mehr
bei Lenzburg, der Homberg 791 m. (der aargauische Rigi) im W. des Hallwilersees;
der Sauerberg, 606 m., zwischen der Wina und der Suhr;
der Schiltwald, 800 m., zwischen dem Ruederthal und dem Suhrthal;
die Hochwacht, 587 m. bei Mühlethal, mit prächtigem Ausblick auf das Aarethal und die Alpen, und zuletzt der Boowald, 525 m. dem Pfaffnernthal und Murgthal entlang.
Das Juragebiet wird durch Längskelten gebildet, welche höher sind als die Hügel der Hochebene. Zwischen diesen Ketten ziehen sich schmale, mit Dörfern übersäete Längsthäler dahin. Gegen den Rhein hin nehmen die Berge an Höhe ab, die Abhänge sind weniger steil und die Gipfel sind öfters breit und flach. Man unterscheidet beim aargauischen Jura drei Ketten: Eine Vorkette, eine südliche und eine nördliche Hauptkette. Die Vorkette liegt rechts von der Aare und beginnt bei Aarburg mit dem Schlossberg, 450 m., zieht sich von hier über die beiden Wartburgen mit Sälischloss, 667 m. und endigt im N. mit dem Engelberg, 714 m.
Gegen Aarau werden die Berge niedriger. Die Südkette enthält folgende Hauptgipfel: Der Brunnenberg, 774 m., der Achenberg 716 m., der Homberg, 790 m., die Gislifluh, 774 m. und auf dem rechten Aareufer der Kastenberg mit den Schlössern Wildegg und Brunegg. Zu der nördlichen Kette gehören: Die Geissfluh, 960 m., die Wasserfluh, 871 m., der Asper-Strichen, 868 m., der Schenkenberg, 632 m., der Sinnberg, 731 m. und der Bruggerberg 525. In der gleichen Kette auf der Ostseite finden sich: Der Wülpelsberg, 514 m. mit der Habsburg, der Eitenberg, 504 m. bei Mülligen, jenseits der Reuss das Gebensdorferhorn, 517 m., die Baldegg, 572 m., der Badener Schlossberg, 445 m. und diesem gegenüber am rechten Ufer der Limmat, die Lägern, 863 m., die sich in den Kt. Zürich hineinzieht. Eine Anzahl Berge im N. des Kantons haben breite Rücken, auf denen sich Wälder, Felder, Weiden, Bauernhöfe und Dörfer befinden. Zu diesen gehören u. a.: Der Thiersteinberg, 750 m. bei Frick, der Bötzberg bei Brugg 593 m., der Geissberg bei Villigen, 701 m., der Siggenberg 557 m., der Achenberg bei Zurzach, 519 m.

Der Aargau liegt in dem niedrigsten Teil der schweiz. Hochebene; hier kommen die meisten Gewässer der Zentral- und Ostschweiz zusammen. Die Aare ist der Hauptfluss des Kantons und durchzieht ihn von S.-W. nach N.-O. Mit Ausnahme des Frickthales, welches von der Sisseln durchflossen wird, münden alle Thäler des Kantons in dasjenige der Aare. Die Thäler der Murg, der Pfaffnern, der Wigger, der Suhr, der Wina, das Seethal, das Aathal, das Bünz- und Reussthal gehen von S. nach N., während das Limmat- und Surbthal von O. kommen. Der Rhein bildet im N. die Grenze des Kantons. Die einzigen Seen des Kantons sind der Hallwilersee und der kleine Egelsee auf dem Heitersberg.
In geologischer Beziehung gehören die Gesteine des Aargaus vier Perioden an: Der Trias-, der Jura-, der Tertiär- und der Quartär-Zeit. Im nördlichen Kantonsteil finden sich im Muschelkalk und Keuper, der Trias angehörend, die Salzlager bei Rheinfelden. Der Aargauer Jura gehört zum grössten Teil zum Kettenjura. Die höchsten Berge werden meist vom weissen Jura oder Malm gebildet, während darunter da und dort der braune Jura oder Dogger und noch tiefer der schwarze Jura oder Lias vorkommt. - Der östliche Teil des Kantons besteht aus Tertiärablagerungen, Molasse, welche eine grosse Zahl der Hügel der Hochebene bildet. Die Süsswassermolasse, namentlich im südlichen Teil der Hochebene entwickelt, ist zwar arm an Versteinerungen, aber leicht kenntlich an härtern Sandsteinbänken, welche aus den Felswänden vorspringen. Die quartären Ablagerungen finden sich hauptsächlich in den Thälern; dagegen steigen sie auch etwa auf die Molassehügel und sogar auf den Jura hinauf. Es sind besonders Glazialgebilde: Moränen, erratische Blöcke und Glazialschotter.
