(spr. bohdrí),PaulJacquesAimé, franz. Historienmaler, geb. zu
La Roche sur
Yon (Vendée) als Sohn eines unbemittelten Handwerkers. Er empfing den ersten Unterricht in der Kunst von einem
dortigen Zeichenlehrer und zeigte ein so hervorragendes Talent, daß der Präfekt der Vendée ihm einen Platz in der Écoledes beaux-arts zu Paris erwirkte. Hier lernte er unter Drölling und trug schon 1850 mit seiner Zenobia
an den
Ufern des Araxes den großen Preis für Rom davon, wo er nun seine Studien fortsetzte, sich von dem akademischen Stil
seines Lehrers lossagte und auf die ideale Darstellung der Natürlichkeit ausging.
Seine Zeichnung ist naturwahr, im Ausdruck und in den
Köpfen der Gestalten frisch und lebendig, in den
Bewegungen voll Anmut, verbunden mit großem Reiz des Kolorits. Abgesehen von den aus Rom eingesandten Bildern, gehören
zu seinen bedeutendsten Leistungen: die Fortuna mit dem Kind (1853, Museum des Luxembourg), Johannes der Täufer, Hinrichtung
einer Vestalin (1855, Museum in Lille), die büßende Magdalena, Toilette der Venus, Amphitrite (1861),
die zwar sehr realistische, aber doch nicht ergreifende Ermordung Marats durch Charlotte Corday (1861) und in den folgenden
Jahren mehrere Porträte, z. B. das des Archäologen Beulé, des Staatsmanns Guizot und 1869 das
des Erbauers der
Großen Oper, Charles
Garnier, in dessen Prachtbau er Dekorationsmalereien schuf, die,
von Raffael und Michelangelo inspiriert, zu den glänzendsten unsrer Zeit gehören. Es sind im Foyer zunächst an den Seitengewölben
mythologische und historische Bilder, bezüglich auf Musik und Tanz: Apollon und Marsyas, Orpheus und Eurydike, das Urteil
des Paris, die Pastoralpoesie, Tyrtäos die Spartaner zum Kampf anfeuernd, Saul und David, der Traum
der heil. Cäcilia,
Orpheus und die
Mänaden, der Tanz der Herodias, Jupiter und die Korybanten; sodann an den beiden
Enden
des Foyers der Parnaß mit den
Musen und Grazien und die Dichter des Altertums mit
Homer in der Mitte; vor allem die Plafondmalereien:
die Komödie und die Tragödie, die Melodie und die Harmonie, verbunden im Äther schwebend, begleitet
vom Ruhm und der Poesie. 1877 stellte er das Reiterbild eines Generals aus, in der Art der englischen Porträte des 18. Jahrh.,
vollendet in der Klarheit und Leuchtkraft der Farbe und meisterhaft im
Relief des Pferdes. 1861 wurde er
Ritter, 1869 Offizier und 1875 Kommandeur der Ehrenlegion, 1879 Mitglied der Akademie.
Karl,Genre- und Porträtmaler, geb. 1831 zu Endersbach in Württemberg, wanderte mit seinen Eltern
nach Amerika aus, wo er sich der Schriftsetzerei und später dem Zeichnen auf Holz widmete. 1859 kehrte er nach Deutschland
zurück und wurde unter
Rustiges Leitung Schüler der Kunstschule in Stuttgart. Dann machte er eine Studienreise
nach München und Italien und nahm seinen Wohnsitz in Stuttgart, wo er als Porträtmaler sehr beliebt wurde. Unter seinen
Genrebildern von sehr ansprechender Komposition und brillantem Kolorit sind zu nennen: die Waisenkinder, der Frühling, die
Briefbötin, die Kinderstube, Barfüßele u. a.
(spr. bohnjäh),Charles, belg. Lithograph und Genremaler,
geb. 1814 zu Brüssel, machte sich zuerst bekannt durch eine große Reihe von Porträten berühmter
Persönlichkeiten, nach der Natur auf
Stein gezeichnet. Er wurde infolgedessen 1841 Zeichner des
Königs der Belgier und 1843
Ritter
des Leopoldordens. Dann ging er nach England, wo er 18 Jahre als Porträtmaler mit Erfolg arbeitete.
Später ließ er sich in Frankreich nieder und widmete sich mehr dem Genrefach. Zu den gerühmten Bildern dieses letztern
Faches gehören: die Barmherzige Schwester, der Erstgeborne, die Rückkehr des Seemanns, die älteste Tochter (Hauptbild),
der Besuch bei der Witwe, Gewissensunruhe (1865), die Toilette der Braut
¶
mehr
(1868), die Gevatterin, das glückliche Abenteuer (1870), der Brand von Chicago (1871),
die Blindekuh und die erste Herzensunruhe (1878).