von über 40 Gästen besucht.
Das Haus wird
aber in Bälde seiner ursprünglichen Bestimmung, nämlich ein Kinderheim zu
sein, übergeben werden.
Die sogenannte Arbeit am Bahnhof, d. h. die Inempfangnahme meistens unbekannter allein reisender
junger Mädchen, wird
nunmehr auch seit 15 Jahren betrieben.
Der Bericht sagt: «Wenn von den zirka 5000 jungen
Mädchen, denen wir
im Laufe eines Jahres kleinere oder größere Dienste erweisen können, ein jedes uns von seinem Ergehen
in der Fremde berichten könnte, wie vieles würden wir
da zu hören bekommen, Erfreuliches und Trauriges! Manche kommen
glücklich und zufrieden aus dem Ausland zurück; man hat das Gefühl, ihr Aufenthalt in der Fremde habe
seinen Zweck erfüllt und sie haben in den ungewohnten Verhältnissen manches gelernt. Andere hatten mit Heimweh zu kämpfen
und erfuhren es reichlich, daß das Leben unter Fremden nicht
immer so leicht ist, wie sie sich's gedacht hatten, aber sie
haben sich doch durchgekämpft und unter mancherlei Schwierigkeiten ausgehalten. Noch andere und oft
gerade diejenigen, die am zuversichtlichsten abreisten, kamen bitter enttäuscht zurück, teils weil die Stellen wir
klich
schlecht waren, teils ohne Zweifel, weil sie selbst für die ihrer wartenden Aufgaben ungenügend vorbereitet waren. So kam
neulich ein vor wenigen Wochen erst durchgereistes junges Mädchen von Wien zurück; es war ihr nicht
gelungen, durch das Bureau, das sie hatte kommen lassen, eine passende Stelle zu finden; so hatte sie ihr Geld umsonst verreist
und wohin ihre junge 15jährige Gefährtin plaziert worden war, konnte sie gar nicht
in Erfahrung bringen! -»
Noch immer, wenn auch nicht
mehr so häufig wie früher, kommt es vor, daß 10- bis 18jährige Kinder
nach
Ungarn geschickt werden. So fanden wir
letzten Sommer zwei kleine Mädchen aus Frankreich, neun- und dreizehnjährig,
kein Wort deutsch sprechend, mit Zetteln um den Hals, die ihre Bestimmungsorte - entlegene Dörfer in Ungarn - enthielten;
ihnen folgte dann etwas später noch eine nach
Arad plazierte siebzehnjährige Schwester.
Von keiner
von ihnen haben wir
bis jetzt Nach
richt erhalten, obgleich sie so bestimmt versprochen hatten, uns bald über ihr Ergehen
zu berichten, und auch die Eltern des einen Kindes, bei denen wir
anfragten, hatten nur im Anfang ganz kurze
Nach
richten erhalten!
«Noch immer kommt es vor, daß junge Mädchen ganz aufs Geratewohl in die Welt
hinausreisen, ohne an ihrem Bestimmungsort jemand zu kennen oder auch nur eine sichere Adresse Zu haben; für solche Fälle
sind wir
dann ganz besonders froh über die Adressen unserer Heime und Plazierungsbureaux.»
Turnfestes in Zürich nahm den Vorschlag des Martha-Vereins, für die Kellnerinnen zu sorgen, mit Dank an und erleichterte die Aufgabe durch Ueberlassung der 260 nötigen Betten.
Der Vorstand der «Freien Schule Zürich I» überließ in dankenswertester Weise zwei Etagen des schönen so nahe gelegenen Schulhauses zur Einrichtung von Schlafsälen.
Jede der fünf Nächte hielten 4 bis 5 Damen die Aufsicht und sorgten für die zu später Stunde einrückenden müden Kellnerinnen.
Das Hilfspersonal bestand aus 10 Personen: drei Ausläufer, vier Putzfrauen zur Reinigung der Kleider und Schuhe und zur Bereitung von Tee und Fußbädern und endlich drei mit allem Nötigen ausgestattete Samariterinnen.
«Neben unliebsamen Erfahrungen», heißt es im Bericht, «hatten unsere Damen doch den Eindruck, daß viele der Kellnerinnen herzlich froh und dankbar waren für die ihnen zuteil gewordene Fürsorge über die so furchtbar strengen und so wenig Verdienst abwerfenden (!) Tage.»
Koch- und Haushaltungsschule «Schönbühl» in Weggis. Am 7. Mai begann in der Koch- und Haushaltungsschule «Schönbül» ^[richtig: «Schönbühl»] in Weggis am Vierwaldstättersee ein neuer Kurs, zu welchem noch einige Töchter Aufnahme fänden.
Wir
möchten die Leserinnen
dieses Blattes ganz besonders auf diese Anstalt;
welche sich in prächtiger Lage befindet, aufmerksam machen.
Das Haus ist sehr sonnig und frei gelegen, die meisten Zimmer der Schülerinnen haben Aussicht auf den See und die Berge, sodaß der Aufenthalt im «Schönbühl» auch für erholungsbedürftige Töchter anzuraten ist.
Der Kurs dauert vier Monate, das Kursgeld beträgt Fr. 200, Unterricht, Kost und Logis inbegriffen.
Der Unterricht erstreckt
sich auf alle Gebiete der Haushaltung und wird
von der Vorsteherin erteilt. In den weiblichen Handarbeiten
unterrichtet eine sehr tüchtige Lehrerin.
Ein Arzt leitet die Töchter in Gesundheits- und Krankenpflege an. An schönen
Nach
mittagen wird im Freien gearbeitet, sodaß sich die Töchter möglichst viel in guter Luft aufhalten;
dazu kommen tägliche kleinere Spaziergänge.
Da «Schönbühl» im Dorfe liegt, so bietet der Aufenthalt mancherlei Kurzweil, denn im Sommer ist Weggis von Fremden aller Nationen belebt.
Zudem haben die Kurstöchter Gelegenheit, das Konservieren von Obst und Gemüse zu erlernen und durch den Gemüsebau, der in Weggis musterhaft gepflegt wird, manches zu sehen und sich anzueignen, was zuhause wieder verwertet werden kann.
Wer sich näher um die Haushaltungsschule interessiert, verlange illustr. Prospekte von Frau Scherer-Amrein, Präsidentin des kantonalen Frauenvereins, Megen ^[richtig: Meggen] b. Lutern ^[richtig: Luzern].
Auch machen wir aufmerksam, daß erholungsbedürftige Frauen und Töchter, soweit Platz vorhanden ist, zu bescheidenem Preise Unterkunft im «Schönbühl» finden. ¶