Die
Aare und ihre Zuflüsse führen ein wenig Gold, aber die Gewinnung lohnt sich schon lange nicht mehr.
Einige Steinkohlenfunde veranlassten Bohrungen nach diesem wichtigen Brennmaterial; sie waren aber erfolglos. Dagegen war
früher die Eisengewinnung wichtig. Es wurde ausgebeutet bei
Küttigen, in
Scherz bei
Habsburg, bei
Herznach, Wölfliswil, am
Bötzberg, bei
Rekingen,
Tegerfelden,
Baldingen etc. Aber der geringe Ertrag des Erzes und die Konkurrenz
des fremden Eisens waren schuld, dass am Ende des letzten Jahrhunderts der Bergbau überall aufhörte. - Um 1840 wurde im
Bezirk Rheinfelden
mit Erfolg nach Salz gebohrt. Im letzten Jahrzehnt erzeugten die dortigen aargauischen Salinen jährlich ca. 230000
q. Salz. Dem Kanton Aargau
haben sie jährlich seinen Salzbedarf zu liefern und dazu noch eine Abgabe von 45000 Fr. Da der Verbrauch
des Kantons etwa 30000 q. beträgt, so trägt das Salzregal dem Kanton jährlich 145
000 Fr. ab. In letzter Zeit ist ein neues
Salzlager bei
Klingnau-Koblenz entdeckt worden; die Ausbeutung desselben hat aber noch nicht begonnen.
- Der Kanton ist reich an Baumaterialien. Der
Jura liefert treffliche Bausteine, Kalk, Zement und Gips; das
Mittelland gute
Sandsteine. Baden
und
Schinznach sind weltbekannt durch ihre Heilquellen.

Ende 1888 zählte der Kanton 193834 E., fast alle deutsch sprechend: davon waren 106
351 Protestanten, 85835 Katholiken, 1051 Israeliten
und 343 Andersgläubige.
Das Klima des Aargau ist gesund. Der häufigste Wind ist der S.-W.; der zweite der N.-O. Oft sind die tiefern Thäler mit Nebel gefüllt.
Die Kulturen sind diejenigen der Mittelschweiz. Im Jahr 1888 schätzte man den produktiven Boden auf 134180
ha., oder 95,6%, den unproduktiven auf 6230 ha. oder 4,4% der Oberfläche. Der produktive Boden setzt sich zusammen aus:
Ackerland 40425,4 ha.,
Wiesen und
Weiden 44328 ha.,
Reben 2776,7 ha.,
Ried- und Streuland 1547 ha.,
Wald 45103,3 ha. Seither hat
sich die Wiesenfläche auf Kosten des Ackerlandes vermehrt, weil die Viehzucht immer bedeutender wird.
