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Mittlere Bewölkung des Jahres = 56%.
Gewitter in 10 Jahren 160, also per Jahr 16, welche über die Station wegzogen. Ausserdem 105 nahe Gewitter mit vernehmbarem Donner und 83 mal Wetterleuchten.
Die häufigsten Winde sind die Süd-, Südwest- und Westwinde. Sie bringen höhere Temperaturen, aber auch die häufigsten Niederschläge. Den Winden aus Ost, Nordost und Nord entspricht meist schöne Witterung. Der Fön tritt oft mit furchtbarer Gewalt auf und schmilzt im Frühling die grossen Schneemassen in wenigen Tagen weg.
Anbauverhältnisse.
Von den 242,1 km2 Fläche des Kantons fallen 6,54 km2 = 2,7% auf unproduktives Land. Das produktive Land teilt sich hauptsächlich in die beiden Vegetationsformen Wiese (mit ihren Unterabteilungen) und Wald; Äcker und Reben nehmen einen verschwindend kleinen Raum ein.
1. Der Wald umfasst 4777 ha = 19,7% der Gesamtfläche. Er ist meist Privatwald (3682 ha); 1028 ha gehören den Gemeinden und Korporationen und 67 ha dem Staate (nach Landolt 1883). Die Ankaufssumme der Staatswaldungen betrug 72273 Fr. Von 1889-1898 ergibt sich für die Staatswaldungen durchschnittlich eine jährliche Einnahme von 2110,25 Fr., Ausgabe = 1273,96 Fr., also eine Mehreinnahme von 836,29 Fr.; das bedeutet eine Verzinsung von 1,15 %.
Den hervorragendsten Anteil am Waldbestand nimmt die Rottanne, dann kommen Weisstanne, Lärche, Föhre; vereinzelt an den Abhängen des Goldachthales tritt auch noch die Eibe auf. Angebaut werden von Nadelhölzern die Weymutskiefer (Pinus strobus) und die Schwarzföhre. Von den Laubhölzern sind die Buchen in erster Linie zu nennen, aber sie treten gegenüber dem Nadelholz vollständig in den Hintergrund. Andere Laubhölzer: Ahorn, Esche, Aspe, Vogelbeere treten mehr vereinzelt auf, während die Weisserle an Bachufern kleine Bestände bildet und die Alpenerle an einigen Orten, von 700 bis 2000 m, sich zu kleinen Kolonien vereinigt. Auch die Birke findet sich, oft eingestreut in Laub- und Nadelholzbestände, oft als Bewohner der Torfmoore.
2. Alpen. Unser Kanton besitzt 100 Alpen, die zur Sömmerung von Vieh dienen. Ihre Gesamtfläche beträgt 2566 ha; davon sind aber nur 1650 ha produktive Weidefläche, 639 ha sind von Wald bedeckt und der Rest ist unproduktiv. Diese Alpen liegen in den Gemeinden Urnäsch, Hundwil und Schönengrund, die meisten in ersterer am NW.-Abhang des Säntis (Schrägalp).
3. Wiesen. Weitaus die grösste Fläche des Kantons ist mit Wiesen bedeckt. Der Wiesenbau und die damit verbundene Viehzucht bilden deshalb den wichtigsten Teil der landwirtschaftlichen Beschäftigung.
4. Hochmoore, in welchen Torf ausgebeutet wird, befinden sich am Gäbris, zwischen Gais und Appenzell, bei Waldstatt.
5. Der Ackerbau ist zur Zeit fast gleich Null. In den tiefer gelegenen Gemeinden im O. des Kantons findet sich etwas Ackerbau, aber unbedeutend; im übrigen Lande sieht man gelegentlich als Kuriosum ein kleines Äckerchen mit Kartoffeln mitten im Wiesenlande oder auf einer frisch gereuteten Waldparzelle. Früher war der Ackerbau beträchtlich, hat aber offenbar wegen der unebenen Bodenbeschaffenheit und der aufblühenden Industrie dem bequemeren Wiesenbau Platz machen müssen. Bezeichnend für die frühern Zustände ist die Tatsache, dass man jetzt noch allgemein eine Wiese als «Acker» bezeichnet.
