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planmässig gebrochen. Das wichtigste Produkt ist der Torf, der in Gonten, Eggerstanden und Oberegg gegraben wird und in ziemlicher Mächtigkeit vorhanden ist; in Gonten findet sich darin Dopplerit. Meistersrüte, wo der Torf zum grössten Teil erschöpft ist, liefert Lehm.
An mehreren Stellen entquillt dem Boden eisenhaltiges Wasser, das im Gontenbad und Jakobsbad bei Gonten, sowie im Hoferbad bei Appenzell benützt wird. Bei Oberegg sprudelt eine unbenutzte Schwefelquelle.
Das Klima ist im allgemeinen mild. Die Extreme +30° und -20° C. werden nicht jedes Jahr erreicht. Die mittlere Temperatur (1883-95) auf dem Säntis ist im Juli +4,8°;
im Aug. +4,9°;
im Jahre -2,2°;
in Appenzell im Jahr ca. +5°. ^[Berichtigung: +7,5°.] Die vorherrschenden Winde sind SW. und W., die gerne Niederschlag bringen.
Mit ihnen wechselt der NO. ab, der aufhellt. Besonders im Frühjahr, doch auch in andern Jahreszeiten, regiert oft der Föhn, im östl. Teil des Landes mehr als im westl. Auch Nebel deckt im Frühjahr häufig das Gebiet, während im Winter, wenn Rheinthal und Thurgau vom Nebel eingehüllt sind, in Appenzell meistens der klarste Sonnenschein herrscht und der Blick von hellen Höhen übers kalte Nebelmeer schweift. Die mittlere Niederschlagsmenge betrug in Appenzell (1881-92) 1489 mm, auf dem Säntis (1888-99) 2423 mm jährlich. Der Schnee, der auf den Bergen fällt, schmilzt jedes Jahr weg bis an 2 ganz kleine Gletscher, den «blauen» und den «grossen Schnee», im N. und S. der Säntisspitze. Da das Kalkgestein gleichsam als Filters dient, treten unten so viele Wasseradern zu Tage, dass Innerrhoden eines der quellenreichsten Gebiete genannt werden darf und so zu sagen bei jedem Haus ein Brunnen reichlich frisches Wasser spendet.
Der Hauptfluss ist die Sitter, die man aus 3 Quellbächen entstehen lässt, aus dem Schwende-, Brül- und Weissbach. Der erste, aus dem Seealpsee kommend, ist der beständigste und dürfte als der eigentliche Quellbach angesehen werden. Am Weissbach ist ein grosses Fangwerk für Flössholz angebracht. Die Nebenbäche machen sich hauptsächlich durch den Schaden bemerkbar, den sie bei Gewitterregen verursachen. Die wichtigsten sind: der Ibach, nahe dem Weissbad, der Kaubach und der Tablatbach, westl. von Appenzell, und der Rotbach, an der Nordgrenze gegen Ausserrhoden. Der Kronbach fliesst vom Kronberg und von Gonten in die Urnäsch, der Aubach von Eggerstanden und der Fallbach von Oberegg nach dem Rheinthale.
An stehenden Gewässern sind nur kleine Bergseen zu nennen: der düster-romantische Fählensee (1448 m; ca. 14 ha), am Fusse des Hundstein;
der veränderliche Sämbtisersee (1209 m; ca. 21 ha), zwischen Siegel und Staubern;
der liebliche, vielbesuchte Seealpsee (1139 m; ca. 12 ha), zwischen Schäfler und Marwies;
das Wildseelein (1920 m), am Fusse des Altmann, und das Forstseelein (1204 m), am Abhange der Fähnern;
letztere beide nur von der Grösse eines Weihers.
Die 159 km2 der Fläche des Kantons Appenzell I. Rh. verteilen sich auf 74,1 km2 (46,6%) Wiesen und Riedland, 37,3 km2 (23,4%) Alpen und Weiden, 33 km2 (20,8%) Wald und 14,6 km2 (9,2%) unproduktives Gebiet. Der Feldbau ist fast ganz verschwunden, dagegen nimmt der Obstbau wieder zu, da vom landwirtschaftlichen Verein seit 1887 jedem austretenden Primarschüler des innern Landesteiles ein Baum geschenkt wird (bis 1900 total 1530 Stück). Der Durchschnittsertrag wird auf ca. 40000 Fr. geschätzt, wovon mehr als ¾ Oberegg zu verdanken ist. Der Heuertrag reicht nicht vollständig aus, das Vieh zu erhalten. Der Durchschnittspreis (1887-99) per m3 einheimischen Heues ist 6,39 Fr.
