1)
MartinKarl Philipp, Architekt, geb. zu Berlin, besuchte das Gewerbeinstitut und
die Bauakademie, wo er durch persönliche Anregungen von Schinkel sehr gefördert und durch Böttichers
«Tektonik der
Hellenen»
in das Wesen der griechischen Baukunst eingeführt wurde. Nachher machte er Studienreisen in Frankreich, Italien, England
und Griechenland, war eine Zeit lang Lehrer an der Bauakademie, dann wieder Privatarchitekt und führte,
großenteils mit dem Architekten Schmieden, zahlreiche Privatgebäude zu Berlin in dem klassischen Stil Schinkels aus, z. B.
Heesesche Villa in der Nähe des Lützower
Ufers, das Mendelssohnsche, Bendemannsche, Grunersche und Lessingsche Haus, die
Villa Bleichröder in Charlottenburg. Im Privatbau suchte er mehrstöckige Gebäude als ein Ganzes zu
behandeln und das abschließende
Gesims auf das Ganze zu setzen und danach die ganze Dekoration der
Fassade einzurichten.
Die bedeutendsten seiner öffentlichen Gebäude sind: das musterhafte städtische Krankenhaus im Friedrichshain, das Militärkrankenhaus
in Tempelhof, das Bankgebäude des Berliner Kassenvereins und das Gebäude der Handelsgesellschaft;
außerhalb
Berlins: die Universität in Kiel (1878-76), das Krankenhaus in Wiesbaden und die Irrenanstalt in Neustadt-Eberswalde. In
seinen Bauten herrscht kein großer Reichtum an Erfindung, aber ein feiner Schönheitssinn und eine große Klarheit.
Als
Ritter mehrerer Orden, Mitglied der Akademie in Berlin, Direktor der dortigen Kunstschule, Ehrenmitglied
der Akademie in Wien und der Archäologischen Gesellschaft in Amsterdam starb er zu Berlin.
2)
Paul, Dekorationsmaler, geb. zu Berlin, Sohn des bekannten Dekorationsmalers Karl
Wilhelm G. (gest. 1870), der ihn in seinem Fach ausbildete und zum Erben und Nachfolger seiner
Bestrebungen bestimmte. Von 1841 an arbeitete er in des Vaters Atelier, machte 1844 und 1846 Studienreisen
in Italien, Frankreich und der Schweiz, wurde dann Teilnehmer an der Anstalt seines Vaters und trat nach Pensionierung desselben 1868 als
selbständiger Theaterdekorationsmaler
in königlichen
Dienst.
(spr. groh),LucienAlphonse, franz. Genremaler, geboren
zu Wesserling im Elsaß, Schüler von
Meissonier, malt in dessen Weise energisch behandelte, charaktervolle
Genrebilder von tüchtigem Kolorit, z. B.: das Unheil des Kriegs, die Verschwörer gegen
Mazarin, das Innere eines Bauernhauses, eine Porträtsitzung. Er lebt meistens in Poissy (Seine-et-Oise).
FranzTheodor, Historienmaler, geb. zu Dresden, erlernte von 1843 an
auf der dortigen Akademie zunächst die Bildhauerkunst, bis er 1847 durch
Bendemann zur Malerei geführt wurde, worin er so
rasche Fortschritte machte, daß schon sein Erstlingswerk, Leda mit dem Schwan (1852), für die Dresdener Gallerie erworben
wurde. Nachdem er dann seinem Lehrer bei den stereochromischen Wandbildern im Schloß zu Dresden behülflich
gewesen, malte er selbständig Deckenbilder en grisaille im dortigen Museum und 1855-58 enkaustische Wandbilder im Graf Solmsschen
Schloß Wildenfels an der Mulde, in denen er die geistlichen und weltlichen Tugenden nebst Scenen aus der Geschichte des
gräflichen Hauses darstellte, eine Arbeit, die ihm das große Reisestipendium der Akademie einbrachte,
so daß er 1858 nach Florenz ging, wo er die alten Meister des 15. Jahrh., und 1859 nach Rom,
wo er Raffaels Werke studierte und in Verkehr mit Cornelius trat.
Grotjohann - Grund
* 2 Seite 39.226.
Dort entstand auch sein schönstes Ölbild: der Besuch der drei
Engel bei Abraham, in welchem, wie in allen seinen
Arbeiten, das zeichnende und plastische Element die koloristische Richtung überwiegt. Bald nach seiner Rückkehr trug er
bei der Konkurrenz für die Ausmalung der
Loggien des Leipziger Museums den Sieg davon und schuf 1864-71 dieses sein Hauptwerk,
worin er in drei
Kuppeln und ihren Nebenfeldern das Walten göttlicher Schöpferkraft darstellte, wie
es sich in den Schöpfungsgeschichten der antiken und der christlichen Welt ausprägt und in der Thätigkeit der bildenden
Menschenkunst reflektiert. (Die Kartons photographiert, mit Text von
MaxJordan.) Während der
¶
mehr
70er Jahre schuf er dann noch allegorische Gruppen im Gartensaal des Buchhändlers Härtel in Leipzig und im Gartenhaus des
Kirchenrats Hase in Jena sowie ein großes Ölbild aus dem zweiten Gesang von Dantes «Purgatorio»
und einen Entwurf für den Vorhang des neuen Theaters in Dresden, wo er Professor an der Akademie ist.