mehr
sein Einzugsgebiet umfasst ca. 370 km2. Nebenflüsse: Von rechts der Buttes und Fleurier bei Fleurier, der Bied bei Môtiers;
von links der Sucre bei Couvet, ^[Ergänzung: die Noiraigue] und, kurz vor der Mündung, der Merdasson.
Die Areuse entspringt
zuhinterst im Circus von
Saint-Sulpice, einem prachtvollen kreisrunden Erosionskessel, der mitten aus
einer Antiklinale ausgespühlt worden ist und das Malmgewölbe bis zum Argovien ^[Berichtigung: Oxford] hinunter entblösst
zeigt. Die Kalkmergel des letztern werden zur Zementfabrikation lebhaft ausgebeutet. Die am Fusse hoher
Felsen in grossartiger
landschaftlicher Lage zu Tage tretende Quelle des Flusses (la Doux geheissen) ist ein schönes Beispiel einer sogenannten
Stromquelle (source vauclusienne oder doue Desors) und durch ihre starke Wassermasse bemerkenswert, die
dem Flusse erlaubt, schon nach 50 Metern eine Holzpflasterfabrik zu treiben.
Der Ertrag der Quelle ist grossen Schwankungen unterworfen und kann beispielsweise in einem Zeitraume von 36 Stunden von 500 bis 50000 Sekundenliter, also im Verhältnis von 1:100, anschwellen. Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass die mittlere Wassermasse der Quelle während drei Monaten geringer als 2 m3, während sechs Monaten gleich 2 m3 und während der übrigen drei Monate 5-100 m3 ist. Wie die Noiraigue die Regenwasser der Vallée des Ponts, die Serrières diejenigen des Val-de-Ruz und die Orbe die des Beckens des Lac de Joux sammeln, wird auch die Quelle der Areuse von den Hydrometeoren dreier verschiedener Becken gespeist: der Vallée de la Brévine (deren Wasser erst nach 12 Tagen in der Areusequelle ausfliessen), des Lac des Taillandières und des Thales von Verrières (östliche Hälfte). Alle diese Wassermassen vereinigen sich unterirdisch an einem Punkte, dessen Lage zwar nicht genau bestimmt werden kann, der aber doch unweit vom Austritt der Quelle liegen muss.
Nach 2 km langem Laufe in ö. Richtung tritt die Areuse aus dem malerischen Doppelcircus von Saint-Sulpice in das Synklinale Val-de-Travers ein, dessen Thalweg sie in wenig gewundenem Lauf 14 km weit nach NO. folgt. Beim Vanil, zwischen Travers und Noiraigue, verlässt sie die Synklinale und wendet sich nordwärts einem neuem Circus zu, der die Antiklinale bis zum Bathonien (im Dogger) entblösst zeigt und eine Wiederholung desjenigen von Saint-Sulpice ist. Das in seiner Achse gelegene Dorf Noiraigue mit seinen Zementfabriken ist weitherum bekannt.
Zwischen dem Furcil und Saut-de-Brot drängt eine riesige Thalsperre die Areuse von neuem nach Norden, indem sich hier ihrem Laufe die von einer vom Neuenburgersee her durch die Gorges de l'Areuse ins Val-de-Travers gedrungenen Abzweigung des diluvialen Rhonegletschers abgelagerten Moränen und der Schutt eines zur gleichen Zeit am Creux du Van stattgefundenen Bergsturzes in den Weg legen. Diese Thalsperre hat das heutige Val-de-Travers einst in einen See umgewandelt, der bis Longeaigues und Saint-Sulpice gereicht und dessen Spiegel mindestens 800 m hoch gelegen haben muss, wie zahlreiche 70-80 m über dem heutigen Thalboden auftretende Deltaablagerungen beweisen.
