mehr
Dafür tritt der Stillstand der Vegetation etwas zeitiger ein, so dass in trockenen Jahren das Rheinthal im Nachsommer steppenähnlichen Charakter annimmt. (A. Riggenbach. Die Geschichte der meteorolog. Beobachtungen in Basel. Basel 1892. - Die forstlichen Verhältnisse im Kanton Basel-Land. III. Das Klima von A. Riggenbach. Liestal 1898.)
Bevölkerung.
Am ermittelte man im Kanton 112842 ortsanwesende Personen. Hievon waren 1650 vorübergehend
Anwesende, wogegen 1054 im Kanton wohnende Personen sich an jenem Tage gerade auswärts aufhielten; also betrug die ortsansässige
oder Wohnbevölkerung 112842-1650+1054 = 112
246
Seelen. Diese verteilte sich auf 23527 Haushaltungen; auf eine trifft es somit
durchschnittlich 4,8 Personen. Im Sommer 1835, zwei Jahre nach der Abtrennung der Landschaft, betrug
die Wohnbevölkerung 23254 Bewohner; in diesem Zeitraum von 65 Jahren hat sie sich demnach fast verfünffacht oder 2,27 mal
verdoppelt. Diese rasche, von keinem anderen Kanton erreichte Zunahme ist nicht nur eine Folge der Zuwanderung, sondern auch
eine Wirkung des Ueberschusses der Geburten über die Todesfälle. Es betrugen jährlich in Promilles der Gesamtbevölkerung:
Von 1871-75 | 76-80 | 81-85 | 86-90 | 91-95 | |
---|---|---|---|---|---|
Die Geburten | . | 35.3 | 30.8 | 29.0 | . |
Die Sterbefälle | 22.9 | 23.1 | 20.9 | 19.2 | 17.3 |
Geb.-Ueberschuss | 9.9 | 10.9 | 9.4 | 8.8 | 11.9 |
Ueber das Anwachsen der Bevölkerung gibt die folgende Tabelle Aufschluss. Dieselbe enthält die Wohnbevölkerung, da die älteren Basler Volkszählungen diese allein berücksichtigten. Zugleich ist die jährliche Zunahme der Bevölkerung in Prozenten beigefügt.
[*) Kleinhüningen, mit 1882 Einwohnern, gehört seit dem zur Stadt Basel.] Die Zunahme ist also eine ununterbrochene, erfolgte jedoch in wechselndem Tempo; sie erstreckte sich auf die Landgemeinden wie auf die Stadt, wenn auch die letztere stets den Ausschlag gab.
Die ortsanwesende Bevölkerung gliederte sich nach den bereits vorliegenden Ergebnissen der Volkszählung vom folgendermassen.
Geschlecht: | Basel | Riehen | Bettingen | Kanton | % |
---|---|---|---|---|---|
Männlich | 51![]() |
1209 | 290 | 52![]() |
46,8% |
Weiblich | 58![]() |
1394 | 195 | 60![]() |
53,2% |
: | 109![]() |
2603 | 485 | 112![]() |
100,0% |
Familienstand: | |||||
Ledig | 66![]() |
1688 | 339 | 68![]() |
60,9% |
Verheiratet | 36![]() |
754 | 117 | 37![]() |
33,2% |
Verwitwet | 5844 | 155 | 26 | 6025 | 5,4% |
Geschieden | 582 | 6 | 3 | 591 | 0,5% |
: | 109![]() |
2603 | 485 | 112![]() |
100,0% |
Heimat: | |||||
Ortsbürger | 27![]() |
854 | 186 | 28![]() |
24,9% |
Bürger and. Gem. d. Kts. | 861 | 245 | 36 | 1142 | 1,0% |
Bürg. and. Kant. | 39![]() |
699 | 114 | 40![]() |
35,8% |
Ausländer | 42![]() |
805 | 149 | 43![]() |
38,3% |
: | 109![]() |
2603 | 485 | 112![]() |
100,0% |
Konfession: | |||||
Protestantisch | 70![]() |
2146 | 460 | 73![]() |
64,8% |
Katholisch | 36![]() |
446 | 17 | 36![]() |
32,8% |
Israelitisch | 1898 | 5 | - | 1903 | 17% |
Andere | 812 | 6 | 8 | 826 | 0,7% |
: | 109![]() |
2603 | 485 | 112![]() |
100,0% |
Muttersprache: | |||||
Deutsch | 104![]() |
2578 | 472 | 107![]() |
95,0% |
Französisch | 2720 | 15 | 6 | 2741 | 2,4% |
Italienisch | 2348 | 9 | 4 | 2361 | 2,1% |
Romanisch | 102 | 0 | 0 | 102 | 0,1% |
Andere | 429 | 1 | 3 | 433 | 0,4% |
: | 109![]() |
2603 | 485 | 112![]() |
100,0% |
Wie die vorstehenden Zahlen zeigen, ist Basel-Stadt ein deutscher und vorwiegend protestantischer Kanton. Von den fremden Sprachen ist das Französische seit der letzten Volkszählung relativ zurückgegangen, nämlich von 2,8% im Jahr 1888 auf 2,4% im Jahr 1900; wogegen das Italienische von 0,5% auf 2,1% angestiegen ist. Mit der Bildung einer italienischen Kolonie hängt die starke Vermehrung der katholischen Bevölkerung zusammen; in gleichem Sinne wirkte schon längst die Zuwanderung aus den zum grössten Teil katholischen deutschen Nachbarländern. Nicht nur die Katholiken, sondern auch die Israeliten sind in stärkerer Zunahme begriffen als die Protestanten, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, die die Verteilung der Konfessionen seit 1837 in Prozenten angibt.
