für das zweite Frühstück kann abgetrennt werden und ist dann eine allerliebste Ansichtspostkarte.
Einige dieser Speisekarten sind wahre kleine Kunstwerke, besonders die Festkarten zu gewissen feierlichen Gelegenheiten: Kaisers Geburtstag, erste Ausreise eines Schiffes u.s.w.
Das Essen, das auf diesen Riesenschiffen bekanntlich bis an die Grenzen der Schwelgerei geht, bekommt durch diese künstlerische Ausstattung und den sprachlich einwandfreien Inhalt der Speisekarten, ich möchte sagen, etwas Poetisches und Veredeltes.
Ueber die glänzende, vielleicht sogar überreiche Verpflegung an Bord der größten deutschen Dampfer herrscht ja bei allen Reisenden, aber auch über deren Kreise hinaus, nur eine Meinung.
Ich wüßte für Genesende, denen der Arzt eine besonders reiche Ernährung empfohlen, nichts besseres, als auf einem der Riesenschiffe des Lloyds oder der Hamburg-Amerika-Linie eine möglichst lange Reise zu machen oder vielleicht auch nur nach New-York und zurück.
Hin und wieder werden ja schon jetzt solche Reisen für Genesungszwecke tatsächlich von klugen Aerzten empfohlen.
Unsere Kinder bei Tische.
Daß wir unsere Kleinen vom ersten Tage an erziehen müssen, weiß heute jede intelligente Frau.
Sie will ja ihr Liebstes auch von andern wohlgelitten sehen.
Hierzu ist in erster Reihe erforderlich, daß dem Kinde vom Erwachen feines Intellekts an die Gesetze des guten Tones eingeprägt werden.
Der reizendste Blond- oder Braunkopf wird seinem Nachbar (namentlich bei Tische) höchst unangenehm, wenn er mit den Formen der guten Sitte - insbesondere der Eßkunst - nicht genügend bekannt gemacht wurde.
Zur Ferienzeit verläßt eine große Anzahl von Kindern den Familientisch, an welchem das nachsichtige Elternauge vieles duldet, ja, übersieht, das in fremder Umgebung durchaus nicht dieselbe Rücksichtnahme und milde Beurteilung findet. - Am Essen erkennt man den Bildungsgrad des Menschen - ist ein altes Wort. Es müssen sonach den Kindern vom zartesten Alter an korrekte Tischmanieren eingeimpft werden.
Vor allem gewöhne man dem Kinde «schlechte Gewohnheiten» ab. Am strengsten achte man auf folgende, in der «kleinen Welt» am häufigsten vorkommenden Unzukömmlichkeiten, die am Gasthaustische oder an der Table d'hote ^[richtig: Table d'hôte] gar übel vermerkt werden.
Nicht in die Suppe blasen.
Den Löffel nicht mit der Breitseite, sondern mit der Spitze zum Munde führen.
Das Essen nicht mit Behagen schlürfen.
Nicht mit dem Brot spielen.
Kartoffeln nicht mit dem Messer schneiden.
Beim Essen des Fisches kein gewöhnliches Messer brauchen (in Ermangelung des Fischmessers die Gabel oder ein Stückchen Brot).
Niemals die Portionen auf der Servierschüssel kleiner schneiden wollen.
Nicht zu viel auf einmal oder den Aufputz der Schüssel in den Teller laden.
Gewähltes nicht auf die Schüssel zurücklegen.
Mit dem Servierenden keine Konversation führen.
Die Speisen ja nicht mit dem Messer zum Munde führen.
Keine großen Bissen machen.
Die Sauce auf dem Teller nicht mit Brotscheiben aufwischen.
Nie eine Tasse zum Munde führen, in der sich ein Löffel befindet.
Nicht mit dem eigenen Messer oder gar mit dem Händchen ins Salzfaß fahren.
Des Zahnstochers sich nur hinter der Handfläche, besser gar nicht bei Tische bedienen.
Wenn etwas im Essen entdeckt wird, was nicht hineingehört, es nicht laut der Mama erzählen, sondern stillschweigend auf den Tellerrand legen.
Nicht mit vollem Munde sprechen.
