empfundene Genrebild der slawischen Musikanten (Gallerie Ravené in Berlin), eine ruhende Zigeunerin mit ihrem Kinde, der
Gesang der Gefangenen, die meisterhaft charakterisierte, aber in der Malerei der Leiche ihres Gemahls allzu naturalistische
Johanna die Wahnsinnige (1856, Museum in Brüssel), Franz I. bei dem sterbenden Leonardo da Vinci (1857), italienische Rache,
Simson und Delila, Porträt des Papstes Pius IX. (1861 in Rom gemalt), die Pest in Tournay (1862), Vargas vor Alba, Albas
Urteilsspruch (1863), Versuchung des heil. Antonius, Kunst und Freiheit und andre historische und
Genrebilder, von denen indes keins seinen frühern Hauptwerken gleichkommt. Seit der Mitte der 60er Jahre ist,
abgesehen von einigen Porträten, seine künstlerische Produktionskraft im Abnehmen begriffen.
E., ital. Bildhauer zu Florenz, der sich seit einigen Jahren als der krasseste
Realist in der Skulptur hervorgethan hat und sich auch vor den häßlichsten Motiven nicht scheut. So brachte er vor einigen
Jahren auf die dortige Ausstellung einen dickbeinigen, einäugigen Trunkenbold und den als Schauspielerin
gekleideten Kaiser Nero in einem der tollsten Ausbrüche seiner Thorheit. In dergleichen Darstellungen der menschlichen Erniedrigung
entwickelt er eine meisterhafte Technik.
Elizabeth Jane, amerikan. Malerin idealer Gestalten, geboren zu Exeter (New
Hampshire), machte ihre künstlerischen Studien in Paris unter Hugues Merle, Lefèbvre und Bouguereau.
Unter
ihren fein angelegten, mit tiefem Gefühl ausgeführten historischen und idealen Gestalten nennt man als die bedeutendsten:
Cornelia und ihre Kleinodien, Aschenbrödel, Corinna, die Märchenerzählerin sowie ihre Hauptbilder: die Aussetzung des
Moses, Ruth und Naemi.
Anton, Genre- und Porträtmaler, geb. 1837 zu Prag, wurde als Knabe von seinem Vater, einem
Porträtmaler, unterrichtet, begann schon mit 15 Jahren die Ölmalerei, trat 1854 in die Akademie seiner Vaterstadt und bildete
sich unter der Leitung von Engerth. 1857 debütierte er erfolgreich
mit einigen Genrebildern und wurde mit Kopien nach andern
Bildern beauftragt, die ihn in den Stand setzten, Studienreisen nach Dresden, Wien und Ungarn zu machen.
Zu seinen besten Bildern aus dem Volksleben, deren lebensvolle Charakteristik gerühmt wird, gehören: der Dreikönigsabend
(1862), auf der Kirmes, Wirtshausscene, Sonntagsmusik im Banat (1868), Kinderspiel und einige Kartons zu Shakespeares Lustspiel
«Wie es euch gefällt».
(spr. garniéh), 1) Gustave Alexandre, franz.
Bildhauer, geb. zu La Suze (Sarthe), war in der Plastik Schüler
von Duret (gest. 1865) und in der Malerei von Yvon. Von 1859 an stellte er viele gerühmte Porträtbüsten und -Statuen aus,
aber auch mehrere ideale Bildwerke, z. B.: ein schlafender Fischer, Knabe Cymbeln spielend, die erste Erziehung (1865), David
als Besieger Goliaths (1866), der heil. Georg, der Frühling u. a.,
ebenso unter den Porträtbüsten namentlich die des Physikers Léon Foucault (1874) und die des
türkischen Sultans Abd ul Asis für das Hôtel de Ville; für letztere erhielt er den türkischen Medschidieh-Orden.
