Ertrag des angebauten
Bodens 1898: 659 ha
Reben ergaben 23100 hl Wein im Werte von 1590000 Fr. Der übrige landwirtschaftliche
Betrieb erzielte den Betrag von 3400000 Fr., Ertrag der Wälder nicht mit inbegriffen. Die Viehstatistik
weist folgenden Bestand auf:
1876
1886
1896
1900
Hornvieh
8877
10192
10050
11787
Pferde
890
946
1059
1270
Schweine
2696
3022
4774
2767
Ziegen
3354
3301
4090
2683
Schafe
3059
2956
2789
2639
Bienenstöcke
961
1165
1274
1135
Zahlreiche landwirtschaftliche und Weinbaugenossenschaften. Die Industrie besteht in der Ausbeute der Salinen von
Bex, der
ältesten der
Schweiz (1899: 39300 m3), und der wichtigen Marmorbrüche von
Saint-Triphon und
Arvel
(Villeneuve). Ausserdem
Gipsgruben in
Bex und
Villeneuve;
Parqueteriefabriken, Brauerei- und Schreinergewerbe, Bürstenfabriken
und Wollspinnerein in Aigle;
hauptsächlich aber Weinhandel mit Eigengewächt.
Die bedeutendste Einnahmequelle des Bezirks besteht aber ohne Zweifel in der Fremdenindustrie, die alljährlich Tausende
von Touristen in folgenden Sammelpunkten vereinigt:
Villeneuve (Hôtel Byron), Aigle
(GrandHôtel des Bains mit Salzsoole
und Mutterlauge),
Bex
(Bäder, Aerotherapie, Traubenkuren),
Leysin-Feydey (Winter- und Sommeraufenthalt für Brustleidende),
Corbeyrier,
Le Sépey,
La Comballaz (Schwefelwasser),
Ormont-Dessus (Sommer- und Winterstation),
Chesières (Sommer- und Winterstation),
Villars,
Gryon,
Les Plans de Frenières,
Lavey-les-Bains (heisse Schwefelquellen und Mutterlauge). Daneben zahlreiche Bergweiler,
wo die Fremden einen Teil des Sommers in Pensionen oder zu diesem Zwecke gemieteten
Chalets zuzubringen
pflegen.
Aigle ist bekannt durch seine grossen
Rebberge, die einen geschätzten alkoholreichen Wein liefern. Stark besuchte
Märkte,
besonders derjenige im Oktober, an dem oft bis zu 1000 Stück Vieh aufgeführt werden.
Sitz eines Bezirksgerichtes einer Filiale der Kantonalbank, eines Gymnasiums und Industrieschule. Grosse Parqueteriefabrik
mit 100 Arbeitern, 4
Sägen, eine
Spinnerei, zwei Buchdruckereien und zwei Zeitungen. Ausserdem Fabrikation von renommierten
Schuhwaren,
Bürsten,
Bier, Magenbitter. In Aigle sind geboren der Componist Gust. Doret, der
Maler Friedr.Rouge,
der Novellist Sam. Cornut; Bürger von Aigle zudem der seit 1741 an der Akademie zu
Lausanne wirkende Rechtslehrer Beat Ph.
Vicat; der ausgezeichnete Botaniker Abrah. Ls Decoppet, Mitarbeiter Albrechts von
Haller an dessen Historia stirpium indigenar.Helvetiaeinchoata. 3 t. Bernae 1768; der Landammann Dav. Franz
Rud. Clavel (1767-1837); die
Brüder Ph.
und Friedr.
Veillon; der Botaniker Jaccard, Verfasser einer bemerkenswerten
FloreduValais; etc.
In der Umgebung die schöne Quelle von
Fontanney, die die
Wasser der aus Alpenkalk bestehenden Südostflanke des Massives von
Aï (besonders die des waldreichen Plateaus von
Leysin) sammelt und die Stadt Aigle mit reichlichem, ausgezeichnet
frischem Trinkwasser versorgt. Seit Frühjahr 1900 elektrische Strassenbahn zwischen dem Bahnhof der Linie des J.-S., dem
Stationsgebäude der neuen elektrischen Bahn
Aigle-Leysin und dem grossen, im
Quartier LeFahy gelegenen Badhotel. Aigle besitzt
eine ref. Landeskirche, sowie Kirchen der freien, der kath. und der deutschen Gemeinde (letztere in der alten
Kirche St. Jacques, in der noch Farel predigte).
Wohlthätigkeitsanstalten: Hilfsverein für Arme, 1863 gegründet;
Bezirksspital Aigle mit 20
Betten, 1867 eröffnet;
¶
mehr
deutsche Unterstützungskasse, deren Zinsen an die Armen verteilt werden;
Waisenhaus für den ersten kirchlichen Bezirk (politische
Bezirke Aigle und Pays d'Enhaut und Kreise La Tour und Montreux);
Ersparnis- und Alterskasse, 1835 gegründet;
etc. Ca. 180 arme
Kranke jährlich öffentlicher Unterstützung genössig.
Keiner der römischen Schriftsteller erwähnt Aigle, obwohl der Ort zur Römerzeit zweifellos schon bestanden
haben muss. Es beweisen dies Ueberreste einer Wasserleitung, Münzfunde, und zahlreiche, in den Rebbergen um das Schloss ausgegrabene
Ton- und Ziegelscherben. 1835 in der Umgebung eine keltische Begräbnisstätte mit ca. 100 Gräbern aufgedeckt.
Die erste Erwähnung von Aigle (als Allium, woher der heutige Dialektname Aille für die Stadt und Jacquesd'Aille für deren Bewohner) finden wir in einer Urkunde des h. Guérin, 1138-43 Bischof von Sitten. Der Ort war der Reihe nach
Eigentum verschiedener Familien: 1231 tritt der Graf Thomas von Savoyen die Herrschaft Aigle an die Familie de Saillon ab. Lehen
besassen dazu noch in Aigle die Herren von Chivron, Tavelli, La Tour etc. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
durch Heirat an die Familie de Compey-Thorens übergegangen, verblieb die Herrschaft Aigle in deren Besitz bis zu ihrer Eroberung
durch die Berner 1475. Das von den Bernern ausgeplünderte und zerstörte Schloss wurde später wieder
aufgebaut und blieb bis 1798 Sitz des Landvogtes über die vier Landvogteien von Aigle. In dem malerischen Gebäude heute
das Bezirksgefängnis. Rathaus 1640 erbaut.