belagert wurde, und viele andre teils tragischen, teils heitern Inhalts. Von Reiselust getrieben, trat er 1839 auch eine
Wanderung nach dem äußersten Norden an und besuchte Lappland,
Grönland und Spitzbergen, von wo er ebenfalls eine Menge
von Studien nach der Natur der Gegenden
wie der Menschen und Tiere zurückbrachte; z. B.: Matrosen im
Kampf mit Eisbären (1841, Gallerie Raven in Berlin), der
Herzog von Orléans in seinem Zelt bei den Lappen, Renntierjagd,
der Kabeljaufang, Sonnenaufgang auf Spitzbergen, während er gleichzeitig auch wieder Bilder ganz andern Inhalts brachte,
wie Jane Shore, die in den
Straßen von London den Hungertod stirbt (1845), Bombardement von Bomarsund,
ein
Ball an Bord einer englischen Korvette u. a. Eine dritte größere Fahrt des Künstlers
ging 1858 nach Brasilien, worüber er in dem Journal «Le tour du monde»
einen interessanten Bericht abstattete (auch als Separatabdruck: «Deux ans auBrésil», mit 200
Vignetten von Riou), und eine vierte Reise 1865 um die Welt. Aber die Früchte dieser
Reise sowie seine letzten Bilder wurden mit größerer Kälte und Gleichgültigkeit aufgenommen, z. B.:
Episode aus der Schlacht bei Abukir, stürmische Überfahrt (1873), die verspäteten Gäste (1874),
ein Landhaus zu vermieten (1876). Bereits 1838 erhielt er das Ritterkreuz der Ehrenlegion.
Alexandre, franz. Zeichner und Maler, geb. 1823 zu
Toulouse, bildete sich im Zeichnen und Aquarellmalen unter Delacroix in Paris aus. 1844-1846 bereiste er Konstantinopel und
den Orient und machte zwei Jahre gründliche Studien, so daß seine nachher angefertigten Zeichnungen und Ölbilder den Charakter
der Menschen und den der Gegenden in ihren verschiedenen Licht- und Luftwirkungen treu und künstlerisch
wiedergeben. Die umfassendsten Studien machte er in Palästina, das er später noch einmal bereiste.
Bilder dieser Art sind z. B.: ein arabisches Kaffeehaus, der armenische Barbier, der Sklavenmarkt,
die Bastonnade, die Rückkehr von Mekka, die betenden Juden vor der Salomonischen Mauer, die
Ermordung der Mamelucken, der
Abschied des verlornen
Sohns und die Enthauptung Johannis des Täufers. In Deutschland wurde er am bekanntesten durch seine
von
Flameng u. a. radierten Zeichnungen zu den vier Evangelien (auch mit deutschem Bibeltext
in Bremen erschienen), die mit sehr naturgetreuer Darstellung der betreffenden Gegenden und edler Auffassung des jüdischen
Typus einen echt christlichen Geist verbinden. Ebenso illustrierte er eine Ausgabe der Werke Alfred
de Mussets und das Buch Ruth (1876). In seinen Zeichnungen hat er die eigentümliche
Manier, auf dem getuschten Blatte dadurch
zu modellieren, daß er vermittelst Radiernadel und -Messer die dunklen Töne wegnimmt, wodurch seine Zeichnungen eine besondere
Klarheit und ein sehr deutliches
Relief der Erscheinung erhalten. 1855 wurde er
Ritter und 1870 Offizier
der Ehrenlegion.
(spr. bjähw),Edouardde, ein um die Blüte der belgischen Malerei unsrer Zeit
sehr verdienter Historienmaler, der wie ein leuchtender Stern erschien, dessen Glanz aber im Lauf der Jahre sich allmählich
verdunkelte. Geb. zu Brüssel, erhielt er den ersten Unterricht auf der dortigen Akademie und
war 1828-30 Schüler von Paelinck, in dessen klassischer Richtung er einige historische Bilder brachte. Dann ging er nach
Paris, widmete sich mit großem Eifer zehn Jahre lang der Malerei und beschickte von dort die belgischen
Ausstellungen mit Bildern andrer Richtung und andrer
Technik, z. B. Ugolino und seine
Söhne im Hungerturm zu
Pisa, schauerlich
im Gegenstand, aber bedeutend wirkend durch Wahrheit des Ausdrucks und Energie der Farbe. Ebenso bedeutend war das Bild:
die letzten Augenblicke der Anna Boleyn. 1841 aber erschien auf der Ausstellung in Gent sein für das
belgische Nationalmuseum bestimmtes Bild: der Kompromiß des niederländischen Adels 1566 gegen die Einführung der Inquisition
(Wiederholung in der Nationalgallerie in Berlin), das mit
Gallaits Abdankung Karls V. in den beiden folgenden Jahren auf seiner
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Rundreise durch Deutschland die höchsten Triumphe feierte und in der aufstrebenden wie in der ältern Künstlergeneration
einen tiefen Eindruck hinterließ. Und doch war es weder der geistige Gehalt der Bilder, noch eine dramatisch ergreifende
Handlung, was alle bestach und zur Nachahmung anlockte (denn beide waren nur Repräsentationsstücke), sondern die glänzende
Technik, das gesättigte, leuchtende Kolorit und die prächtige Malerei der Stoffe. Aber dies Kolorit ist bei B. etwas
rein Äußerliches, das den geistigen Teil seiner Thätigkeit nicht durchdringt und in die Charakteristik nicht verwebt ist.
Als Anerkennung dieser technisch bedeutenden Leistung erhielt B. die goldne Medaille und vom Rat seiner
Vaterstadt einen goldnen Pokal mit der Umschrift: «La ville de Bruxelles à Edouardde B., 13. Sept.1841». Aber die auf die Zukunft des Künstlers gesetzten Hoffnungen gingen nur teilweise in Erfüllung.
Seine nächsten Schöpfungen: der Damenfriede vom und Karl I. von England, der dem Rubens für
seine Vermittelung des Friedens zwischen Spanien und England eine goldne Kette verleiht (im kaiserlichen Schloß zu Berlin),
fanden zwar noch großen Beifall; aber schwächer in der Komposition, wenn auch von glänzender Technik war 1852: Herzog Alba
bei der Enthauptung Egmonts und Hoorns (Gallerie Raczynski in Berlin) und schwach an geistigem Inhalt
die Allegorie auf die Gründung des belgischen Königtums sowie die Bilder: Gräfin Egmont nach der Verhaftung ihres Gemahls
und im Kerker nach der Hinrichtung desselben (1860). Fast das einzige wiederum bewunderte Bild ist der 1862 ausgestellte
Kriegsrat des Herzogs von Parma über die Belagerung von Antwerpen. Er ist Ritter des belgischen Leopold-,
des bayrischen Michael- und des preußischen Adlerordens dritter Klasse und Mitglied zahlreicher Akademien.