(Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
975 m. Gem. und Pfarrdf, 11 km nw. von
Biasca und 4 km nw. der Station
Lavorgo der
Gotthardbahn. Sehr schöne Bergstrasse. Postablage. 57
Häuser und 246 Ew.
Kapelle in 942 m. Viehzucht, Butter und
Käse.
470 m. Gruppe von Bauernhöfen am Fusse des
Rütenen, 400 m
vom alten Rheinlauf und 300 m westl. von
St. Margrethen.
Ueber der Strasse St. Margrethen-Rheineck. 30 Ew.
Ackerbau.
A.Rh.DerKanton AppenzellA. Rh. (wir behalten die offizielle Schreibart Rhoden bei, machen aber darauf
aufmerksam, dass die etymologisch richtige Form Roden lautet) liegt zwischen 47° 15' und 47° 28' n. Br. und 9° 1' und
9° 26' ö. L. v. Gr. Im N. grenzt er an den Kanton St. Gallen,
im W. an diesen und den Kt. Appenzell
I. Rh., desgleichen im S. und
O. Seine Längsachse erstreckt sich vom w. Ende der
Hochalp in nö. Richtung bis zur
Meldegg und misst ca. 37 km. Der Flächeninhalt
beträgt 242,1 km2.
Mit Ausnahme der sw.
Ecke, die sich bis zur Säntisspitze (2504 m) hinauf erstreckt, liegt der ganze Kanton im Hügel- und
Voralpengebiet. Parallel zur Längsachse ziehen mehrere Hügel- resp. Bergketten, die von N. nach
S. an
Höhe zunehmen. Die
drei ausgesprochensten sind: die nördliche, markiert durch die Aussichtspunkte Kayen (1118 m),
Gupf (1075
m), Vögelinsegg (963 m),
Fröhlichsegg (1003 m),
WaldstatterHochwacht;
Zwischen diesen Ketten liegen die Längsthäler, die nun aber, wie die Ketten selbst, von tiefen Querthälern durchschnitten
sind, in denen wilde Bergbäche ihre Erosionsarbeit weiter besorgen. So sind innerhalb der Längsthäler zahlreiche Sättel
entstanden, welche gegen die beiden sie abgrenzenden Hügelkämme ansteigen und gegen die senkrecht dazu
gerichteten Bachrinnen dachartig abfallen.
Die wichtigsten Flüsse des Kantons sind:
1) Die
Sitter; entspringt im
Alpstein(Appenzell
I. Rh.). Bevor sie in den Kt. AppenzellA. Rh. eintritt, bildet sie ein Stück weit die Grenze gegen
I. Rh. Beim Uebertritt in unsern Kanton nimmt sie von rechts den
Rothbach auf, der seine Quelle am SO.-Abhang
des
Gäbris hat. Nach ca. 3 km langem Laufe geht die
Sitter auf den Boden des Kt. St. Gallen
über, nachdem sich beim
«Kubel» südlich der
Krätzerenbrücke von links die
Urnäsch mit ihr vereinigt hat. Diese entspringt am N.-Fuss des
Säntis
und muss nun ihr
Wasser dazu hergeben, beim
«Kubel» im Gübser
Moos einen künstlichen
See zu bilden, dessen Ausfluss ein grossartiges
Elektrizitätswerk in Betrieb setzt.
1) Kreidebildungen.Das ganze Alpsteingebirge gehört dem Kreidesystem an. Da aber blos der NW.-Abhang des
Säntis zu AppenzellA. Rh.
gehört, so ist die horizontale Ausdehnung dieser Bildungen in unserm Gebiete nur gering. Auf der
Schwägalp
findet der Kontakt der Kreide mit der Molasse statt.
2) Tertiärbildungen.Das schmale Band von Eocän, das sich an andern
Stellen am N.-Abhang des
Alpsteins zwischen die Kreide
und die miocänen Sedimente hineinschiebt, tritt auf ausserhodischem Gebiet nicht zu Tage. So wird nun
die Oberfläche des ganzen Kantons (mit Ausnahme der Kreidebildungen) aus den Schichten miocäner Sandsteine und Nagelfluh
zusammengesetzt. Weitaus der grösste Teil gehört der untern Süsswassermolasse an, während nur im NO. des Kantons an der
St.
Galler Grenze, bei
Wienachten, und im NW., bei
Herisau, die Sandsteine der Meeresmolasse auftreten und
ebenfalls im NW. an der Kantonsgrenze ein schmaler Streifen obere Süsswassermolasse unserm Kanton angehört. In tektonischer
Hinsicht sind in der Molasse drei Falten zu unterscheiden, die parallel mit dem Alpsteingebirge letzterem im NW. vorgelagert
sind. Für unsern Kanton haben nur die 2. und 3. Bedeutung, während die 1. den
Speer und seine nordöstlichen
Ausläufer bildet. Die zweite Falte hat ihre Antiklinale in der Richtung
Altstätten-Appenzell-
Lauftegg^[Berichtigung: Laufegg]
-Bärenegg. Der Gewölbekern besteht aus gemeinem, kalkreichem Molassesandstein, während das Gewölbe selbst meist erodiert
ist. Am besten ist der Südostschenkel erhalten, der aus bunter Nagelfluh besteht. Ihm gehören
¶
in unserm Kanton an die Hochalp und die Petersalp. Von der Synklinale Altstätten-Gonten-Urnäsch erhebt sich die 3. Falte,
welche mit ihrem SO.-Schenkel den Höhenzug St. Anton-Saurucken-Gäbris-Hundwiler Höhe-Hochham bildet, während ihre Antiklinale
von Reute über Oberegg (I. Rh.)-Trogen-Stein-Hundwil sich hinzieht und auf diesem Wege das schöne, grosse Antiklinalthal bezeichnet,
in welchem die meisten Dörfer unseres Kantons liegen. Auch an dieser Falte besteht der SO.-Schenkel aus
bunter Nagelfluh; die SO.-Abhänge des erwähnten Höhenzuges entsprechen den Schichtflächen, die NW.-Abhänge zeigen dagegen
die Schichtköpfe. Der NW.-Schenkel der 3. Falte bildet den Höhenzug Kayen-Gupf-Vögelinsegg-Fröhlichsegg-Waldstatteregg-Hochwacht,
der naturgemäss auf der NW.-Seite die Schichtflächen, auf der SO.-Seite die Schichtköpfe zeigt. An diesen
Schenkel lehnt sich die Meeresmolasse und die obere Süsswassermolasse an der n. und nw. Kantonsgrenze an.
