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her einander die Hand reichen. An die tiefsten und von Aufschüttung freigebliebenen Stellen gedrängt, verlässt deshalb die Aare den Brienzersee zu äusserst rechts an den Brienzergrat sich anschmiegend, dann geht sie quer über das Bödeli und mündet nach 5 km. langem, bei Anlass der neuen Hafenanlage von Interlaken korrigiertem Laufe, dem Lombachschuttkegel ausweichend, an der linken Thalseite in den Thunersee. Vergl. Kärtchen.
Den Niveauunterschied der beiden Seen und das daherige Gefälle von 6,2 m. benutzen die Gemeinden Interlaken und Unterseen zu industriellen Anlagen. Auf dem Bödeli als dem Verkehrs-Centrum des Berneroberlandes ist das weltberühmte Interlaken entstanden. (Vergl. Art. Interlaken.)
Im Gegensatz zum Brienzersee, dem Gebirgssee par excellence, gehört der ungefähr gleich grosse Thunersee (18 km. lang) zu den alpinen Randseen und seine Ufer zeigen namentlich in der unteren Hälfte offenes Gelände. Er erhält zwei wichtige Zuflüsse, 1. den bereits erwähnten Lombach, ein Wildwasser schlimmster Art, das in den weichen Flyschschiefern des Habkernthales stark erodiert und 2. bei Einigen die Kander. Auch diese hat ein grosses Delta in den See hinausgebaut und zwar erst seit 1714, da sie vorher, durch die grosse Moräne von Strättlingen vom See abgeschnitten, erst unterhalb Thun in die Aare mündete.
Stete Stauungen und Ueberschwemmungen durch die veränderliche und gefährliche Kander veranlasste die Regierung von Bern, den Fluss in den Thunersee abzuleiten. Bei den Vorarbeiten und der Vermessung des Sees ergab sich, dass an der Stelle des heutigen bereits ein altes Delta existierte, das abgelagert worden war, bevor die Kander durch die Moräne abgelenkt wurde. Durch Vergleichung des anno 1712 vermessenen mit dem heutigen Delta erhielt die Wissenschaft einmal eine genaue Angabe für die Masse von Geschiebematerial, die Kander und Simme in einer bestimmten Zeit in den See führten und damit auch einen Wert für die Abtragung der Gebirge im Einzugsgebiete dieser beiden Flüsse. (Vergl. Steck: Die Denudation im Kandergebiet. Jahresb. der geograph. Ges. v. Bern 1891/92.)
Der Abfluss der Aare aus dem Thunersee wird reguliert durch eine 3 m. hohe Schleuse. In zwei Armen durchfliesst sie raschen Laufes das Städtchen Thun, zwischen sich den Stadtteil des Bälliz einschliessend.
2. Mittelschweizerischer Anteil.
Bei Thun verlässt die Aare die Alpen und betritt das mittelschweizerische Alpenvorland, die sog. schweizerische Hochebene. Sie durchquert zunächst diese Zone bis an den Fuss des Jura, dann folgt sie dessen südlichsten Ketten bis Aarburg, wo sie, eine neue Phase ihres Laufes beginnend, in den Jura eintritt. Der Verlauf des Flusses wie die Physiognomie seiner Thallandschaft sind in diesem mittlern Teile wesentlich bedingt durch den Plateaucharakter der meist horizontal liegenden Molasse und durch die Ausgestaltung, welche das durch die Flüsse bereits vorgearbeitete Relief dieser Platte durch die Gletscher der Eiszeit erfahren hat. Bald wiegt das eine vor, bald das andere, bald ist ihr Einfluss gemischt und darnach ist auch das Landschaftsbild des Aarelaufes ein sehr verschiedenes, was auch dem Laien auffällt und infolge grösserer oder geringerer Wirksamkeit auch für die Anlage der Siedelungen bestimmend gewesen ist.
Unterhalb Thun wendet sich die Aare nach N., durchfliesst zunächst einen alten Seeboden des Thunersees (Allmend), empfängt dabei von rechts die bei Gewittern sehr wilde Zulg, während links ein Wald im sog. Kandergrien die Stelle bezeichnet, wo bis anno 1714 die Kander ihre trüben Fluten in die Aare wälzte. Nahe der Eisenbahnstation Uttigen, wo die Bahn die Aare überschreitet, bezeichnet der Hügel des Thungschneit das alte Nordufer des einstigen, grössern Thunersees.
