Zeichnen und Schnitzen. Darin wurde er so geschickt, daß er zu Nürnberg in eine Silberplattierfabrik trat, wo er Gefäßformen
bildete und bereits viele künstlerische Modelle lieferte. Diese Arbeiten und besonders eine Nachbildung der berühmten betenden
Madonna fesselten 1840 die Aufmerksamkeit Rauchs, der nach Nürnberg gekommen war und ihm den Eintritt
in sein Atelier anbot. So kam er nach Berlin, wo er zwar anfangs infolge seiner bisherigen mittelalterlichen Anschauungen
in der Plastik große Schwierigkeiten fand, sich aber doch das Verständnis der Körperformen und der Gewandung nach den
Grundsätzen der Antike so bald aneignete, daß er eine Kopie der Rauchschen Statue der Königin Luise
machen und sich bei der dekorativen Ausschmückung des Museums beteiligen konnte. 1842 kehrte er auf eine Zeitlang nach Nürnberg
zurück und schuf für eine Kirche in Dinkelsbühl die kolossale Halbfigur eines Christus in Hautrelief, die noch viel von
der altdeutschen Härte der Formen zeigte.
Ganz anders eine treffliche Statuette der Schauspielerin Rachel (1850) und mehrere dann folgende Medaillonporträte.
Ebenso frei von jenem mittelalterlichen Stil sind: die Sandsteinfiguren für die Schloßkirche in Sagan, namentlich ein Kruzifix
daselbst, eine Büste der Herzogin von Sagan, ein herrlicher Auferstehungsengel für das Familiengrab des Grafen von Pourtalès
und eine Kolossalstatue Isaak Newtons im Nationalmuseum zu Pest. Nachdem er dann noch die Figuren am Denkmal
der Universität Greifswald und zwei Standbilder für die Universität in Königsberg ausgeführt hatte, schuf er sein edelstes
Werk, die Erzstatue Arndts in Bonn (1865), die das Charakteristische der biedern Persönlichkeit mit dem idealen Ausdruck
meisterhaft verbindet. Ebenso trefflich ist eine Marmorstatue der Penelope in Elberfeld und neuerdings
mehrere Grabmonumente von edler, tiefer Empfindung. Er ist Ritter des Roten Adlerordens vierter Klasse und des österreichischen
Franz-Josephsordens.
(spr. anjéni), Eugène, ital. Historien- und Monumentalmaler,
geb. 1819 zu Sutri bei Rom, einer der besten
Schüler von Fr. Coghetti (gest.
1875), hatte sich bereits in mehreren Fächern der Malerei hervorgethan, als er infolge seiner Teilnahme
an der Revolution 1848 flüchten mußte und sich in Genua, später in Paris niederließ. Von dort zog er 1869 wieder nach
Florenz, wo er mehrere öffentliche und Privatgebaüde mit Malereien schmückte. Zu seinen Hauptwerken gehören: eine Scene
aus der Inquisition, Abraham führt seinen Sohn Isaak zum Opfer, der aus dem Meer gezogene Leichnam der Sappho (in zwei Bildern),
das Freskobild des triumphierenden Italien (für den Marquis F. Piama), seine Historienbilder im Palast Rocca, Eva, die beim
Anblick der Schlange erschrickt, die Entwickelungsstufen des menschlichen Lebens (sechs Zeichnungen)
und die Schatten der großen Florentiner.
(spr. óhl-), Lea, schwed. Münz- und Medaillenstempelschneiderin,
geb. zu Stockholm, Tochter des Münzgraveurs Ludwig Pettersen Lundgren, widmete sich nach beendetem Schulkursus
der Kunst, trat durch Vermittelung von Qvarnström in die dortige Akademie, lernte unter Leitung ihres Vaters das Gravieren
und verschaffte sich durch Arbeiten die Mittel, 1851 nach Paris zu gehen, wo sie sich in Toussaints Atelier
im Modellieren und bei verschiedenen Graveuren im Gravieren vervollkommnete. 1853 kehrte sie nach Stockholm zurück, wurde
nach dem Tod ihres Vaters Stempelschneiderin der königlichen Münze, heiratete 1854 den Ornamentbildhauer Karl A. aus Braunschweig
und schnitt alle Stempel der Kupfer- und Silbermünzen unter Oskar I. und Karl XV., gravierte auch alle Medaillen, welche
die Akademien der Künste und der Wissenschaften sowie die verschiedenen Korporationen seit 1853 prägen ließen.
Joseph Matthäus, Porträtmaler, geb. zu Wien, kam als Sohn eines Goldschmieds
mit seinem zwölften Jahr bei einem Juwelier in die Lehre, ergriff aber nach Ablauf der Lehrzeit, seinem
innern Beruf folgend, die Malerei und trat in das Atelier Amerlings, wo er bis 1838 lernte. Dann widmete er sich ausschließlich
dem Porträt
mehr
und erlangte hierin einen bedeutenden Ruf. Als er aber 1848 an den politischen Unruhen sich beteiligte und Kommandant der
Wiener akademischen Legion geworden war, wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und nur auf besondere Fürsprache einflußreicher
Personen begnadigt. Später bereiste er Deutschland, Italien und Frankreich und führte ein sehr wechselvolles,
bewegtes Leben. Die bedeutendsten seiner durch charakteristische Auffassung, kräftigen, breiten Vortrag, warmes Kolorit
und bei den Damen durch schwärmerischen Ausdruck der Augen ausgezeichneten Porträte sind: das des Dichters Lenau, als Skizze
im Irrenhaus zu Döbling gemalt (vgl. Frankl, Zu Lenaus Biographie, Wien 1854), des Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin
Elisabeth in Lebensgröße, der Dichter Grillparzer, Halm, Feuchtersleben, Betty Paoli, des Komponisten Rubinstein, des Mediziners
Oppolzer u. a. Für den Kaiser Maximilian von Mejiko malte er eine Reihe von Kopien der Gemälde des Belvedere, ebenso für
den Herzog von Koburg und eine Anzahl Porträte der Stifter für das neue Künstlerhaus in Wien.