Als Grenzkanton weist Basel-Stadt einen grossen Prozentsatz Ausländer auf. Dass ihre Zahl aber mehr als den dritten Teil der Bevölkerung ausmacht und in steter Zunahme begriffen ist, möchte immerhin befremden. Seit 1850 sind die Heimatsverhältnisse der Basler Bevölkerung in Prozenten ausgedrückt, die folgenden:
Das weibliche Geschlecht überwiegt, immerhin nicht mehr so stark wie 1888; damals kamen auf 1000 männliche Einwohner 1219 weibliche, jetzt 1138. Eine kleine Verschiebung hat sich während dieser Zeit auch im Familienstand vollzogen, indem die Zahl der ledigen Personen relativ zurückgegangen ist, nämlich von 62,4% auf 60,9%, die der Verheirateten dagegen von 31,2 auf 33,2% sich vermehrt hat.
Da die Berufsgliederung von 1900 noch nicht bekannt ist, so müssen hier die Zahlen von 1888 gegeben werden.
Beruf 1888: | Stadt | Landgem. | Kanton | % |
---|---|---|---|---|
Urproduktion | 1847 | 1203 | 3050 | 4,1% |
Industrie | 36![]() |
1454 | 37![]() |
51,2% |
Handel | 13![]() |
239 | 13![]() |
18,2% |
Verkehr | 5731 | 283 | 6014 | 8,2% |
V'wltg, W'schaft u. Kunst | 6168 | 462 | 6630 | 9,0% |
Pers. Dienste | 1943 | 66 | 2009 | 2,7% |
Ohne Beruf | 4669 | 233 | 4902 | 6,6% |
: | 69![]() |
3940 | 73![]() |
100,0% |
Basel-Stadt

* 2
Seite 41.169.Industrie.
Bei der Beschäftigung nimmt die Industrie die erste Stelle ein. Seit 1870 ernährt dieser Erwerbszweig stets mehr als die Hälfte der Bewohner, selbst in den Landgemeinden hat er eine grössere Bedeutung als die Urproduktion (Landwirtschaft, Gärtnerei etc.). Am wichtigsten ist die Seidenindustrie, die von italienischen und französischen Refugianten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Basel gebracht wurde. Zuerst (1563) kam die Sammetweberei, die indessen sich bloss zwei Menschenalter hielt. Dann folgten die Seidenfärberei, die Seidenspinnerei, und -Zwirnerei und 1573 die Passementerie, die sich in der Folgezeit zur Seidenbandweberei, dem wichtigsten Zweige der Basler Seidenindustrie entwickelte. Die Floretspinnerei, jetzt die zweitwichtigste Branche, wurde erst 1819 eingeführt. Schon zur Zeit des dreissigjährigen Krieges verbreitete sich die Basler Seidenbandweberei in die benachbarten Gebiete des Jura, und ¶
mehr
noch jetzt sind die dortigen Fabriken entweder in den Händen von Baslern oder die zahlreichen «Posamenter», die das Bandweben als Hausindustrie betreiben, werden von Basel aus beschäftigt. So stunden im Jahr 1880 für die Basler Firmen 4928 Handstühle und 1688 mechanische Webstühle in Betrieb. Nach der Volkszählung vom kamen auf die Basler Seidenbandindustrie überhaupt 21343 Zugehörige, die sich folgendermassen verteilen:
Kt. | Im Beruf beschäftigt | Angehörige | B'fszugehörige überhaupt |
---|---|---|---|
Basel-Stadt | 4064 | 3028 | 7092 |
Basel-Land | 7814 | 4831 | 12![]() |
Solothurn | 1008 | 598 | 1606 |
: | 12![]() |
8457 | 21![]() |
Die Produktion von Seidenbändern erreichte im Jahre 1872 einen Wert von 65000
000 Fr.; hauptsächlich
infolge Preisabschlages ging sie jedoch auf 40
000
000 Fr. zurück, welche Höhe sie jetzt noch jährlich erreichen möchte.
Im Jahr 1888 lebten im Kanton von der Seidenindustrie überhaupt 18596 Personen, wovon 6832 im Berufe thätig und 11764 berufszugehörig
waren. Dies machte 16% der Bevölkerung aus, 1880 waren es 17%, 1870: 21% und 1860 sogar 26%. Demnach
hat die Ausdehnung der Seidenindustrie mit der Zunahme der Bevölkerung nicht Schritt gehalten. Im Jahr 1900 bestunden 17 Bandfabriken, 3 Nähseidefabriken, 2 Seidenzwirnereien, 7 Floretspinnereien, 2 Seidenfärbereien.