Von da ab ist das Aarethal eine ebene, mindestens 1 km. breite Kiesfläche, auf der der Fluss früher in zahlreichen Armen und Serpentinen dahinfloss; jetzt hält er sich in künstlich abgedämmten Bett, an den Belpberg sich anschmiegend stets auf der linken Thalseite. Das neu gewonnene und gesicherte Land aber wird bereits intensiv kultiviert und bebaut (Irrenanstalt Münsingen). Auch das grosse Becken des Belpmooses ist seit der Korrektion der Aare der Kultur erschlossen worden. Es wird nördlich begrenzt durch Kiesterassen und Moränen, in welche die Aare sich eingeschnitten hat bis nach der nur 3 km. entfernten Stadt Bern.
Von Zuflüssen der Aare zwischen Thun und Bern sind ausser den bereits erwähnten noch zu nennen, rechtsseitig die Rotachen und der Kiesenbach, linksseitig die Gürbe, welche ebenfalls kanalisiert, das dem Aarethal parallel laufende, zwischen Belpberg und Längenberg gelegene grosse Gürbethal durchfliesst, ein Thal das jedenfalls nicht von der Gürbe, sondern zur Eiszeit von der vereinigten Kander und Simme gebildet und durch den Gletscher noch weiter ausgeschliffen worden ist. Es öffnet sich bei Belp in das oben erwähnte Becken, welches Gürbe und Aare separat durchfliessen und erst am Ausgang sich vereinigen.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass der jetzige Charakter des Aarethales von Thun nach Bern als einer offenen, flachen Thallandschaft mit dem breiten Thalboden und dem Abschluss durch die Moränen von Bern, nach der ursprünglichen Ausarbeitung durch den Fluss in den Molassenschichten wesentlich durch die Thätigkeit des diluvialen Aaregletschers und seiner Abflüsse zur Zeit der letzten Eisperiode modifiziert worden ist (Vergl. Karte des diluvialen Aaregletschers).
Eine total andere Physiognomie bietet die Aare in der folgenden Strecke von Bern bis Aarberg. Zahlreiche Schlingen bildend, hat sich die Aare in den Sandstein der Molasselandschaft ein tiefes, oft schluchtartiges Bett eingegraben. Bern selbst steht auf Molassefels, der allerdings eine dünne Decke von Kies oder Moräne trägt. Moräne kleidet auch die Gehänge der Aareschlinge aus, welche die Stadt auf drei Seiten einschliesst, was das voreiszeitliche Alter des Flussbettes beweist.
Als Typus einer mittelalterlichen Stadtanlage, die den natürlichen Graben des Flusses als Schutz benützt, erhebt sich das alte Bern auf dem vorspringenden Sporn der ersten Aareschlinge und sucht die einst so vorteilhafte, jetzt mehr und mehr unbequeme Isolierung durch den Bau stolzer Brücken auszugleichen, von denen nicht weniger als 7, darunter 4 stolze Hochbrücken die Aare oder das Aarethal überspannen. Ein grosses Stauwehr (Schwelle) führt am untern Stadtteil (Matte) das Hauptwasser der Aare in einen vielfach benutzten Gewerbekanal.
Nördlich von Bern macht die Aare eine interessante 9 km. lange Schlinge, deren Endpunkt nur 550 m. vom Anfangspunkt entfernt ist, dann wendet sie sich gegen Westen. Diese Westumbiegung der Aare und ihr Uebergreifen in das Flussgebiet der Saane ist eines der merkwürdigsten Phänomene des Aarelaufes. Zwar ist es nicht immer so gewesen; als zur Eiszeit der Rhonegletscher in der Nähe von Bern endigte, fanden die Gewässer des Aaregletschers ihren Abfluss gegen Norden in der Richtung gegen Jegenstorf-Utzenstorf-Wangen, da wo jetzt z. T. die Emme durchfliesst.
Diese breite Thalfurche ist jedenfalls ein alter Aarelauf wie auch das Thal von Münchenbuchsee nach Lyss, dessen schwacher Bach zu der Breite und Tiefe des Thales in keinem Verhältniss steht. Der Lauf nach Westen muss aber doch schon vor der Gletscherzeit bestanden haben, und die Aare ist nach dem Verschwinden des Rhoneeises, abgedrängt durch die Moränen nördlich von Bern, wieder in ihre alte Richtung gekommen, die sie seither beibehalten hat. Oft schluchtartig in das Molasseplateau eingesenkt, oft Serpentinen bildend, unterwegs die in gleichartiger Thallandschaft von Süden herkommende Saane aufnehmend, fliesst sie, dem Blick gleichsam entzogen von Bern bis Aarberg, wo sie in die ausgedehnte Niederung des Seelandes hinaustritt.
