Studienreisen in den Alpengegenden und mitteldeutschen Gebirgen und malte große Alpenlandschaften meist ernstern Charakters,
von gesundem Realismus und breiter, kräftiger Pinselführung, oder Stimmungsbilder aus den Eifelgegenden mit Ruinen, alten
Städten, auch Motiv aus Scheveningen von besonders trefflicher Luftperspektive und neuerdings die für das Museum in Dresden
erworbene niederrheinische Stadt in Abendbeleuchtung. 1871 wurde er Professor der Landschaftsmalerei
an der Kunstschule in Weimar und bildete als solcher bereits viele tüchtige Schüler aus, z. B.
Gleichen-Rußwurm,
Feddersen,
Koken,
Berninger u. a. In seinem Unterricht vertritt er den Grundsatz der freien Lehre in den
Ateliers, d. h. im Gegensatz zu dem akademischen Klassensystem die Selbstwahl des
Lehrers von seiten des
Schülers. 1877 wurde er Direktor der genannten Kunstschule.
(spr. hahg'),Louis, franz. Aquarellmaler im Interieur und historischen
Genre, auch Lithograph, geb. 1802 zu Tournay,
wurde anfangs zur Architektur, dem Beruf seines Vaters, bestimmt, ging dann aber zur Landschaftsmalerei über. 1823 kam er
nach London, trat als Lithograph mit Days lithographischem Institut in Verbindung u.
zeichnete für dasselbe zahlreiche architektonische Ansichten auf
Stein. Dann wandte er sich zur Aquarellmalerei und wurde
schon 1835 Mitglied der Gesellschaft der Aquarellisten und später Präsident derselben.
Eine seiner ersten, bedeutendsten Arbeiten in dieser
Technik war 1839 der Kriegsrat in Courtray (Nationalgallerie
in London), dem zahlreiche andre, besonders Interieurs älterer Bauwerke in Belgien, folgten, die er mit großer Meisterschaft
in kräftigem, glänzendem Kolorit und mit reicher Figurenstaffage im Kostüm des 16. oder 17. Jahrh.
darzustellen weiß, so daß sie durch diese letztere häufig zu historischen Genrebildern werden. Mitunter versuchte er sich
auch, aber mit viel weniger Glück, in der Ölmalerei, z. B.
Chor von Santa Maria Novella in Florenz. Er ist Mitglied der
Kunstakademie in Antwerpen und Inhaber des belgischen Leopoldordens.
Andre Auszeichnungen wurden ihm infolge der Pariser
Ausstellung von 1855 zu teil.
Louisvon, Genremaler, geb. zu München, jüngerer Bruder der
bekannten Schauspielerin Charlotte v. H., wurde dort im Kadettenhaus erzogen, ging aber, als
er in Berlin die Bekanntschaft des Marinemalers
Krause und andrer Künstler machte, zur Kunst über. 1841 bezog er die Akademie
in München und ging 1847 zu seiner weitern Ausbildung nach Antwerpen, wo er zunächst unter Wappers
arbeitete und sich namentlich an de
Block anschloß. Nachdem er sodann eine Zeitlang in Brüssel gelebt hatte, zog er 1851 nach
Berlin, wo ihn die Bilder
Menzels und der Besuch der
Schlösser in Potsdam und Sanssouci zum Rokokogenre führten. 1853-55
verweilte er in Paris und kehrte dann nach München zurück, von wo er noch mehrere Reisen machte und
einen zweijährigen Aufenthalt in Rom und Florenz (1863-65) nahm.
Seine spätern, nicht immer der Rokokozeit, sondern verschiedenen Zeiten und Lebenssphären, meistens dem 17. Jahrh.,
entlehnten Bilder sind gewöhnlich fein und lebendig charakterisiert mit einem gewissen Esprit von Koketterie, in
Stimmung und Harmonie poetisch, manchmal aber von etwas verschwommener Farbe. Die bedeutendsten derselben sind: die Näscherin
(1861), der Alchimist, musikalische Unterhaltung, Unterhaltung im Park (Neue
Pinakothek in München), die meisterhafte, mehrmals
wiederholte römische Bibliothek (1869), Duell zwischen Kavalieren des 17. Jahrhunderts, Sommervergnügen auf einem Münchener
Bierkeller, fahrende Musikanten, Kontraste, Viele Interieurs und Gartenscenen im 18. Jahrh.
Seit 1867 ist er Mitglied der Akademie in München.
Ernst Julius, einer der bedeutendsten Bildhauer, geb. zu Dresden, studierte
anfangs in seiner Vaterstadt und von 1830 an in München die Architektur, wandte sich aber schon dort und später auf der
Akademie in Florenz zur Skulptur. In Rom, wo er sich eine Zeitlang aufhielt und sich besonders von der Großartigkeit der
Plastik
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Michelangelos angezogen fühlte, entstand seine erste größere Arbeit, das Gipsrelief: Penelope und Telemach bei den Freiern.
Auf dem Rückweg verweilte er 1835-38 in München und schloß sich hier an Schwanthaler, Cornelius und Genelli an. Seinen
ersten, vielleicht sogar größten Triumph feierte er mit dem überaus schwungvollen, im Geiste der antiken
Kunst und Religion gedachten, an lebensvoller Wahrheit reichen Bacchuszug für das Hoftheater zu Dresden (1840 daselbst vollendet)
der bei dem Brande desselben 1869 zu Grunde ging, aber in Abgüssen vorhanden ist.
Einige Jahre später entstand das 1845 in Bonn aufgestellte Erzdenkmal Beethovens, dessen derbe, allzu realistische Gestalt
viel weniger dem Geist Hähnels entspricht als die ganz aus seinem Geist hervorgegangenen Reliefs am Postament.
Seine völlig befriedigenden monumentalen Porträtstatuen sind: der 1848 aufgestellte Kaiser Karl IV. in Prag mit den allegorischen
Gestalten der vier Fakultäten am Postament, die ausdrucksvolle Statue des KönigsFriedrich August II. in Dresden (1866), die
Reiterstatue des Fürsten Schwarzenberg in Wien (1867) und der nur als begeisterter Dichter aufgefaßte
Theodor Körner in Dresden (1869); weniger glücklich dagegen fiel die aus Kupfer getriebene Reiterstatue des 1815 bei Quatrebras
gefallenen HerzogsFriedrich Wilhelm auf dem Schloßplatz zu Braunschweig aus.
Unter seinen zahlreichen dekorativen Statuen an der Fassade des Museums in Dresden ist sein größtes
Meisterwerk der herrliche Raffael, den er zu wiederholten Malen schuf, am schönsten in der Marmorstatue des Museums zu Leipzig;
dagegen fanden seine Gruppen der klassischen und romantischen Poesie auf geflügelten Rossen über der Loggia des Neuen Opernhauses
in Wien nur geteilten Beifall. Ein reizendes Werk ist sein Bacchus, Ganymed und Amor, die sich an dem
Streit eines Adlers und eines Panthers um den Göttertrank ergötzen, und höchst charaktervoll sein neuestes: eine sitzende
Eva, welche Abel an ihre Brust drückt, während Kain mit geballter Faust den Bruder zu verdrängen sucht. Er ist Professor
an der Akademie in Dresden, Mitglied der Akademie in Berlin und Inhaber mehrerer Orden.