Alpweiden zählt man 168, von 4-300 ha Fläche, mit 3126,9 Normalstössen und einem Gesamtwerte von 2682955 Fr.; davon sind 26 Alpen mit 1227 ha und 687 Stössen im Werte von 417300 Fr. staatliches oder korporatives Eigentum und 4 Alpen von 199,25 ha mit 196 Stössen im Werte von 146750 Fr. im Besitze auswärtiger Korporationen und Gemeinden.
Der Ertrag der öffentlichen Waldungen, worunter 20 im Besitze von Korporationen sind, machte 1898 = 47823 Fr., der der Privatwaldungen 125955 Fr. aus, wogegen 21200 junge Pflanzen in öffentlichen und 70220 in Privatwaldungen gesetzt wurden. Die meisten Wälder bestehen aus Rottannen, einzelne aus Buchen, wenige sind gemischten Bestandes.
Es kommen auf 1000 Einwohner 9 Pferde, 697 Rinder, 742 Schweine, 25 Schafe, 376 Ziegen und 61 Bienenstöcke. Mit der Zahl
der Schweine steht Appenzell
I.
Rh. an der
Spitze aller schweizerischen Bezirke. Es wird denn auch der Ertrag der Schweinezucht auf annähernd 1 Million
Fr. geschätzt, indem z. B. 1898 über 18000 Ferkel kastriert und grösstenteils nach dem Flachlande
verkauft wurden. Die Zucht der Ziegen nimmt wieder zu, seit die Appenzelle
rziege als exportfähige
Rasse bekannt geworden
ist.
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Aus der Milch der Kühe wird von den Bauern selbst Butter und Käse bereitet. Von letzterm macht man 2 Sorten, gewöhnlich einen scharf gesalzenen, sog. «rässen» Magerkäs, seltener einen fetten, der nach seiner Konsistenz etwa zwischen Emmentaler und Greierzer einzureihen wäre. Molkenhändler holen wöchentlich die Produkte bei den Bauern und bezahlen dieselben halbjährlich.
Im Jahre 1899 wurden für Jagd- und Fischereipatente 1822 Fr. eingenommen, an Schussprämien für schädliches Wild 409,50 Fr. ausgelegt. Das Hauptwild ist die Gemse; ausserdem werden Reh und Dachs, Fuchs und Hase, Marder und Fischotter, Auer-, Birk- und Schneehuhn gejagt. Der Steinadler, der früher ziemlich regelmässig am Hundstein horstete, ist längst ausgerottet. Murmeltiere, die man angesiedelt hat, vermehren sich nicht stark. Die einzigen Fische sind die Bachforelle (Salmo fario), deren Fleisch sehr geschätzt ist, und die Groppe (Cottus gobio). Die Ellritze (Cyprinus phoxinus) scheint verschwunden zu sein, da schon seit Jahren keine mehr gefangen wurde.
Nach der Zählung von 1888 hat Appenzell I. Rh. 12888 Einwohner, von denen 11355 Bürger ihrer Wohngemeinde, 192 Bürger der andern Gemeinde des Kantons, 1046 Bürger anderer Kantone und 295 Ausländer sind. Nach der Religion sind 12213 Katholiken und 673 Reformierte; 12849 sprechen deutsch, 8 französisch, 28 italienisch, 2 romanisch. Sie verteilen sich auf 3163 Haushaltungen in 2112 Häusern. 4872 (378‰) leben laut der eidg. Statistik vom Ertrage der Landwirtschaft und Viehzucht, 6560 (509‰) von Industrie, 851 (66‰) vom Handel, 206 (16‰) vom Verkehr, 322 (25‰) von Verwaltung und Wissenschaft, 77 (6‰) sind ohne bestimmten Beruf.