Beim Nehmen von Süßigkeiten nicht unbescheiden sein.
Keine Bonbons oder gar Obst in die Taschen stecken.
Geflügelknöchelchen dürfen nur am Familientische zum Munde geführt werden. (Besser also, es gar nicht dulden!) Salat bloß mit der Gabel essen.
Kompott wird mit dem Kompottmesser, nie mit Messer oder Gabel zerteilt.
Das Kind darf dabei den Teller bis zur Brusthöhe erheben.
Auch ist ihm erlaubt, was den Erwachsenen nicht gestattet, die Serviette vorzustecken.
Das Tafelbrötchen wird gebrochen, nicht geschnitten.
Die Gabel gehört immer in die linke Hand.
Zucker wird mit der Zuckerzange oder dem eigenen, ungebrauchten Löffel genommen. An der Table d'hote ^[richtig: Table d'hôte] findet kein Wünschen einer «Gesegneten Mahlzeit» statt.
Diese Tischregeln wie die Gesetze des guten Tones im Allgemeinen müssen dem Kinde sozusagen ins Blut übergehen, so daß es beim später Erwachsenen von seinem Nächsten nicht als bloße Form, sondern als sein eigenstes Wesen wohltuend empfunden wird, als jene Wohlerzogenheit, die das unleugbare Merkmal der gebildeten Stände ist.
(Nach Bresl. G.-A.)
Hausmittel und Rezepte.
Um die Kastanien und Zitronen lange frisch zu erhalten, legt man sie in trockenen Sand. - Verschiedene Sorten Schwämme, Pilze, auch Trüffel darunter werden getrocknet, pulverisiert und in Büchsen aufbewahrt.
Eine Prise davon gibt jeder Sauce einen feinen Geschmack. - Beim Verschließen von Konfitür-Töpfen wird das erste Papier nicht in Kirsch getaucht, sondern auf beiden Seiten mit Glyzerin bestrichen. - Um einen Blumenstrauß recht lange frisch zu erhalten, gibt man etwas Salmiakgeist in das Wasser. - Um gelb gewordenes Elfenbein ¶
zu reinigen, reibt man es mit einem in Terpentin getauchten Flanelllappen ab und legt es drei Tage an die Sonne. E. P.
Für die Küche.
Gefrorenes Obst aufzutauen.
Nach den Untersuchungen von Dr. Müller-Thurgau ist die weitverbreitete Annahme, daß man gefrorenes Obst am besten in kaltem Wasser auftaue, eine durchaus irrige.
Durch langsames Erwärmen der Luft des Lagerraumes über 0° werden am besten die Wirkungen des Frostes gehoben.
Ist die Erwärmung des Raumes nicht möglich, dann müssen die Früchte unter Vermeidung direkter Berührung mit der warmen Hand und Druck in eine wärmere Temperatur gebracht werden.
Zeigt aber ein Versuch, daß die Früchte durch Auftauen nicht mehr zu retten sind, dann hält man sie bis zum unmittelbaren Verbrauch gefroren, wodurch sie in ihrem wirtschaftlichen Werte nichts verlieren.
Läßt man aber so stark gefrorene Früchte nach dem Auftauen nur kurze Zeit liegen, so gehen sie schnell in Fäulnis über.
Das Kochen des Spinates.
Das Abkochen des Spinates in Salzwasser, welches dann fortgegossen wird, ist völlig verfehlt, weil der Spinat durch diese Kochmethode seiner kräftigen und sehr für die Gesundheit wichtigen Nährsalze beraubt wird.
Ein Zusatz von Wasser ist beim Spinat völlig überflüssig. Am besten gerät er, wenn man ihn, sauber gewaschen, in eine passende Kasserole ^[richtig: Kasserolle] tut, und an eine mäßig heiße Herdstelle stellt, bis er Saft gezogen hat.
Dann tut man ein Stück Butter, etwas geriebene Zwiebel, Pfeffer, Salz und wenig geriebene Semmel daran und schmort ihn langsam gar, der Spinat erhält dadurch einen viel kräftigeren Geschmack als bei der üblichen Zubereitung.
Kochrezepte.
3 verschiedene Rezepte zu «Fastnachtsküchli», von freundlichen Abonnentinnen eingesandt.