6. Von Obstbäumen sind hauptsächlich die Apfel- und Birnbäume zu nennen. Meist trifft man Mostobst, nur in den mildern Lagen im O. des Kantons und an Spalieren werden Tafelobstsorten gezogen. Steinobst und der Walnussbaum gedeihen nur in den tiefern Lagen. Man trifft zwar Kirschbäume vereinzelt bis über 1000 m hinauf, aber von einem Ertrag ist nur in ganz günstigen Jahren zu sprechen. Bei den Bauernhäusern stehen oft alte Hollunderbäume oder -sträucher, deren Beeren zu «Latwäri» (Eingemachtem) verwendet werden. Ferner sieht man bei vielen Wohnungen kleine Anlagen von Johannisbeersträuchern; ihre Früchte liefern Most, Wein oder «Hung» (Gelée).
7. Der Weinbau ist kümmerlich entwickelt und dies auch nur in den östlichsten Gemeinden Lutzenberg, Wolfhalden, Heiden, Walzenhausen. Im Jahre 1898 zählte man 6,93 ha Rebland, deren Gesamtertrag betrug: Rotes Gewächs 80,10 hl à 65-70 Fr., weisses Gewächs 2,75 hl à 35-40 Fr.
Flora.
Die Flora unseres im Gebiete der letzten Verzweigungen der nördlichen Alpen (s. d. Art. Alpen) gelegenen Kantones ist eine verhältnismässig arme. Die tiefern Landesteile entlehnen ihren Pflanzenbestand dem der Ebenen des centralen Europas (s. d. Art. Mittelland). Der alpine Anteil des Kantons weist eine Anzahl von interessanten Arten auf, so besonders Carex microglochin, Viola palustris, Draba tomentosa. (Siehe: Wartmann u. Schlatter).
Tierwelt.
Haustiere. Nach der Zählung von 1886 besass der Kanton Appenzell A. Rh.: 764 Pferde, 9 Maultiere, 3 Esel, 5263 Stück Jungvieh, 12854 Kühe, 310 Stiere (über 1 Jahr alt), 302 Ochsen (über 1 Jahr alt), 4895 Schweine, 1214 Schafe, 3002 Ziegen, 2199 Bienenstöcke.
Von Wildtieren sind zu nennen: Gemsen im Alpstein, Rehe (selten), Hase, Eichhörnchen, Fuchs, Hausmarder, Wiesel, Fischotter, Dachs, Igel. Im Ganzen gibt es wenig Wild wegen der dichten Besiedelung und der frühern Misswirtschaft im Forst- und Jagdwesen. In den Bächen wird die Forelle gefangen, die seit der neuen ¶
Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Appenzell
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 10. ^[Karte: 7° 4’ O; 47° 19’ N; 1:175000]
Verlag von Gebr. Attinger Neuenburg.
Wald | ▓ | Forêts |
Wiese Viehzucht | ▒ | Prairies, élève du bétail |
Weide | ░ | Paturages, élève du bétail |
Weinbau | ▐ | Vignes |
Torfmoos | ▒ | Marais tourbeux |
Felsen, Schnee | ▒ | Rochers, neige |
Steinbruch | ⤧ | Carrière |
Thon | ⌂ | Terre à cuire |
Mineralquellen | ⧢ | Sources minérales |
1896.
200 Rinder | ɤ | 200 bovidés |
200 Schweine | ❙ | 200 porcs |
100 Ziegen | v | 100 chèvres |
100 Schafe | ⥾ | 100 moutons |
100 Bienenk. | A | 100 ruches |
1:175000
V. Attinger, sc.
LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS APPENZELL ¶
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Fischerei-Verordnung besser vor Ausrottung geschützt ist als früher.
Bevölkerung.
Die Einwohnerzahl betrug 1888 54109 Seelen, d. h. 223 auf den km2. Davon sind 91,6% Reformierte und 8,2% Katholiken; deutscher Zunge 99,3%, französischer 0,1%, italienischer 0,4%.
Politisches, Verwaltung, Gerichte etc.