Während die unterirdischen Wasser des Beckens von Noiraigue noch unter dem Moränen- und Bergsturzschutt durch dem alten Flusslaufe folgen und oberhalb des Champ du Moulin als Quellen zu Tage treten, hat sich die abgelenkte Areuse ihr neues Bett in höherem Niveau im anstehenden Fels, dem Malm des Südschenkels der Antiklinale, graben müssen. Aus diesem Engpass des Saut-de-Brot kehrt die Areuse wieder in die Synklinale des Val-de-Travers zurück, das hier gleichsam nach oben abgesperrt und stark eingeengt erscheint und den malerischen Kessel des Champ du Moulin, ein ¶
mehr
sehr beliebtes Ausflugsziel, bildet. Hier, in der Combe de la Verrière, hat wiederum eine Moräne zusammen mit Bergsturzmaterial das alte Bett des Flusses abgedämmt, der dadurch zum Austritt aus der Combe und zum Graben eines neuen Bettes in der Synklinale gezwungen worden ist und jetzt im Bogen den Crêt de Cuchemanteau umfliesst. Ca. 4 km weit, bis zur Combe aux Epines, folgt die Areuse dem engen und malerischen Thalstück des Champ du Moulin, um dann aus der Synklinale und zugleich aus dem Gebirge durch eine Querschlucht oder Kluse, die Gorges de l'Areuse, in die Ebene des Neuenburgersees auszutreten. In diesem Durchbruch schneidet der Fluss die verschiedensten Schichten an, vom obern Jura hinunter bis zum Urgon.
Daher der beständige Wechsel der Scenerie (bald weite Bucht, bald enge Schlucht), der diesem Teile des Flusslaufes seinen wilden und unregelmässigen Charakter verleiht und ihn für lange Zeit als völlig unzugänglich erscheinen liess. Heute sind die Gorges de l'Areuse zu einem der lehrreichsten Ausflugsziele geworden, seit vor einigen Jahren hochherzige Private und eine gemeinnützige Vereinigung von Bürgern durch die malerischen und wilden Schluchten Wege hat anlegen lassen und unterhält, die sich dem Flusse entlang winden und die Gorges mit den Eisenbahnstationen Boudry, Chambrelien und Noiraigue verbinden.
Die äussersten Schichten des Gebirges sind hier zugleich die widerstandsfähigsten, kompakte Kalke des untern Valangien, obern Hauterivien und des Urgons. Daher ist die Schlucht gerade an ihrer Ausmündung derart eingeengt, dass man sagen möchte, die Areuse sei hier doppelt ungeduldig und habe es doppelt eilig, aus dem Gebirge herauszukommen und durch die recenteren Ablagerungen des Tertiärs und Quartärs hindurch die Ebene und den Neuenburgersee zu gewinnen. Hier haben wir keine Schlucht mehr, sondern ein breites Flussthal, eingeschnitten in die mit Moränen alpinen und jurassischen Ursprungs überführte weite dreieckige Molasseebene zwischen Bevaix, Boudry und Colombier. Unterhalb Boudry endlich fliesst die Areuse durch ihre eigenen Deltaablagerungen, eine einheitliche gartenartige Ebene, die Prés d'Areuse.
Zu verschiedenen Malen sind an der Areuse wichtige Verbauungen vorgenommen worden, die ihren Lauf und ihre Wasserführung corrigieren und regelmässiger zu gestalten und die verderblichen und häufigen Ueberschwemmungen abwenden sollten. Schon die Regierung des Fürstentums Neuenburg liess 1815 den Flusslauf durch Konrad Escher von der Linth studieren.
Um die Wiederholung solcher verderblichen Ueberschwemmungen zu verunmöglichen, wie sie 1877 und besonders 1897 sich ereignet hatten, sind noch in den letztvergangenen Jahren umfangreiche Schutzbauten ausgeführt worden (z. B. bei der Fabrik in Boudry). Lange Zeit ist die durch die grosse Wasserführung und besonders das starke Gefälle der Areuse zwischen Noiraigue und Boudry erzeugte mechanische Kraft unbenützt geblieben. Erst seit 1895 sind am Flusse Werke entstanden, die Licht und Elektrizität in Ueberfluss liefern, und heute wird die ganze Wasserkraft der Areuse zu industriellen Zwecken ausgebeutet. Die Gemeinden im Val-de-Travers (Noiraigue, Travers, Couvet und Fleurier) verwerten den ersten Abschnitt mit 17 m Fall und durchschnittlich 3 m3 ¶