Eierröhrli. 6 Eier, 1 eigroß Butter, 3 Deziliter Rahm, ein gestrichener Eßlöffel voll Salz und soviel Mehl damit verarbeiten, bis man den Teig auswellen kann, doch nicht allzuviel Mehl, sonst wird er zu trocken.
Der Teig wird so lang verarbeitet, bis sich, wenn man ihn schneidet, kleine Löchlein bilden, man läßt ihn dann ½ Stunde ruhen.
Nun formt man nußgroße Kügelchen von dem Teig, rollt ihn papierdünn aus, zieht den «Bletz» noch recht über die Finger, bis der Teig durchsichtig erscheint und legt sie alle auf ein Tischtuch.
Man bäckt dann eins nach dem andern schön hellgelb in schwimmendem Fett und bestreut sie mit Zucker und Zimmt.
Zum Drehen und Herausheben der Küchlein sollte man zwei schön zugespitzte Hölzchen parat haben. M. Z.
Eier- oder Fastnachtsküchli.
Man rechnet auf ein Küchli ein Ei, eine Prise Salz und zwei Löffel Weißwein, der etwas lau sein soll. Je nachdem man nun ein Quantum machen will, schlägt man Eier in eine Schüssel, Salz und Wein dazu und rührt es ziemlich schaumig.
Nun streut man feines Mehl hinein, bis der Teig die Dicke eines Brotteiges hat. Er wird nun aufs Wirkbrett genommen und mit beiden Händen so lang geknetet, bis er, wenn man ihn mit einem Messer zerschneidet, voll kleiner Löcher ist. Je länger und stärker er bearbeitet wird, je mehr geht er beim Backen auf.
Nun wird der Teig zu kleinen Stücken zerschnitten und kleine nußgroße Bröckchen daraus geformt.
Ist dies geschehen, so wird jedes einzelne ausgewellt, bis es etwa die Größe eines Suppentellers hat, ein reines Tuch über das Knie gelegt und der Teig darauf ausgezogen, daß er nach allen Seiten die gleiche Dicke hat, je dünner, je besser, nur nicht zerreißen.
Nun legt man ihn wieder aufs Wirkbrett, schneidet rings um mit einem zackigen Kuchenrädchen die Ränder gleichmäßig ab, macht Einschnitte etwa 15 cm lang und legt ihn auf reine Tücher, jeder Kuchen besonders.
Wenn alle Kuchen ausgewellt sind, wird Fett in einer tiefen, aber nicht weiten Pfanne sehr heiß gemacht, am besten ist Butter und reines Schweineschmalz durcheinander, aber viel muß es sein, daß die Küchli darin schwimmen können.
Nun macht man lange, vorne spitze, dünne Holzstäbchen, (alte hölzerne Stricknadeln tun es auch), ergreift je ein Küchlein bei 2 Einschnitten so, daß die Ränder herunterhängen, wirft sie in das kochende Fett, dreht sie rasch, kehrt sie mit den Stäben um, zieht sie mit denselben heraus und läßt sie gut austropfen, daß kein Fett darin bleibt, jedes Küchli wird sofort mit Staubzucker bestreut;
immer 3-4 Stücke auf einen Teller aufeinandergelegt.
Das Backen muß sehr rasch geschehen.
Das übrige Fett läßt sich im Haushalt wieder gut verwenden.
Küchlein schmecken gut, aber ein Schreck sind sie für das Butterfaß. M. v. K.
Sogenannte «Knieplätz». 2 Pfund Mehl werden mit einer Prise Salz in einem Becken etwas erwärmt, 70 Gramm süße Butter mit ½ l Milch auf dem Feuer sehr heiß gemacht, langsam zu dem Mehl gegeben, recht verarbeitet, geknetet und ausgewellt, mit einem Rädli 4eckige «Plätz» ausgestochen und noch warm gebacken. A. G.
Weinküchli. ¼ Pfd. Butter wird verrührt, ein Ei, ein Löffel voll Zucker, ein schwaches halbes Gläschen Wein und nach und nach ½ Pfd. Mehl.
Den Teig messerrückendick auswellen, ¶