Der Kanton Appenzell A. Rh. setzt sich aus 20 Gemeinden zusammen, die autonom sind: Schule, Kirche, Armenwesen, Hypothekarwesen sind Obliegenheiten der Gemeinden. Die gesetzgebende Behörde des Kantons ist der Kantonsrat. Jede Gemeinde wählt in denselben auf je 1000 Einwohner ein Mitglied, wobei ein angefangenes Tausend für voll gerechnet wird. Die Versammlungen des Kantonsrates finden in Herisau statt. Er erlässt Gesetze und Verordnungen. Jedes Gesetz muss der Landsgemeinde zur Genehmigung unterbreitet werden, die aus sämtlichen stimmberechtigten Kantonseinwohnern besteht und jährlich am letzten Sonntag des April stattfindet und zwar in den Jahren mit gerader Jahreszahl in Trogen, in denen mit ungerader in Hundwil.
Zum Besuch der Landsgemeinde ist jeder Stimmberechtigte bis zum Alter von 60 Jahren bei einer Busse von 10 Fr. verpflichtet. Ein Seitengewehr dient als Ausweis für die Stimmberechtigung. Ausser der Abstimmung über Gesetzesvorlagen hat die Landsgemeinde noch folgende Geschäfte zu erledigen: Die Wahl der Mitglieder des Regierungsrates und des Landammanns, der Mitglieder des Obergerichts, des Landweibels, die Genehmigung der Landesrechnung, die Eidesleistung. Diskussion ist nicht gestattet.
Die vollziehende Behörde ist der aus 7 Mitgliedern bestehende Regierungsrat, dessen Präsident der Landammann ist. Die Regierung ist nicht beständig in Funktion. Die Mitglieder sind meistens Fabrikanten und kommen bald da, bald dort zu ihren Sitzungen zusammen. Sie beziehen auch keine eigentliche Besoldung; es sind ihnen jährlich 10000 Fr. zur Verfügung gestellt, die sie selbst so unter sich verteilen, dass alle möglichst proportional ihrer Arbeit entschädigt werden.
Ausserdem beziehen die Regierungsräte Taggelder und Reiseentschädigungen. Die Landschreiberei befindet sich in Herisau. Die richterlichen Behörden sind: Das Obergericht, gewählt von der Landsgemeinde, besteht aus 11 Mitgliedern und hält seine monatlichen Sitzungen in Trogen ab, wo sich auch seine ständige Kanzlei befindet. Das Kriminalgericht wird von dem Kantonsrat gewählt und besteht aus 7 Mitgliedern. Sitzungen monatlich in Trogen. Der Kanton zerfällt in drei Gerichtsbezirke für die drei Bezirksgerichte: Vorderland mit Sitzungsort Heiden, Mittelland mit Sitzungsort Teufen und Hinterland mit Sitzungsort Herisau. Diese drei Gerichte haben gemeinschaftlich einen Gerichtsschreiber, der zugleich Kriminalgerichtsschreiber ist und seinen Sitz in Trogen hat. Schliesslich besteht in jeder Gemeinde ein Gemeindegericht mit 5-9 Mitgliedern.
Schulwesen.
Der Kanton zählt 123 Primarlehrer, 28 Reallehrer und -lehrerinnen (incl. Kantonsschule) und 10 Lehrer an Privatanstalten.
Die Primarschulen sind zum grössten Teil Halbtagsschulen. Mit der Kantonsschule in Trogen ist ein Konvikt verbunden. Das Defizit der Kantonsschule deckt zur einen Hälfte der Staat, zur andern die Gemeinde Trogen. Die Ausgaben des Staates für das Unterrichtswesen betrugen im Jahre 1898 43967 Fr., diejenigen der Gemeinden 394576 Fr.
Erwerbszweige.