2) Jean Louis Charles, franz. Architekt, geb. zu
Paris, widmete sich in der Specialzeichenschule zunächst dem Modellieren und der Bildhauerkunst, trat 1842 in die Écoledes beaux-arts, wurde Schüler der Architekten Lebas und Leveil und erhielt 1848 für sein Projekt zu einem Konservatorium
der Künste und Gewerbe den großen Preis für Rom. Hier bildete er sich weiter aus und durchforschte
dann die Bauwerke im übrigen Italien, in Griechenland und einem Teil der Türkei. 1854 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde
er Hülfsinspektor der Arbeiten am Turm St. Jacques la Boucherie, leitete die Arbeiten an den alten Barrieren und wurde 1860 Architekt
von zwei Arrondissements der Stadt. Ein großartiges Feld der Thätigkeit eröffnete sich ihm 1861, als
die Jury dem von ihm eingereichten Projekt für den Bau der Neuen Oper in Paris den ersten Preis zuerkannte und er mit der
Ausführung seines freilich nachher in
mehr
manchen Teilen veränderten Plans beauftragt wurde. Sie begann 1863 und wurde nach den durch den Krieg veranlaßten Unterbrechungen 1874 vollendet.
Der Riesenbau bedeckt einen Flächenraum von 11,237 qm, ist also das größte Theater der Welt, obgleich es in der Zahl der
Zuschauer (2150) den Theatern von Mailand, Neapel, München und Wien (Neues Opernhaus 2272) etwas nachsteht.
Ohne den Wert des Grundstücks waren die Baukosten 35,600,000 Frank, weil keine Kosten gescheut wurden, um im Bau selbst und
seiner prachtvollen Ausstattung alles Vorhandene zu übertreffen. Dies Ziel ist freilich erreicht, namentlich im Innern;
aber das Ganze entbehrt des Totaleindrucks vornehmer Schönheit und zeigt sich namentlich in den Verhältnissen
der Fassade allzu gedrückt. Bei der Einweihung des Gebäudes erhielt der Baumeister das Offizierkreuz der Ehrenlegion.
Vor einigen Jahren baute er in Monaco ein mit großem Luxus ausgestattetes Theater. Seine übrigen Schöpfungen beschränken
sich fast ausschließlich auf architektonische Zeichnungen und Entwürfe sowie schriftstellerische Arbeiten;
Zu erstern gehören: das Forum des Trajan (1849), der Tempel des Jupiter Serapis in Pozzuoli (1851), die polychrome Restauration
des Tempels der Minerva auf Ägina (1853);
zu den letztern: die «Mémoires explicatifs sur le temple d'Égine» (1856) in
der «Revue archéologique», «Atravers les arts» (1869),
«Études sur le théâtre» (1871)
und zahlreiche Aufsätze in kunstwissenschaftlichen Journalen. 1876-79 gab er in 10 Heften eine «Histoiredu Nouvel Opéra de Paris», mit Tafeln, heraus.
3) Jules Arsène, franz. Genremaler, geb. zu
Paris, mußte seiner Gesundheit wegen lange im südlichen Frankreich zubringen, begann 1865 seine künstlerische
Ausbildung in Toulouse, bis er 1867 zu Paris in die École des beaux-arts trat und Schüler von Gérôme wurde. Er arbeitete
sich allmählich so in die Stoffe des Mittelalters hinein, daß seine Bilder fast den Stempel jener Zeit tragen. In Charakteristik
und Ausdruck ist er sehr geschult, aber
in seinen Darstellungen bisweilen unästhetisch und obscön.
Nach dem Debüt 1869: die Badende folgten in den nächsten Jahren als die bedeutendsten, für ihn charakteristischten Bilder:
der Traum Adams, das Recht des Gutsherrn (jus primæ noctis), die Strafe des Ehebruchs, le roi s'amuse, le libérateur dutérritoire (mit zahlreichen Porträten), eine Hinrichtung im 15. Jahrhundert, die Versuchung (1879)
und Rabelais, der Pfarrer von Meudon (1880); außerdem mehrere Bildnisse. Zwischen die Entstehung
dieser Bilder fallen mehrere Studienreisen nach Holland, Spanien und Marokko, deren Eindrücke für ihn sehr nachhaltig und
wichtig wurden.