Diese Ebene, das sog. grosse Moos ist nur ein Teil der grossen Senke am Südrand des Jura, welche sich von Entreroches bei La Sarraz bis Solothurn hinerstreckt und das ganze Gebiet der 3 Seen samt dem Broyethal umfasst. Da die Niveauunterschiede äusserst geringe sind: Entreroches 445 m., Solothurn 430 m., Entfernung beider Orte ca. 100 km., und die Aare namentlich bei Büren grosse Schottermassen angehäuft hat, so waren Ueberschwemmungen und Verwandlung der ganzen Senke in einen einzigen See keine Seltenheit bis zur Fertigstellung der Juragewässerkorrektion.
Ausgenommen vielleicht die Rheinkorrektion im St. Gallischen
Rheinthal, ist kein solches Werk von ähnlicher Bedeutung in
der
Schweiz angeführt ^[Berichtigung: ausgeführt] worden. Mangels jeglichen Gefälles bewegte sich die
Aare von
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Aarberg ab, in viele Arme sich zerteilend und zahlreiche Schlingen bildend, dem Ostrande des grossen Mooses entlang gegen Büren hin, wo die ebenfalls träge dahin schleichende alte Zihl, der Ausfluss des Bielersees, sich mit ihr vereinigte. Die Ueberschwemmungen bei Hochwasser der Aare und lange andauernden Regenperioden führten schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu Versuchen, durch Korrektionsarbeiten dem Uebel zu steuern. Die grosse Ueberschwemmung von 1816 veranlasste dann die Regierung von Bern, durch den badischen Ingenieur Tulla eine Expertise vornehmen zu lassen, deren Vorschläge aus Mangel an Beteiligung seitens der andern Kantone nicht zur Ausführung kamen.
Infolge politischer Wirren unterblieben weitere Schritte bis 1834, in welchem Jahre wiederum im Auftrage der Berner Begierung, Lebwel ein Gutachten über die Austrocknung des Seelandes abgab. Auch seine Propositionen wurden verlassen. 1835 tauchte zum erstenmal die Idee auf (Merian), die Aare in den Bielersee abzuleiten, um so der stetigen Schotteranhäufung bei Büren und damit der Stauung des Wassers Einhalt zu gebieten. Der Staat Bern überliess indessen im Jahre 1839 die Initiative einer zu bildenden Aktiengesellschaft. Diese berief 1840 den Kantonsingenieur von Graubünden La Nicca. Nach eingehenden Studien machte derselbe im Jahre 1842 folgende Vorschläge: 1. Ableitung der Aare von Aarberg via Hagneck in den Bielersee. 2. Stauwehr an der Rappenfluh bei Aarberg, welches etwas Oberwasser in die alte Aare entlässt.
3. Führung von Aare und Zihl von Nidau nach Büren in korrigiertem Bett. 4. Korrektion der obern Zihl und untern Broye. 5. Entwässerung des grossen Mooses. - So wurde die Idee Merians, den Bielersee zum Regulator der Gewässer zu machen, wieder aufgenommen. Es sollte aber noch lange gehen, bis das Projekt La Nicca zur Ausführung gelangte. Nachexpertisen, Abänderungsbeschlüsse, die Kriegsereignisse von 1847/48, Finanzschwierigkeiten, Uneinigkeit der Kantone, Zwischenprojekte für partielle Korrektionen, Vorschläge für Teilung der Aare bei Aarberg etc. etc. erfüllten die Zeit bis 1863, in welchem Jahr der Bundesrat das revidierte Projekt von La Nicca und Bridel guthiess und eine eidgenössische Subvention von 4760000 Fr. an die auf 14 Millionen Fr. veranschlagten Baukosten proponierte.
Nochmals versuchte die Opposition unter General Ochsenbein, das Projekt, zu gunsten einer partiellen Korrektion zu Falle zu bringen, bis endlich im Jahre 1867 die Kantone sich verständigten und die Bundesversammlung definitiv 5 Mill. der Baukosten übernahm. 1868 wurde der Hageneckkanal begonnen und genau 10 Jahre später floss die Aare in den Bielersee. 1889 war das letzte Kanalstück Meienried-Büren fertig und somit das ganze Werk nach 20 jähriger Arbeit vollendet.
