ungeschminkter Wahrheit und treffender Charakteristik schildert. Dahin gehören: Mädchenschule im Sabinergebirge (1874,
Kunsthalle in Hamburg), neapolitanische Fischer, Elementarstudien, Bauernfamilie in einer ärmlichen Behausung (1879), Mönche
auf dem Chor, Pietro da Cortona malt ein Altarbild in einem Kamaldulenserkloster, von denen nur die beiden letztern ein gesünderes
Kolorit haben, und Hiob mit seinen Freunden disputierend (1880). 1875 wurde er Professor an der Akademie
in Berlin.
(spr. mischäll), Ernest Barthélemy, franz. Historienmaler,
geb. zu Montpellier, kam 1850 nach Paris, wurde Schüler von Picot und Cabanel und besuchte die École des beaux-arts,
wo er 1856 den zweiten und 1860 den ersten römischen Preis erhielt. Während seines Aufenthalts in Rom
wurde er durch Krankheit an weitern Studien und Arbeiten gehindert; er kehrte zwar zunächst nach Paris zurück, zog aber
seiner Gesundheit wegen den Süden Frankreichs vor und übernahm in seiner Vaterstadt die Stelle eines Konservators des Musée
Fabre und Direktors der Kunstschule. Seine auf mehreren Ausstellungen prämiierten Hauptwerke sind: der
eingeschläferte Argus (Museum in Montpellier), Daphne (Museum in Angers), die Mildthätigkeit des heil.
Martinus (Kirche St. Nicolas des Champs in Paris), Fortuna und das Kind (Museum in Narbonne), der Decamerone (1874).
Im Justizpalast und im Theater zu Montpellier führte er dekorative Malereien aus. 1880 erhielt er das
Ritterkreuz der Ehrenlegion.
(spr. mikétti), Francesco Paolo, ital. Genremaler,
geboren um 1852 zu Chieti, bildete sich in Neapel unter Eduardo Dalbono und später in Paris. Auf sein glänzendes Debüt,
eine frisch und poetisch behandelte Prozession des Corpus Domini zu Chieti, folgten 1878 auf der Ausstellung
in Paris die überaus geistreichen Bilder: Frühling und Liebe und der Kuß, ersteres eine Schar mutwillig schäkernder,
tanzender, lachender Amoren in den drolligsten Stellungen und heitersten Kostümen, wie sie sich auf einem Hügel mit dem
Blick aufs Meer
herumtummeln. Er lebt in Francavilla a Mare bei Chieti.
(spr. milj-), Pasquale, ital. Bildhauer, geboren
zu Mailand, war Schüler der dortigen Akademie.
Seine Bildwerke zeichnen sich durch anmutsvolle Schönheit und Zartheit aus,
die bisweilen auch in Sentimentalität übergeht. Zu seinen besten gehören: der sterbende Abel (1855), Charlotte Corday,
der neapolitanische Piccirello und der erste Kummer.
Besonders in Mailand, wo er im Februar 1881 starb,
werden seine Werke hochgeschätzt.
Michael, russ. Bildhauer und Historienmaler, geb. 1836 zu Roslavle
(Ssmolensk), besuchte die Akademie in Petersburg und machte Studienreisen in Rußland, im Orient, in Deutschland, Frankreich
und England. Als Maler schuf er den Einzug Tillys in Magdeburg; bekannter ist er als Bildhauer zunächst
durch sein in Nowgorod 1862 errichtetes Erzdenkmal des tausendjährigen Bestehens des russischen Reichs, bestehend aus einem
kolossalen Reichsapfel, überragt von einem Kreuz, das gehalten wird von den allegorischen Figuren der
geistlichen und der weltlichen Macht, und um den Reichsapfel 17 Hauptpersönlichkeiten der russischen Geschichte. Von ihm
ist ferner das großartige Denkmal der Kaiserin Katharina II. in Petersburg, das des Admirals Greigh
in Nikolajew und das des Bogdan Schmelnik in Kiew.
(spr. mihlä), John Everett, engl. Genre- und Porträtmaler, geb. zu Southampton, begann seine künstlerische
Ausbildung schon mit neun Jahren, trat 1840 in die Akademie zu London. Nachdem er 1846 mit dem Bild:
Pizarro nimmt die Inkas von Peru gefangen debütiert hatte, erhielt er im folgenden Jahr die goldne Medaille für seinen
Stamm Benjamins, der die Töchter von Siloah ergreift. Noch als Schüler der Akademie verband er sich, unzufrieden mit dem
dortigen Unterricht, mit seinen Freunden William Holman Hunt, Rossetti u. a. zur «präraffaelitischen Schule»,
die auf Wiedereinführung des Stils der Italiener des 15. Jahrh. ausgeht. Seine in dieser
Richtung ausgeführten
mehr
Hauptwerkesind: Jesus als Kind im Hause seiner Eltern (1850), die Tochter des Holzhauers (1851), Ophelia,
der Befehl zur Freilassung u. a., die seiner Zeit großes Aufsehen machten und zuletzt so arg
getadelt wurden, daß er um 1860 wieder einlenkte, eine gesündere Richtung einschlug und es hierin allmählich zu großer
Meisterschaft brachte, besonders in seinen Porträten. Zu diesen seinen besten Bildern der beiden letzten
Jahrzehnte gehören: der schwarze Braunschweiger (1860), meine erste Predigt (1863), Jeanne d'Arc, Abzug der Römer aus Großbritannien
(1865), Jephtha, die Pilger nach St. Paul, Erinnerung an Velazquez (1868), der fahrende Ritter (1870), Ja und Nein (1871),
frische Eier, Moses in der Schlacht gegen Amalek u. a. Besonders vielseitig
war er auf der Pariser Ausstellung 1878 vertreten. Unter seinen neuesten Porträten werden sehr gerühmt die von Gladstone
und von John Bright (1879 und 1880). 1878 erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion.