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Der Bezirk Arlesheim ist auch von allen der am dichtesten bevölkerte; es kamen im Jahre 1888 auf den km2:
Ew. | |
---|---|
im Bezirk Arlesheim | 232 |
Liestal | 180 |
Sissach | 112 |
Waldenburg | 91 |
im ganzen Kanton: | 147 Ew. per km2 Ges.-Areal |
153 Ew. per km2 Prod.-Land. |
Die Gliederung nach dem Geschlecht ergab bei der Zählung vom Jahre 1888 folgende Resultate: Total 61941 Einwohner, 30297 männliche, 31644 weibliche, 48,9% von den erstern und 51,1% von den letztern;
also auch hier, wie überall, ein Ueberwiegen des weiblichen Geschlechtes;
1900: 34276 männliche, 34418 weibliche.
Konfessionen: ganzer Kanton 1900: Reform. 52617;
Kathol. 15775;
Andere 167;
Total 68694.
Die auffallend grosse Zahl von Katholiken im Bezirk Arlesheim gegenüber den andern Landesteilen rührt daher, dass 9 Gemeinden dieses Bezirks, wie oben erwähnt, bis 1815 zum Bistum Basel gehört hatten und als bischöfliche Unterthanen katholisch geblieben sind. Es waren von je 1000 Ew. im Kanton Baselland:
im Jahre | 1850 | 1888 | 1900 |
---|---|---|---|
Reformiert | 811 | 786 | 767 |
Katholisch | 186 | 209 | 230 |
Die reformierte Konfession ist demnach zu Gunsten der katholischen in der Zahl ihrer Bekenner zurückgegangen. Wie in der ganzen Schweiz (d. h. in den einzelnen Kantonen), hat die stärkere Partei abgenommen und ist die schwächere angewachsen.
Die Zahl der italienisch Redenden ist nun (1900) vermutlich bedeutend grösser; denn das Jahrzehnt 1890-1900 hat dem Kanton an der Grenze gegen Basel eine Menge von italienischen Arbeitern zugeführt.
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Industrie.
Der Kanton Baselland kann im allgemeinen ein Industriekanton genannt werden. 50% seiner Bevölkerung sind in der Industrie thätig (8421 männliche, 7319 weibliche, total 15740 Personen).
Ihr ältester und wichtigster Zweig ist die Seidenbandindustrie, die «Posamenterei». Sie steht und fällt mit der Bandindustrie der Stadt Basel, weil sie unter deren gleichen Konjunkturen arbeiten muss und wie diese hauptsächlich abhängig ist von der herrschenden Mode. - Die Seidenbandindustrie wird centralisiert betrieben in ca. 12 grössern und kleinern Fabriken des obern Kantonsteiles (Bezirk Sissach vor allem), die alle dem Fabrikgesetze unterstellt sind und sich meist im Besitze von Basler Fabrikanten befinden.
Dezentralisiert finden wir die Seidenbandweberei im obern Kantonsteile in grossem Masse als Hausindustrie. Der Weber oder «Posamenter» bezieht seine Waare aus den Fabriken in Baselland, oder sie wird ihm durch Boten aus Basler Etablissementen nach Hause gebracht. Den kontrolierenden Verkehr zwischen Posamenter und Fabrikant besorgt der «Stuhlläufer», der die Arbeitsstätten der Hausindustriellen aufsucht. Im allgemeinen ist die Lage dieser Bandweber keine besonders glänzende, entsprechend dem häufig flauen Gang der Bandindustrie.
Doch betreiben sie gewöhnlich neben der Weberei etwas Landwirtschaft, und dazu werden die Kinder (Knaben und Mädchen) bei Zeiten zur Mitarbeit angehalten. Wer die Dörfer der obern Bezirke bereist, hört oft aus jedem Hause das eintönige Geklapper der Webstühle. Dabei wird ihm auch auffallen, dass die Häuser (Stockwerke) hier im allgemeinen höher sind, als sie sonst auf dem Lande zu sein pflegen. Der Webstuhl erfordert eine ordentliche Zimmerhöhe, und die Bandindustrie wirkt dem entsprechend auf die Bauart der Häuser bedeutend ein.
Im Birseck finden wir sozusagen keine Hausindustriellen; bei der geringen, durch Eisenbahnen und Arbeiterzüge noch verringerten Entfernung des Arbeiters von der Fabrik in der Stadt, zieht dieser (hauptsächlich aber die Arbeiterin, denn diese kommen vor allem in Betracht) vor, direkt in der Fabrik zu arbeiten.
Die Zahl der dem Fabrikgesetz unterstellten Fabriken zur Herstellung von Gespinnsten und Geweben war im Jahr 1899 18. (Darunter auch eine Wollspinnerei und eine Wolltuchfabrik.) Die in dieser Industrie thätige Arbeiterzahl betrug im Jahre 1888 9761, 6182 weibliche und 3579 männliche; 15981 Personen lebten von dem Ertrag dieser Industrie.
