basel", , von 1840-43 überdies vom «Adler», die die Thalfahrt von Basel bis Strassburg im Rhein, die Bergfahrt im Kanal «Monsieur» ausführten.
Die beiden Dampfschiffgesellschaften stellten den Betrieb mit grossen Verlusten ein, da unterdessen die Eisenbahnen ins Land kamen. Aus dem gleichen Grunde gingen Ruderschiffahrt und Flösserei zurück, so dass sie heute keine Bedeutung mehr haben. Im Jahr 1899 wurden noch 21 Bewilligungen zum Fahren auf dem Rhein erteilt, und es landeten in Basel 8 Flösse, von denen 4 flussabwärts zogen; 1889 waren es 404 Flösse, von denen 378 weiter fuhren, 1856 sogar 4251.
Die erste gegen Basel zu gebaute Eisenbahn war die französische Ostbahn. Nachdem die Linie Strassburg-St. Ludwig schon seit 1841 dem Verkehr gedient hatte, wurde am das Schlussstück St. Ludwig-Basel (St. Johannvorstadt) angefügt, womit die Schweiz ihre erste Eisenbahn bekam. Es folgten nun zunächst die Linien der Schweizerischen Centralbahn, nämlich am Basel-Liestal, am Liestal-Sissach, am Sissach-Läufelfingen und am nach dem Bau des Hauensteintunnels, die Strecke Läufelfingen-Olten. Am kam die Verbindungsbahn, am die Bötzbergbahn (Basel)-Pratteln-Brugg und ¶