In früheren Jahrhunderten hatten auch die übrigen Zweige der Textilindustrie für Basel eine grosse Bedeutung, so blühte von 1268-1380 die Leinenweberei, dann bis 1500 die Baumwollweberei und später die Wollweberei. Jetzt spielt nur noch die Baumwollindustrie eine Rolle; sie weist drei Betriebe auf, nämlich 1 Spinnerei, 1 Spinnerei und Weberei und 1 Weberei.

Viel jüngeren Datums ist die chemische Grossindustrie. Sie nahm im Jahre 1856 ihren Anfang mit der Extraktion von Farbstoffen aus Hölzern und mit der Fabrikation von Indigokarmin, bald nachher kam hiezu die Herstellung von Anilin-Farben (1859 Violett von Perkin, 1860 Fuchsin etc.) und in den 80er Jahren die Fabrikation von pharmaceutischen Produkten (Antipyrin, Phenacetin, Kokain etc.). Die Zahl der Zugehörigen zu dieser Industrie betrug 1870: 322, 1880: 1309, 1888: 1830. Im Jahr 1900 bestunden 14 grössere und kleinere chemische Fabriken, 3 Firnis- und Lackfabriken, 5 Parfümeriefabriken, 5 Kleiderfärbereien und chemische Waschanstalten, 4 Färbereien (ohne die zwei Seidenfärbereien), 7 Seifensiedereien und Kerzenfabriken, 1 Grossgerberei. Einen ähnlichen Aufschwung wie die chemische Industrie nahm in neuerer Zeit die Maschinenfabrikation und die Eisengiesserei, für welche 1870: 826, 1880: 999 und 1888: 1225 berufszugehörige Personen gezählt wurden. Wesentlich ergänzt wurde die Eisenindustrie durch die Elektrotechnik, die im Jahre 1900 10 Betriebe aufwies; Giessereien gab es 14, Eisenbauwerkstätten 5.
Zwei Industrien nehmen nach aussen jetzt nicht mehr die dominierende Stellung ein wie in vergangenen Jahrhunderten, nämlich die Papierfabrikation und die Buchdruckerei. Erstere wurde durch den Basler Heinrich Halbisen zur Zeit des Konzils, um 1440, begründet, letztere durch Berchtold Rodt oder Rüppel, einem Gehülfen Gutenbergs, der 1462 von Mainz nach Basel übersiedelte. Schon 1460 hatte übrigens ein gewisser Ludwig zu Basel mit 32 hölzernen Platten einen Kalender gedruckt.
Die rasch eingetretene Blüte des Buchdruckergewerbes dauerte bis zum letzten Drittel des 16. Jahrhunderts, während die
Papierfabrikation auch später noch durch ihr Produkt, das «Basler Canzleipapier»,
weit und breit berühmt war. Jetzt bestehen in Basel
2 Papier- und Kartonfabriken und 37 Druckereien, von denen
indessen bloss 5 zugleich Verlagsfirmen sind. Von weiteren Industrien sind zu erwähnen die Bierbrauerei, die in 7 Grossbetrieben
im Jahr 1899 eine Produktion von 299754 hl = 14% der Gesamtproduktion der Schweiz aufwies, ferner die Müllerei (7 Betriebe)
und die Cigarren- und Tabakfabrikation (5); insbesondere blühen auch die verschiedenen Handwerke und
das Bau- und Kunstgewerbe.
Ende 1899 waren dem Fabrikgesetz 226 Firmen unterstellt; dieselben verteilen sich auf die einzelnen Industriezweige, wie folgt: Seidenindustrie (inkl. Färberei) 30, übrige Textilzweige 7, chemische Industrie 7, Lebens- und Genussmittel 23, Polygraphische Gewerbe 33, Holzbearbeitung (inkl. Wagenfabrikation) 47, Metallbearbeitung (inkl. Spengler) 54, Ziegelei, Thonwaren- und Cementfabrikation 8, Papierfabrikation 2, Seifen- und Kerzenfabrikation 3, verschiedene Gewerbe 12.

Im Jahre 1888 waren in den verschiedenen Gebieten der Industrie 11494 männliche und 8217 weibliche, also im ganzen 19711 Personen thätig; hiezu kamen 16667 Angehörige und 1374 Dienstboten, so dass die Gesamtzahl der Berufszugehörigen 37752 beträgt. Auf einen selbständigen Arbeitenden kamen im Mittel 3,4 Unselbständige, der Kleinbetrieb ist somit vorherrschend. Einzig die Textilindustrie und das chemische Gewerbe ragen durch ausgebildeten Grossbetrieb hervor, dort kamen auf einen Selbständigen 49 Unselbständige, hier 32. (Geering, Traugott. Handel und Industrie der Stadt Basel. Basel 1886. - R. Sarasin. Ueber die Entwicklung der Seidenindustrie. Zeitschrift für schweiz. Statistik. 1893. - Jaubert. Histoire de l'industrie suisse des matières colorantes artificielles. Genève 1896. - Jahresberichte der Basler Handelskammer.) ¶