Dasselbe hat gehalten, was es versprach, die Ueberschwemmungen haben aufgehört und das ungeheure Gebiet des grossen Mooses wie das Thal der obern Zihl und der untern Broye sind definitiv der Kultur erschlossen. Die Kosten beliefen sich auf 17400000 Fr. Allerdings erweist sich der Kanal Nidau-Büren als etwas zu eng, indem bei Hochwasser der Aare und anhaltendem Regenwetter der Bielersee derart ansteigt, dass die Zihl in den Neuenburgersee sich ergiesst statt umgekehrt und auch dieser aus Mangel an jeglichem Abfluss seine Ufer überflutet.
Man glaubt diesem Uebelstand durch Anlegung einer Schleuse zwischen Neuenburger und Bielersee, Teilung der Aare bei Aarberg und Korrektion der Schlingen zwischen Büren und Solothurn abhelfen zu können.
Von Solothurn 429 m bis Aarburg 392 m folgt die Aare dem Fusse des Jura. Sie weist auf dieser Strecke wieder ein stärkeres Gefälle auf und zwar sprungweise z. B. bei Attisholz, unterhalb Solothurn, bei Wangen a/d. Aare, bei Winau und oberhalb Aarburg. Die beiden letztern Stellen sind deshalb bereits zur Anlage der Elektrizitätswerke von Winau und Ruppoldingen benutzt worden, für das Gefäll von Wangen ist eine ähnliche Anlage projektiert. Bei Wangen durchschneidet die Aare die grossen Endmoränen des Rhonegletschers aus der letzten Eiszeit; ja diese Schuttwälle haben den Fluss von seinem ursprünglichen Bette, das im jetzigen Thale der Dünnern gegen Olten zu ging, in die jetzige Richtung abgedrängt. Von bedeutenderen Zuflüssen empfängt die Aare auf der Strecke Solothurn-Aarburg die grosse Emme unterhalb Solothurn, die Langeten bei Murgenthal, die Pfaffnern und die Wigger vor Aarburg. Auf der Strecke Biel-Aarburg treffen wir auch zum ersten Mal eine Reihe grösserer Ortschaften direkt am Flusse wie: Büren, Solothurn, Wangen, Aarwangen, Aarburg. Hier ist die Aare als Verkehrsweg für die Anlage der Siedelungen bestimmend geworden.
3. Jurassischer Anteil.
Bei Aarburg wendet die Aare sich nordwärts und durchbricht in einer Kluse die südlichste Jurakette Born-Engelberg. Bei Olten 386 m, wo sie die Dünnern aufnimmt, gewinnt sie wieder ihr ursprüngliches, voreiszeitliches Thal, das bis Wildegg den südlichen Juraketten entlang führt. Zunächst durchfliesst sie in vielen Windungen die fruchtbare Ebene des Niederamtes; bei Schönenwerd ermöglicht die Ausnützung des Gefälles durch eine Stauwehr den Betrieb der grossen Schuhfabriken der Gebr.
Bally, 5 km, unterhalb Schönenwerd bespült die Aare die Garnison- und Fabrikstadt Aarau, 364 m, wo ein Kanal das durch Abschneiden einer grossen Schlinge gewonnene Gefälle ebenfalls der Industrie nutzbar macht. Unterhalb Aarau empfängt die Aare die Suhr und bei Wildegg die Aa, den Abfluss des Hallwilersees. Nun wendet sich die Aare wieder nordwärts, durchbricht in breitem Querthal zwei Juraketten, deren eine die Habsburg trägt, geht bei Schinznach noch einmal in die N.-E.
Richtung über, passiert das malerische Städtchen Brugg und erhält unterhalb desselben, wo sie sich definitiv nordwärts wendet, ihre beiden gewaltigsten Zuflüsse: die Reuss und 1 km unterhalb die Limmat. Dann quert die Aare von Lauffohr bis Coblenz die hier dicht gedrängten Juraketten. In dem meist gegen 3 km breiten Thal hat sie grosse Schottermassen abgelagert, auf denen sie sich im vielfach gewundenen Lauf und oft Ueberschwemmungen veranstaltend hin und herverlegte, bis sie auf einer Strecke von 7187 m von Böttstein bis zur Mündung eingedämmt wurde und nun mit einem Gefälle von 1,2‰ ihre Wasser- und Geschiebemassen dem Rhein zuführt. Die Mündung liegt zwischen den Ortschaften Coblenz und Waldshut und ist derart, dass eher der bedeutend kleinere Rhein sich in die Aare zu ergiessen scheint (Aare 508 m3 Rhein 425 m3 pro Sekunde im Durchschnitt).
[Dr R. Zeller.]