Der Weinbau nimmt dagegen infolge einer Reihe schlechter Jahre ab. Man pflanzt den Weinstock zwar in allen Bezirken, ausgenommen
Muri
und
Zofingen, aber doch kommen auf
Brugg,
Baden,
Zurzach und Laufenburg
allein ¾ aller
Rebberge. Die besten Weissweine sind diejenigen
von
Thalheim,
Oberflachs und
Schinznach; die besten roten:
Brestenberger,
Goffersberger, Wettinger, Goldwändler
etc. Im Jahr 1898 war der Ertrag des Weinbaus im ganzen
¶
Landwirtschaft und Bod

* 2
Seite 41.23a, [zu den Karten].Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Aargau
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 15. ^[Karte: 5° 50’ O; 47° 25’ N; 1:300000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Wald | ▓ | Forêts |
Weide | ▒ | Pâturages |
Ackerland | ░ | Terres cult. |
Obstbäume | ░ | Arbres fruit.rs |
Weinbau | ▐ | Vignes |
Gärtnerei | ♧ | Horticulture |
Salinen | ▄ | Salines |
Steinbruch | ⤧ | Carrière |
Gypsgrube | ⤧Gy | Carrière de gypse |
Cementgrube | ⤧Ci | Carrière de ciment |
Holzhandel | ➚ | Commerce de bois |
Salmenfisch. | ⤚ | Pêche du saumon |
Bäder | ٮ | Bains |
200 Rinder | ● | 200 bovidés |
100 Schweine | ❙ | 100 porcs |
100 Ziegen | v | 100 chèvres |
100 Bienenstöcke | * | 100 ruches |
50 Pferde | ▲ | 50 chevaux |
Fischzucht | ⟪ | Pisciculture |
M. B. nach Dr. Dill
V. Attinger. sc
Aargau

* 3
Seite 41.24.LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS AARGAU ¶
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30589 hl., davon 4188 hl. rot, 7155 hl. weiss und 19246 hl. gemischt. Der Gesamtwert betrug 1276
924 Fr. -
Sehr wichtig ist der Obstbau. Apfel-, Birn-, Kirsch-, Zwetschgen- und Nussbäume liefern jährlich für beinahe 3000
000 Fr.
Obst, dazu noch ca. 160
000 hl. Most im Werte von 2
490
000 Fr. Von den Wäldern gehören 76,15% Gemeinden
und Korporationen, Privatwaldungen sind 16,93% und Staatswaldungen 6,92%. Der Ertrag hatte 1898 einen Wert von 2
400
000 Fr.
Das Wild wird immer seltener. Reh und Wildschwein werden noch etwa angetroffen: Hase und Fuchs sind häufig, besonders im Jura und in den grossen Wäldern der Molasseberge. Im flachen Teile sind Wildente und Rebhuhn nicht selten. - Das Jagdregal gehört den Gemeinden; vom Ertrag bezieht der Staat nur 15%, welche zur Hebung der Landwirtschaft verwendet werden sollen. Im Jahr 1898 betrug dieser Anteil des Staates 11426 Fr. -
Einige Wasserläufe sind fischreich. Der Kanton besitzt 24 Fischzuchtanstalten, welche 1898 nicht weniger
als 3736
160 Fischchen ausgesetzt haben. Der wertvollste Fisch ist der Lachs, von dem 1898, 1114 Stück im Gewicht von 7543 kg.
gefangen wurden. Die Fischerei wird immer mehr beeinträchtigt durch die industrielle Ausnutzung der Wasserkräfte, indem
die Wehre oft für die Fische unübersteigliche Hindernisse bilden. Man sucht diesem Uebelstande durch
«Fischleitern» abzuhelfen. In 1898 trugen die Fischpachtzinse 11405 Fr.
ab.

Die Viehzucht hat, wie folgende Tabelle zeigt, stark zugenommen:
1852 | 1899 | |
---|---|---|
Pferde | 4655 | 4467 |
Esel und Maultiere | - | 13 |
Stiere (Muni) | 400 | 780 |
Ochsen und Kühe | 51![]() |
80![]() |
Schafe | 3280 | 525 |
Ziegen | 9511 | 14![]() |
Schweine | 18![]() |
26![]() |
Die Milchwirtschaft zeigt einen ähnlichen Aufschwung. In 1897/98 zählte man im Kanton 106 Käsereien,
wovon 29 im Bezirk Muri,
25 im Bez. Zofingen und 18 im Bez. Bremgarten; einzig Laufenburg und Zurzach
hatten keine. 3395 Bauern haben die
Milch von 11444 Kühen, d. i. 281601 q. abgeliefert und daraus wurde Käse im Wert von Fr. 2
484
790 und
Butter für Fr. 488
200, zusammen für Fr. 2
972
990 fabriziert. - Die Bienenzucht ist sehr bedeutend; 1895 waren 18231 Bienenstöcke.