Als Industrien sind fast ausschliesslich Stickerei und Seidenweberei anzuführen. 1890 beschäftigten sich mit Hand-Plattstickerei 2432, mit Maschinen-Plattstickerei 673, mit Kettenstich-Stickerei 707, mit Zwirnerei 7, mit Handweberei 136 Personen. Früher, als die Molken bei den Medizinern noch den Ruf grosser Heilkraft hatten, zogen viele Leute als Molkenbereiter, sog. «Schöttler», während der Saison in Bäder, Kurorte und Städte Deutschlands, Oesterreichs etc. Durch den Umschwung der medizinischen Anschauungen dazu genötigt, warf sich der grössere Teil dieser Leute auf den Stickereihandel, sodass man jetzt Stickerinnen und Fabrikanten aus I. Rh. von Nizza bis Königsberg, von Budapest bis London trifft.
Die Stickerinnen bieten ein anmutiges Bild durch ihre Tracht, die im innern Landesteil noch allgemein getragen wird und sich an Festtagen durch reiche Farbenpracht und kostbaren Gold- und Silberschmuck auszeichnet. (Siehe das Bild Seite 79. ^[= 41.92.]) Als kleinere Industrien sind noch zu nennen: je eine Ziegelei, Cylinderhutfabrik und Holzbildhauerei, drei Konditoreien, die auch für den Export in die benachbarten Kantone arbeiten (Biberfladen) und zwei Brauereien. Von nicht geringer Bedeutung ist die Fremdenindustrie, der nicht nur die Gasthäuser auf den Bergen dienen, sondern auch 3 grössere Bäder: Weissbad, Gontenbad, Jakobsbad und die Kuranstalten in Schwende, Steinegg, St. Anton und Oberegg.
Nur eine Eisenbahn berührt diesen Kanton, die schmalspurige Appenzelle
rbahn, deren Endstück von 7,75
km auf innerrhod. Gebiet liegt. An Staatsstrassen sind ca. 18,8 km, an Bezirksstrassen 33,7 km vorhanden. Die «ländliche
Spar- und Leihkasse», die mit Neujahr 1900 an den Kanton überging und nun als «Appenzell.-innerrhodische
Kantonalbank» weiter betrieben wird, ist das einzige Geldinstitut. Gesamtumsatz (1898) 9197469,93, Sparkassaeinlagen
in diesem Jahr 665441,16, Rückbezüge 536410,98, Bestand der Einlagen 2620152,77 Fr. Eine «ländliche
Feuerversicherungs-Gesellschaft», beruhend auf Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit, sowie eine «Brandversicherungsanstalt
für den Bezirk Oberegg» suchen die Leute vor Brandschaden zu bewahren. Versicherungssumme der erstern (1898) 9149125, Prämien
und Einstandsgelder 6313,30, Brandschadenvergütung 2386,70, Vermögen 273102,10 Fr. Von sonstigen Vereinen nennen wir den
historisch-antiq. Verein, Turn-, Schwing-, Jägerverein, Lesegesellschaften etc. Verschiedene erstrecken sich über beide
Halbkantone: Gemeinnützige Gesellschaft, Gewerbeverein, Feuerwehrverband, ärztliche Gesellschaft etc.
Auch die Truppen der Füsilier-Bat. 84 und 128 gehören beiden Halbkantonen an. Innerrhoden stellt:
Infanterie: | Mann | |
---|---|---|
Stab | Auszug 11. Landwehr 5 | 16 |
Auszug | Soldt. 488. Unteroffiz. 72. Offiz. 8 | 568 |
Landwehr I | Soldt. 181. Unteroffiz. 32. Offiz. 4 | 217 |
Landwehr II | Soldt. 130. Unteroffiz. 16. Offiz. - | 146 |
Andere Waffen | 17 (auswärts eingeteilt) | 17 |
Total: | 964 |
Für Uebung sorgen 19 Schützenvereine.
Die Staatseinnahmen des Jahres 1899 betrugen 173400,35 Fr., wovon 5159,35 an Zinsen, 9468,05 vom Salzregal und 89263,37 an Steuern; die Ausgaben 123174,05 Fr., wovon 11356,01 Zinsen, 8680,45 für Polizei- und Gerichtswesen, 25339,13 fürs Bauwesen, 30839,26 fürs Schulwesen. Das eigentliche Staatsvermögen, ohne die unproduktiven Gebäulichkeiten, beträgt 212658,46 Fr., dem aber Passiven von 314129 Fr. gegenüberstehen. Zu den Aktiven kommen Spezialfonds, so der des Bauamts mit 54022,13, des Zeugamts mit 5551,53, des Landwirtschaftsdepartementes (neu angelegt) mit 6697,94 Fr. Zwar nicht dem ganzen Kanton, aber dem ganzen innern Landesteil gehören: eine Schulkasse mit 58347,71 Fr. und mehrere Kassen für Armen-, Kranken- und Waisenverwaltungen, zusammen mit 557665,38 Fr. reinem Vermögen, die ebenfalls von der Standeskommission verwaltet werden. Es wurden, ohne Bau- und Verwaltungskosten, verausgabt: für Kranke 4086,22, für Arme 27418,98, für Waisen 10613,96, für Unverbesserliche und moralisch Defekte im sog. Spital 6066,35 Fr.
Die Staatssteuer wird nach dem «Kataster» erhoben, d. h. es wird jedes immobile Besitztum amtlich geschätzt; von dem so erhaltenen Werte fallen ⅔ in Besteuerung. Katasterwert (1900): 25551240 Fr. Die Steuer beträgt im innern Landesteil für Staats- und Armenzwecke seit langem stets 5‰, in Oberegg, das für seine Armen selbst sorgt, gewöhnlich 3½‰. Pfandgläubigern kann der entsprechende Betrag vom Zinse abgezogen werden. Bezirks-, Schul-, Kirchen- und Feuerschausteuern werden in verschiedener Weise und Berechnung, jedoch meist auf Grundlage des Vermögens erhoben.
Die Vermögen der Schulgemeinden machten 1896-97 aus 110068,48, deren Schulden 146630 und die erhobenen Steuern 27943,33 Fr. Die verhältnismässig bedeutenden Schulden rühren von Neubauten her. Der Schulbesuch ist obligatorisch in der Alltagschule vom 6.-12. Altersjahr, hierauf in der Repetierschule 2 Jahre, woran sich für die Knaben noch 3 Jahre Fortbildungsschule anschliessen. Vom Staate wird eine Real-(Sekundar-)schule für Knaben, von Privaten eine solche für Mädchen unterhalten. In der Alltagschule (Primarsch.) haben die Kinder die Schule während 40-44 Wochen je 6 Halbtage zu besuchen, in der Repetierschule während 28 Wochen und in der Fortbildungsschule während 19 Wochen je 4 Stunden. An einer gewerblichen Fortbildungsschule wird während ca. 44 Wochen je 6 Stunden Unterricht erteilt. Das Minimalgehalt eines Primarlehrers ist 1000 Fr., das nach 5 und nach 10 Jahren um je 100 Fr. steigt. Eine Lehrer-Alters-, Witwen- und Waisenkasse besitzt 11686 Fr.
Kirchlich gehört Appenzell I. Rh. provisorisch zum Bistum St. Gallen und wird durch einen bischöflichen Kommissär administriert.
Das Vermögen der Kirchen beträgt (1899) 513131 Fr., ohne die gesammelten Fonds für Neubauten, die auf ca. 100000 Fr. geschätzt werden können und ohne das der 17 Kapellen, das von geringem Belange ist; die Schulden machen 27202 Fr. aus.
Der Kanton zerfällt politisch in 6 Bezirke (Appenzell, Schwende, Rüti, Schlatt-Haslen, Gonten und Oberegg), von denen jedoch 5 nur als Wahlbezirke angesehen werden können, indem man nur Bürger des innern Landesteiles und solche von Oberegg unterscheidet und jeder Bürger des innern Landes, der in einen andern Bezirk desselben zieht, dort in jeder Hinsicht den andern gleichgestellt ist. Kirchlich wird Appenzell I. Rh. in 5 Pfarrgemeinden eingeteilt, von denen eine noch 3 Filialen hat. Schulkreise bestehen 15. Weder die Grenzen der Kirchgemeinden, noch die der Schulkreise stimmen mit denen der Bezirke überein. Früher wurde die Bevölkerung nach Geschlechtern in Rhoden eingeteilt, die neben der Landsgemeinde die Wahlkörper bildeten. In Oberegg ging das Rhodsvermögen ¶