Im ganzen befassten sich im Jahre 1888 62% aller in der Industrie Thätigen mit der Herstellung von Geweben und Gespinnsten.
Ein direkt an den Boden gefesselter Industriezweig ist derjenige der Thonwaren- und Ziegelfabrikation. Es eignet sich hiezu vor allem ein grosser Teil des Bodens im Birseck (vergl. Geologie), rechts und links des Birsig bis hinunter nach Neu Allschwil. So sind im Bezirk Arlesheim sechs grössere mechanische Ziegeleien dem Fabrikgesetz unterstellt. Daneben bestehen viele kleine Handziegeleien. Die letzten Jahre hindurch waren die Thonwarenfabrikanten nicht auf Rosen gebettet.
Zunächst sind infolge der starken Bauthätigkeit Basels Ziegeleien in Masse gegründet worden, darunter gewaltige Etablissemente; sodann entwickelte sich bald eine ganz intensive Konkurrenz, so dass man lange um Basel herum die billigsten Ziegel kaufen konnte. Im Jahre 1900 haben sich endlich die Fabrikanten zur Erhöhung der Preise zusammengeschlossen, doch haben sich die Preisvereinbarungen nicht halten können. In Laufen wird aus Huppererde feinere Thonware fabriziert, im Birseck Thongeschirr.
Zahlreich sind im Kanton die Sägereien und mechanischen Schreinereien (Holzbearbeitung). Sie nützen die Wasserkräfte aus, die leichthin aus Bächen und Flüssen gewonnen werden; der Waldreichtum des Kantons liefert ¶
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zugleich billiges Rohmaterial. In der Holzindustrie sind ungefähr 1000 Personen thätig, d. h. ca. 16% aller Berufstätigen. Dem Fabrikgesetz sind 1899 12 grössere Etablissemente unterstellt gewesen.
Die Uhrenindustrie (Waldenburg und Umgebung u. Maisprach) beschäftigt ca. 400 Personen (270 m., 130 w.)
Ein Industriezentrum scheinen die beiden Dörfer Muttenz und Pratteln zu werden (unweit Basel an der SCB u. NOB gelegen). Teils ist es der billige und ausreichende Boden, teils die günstige Lage an 2 Eisenbahnlinien, die beide die Basler Industriellen hinauslocken vor die Stadt, wo ihnen zugleich billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
So finden wir in Pratteln (Schweizerhalle) u. Muttenz an grösseren Etablissementen: 5 chemische Fabriken, 1 Cichorienfabrik, 1 Brückenbauanstalt, 1 Dachpappenfabrik, 1 Kunststeinfabrik, 1 Verzinkerei, 1 Möbelfabrik, u. s. f. Ein weiteres Industriezentrum bildet sodann Liestal mit ca. 25 Fabriken. Das grösste Unternehmen im Kanton ist dasjenige der Elektrizitätsgesellschaft Alioth in Münchenstein mit ca. 900 Arbeitern und Angestellten und einer Jahresproduktion von ca. 6 Millionen Fr.
Dem Fabrikgesetz waren am unterstellt: 12 chemische Fabriken, 12 Seidenbandwebereien und -windereien, 4 Floretspinnereien und Kämmlereien, 12 Sägereien, 1 Parqueteriefabrik, 7 Maschinenfabriken (1 Velofabrik), 7 Uhrenfabriken, 8 Thonwaarenfabriken und Ziegeleien, 6 Cement- und -warenfabriken, 4 Bierbrauereien, 8 Buchdruckereien, 3 Lebensmittelfabriken, 2 Schuhfabriken, 2 Wolltuchfabriken, 2 Eisengiessereien, 8 andere Etablissemente; total 98 Fabriken mit 98 Dampfkesseln und 5 Dampfgefässen. Dem schweizerischen Verein von Dampfkesselbesitzern gehörten 1899 aus dem Kanton 65 Mitglieder an.
Auf die einzelnen Bezirke verteilen sich diese Fabriken folgendermassen: Arlesheim 33, Liestal 34, Sissach 20, Waldenburg 10.
Unfälle aus haftpflichtlichen Betrieben (incl. Eisenbahnbetrieb) 1897, 326; 1898, 468; 1899, 394.
Handel.
Dem Handel kommt im Kt. Baselland nicht die Bedeutung zu, wie der Industrie, und er ist nicht entfernt zu vergleichen mit demjenigen des Nachbarkantons Basel-Stadt. Es ist auch klar; denn Baselland hat eigentlich nur Transitverkehr und weist keine besonders wichtigen Empfangsstationen auf. Die i. J. 1888 im Handel thätigen 755 m. und 603 w., total 1358 Personen standen wohl meist im Dienste des Kleinhandels und Detailverkaufs. Circa 900 besassen ein eigenes Geschäft oder wirkten in Geschäften von Familienangehörigen, und nur ca. 450 waren in fremden Geschäften thätig, d. h. nur 33% der im Handel Erwerbenden. (Baselstadt 55%.)