An vielen Lokalitäten finden sich gut erhaltene Blattabdrücke in den Sandsteinen, z. B. am Ruppen, bei Rehetobel und bei
Teufen. Oft sind zwischen den Sandsteinen kleine Kohlenflöze eingeschlossen. Die Nagelfluhfelsen liefern
das ausgezeichnete Beschotterungsmaterial für die Strassen. Die feinkörnige Kalknagelfluh zwischen Herisau und Degersheim
wird unter dem Namen «Appenzellergranit» als Baustein verwendet. An vielen
Orten wird der Sandstein als Bau- oder Pflasterstein ausgebeutet; besonders wertvoll sind die der Meeresmolasse angehörenden
Sandsteine von Wienachten; am wertvollsten ist die sog. granitische Molasse von Rehetobel-Trogen-Waldstatt.
3) Diluviale Gebilde. Der ö. Teil des Kantons und der grösste Teil des Mittellandes zeigen zahlreiche Spuren des alten Rheingletschers,
sowohl in Gestalt von vereinzelten erratischen Blöcken aus krystallinen Gesteinen, über 1170 m hinauf, als auch von thonigen
und lehmigen Schuttablagerungen, in denen die teils gerundeten, teils kantigen Gesteinstrümmer eingelagert
sind. Das Gebiet der Sitter ist durch kalkige Erratika ausgezeichnet, die von dem alten Säntisgletscher herstammen.
Um die geolog. Untersuchung des Landes haben sich besonders verdient gemacht Arn. Escher v. d. Linth, J. Früh, A. Gutzwiller
und Alb. Heim.
Klima.
Am besten sind die klimatischen Verhältnisse für Trogen (Dorfplatz 905 m) bekannt. 12jährige Beobachtungen
ergeben als Temperaturmittel 6,8° C. St. Gallen
ist um ca. 1°, Altstätten um 2° wärmer, Gäbris (1250 m) um 1,5° kühler. Für den
Winter (Dez.-Febr.) ist die Mitteltemperatur = -1,0° C. Minimum -20° selten. Wenn in der Tiefe Nebel liegt und über das
Appenzellerland warmer Sonnenschein flutet, zeigen die Höhen oft grössere Temperaturen als St. Gallen
und Altstätten.
Besonders auffallend sind diese Differenzen, wenn in der HöheFön weht. Beim Auf- und Abschwanken der Nebelschicht kann ein
Ort, der an der Nebelgrenze liegt, rasch enormen Temperaturunterschieden ausgesetzt
sein. Wanner beobachtete am in
Trogen in wenigen Stunden eine Thermometerschwankung von 23,6° C., in einer Stunde eine solche von 13,4° C. und in
fünf Minuten eine Schwankung von 8,9° C. Der Frühling (März-Mai) zeigt eine mittlere Temperatur von 6,2° C. Der Winter
zieht sich weit hinaus, starke Schneefälle bis Ende Mai sind keine Seltenheit. Die Mitteltemperatur
des Sommers (Juni-August) beträgt 14,7° C. Oft gibt es auch da kalte Tage. Heizen muss man in jedem Monat, wenn man nicht
frieren will. Im Herbst (Sept.-Nov.) hat Trogen eine mittlere Temperatur von 7,1° C. Der September ist der beständigste
Monat, und oft ist auch der ganze Oktober noch mild.
Für die Beobachtungszeit von 1864-1875 ergaben sich für Trogen folgende mittlere Monatstemperaturen:
°C.
°C.
Januar
-1,3
Juli
+16,2
Februar
0.0
August
14.5
März
+1,3
September
13.0
April
6.8
Oktober
6.8
Mai
10.7
November
1.6
Juni
13.4
Dezember
-1,8
Die höchste Temperatur betrug +30,6 °C.
Die tiefste Temperatur betrug -20,2 °C.
Die absolute Temperaturschwankung 50,8 °C.
Für den Gäbris (1250 m) gelten für die Periode 1872 bis 1891 folgende Zahlen:
°C.
°C.
Januar
-1,8
Juli
+13,2
Februar
1.5
August
12.9
März
0.0
September
10.0
April
+3,5
Oktober
5.4
Mai
7.4
November
1.2
Juni
11.3
Dezember
-1,7
Jahresmittel
5.0 °.
In Bezug auf die Niederschlagsmenge konstatieren wir die interessante Tatsache, dass die Umgebung des Alpsteins zu den regenreichsten
Gegenden der Schweiz gehört.
Die Station Trogen weist folgende Mittel-Zahlen auf für die Periode 1864-1883: