I.Rh., 159 km2 messend, zerfällt in 3 Teile, von denen der grösste
der «innere Landesteil» genannt wird, die andern beiden zusammen die Gemeinde
Oberegg bilden. Ausserdem gehören ihm noch die in ausserrhodischem Gebiet liegenden Frauenklöster
Wonnenstein (bei
Teufen)
und
Grimmenstein (bei
Walzenhausen) an. Er grenzt nur an Ausserrhoden und St. Gallen
und erstreckt sich von 6° 59' -7° 10' ö. L. v.
Paris (oder mit
Oberegg bis 7° 17') und von 47° 14' -47° 23' (47° 26') n. Br. Die grösste Längenausdehnung seines Hauptteiles
beträgt 14 km, die grösste Breite 17,5 km.
Der südliche Teil des Kantons wird vom
Alpstein ausgefüllt, einer Gebirgsgruppe, die zum grössten Teil aus Kalkschichten
der Kreidezeit aufgebaut ist; an sie schliessen sich nach Nordosten Flysch- und Nummulitengesteine an,
die bei der Hebung des
Säntis mit ergriffen wurden, während der nördliche Teil, aus Nagelfluh und Molasse bestehend, weniger
Störung erlitten hat und vorzugsweise das bewohnte Hügelland bildet. Der höchste Punkt des Landes, der
Säntis, ist mit 2504 m
um 1960 m höher gelegen als der tiefste (544 m), der in der Runse des Gonzernbaches gegen
Marbach (nicht
weit ob der Thalsohle des
Rheinthales) liegt. - Der
Alpstein oder das
Säntisgebirge ist aus 6 parallel von SW. nach NO. laufenden
Gebirgsfalten aufgebaut. An einzelnen
Stellen finden sich geschlossene Gewölbe, während an den meisten
Orten das Gebirge so weit abgetragen ist, dass im Kern derselben auch die ältesten Schichten zu Tage treten.
Meistens sind alle Schichten steil aufgerichtet und stellenweise auch überkippt. Das Südfallen der Schichten herrscht im
allgemeinen vor, sodass die Nordseite mit den Schichtköpfen durchwegs die steilere ist; doch kommt auch
das Gegenteil vor. Ein Querkamm, der die Ketten verbindet und die
Thäler abschliesst, wurde zur Südgrenze des Kantons gewählt.
Die wasserreichen
Thäler sind tief eingeschnitten und schmal. Das Neocom bildet das hauptsächliche Skelett der Ketten und
zeigt sich in verschiedenen Formen, teils in leicht verwitternden bleifarbigen Mergeln, teils in starren,
unzerstörbaren Mauern (Kieselkalk), welche besonders aus den Altmannschichten bestehen, die ihren Namen unserm Kanton entlehnten.
Daran reiht sich das Urgon (Schrattenkalk), aus dem zahlreiche
Gräte und
Rücken (Öhrli,
Rossmad,
Alpsiegel,
Hundstein etc.)
bestehen, deren verwitterter Mantel oft weiss wie Gips erscheint. Der Gault schiebt sich gewöhnlich nur
als schmale Einlage zwischen Schratten- und Seewerkalk ein, welch' letzterer fast sämtliche Thalsohlen in tiefern und höhern
Lagen, aber auch an einigen Orten die höchsten und schroffsten Gipfel bildet
(Säntis,
Ebenalp).
Als schmaler Streifen, der sich nach O. immer mehr verbreitert und zu einem fast selbständigen, kegelförmigen
Berge (Fähnern)
erhebt, schliesst sich nördl. das Eocän an, das gleich den Kreidebildungen reich an Petrefakten ist.
Im erstern trifft man Nummulitenbänke und Schiefer mit zahlreichen Chondriten; in den verschiedenen Stufen der Kreide verdienen
aus der grossen Zahl herausgegriffen zu werden: Ammonites pulchellus, Lima Abbatiscellana, Pentacrinites, Crioceras (im Neocom),
Turrilites Bergeri, RequieniaAmmonia, Pteroceras pelagi, Orbitolina (Urgon), Inoceramus Cuvieri (Seewerkalk).
(Litteratur:
A.
Escher v. d.
Linth,
Cas. Mösch,
Heim, Früh.) - Auf der darüber lagernden Rasendecke gedeihen von bekannten
und gesuchten Pflanzen: Edelweiss,Alpenrose(Rhododendron ferrugineum und hirsutum), Nigritella angustifolia, Anemone alpina,
von seltenern, die der Botaniker sucht: Carex microglochin, Serratula Rhaponticum, Achilleamacrophylla,Senecio abrotanifolius, Streptopus amplexifolius, Pyrethrum Halleri, Chrysanthemum coronopifolium, Saxifraga stenopetala.
Nach den Thaleinschnitten kann man 4 Bergketten unterscheiden, indem die 3. Falte (von N. nach S.) sich erst da zu dominierender
Höhe erhebt, wo die 4. sich senkt und ein gleiches Verhältnis zwischen der 6. und 5. stattfindet. Es
liegen dann in der 1.
Gyrenspitz (2450 m),
Hühnerberg (2341 m),
Hohe Niedere (2228 m), Oehrli (2203 m),
Hängeten (2126 m),
Türme (2046 m),
Schäfler (1923 m) und
Ebenalp (1644 m) [Wirtschaft] mit
Höhlen, in deren einer das Wildkirchlein (1477 m)
liegt, während eine benachbarte zweite durch den Berg hindurch führt. In dieser, sowie etwa 100 Schritte
vor dem
Kirchlein, beim Äscher, ist ebenfalls eine Wirtschaft, die oft als Kurort besucht wird. In der 2. Kette sind: der
Säntis (2504 m), der höchste Berg der schweiz.
Voralpen, mit der eidg. meteorologischen Station und einem Gasthaus;
in der 4. Roslen (2154 m), Furglenfirst (1821 m),
Staubernkanzel (1894 m),
Hoher Kasten (1798 m), der
Rigi der Ostschweiz (mit Gasthof) und
Kamor (1750 m), woran sich die Fähnern (1509 m) aus dem Eocängebiete
anreiht.
Den nördl., also weitaus den grössten Teil des bewohnten Landes, nimmt die Molasse ein, und in dieser dominiert wieder
die bunte Nagelfluh, während die Kalknagelfluh sich auf die nördlichsten und tiefsten Schichten dieser
Zone beschränkt. Der Sandstein ist teils in die Nagelfluh eingelagert, teils kommt er im nördlichsten Teile des Kantons
in grösserer Ausdehnung für sich vor, gehört dann aber geologisch, wie das Gebiet von
Oberegg, wohin sich die Nagelfluh
über den
Gäbris erstreckt, schon mehr zu Ausserrhoden, wie anderseits die Kreide und Nagelfluhbildungen
sich sw. in die Kantone St. Gallen
und Ausserrhoden fortsetzen.
Zur Eiszeit haben der
Säntis- wie auch der Rheingletscher, der n. der Fähnern ins Land drang, die
Thäler mit ihrem
Schutte
überführt, so das Thal der
Sitter von
Schwende bis Appenzell,
die Hochthäler vonEggerstanden,
Gonten und Meistersrüte.
An nutzbaren oder sonst wertvollen Mineralien ist Innerrhoden arm. Eine
Höhle mit grünem Flussspat ist ganz ausgebeutet,
ein Sandsteinbruch mit vortrefflich harten
Steinen beinahe. Einige andere sind noch im Betrieb. Seewerkalk wird oberhalb des
Weissbades gebrochen, um nach Ausserrhoden geführt und dort verwendet zu werden. DerSitter wird eine
Menge
Sand und
Kies entnommen. Die harten Thonschiefer der Fähnern werden hie und da als Abziehsteine geholt, aber nicht
¶
mehr
planmässig gebrochen. Das wichtigste Produkt ist der Torf, der in Gonten, Eggerstanden und Oberegg gegraben wird und in ziemlicher
Mächtigkeit vorhanden ist; in Gonten findet sich darin Dopplerit. Meistersrüte, wo der Torf zum grössten Teil erschöpft
ist, liefert Lehm.
Das Klima ist im allgemeinen mild. Die Extreme +30° und -20° C. werden nicht jedes Jahr erreicht. Die mittlere Temperatur
(1883-95) auf dem Säntis ist im Juli +4,8°;
in Appenzell
im Jahr
ca. +5°. ^[Berichtigung: +7,5°.] Die vorherrschenden Winde sind SW. und W., die gerne Niederschlag bringen.