Industrie und Handel werden begünstigt durch die Wasserkräfte, die gut unterhaltenen Strassen und ein enges Netz von Eisenbahnen. Der untere Lauf der Aare ist mit einem Aufwand von 1½ Millionen Fr. kanalisiert worden, die Reuss und die Sisseln sollen korrigiert werden. Ende 1898 existierten 563 Wasserwerke mit 14555 Pferdekräften. Die Elektrizitätswerke von Rheinfelden und Ruppoldingen sind sehr bedeutend;
ein drittes ist im Bau in der Beznau, bei Döttingen;
2 andre sind geplant bei Laufenburg und an der Reuss.
Die Landstrassen haben eine Länge von 503 km;
die Nebenstrassen 752 km und die Eisenbahnen ungefähr 300 km.
Die bedeutendste Industrie ist die Strohflechterei, welche mit der Rosshaarindustrie zusammen 10-12000 Personen, meist Frauen und Kinder beschäftigt, welche das Strohflechten als Hausindustrie neben der Landwirtschaft betreiben. Uebrigens ist das Stroh längst nicht mehr das Hauptmaterial, jetzt wird meistens Bast von verschiedenen Pflanzen verwendet. Der Hauptsitz dieser Industrie ist das Freiamt (Bez. Muri und Bremgarten und einige angrenzende Gemeinden). Die Tabakindustrie ist besonders wichtig im Bez. Kulm, wo sie etwa 3000 Arbeiter, davon 200 zu Hause beschäftigt.
In neuerer Zeit hat im Bez. Zofingen die Strickerei eine grosse Ausdehnung genommen; sie zählt ca. 3000 Arbeiterinnen, wovon ⅔ zu Hause arbeiten. Als Hausindustrien spielen noch eine gewisse Rolle: die Herstellung von Halbwollstoffen, von Seidenbändern, Weisswaren etc. Namentlich die Halbwollweberei war früher im protestantischen Teil des Kantons wichtig; jetzt ist sie durch die Konkurrenz der Fabrikarbeit stark zurück gegangen. Seidenbänder werden hauptsächlich im Bez. Rheinfelden und Laufenburg, etwas weniger in Aarau, Bremgarten und Zofingen gewoben.

Unter dem eidgen. Fabrikgesetz standen 1888: 310 Etablissements mit 14827 Arbeitern. Man zählte: 65 Tabakfabriken, 24 Strohflechtereien, 10 Schuhfabriken, 14 Baumwollspinnereien, 8 Baumwollwebereien, 8 Buntwebereien, 16 Färbereien, 14 Seidenbandfabriken, 4 Seidenwindereien, 2 Wollwebereien, 10 Stickereien, 6 Posamenteriefabriken etc. etc. Unter den zahlreichen, vielseitigen Industrien und Gewerben sind etwa noch besonders hervorzuheben die Fabrikation von Reisszeugen und mathematischen Instrumenten, die Glockengiesserei, die Konservenfabriken etc. etc.
Der Kanton zerfällt für die Zwecke der Verwaltung in 11 Bezirke: Aarau, Baden, Bremgarten, Brugg, Kulm, Laufenburg, Lenzburg, Muri, Rheinfelden, Zofingen, Zurzach. Die Bezirke sind weiter in Kreise eingeteilt.
Im Jahr 1898 stellte der Kanton Aargau folgende Truppen zur eidgenössischen Armee:
A. Auszug:
Mann | |
---|---|
Infanterie | 7908 |
Kavallerie | 386 |
Artillerie | 1898 |
Genie | 487 |
Sanität | 165 |
Verwaltungstruppen | 96 |
Generalstab | 79 |
Zusammen | 11![]() |
wovon 383 Offiziere, 1405 Unteroffiziere, 9231 Soldaten.
B. Landwehr:
Mann | |
---|---|
Infanterie I. Aufgebot | 2991 |
Infanterie II. Aufgebot | 1635 |
Kavallerie | 281 |
Artillerie | 1354 |
Genie | 487 |
Sanität | 138 |
Verwaltungstruppen | 50 |
Generalstab | 24 |
Zusammen | 6960 |
wovon 190 Offiziere, 917 Unteroffiziere und 5853 Soldaten.
C. Der Landsturm zählte 17073 Mann. Der Kanton hat ausserdem 324 Schützengesellschaften, 9 Kadettenkorps, 10 Pontonnierfahrvereine.
In 1898 betrugen die Staatseinnahmen Fr. 3403
162 und setzten sich zusammen aus:
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