1. Landwirtschaft und Viehzucht (siehe auch Pflanzen- und Tierwelt). Hauptsächlich Wiesenbau und Alpenwirtschaft. Das Haupterzeugnis ist Milch, die wegen der grossen Bevölkerungsdichtigkeit zumeist frisch konsumiert wird. Auf den Alpen wird Butter und Käse fabriziert, von letzterem magerer oder «rässer» und fetter Appenzellerkäse. Die beim Buttern oder Käsen abfallende Milch findet Verwendung zur Mast von Schweinen und Kälbern. Von solchem Kleinvieh wird besonders nach St. Gallen viel ausgeführt, wogegen grosses Schlachtvieh von auswärts bezogen werden muss. Da die Landwirtschaft keine Cerealien und keine Gemüse liefert, so sind diese sehr teuer, und deshalb besteht die Nahrung der Appenzeller Bevölkerung (ausser Milch und deren Derivaten) hauptsächlich aus Fleisch und Fleischwaren (Würsten). Im Jahre 1898 wurden geschlachtet: Ochsen 1665, Kühe 3254, Rinder 663, Stiere 748, Kälber 3911, Schweine 5187, Pferde 107, Schafe 2087, Ziegen 641. Total 18263 Stück mit einem Fleischgewicht von 2222064 kilog.
2. Industrie. 64,8% der Bevölkerung leben von der Industrie. Nach der Statistik von 1890 sind folgende Zweige vertreten:
a) Weberei. Leinwandweberei 29 Arbeiter;
Baumwollweberei (incl. Eisengarn) 3510 Arbeiter;
Mech. Weberei: 2 Fabriken mit 157 Arbeitern;
Seiden-Beuteltuchweberei 1519 Arbeiter.
b) Stickerei. Feine Handstickerei in Plattstich 146 Arbeiterinnen;
Grobstickerei in Kettenstich 52 Geschäfte;
Mech. Stickerei in Plattstich 2428 Maschinen und 5181 Arbeiter (männl. und weibl. Sticker und Kinder);
Schiffli-Maschinenstickerei 88 Maschinen.
c) Zwirnerei. 18666 Spindeln, 275 Arbeiter.
d) Sengerei, Bleicherei, Appretur. 30 Etablissemente mit 1271 Arbeitern.
e) Färberei. 64 Arbeiter in 2 Fabriken.
Druckerei, Hemdenfabrikation ohne statistische Angaben.
(Industriestatistik nach Wartmann und Sturzenegger).
Kurwesen und Fremdenindustrie, Medizinalwesen.
Während einige der Gemeinden schon lange als Luft-, Höhen- und Molkenkurorte bekannt waren (Heiden, Walzenhausen, Trogen, Gais, Teufen), haben sich im letzten Jahrzehnt fast in sämtlichen Dörfern Vereine gebildet zum Zwecke, ihre Dörfer durch Broschüren, Plakate, Inserate u. dergl. in der Touristenwelt bekannt zu machen. So hat besonders der Touristenverkehr in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Der Kanton zählte im Jahre 1898 658 Wirtschaften und Gasthöfe, also auf je 82 Einwohner eine Wirtschaft. Diese grosse Zahl ist erklärlich, wenn man weiss, dass keine Wirtschaftspatentgebühren bezahlt werden müssen.
Wie das Wirten ist auch das Medizinieren frei, hingegen zählt der Kanton doch 24 staatlich anerkannte, d. h. eidgenössisch patentierte Aerzte, 2 Zahnärzte, 3 Apotheker, 7 Tierärzte, 36 Hebammen. In jedem Bezirk besteht ein Bezirkskrankenhaus, für das Vorderland in Heiden, für das Mittelland in Trogen und für das Hinterland in Herisau.
Militär.
Der Kanton Appenzell A. Rh. stellte 1899 folgende Truppen:
Mann | |
---|---|
1. Auszug. Infanterie | 1951 |
Artillerie | 307 |
wozu 172 Offiziere und Unteroffiziere kommen. | |
2. Landwehr. Infanterie 1. Aufgebot | 1348 |
Infanterie 2. Aufgebot | 1145 |
Artillerie | 103 |
und 345 Offiziere und Unteroffiziere. |
Verkehrswege.
Der Kanton ist von sehr guten Strassen durchzogen und zwar besitzt der Staat: 37,725 km Strassen I. Klasse, 56,318 km Strassen II. Klasse und 97,868 km Strassen III. Klasse, zusammen 191,911 km Staatsstrassen. ^[Supplement Einheit in km.]
Eisenbahnlinien auf Kantonsgebiet: Appenzellerbahn 18 km, Appenzeller Strassenbahn 14 km, Rorschach-Heiden 3 km, Rheineck-Walzenhausen 0,5 km, zusammen 32,5 km. ¶