Mit ihnen wechselt
der NO. ab, der aufhellt. Besonders im Frühjahr, doch auch in andern Jahreszeiten, regiert oft der Föhn, im östl. Teil
des Landes mehr als im westl. Auch Nebel deckt im Frühjahr häufig das Gebiet, während im Winter, wenn
Rheinthal und Thurgau
vom Nebel eingehüllt sind, in Appenzell
meistens der klarste Sonnenschein herrscht und der Blick von hellen Höhen
übers kalte Nebelmeer schweift. Die mittlere Niederschlagsmenge betrug in Appenzell
(1881-92) 1489 mm, auf dem Säntis
(1888-99) 2423 mm jährlich. Der Schnee, der auf den Bergen fällt, schmilzt jedes Jahr weg bis an 2 ganz kleine Gletscher,
den «blauen» und den «grossen
Schnee», im N. und S. der Säntisspitze. Da das Kalkgestein gleichsam als Filters dient, treten unten so viele
Wasseradern zu Tage, dass Innerrhoden eines der quellenreichsten Gebiete genannt werden darf und so zu
sagen bei jedem Haus ein Brunnen reichlich frisches Wasser spendet.
Der Hauptfluss ist die Sitter, die man aus 3 Quellbächen entstehen lässt, aus dem Schwende-, Brül- und Weissbach. Der erste,
aus dem Seealpsee kommend, ist der beständigste und dürfte als der eigentliche Quellbach angesehen werden.
Am Weissbach ist ein grosses Fangwerk für Flössholz angebracht. Die Nebenbäche machen sich hauptsächlich durch den Schaden
bemerkbar, den sie bei Gewitterregen verursachen. Die wichtigsten sind: der Ibach, nahe dem Weissbad, der Kaubach und der Tablatbach,
westl. von Appenzell,
und der Rotbach, an der Nordgrenze gegen Ausserrhoden. Der Kronbach fliesst vom Kronberg und
von Gonten in die Urnäsch, der Aubach von Eggerstanden und der Fallbach von Oberegg nach dem Rheinthale.
An stehenden Gewässern sind nur kleine Bergseen zu nennen: der düster-romantische Fählensee (1448 m; ca. 14 ha), am Fusse
des Hundstein;
Die 159 km2 der Fläche des Kantons Appenzell
I. Rh. verteilen sich auf 74,1 km2 (46,6%) Wiesen und Riedland, 37,3
km2 (23,4%) Alpen und Weiden, 33 km2 (20,8%) Wald und 14,6 km2 (9,2%) unproduktives Gebiet. Der Feldbau ist fast ganz
verschwunden, dagegen nimmt der Obstbau wieder zu, da vom landwirtschaftlichen Verein seit 1887 jedem
austretenden Primarschüler des innern Landesteiles ein Baum geschenkt wird (bis 1900 total 1530 Stück). Der Durchschnittsertrag
wird auf ca. 40000 Fr. geschätzt, wovon mehr als ¾ Oberegg zu verdanken ist. Der Heuertrag reicht nicht vollständig aus,
das Vieh zu erhalten. Der Durchschnittspreis (1887-99) per m3 einheimischen Heues ist 6,39 Fr.
Alpweiden zählt man 168, von 4-300 ha Fläche, mit 3126,9 Normalstössen und einem Gesamtwerte von 2682955 Fr.; davon sind 26 Alpen
mit 1227 ha und 687 Stössen im Werte von 417300 Fr. staatliches oder korporatives Eigentum und 4 Alpen von 199,25 ha mit 196 Stössen
im Werte von 146750 Fr. im Besitze auswärtiger Korporationen und Gemeinden.
Der Ertrag der öffentlichen Waldungen, worunter 20 im Besitze von Korporationen sind, machte 1898 = 47823 Fr., der der Privatwaldungen 125955
Fr. aus, wogegen 21200 junge Pflanzen in öffentlichen und 70220 in Privatwaldungen gesetzt wurden. Die meisten Wälder bestehen
aus Rottannen, einzelne aus Buchen, wenige sind gemischten Bestandes.
Der Kanton zählte
1866
1876
1886
1896
im Werte von Fr.
Pferde
262
172
128
118
70350
Hornvieh
6748
7733
7722
8998
2795830
Schweine
2446
3447
4769
9572
584520
Schafe
919
757
665
327
6580
Ziegen
4825
4022
4969
4850
121250
Bienenstöcke
?
471
589
790
14220
Es kommen auf 1000 Einwohner 9 Pferde, 697 Rinder, 742 Schweine, 25 Schafe, 376 Ziegen und 61 Bienenstöcke. Mit der Zahl
der Schweine steht Appenzell
I. Rh. an der Spitze aller schweizerischen Bezirke. Es wird denn auch der Ertrag der Schweinezucht auf annähernd 1 Million
Fr. geschätzt, indem z. B. 1898 über 18000 Ferkel kastriert und grösstenteils nach dem Flachlande
verkauft wurden. Die Zucht der Ziegen nimmt wieder zu, seit die Appenzellerziege als exportfähige Rasse bekannt geworden
ist.
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