Den Geldverkehr besorgen eine Anzahl von Banken und Spar- und Leihkassen.
In erster Linie ist zu nennen die Kantonalbank in Liestal mit 3 Millionen Fr. Grundkapital, 2 Millionen Notenemission und einem Obligationenbestand von über 29 Millionen Fr. Der Gesamtverkehr betrug im Jahre 1899 148,252,000 Fr. Nach der Höhe der Einlagen und des Umsatzes steht der Kantonalbank am nächsten die 1849 gegründete basellandschaftliche Hypothekenbank in Liestal (mit Filiale in Basel). 1899: Aktienkapital 5 Millionen Fr., Obligationen 24287300 Fr., Sparkasse 3382000, Reserve 1260000 Fr., Reingewinn 234889 Fr. Nun folgen die kleineren Institute, die zum Teil aber verhältnismässig hohe Umsätze erzielen. 1899: Spar- und Leihkasse Sissach 500000 Fr. Aktien, 2887240 Obligationen; Spar- und Leihkasse Arlesheim 300000 Aktien, 680750 Obligationen; Ersparniskasse Gelterkinden 200000 Aktien, 3882600 Obligationen; Sparkasse Waldenburg 200000 Aktien, 820800 Obligationen und endlich Ersparniskasse des untern Bezirks diesseits des Rheines. (Sitz in Bottmingen.)
Verkehr.
Der Kanton Baselland ist seit alter Zeit für den Durchgangsverkehr ein wichtiges Land gewesen, und er hat namentlich für die Stadt frühe schon ausserordentliche Bedeutung besessen, so dass sie es nötig erachtete, sich aller Verbindungslinien zwischen dem Rhein und der Innerschweiz zu bemächtigen. Es waren denn auch meist wirtschaftspolitische Gründe, die Basel frühzeitig bewogen, das ganze Land mit der grossen Verkehrslinie vom Hauenstein durch das Homburgerthal und durch das vordere Frenkenthal kaufweise an sich zu bringen. So kam die Stadt in den Besitz der Landschaft und der wichtigsten Verbindungsstrasse mit der Eidgenossenschaft. - Die Strasse über Langenbruck wird schon als Römerstrasse genannt.
Sie führte von der Passhöhe bei Langenbruck hinunter der Frenke entlang nach Bubendorf, beim Steinenbrückli über die Ergolz nach Liestal und an den Rhein. Im Mittelalter wird häufiger die Strasse über den untern Hauenstein genannt, die bis zur Durchbohrung des Berges durch die S. C. B. grosse Bedeutung besessen hat. Heute führt der Schienenstrang der S. C. B. durch das Thal an Läufelfingen, Buckten, Rümlingen, Diepflingen und Thürnen vorbei nach Sissach; von hier geht er weiter thalabwärts nach Itingen, Lausen und Liestal, dann nach Schönthal (Frenkendorf und Füllinsdorf), Pratteln, Muttenz und Basel. Die bedeutendsten Stationen sind Pratteln, Liestal u. Sissach.
^[Note:] Der Lokalverkehr der Bahn ist im obern Kantonsteil, von Sissach weg nach Läufelfingen, sehr gering. Dazu steigt das Tracé der Bahn ziemlich stark, so dass diese Strecke der S. C. B. zu den am wenigsten einträglichen Teilen des ganzen Unternehmens gehört. Die Gesamtlänge des auf basellandschaftlichem Boden liegenden Netzes der S. C. B. beträgt 31075 m. -
Gewissermassen als Konkurrenzbahn wird seit einigen Jahren die Erbauung der s. Z. (1872) schon begonnenen Wasserfallenbahn Liestal-Bubendorf-Reigoldswil-Balsthal angestrebt (vergl. Dr. G. A. Frey: Die Wasserfallenbahn; eine volkswirtschaftliche Untersuchung. Basel 1899). Von einer ähnlichen Konkurrenzlinie spricht man im Waldenburgerthal (Kellenbergbahn). Die Regierung hat sich zu Gunsten der Wasserfallenbahn ausgesprochen. Die Konzession ist für beide Projekte noch in Bern anhängig. Heute bewegt sich in diesem Landesteil der Verkehr grossenteils auf der Waldenburgerbahn (Schmalspurbahn, 75 cm Spurweite). Pro 1899: Personentransport 120533 Personen, Gepäck 2552260 kg, Güter 8398610 kg.
Von Sissach über Böckten nach Gelterkinden führt ebenfalls eine Schmalspurbahn (75 cm Spurweite), die Sissach-Gelterkindenbahn. 1899 wurden befördert: 133117 Personen, 327680 kg Gepäck, 1222260 kg Güter. Bahnlänge 3148 m. Betrieb elektrisch, sofern die Ergolz genug Wasser liefert, sonst Dampfbetrieb.
Die dritte Schmalspurbahn im Kanton ist die Birsigthalbahn (B.T.B.), im Bezirk Arlesheim, von Basel nach der ¶