dortige Volksleben zum Gegenstand seiner Bilder, die zwar anfangs im Kolorit etwas kraftlos waren, aber später energischer
und ausdrucksvoller wurden. Seine bedeutendsten Werke sind: Bravo, toro (Stiergefecht), die Zigeuner, englische Damen in
einem maurischen Haus (1874), der Besuch bei der Amme, des Barbiers Wunderknabe (1875),
spanische Bettler (1877), Besuch im Kinderzimmer, der Professor und seine
Schüler (1880) u. a.
Hugo, Formschneider und Radierer, geb. 1818 zu Dessau, erhielt dort den ersten
Unterricht im Zeichnen vom Hofmaler Beck und ging darauf nach Düsseldorf, wo er das schon vorher betriebene Holzschneiden
fortsetzte und mehrere Platten nach altdeutschen Meistern schnitt. Nach einem mißlungenen Versuch, von
Gubitz in Berlin seine Kunst in regulärer Weise zu erlernen, kehrte er nach Düsseldorf zurück und erhielt dort von Julius
Hübner einige Aufträge für das Werk des Grafen Raczynski und für das Nibelungenlied, zu deren Ausführung er abermals
nach Berlin ging, wo er unter Unzelmanns Anleitung neben dem Formschneidemesser auch den Stichel zu führen
lernte.
Dann ließ er sich in Dresden nieder und begann seine eigentliche künstlerische Thätigkeit als Holzschneider, infolge deren
er 1846 Professor an dem dort errichteten akademischen Holzschneideatelier wurde. Außer jenen Schnitten zum Nibelungenlied
von
Bendemann und
Hübner sind zunächst zu erwähnen seine eignen von ihm geschnittenen Kompositionen
zu
«Paul und Virginie» (1844),
seine Schnitte zum
«Deutschen Jugendkalender» (1847 und 1848),
die vortrefflichen Kopien nach
Hans Holbeins «Altem Testament» (1850),
ganz im Geist der alten Formschneidekunst; ferner: sechs Blätter «Auch ein Totentanz»
(1848),
nach den Zeichnungen von
Rethel, Beiträge zu der Weigelschen Sammlung «Holzschnitte alter
Meister», mehrere Schnitte nach Schnorrs Bilderbibel und auch Kompositionen von Ludw.
Richter (Gebet des Herrn, Jahreszeiten u. a.). Nicht minder bedeutend hat er sich in der
Radierkunst gezeigt, wie namentlich in demFries des Thronsaals in Dresden nach
Bendemann und
dessen Wandgemälden im
Ball-
und Konzertsaal, ebenso in den Originalradierungen zu Julius
Hübners «Bilderbrevier der Dresdener Gallerie».
Er ist Ehrenmitglied der Akademie in Wien.
(spr. börrn-dschónns),Edward, engl. Maler der
romantisch-idealen Schule
Rossettis, wurde anfangs für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt seine Ausbildung auf dem
Exeter College in Oxford, bildete sich dann in der Malerei als Autodidakt aus und ließ sich in London
nieder. Seine selten ausgestellten Bilder sind geniale allegorische und ideale Gebilde in klassischem Stil mit schönen,
wenn auch nicht fehlerfreien Formen und zartem, harmonischem Kolorit; z. B.: der Gesang der
Liebe, Amor und Psyche, Circe, die sechs Schöpfungstage (Hauptbild, 1877), der Spiegel der Venus, die vier Jahreszeiten,
laus Veneris, Pan und Psyche,
Perseus und die Gräen, die Liebe unter den
Rosen; mehrere derselben in Wasserfarben, u. a.
(spr. bürnjeh),Richard, Tier- und Landschaftsmaler, geb. 1826 im
Haag, ging, nachdem er seine Studien dort nach der Natur und nach den alten holländischen Meistern gemacht hatte, 1850 nach
Düsseldorf, wo er sich unter Andr.
Achenbach und
Schirmer weiter bildete. Mehr noch verdankt er für das Fach der Tiermalerei seinem Aufenthalt in Paris, wo er
Troyon und die französischen Idyllenmaler studierte. Nachdem er dann von 1858-61 weitere landschaftliche Studien in Belgien
und später in Holland gemacht hatte, nahm er 1869 in Düsseldorf seinen Wohnsitz.
Unter seinen Landschaften mit Tierstaffage, die eine seltene Leuchtkraft der Farbe und eine treffliche Lichtwirkung haben,
aber manchmal etwas flüchtig behandelt sind, nennen wir einige des letzten Jahrzehnts: Kühe am Strand, großes Tierstück
(1872), vorüberziehendes Gewitter (1873), Nachmittag auf der
Wiese (1874), die zwei
Freunde (1875), Waldweg,
ein wilder Stier u. a., die zum Teil in Privatbesitz nach Belgien, England und Rußland wanderten.
Er ist Mitglied der Akademie in Amsterdam.
Landschaftsmaler, geb. 1824 zu Frankfurt a. M., studierte Jura,
wurde 1847 in Heidelberg zum Doktor promoviert, bereiste im folgenden Jahr Italien und Sicilien und ließ sich 1849 als Advokat
in Frankfurt nieder. Als er aber 1850 auch Algerien und Spanien bereiste und nach Paris kam, wurde er dort von der Malerei
so angezogen, daß er, seiner künstlerischen Neigung folgend, sich ganz der Landschaftsmalerei widmete und zehn Jahre in
Paris blieb. Seine künstlerische Auffassung ist daher ganz französisch, sein Ton stimmungsvoll mit melancholischem Charakter.
Flußufer und weit hingestreckte Ebenen gelingen ihm besser als waldige Gegenden, weil es seinen Bäumen an scharfer Zeichnung
fehlt. Zu seinen gelungenen Bildern gehören: Waldpartie an der Nidda (1860, Städelsches Institut) und der Starnberger See
(1871). Auf der Münchener Ausstellung 1879 hatte er drei gelungene Landschaften. Seit 1860 hat
er seinen Wohnsitz in seiner Vaterstadt.
2) Rudolf Heinrich, Architekt, geb. zu Frankfurt a. M., machte
dort seine ersten künstlerischen Studien, ging dann in das Atelier von Stüler in Berlin und das von
Hübsch in Karlsruhe. Unter der Leitung des letztern war er beim Bau des dortigen, 1853 vollendeten neuen Theaters (moderner
Renaissancestil) beschäftigt. 1853-55 machte er Studienreisen in Italien und kehrte dann in seine Vaterstadt zurück,
wo er den Umbau des Stadttheaters vornahm, die Verkaufshallen, die Petersschule und 1859-60 den Saalbau und das Haus der
Polytechnischen Gesellschaft errichtete. In den folgenden Jahren beschäftigte ihn der Bau mehrerer Villen und 1871-73 der
des Schlosses Seerhausen bei Riesa. Sein bedeutendstes Werk ist die von ihm und O. Sommer nach einer Bauzeit
von fünf Jahren eingeweihte neue Börse zu Frankfurt, ein großartiger Monumentalbau von ebenso imposantem, harmonischem
Äußern wie praktischer Einrichtung des Innern.