lage des Hotels «erfunden» habe, und daß selbst Maria v. Medici sich von ihr habe beraten lassen, wie man einen Palast wohnlich gestalte. Ob dies richtig ist, mag dahingestellt bleiben; sicher ist, daß im Laufe des 17. Jahrhunderts die Ausbildung der Hotelanlage erfolgte, deren wesentlichste Kennzeichen die Verlegung der Treppe von der Mitte an die Seite, das Ineinandergehen der Räume und die Verkleinerung derselben sind. Als Schöpfer dieses Hotelstiles sind hauptsächlich zwei Pariser Meister, François Mansart (1598 bis 1666) und Louis Levau (1612-70), zu betrachten, von denen der erstere auch als «Erfinder» jener eigentümlichen Dachform gilt, welche nach ihm Mansarden-Dach benannt wurde, und die darin besteht, daß die Dachfläche geknickt ist, der untere Teil unter steilem Winkel aufsteigt und der obere dann mit geringer Neigung zum First umbiegt.
Für die Baugeschichte Frankreichs sind die Hotels wichtig und bezeichnend; an ihnen entfalten sich das Können und die Erfindungsgabe vieler Meister am besten. Viele dieser Bauten sind freilich inzwischen verschwunden oder gänzlich umgestaltet worden, doch die damals aufgekommenen Grundzüge haben sich bis in unsere Zeit erhalten. Näher auf die einzelnen Bauten einzugehen, gestattet der Raum nicht; doch dürfte das Gesagte immerhin erkennen lassen, daß die französische Baukunst für ihre besonderen Aufgaben auch die entsprechende Lösung zu finden wußte und daher ihre eigenen Wege ging.
Von den obengenannten Meistern war Levau auch bei dem Ausbau des Louvre thätig, indem er den nördlichen, südlichen und östlichen Flügel vollendete; möglicherweise rührt auch der erste Entwurf zum Schlosse in Versailles von ihm her. Als der bedeutendere erscheint jedoch Mansart, der die heimische Auffassung und Bauweise am strengsten vertrat, sie jedoch im Sinne antiker Einfachheit und Formenreinheit auszubilden bestrebt war. Er vermeidet alles Prunkhafte; in der Klarheit der Anlage, in der genauen Abwägung aller Verhältnisse, in der Uebereinstimmung der einzelnen Glieder und in der feinen Durchbildung der stets maßvoll gehaltenen Schmuckformen sieht er die Hauptsache.
Verständige Folgerichtigkeit zeichnet seine Bauten aus, die in ihrer vornehmen Schlichtheit bedeutenden Eindruck machen und von feinsinnigem Geschmack zeugen, der die Baufügung nicht durch das Zierwerk überwuchern läßt. Sein berühmtestes Werk war das Landschloß Maisons sur Seine (jetzt Lafitte), welches ihm die begeisterten Lobsprüche seiner Zeitgenossen eintrug, und in der That auch am vollendetsten das Antik-Klassische in französischem Geiste umgebildet darstellt (Fig. 632).
Lebrun. Dieser bisher herrschenden, einerseits volklichen und andererseits auch das rein-Bauliche (die Baufügung) strenger betonenden Richtung erwuchs jedoch um die Mitte des Jahrhunderts eine mächtige Gegnerschaft, als deren Hauptführer der Maler Charles Lebrun erscheint, der in Italien von der dort bereits voll entwickelten Barockkunst sich hatte berücken lassen und, in die Heimat zurückgekehrt, mit Feuereifer für diese, die Sinne berauschende, die Grenzen zwischen den einzelnen Künsten kühn verachtende Richtung eintrat. Bauliches mit Malerischem und Bildnerischem zu vereinen, um die stärkste Wirkung zu erzielen, in den Formen das Spiel der Einbildungskraft frei walten zu lassen, dabei dem Zierwerk tiefsinnige Gedanken unterzulegen und dadurch selbständige Bedeutung zu verleihen, das erschien einem Lebrun und seinen Anhängern nun als das höchste Ziel der Kunst. - Die Gunst Ludwigs XIV. und dessen Ministers Colbert verschaffte Lebrun einen un-
^[Abb.: Fig. 636. Schloß Versailles.] ¶
geheuren Einfluß; er wurde der maßgebende Mann in allen künstlerischen Dingen. Die leitenden Kreise widmeten der Kunst damals ihre vollste Aufmerksamkeit nicht nur um ihrer selbst willen, weil sie der Prachtliebe dienen konnte, sondern auch aus politischen und volkswirtschaftlichen Gründen. Man erkannte, daß ein Staat, dessen Kunstgeschmack «herrschend» ist, dadurch nicht nur an Einfluß auf die Geister im Auslande gewinne, sondern auch ein «Geschäft» machen könne durch Ausfuhr seiner Kunsterzeugnisse.
Hier lassen sich bei den geringsten Kosten für «Rohstoff» die höchsten Werte erzielen, wie dies bei keiner anderen Art von Erzeugnissen möglich ist. Es erschien daher lohnend genug, reiche Mittel für Förderung der Kunst aufzuwenden, damit sie wieder Gold ins Land bringe. Im Jahre 1648 wurde die Akademie der bildenden Künste in Paris gegründet, der sich 1666 eine französische Akademie in Rom anschloß; 1667 folgte ein kunstgewerbliches Institut in der «Manufacture royale», und 1671 wurde eine Akademie für die Baukunst gegründet. Alle diese Schöpfungen hatten den Zweck, französische Künstler und den «französischen Geschmack» auszubilden. Dieser sollte nicht durch Willkür Einzelner verdorben, sondern in geregelter Zucht sorgsam gepflegt werden.
An der Spitze der Manufacture royale stand Lebrun, und mit ihm kam nicht nur das Malerische, sondern auch das Kunstgewerbliche zu vorherrschendem Einfluß, dem gegenüber die Bauakademie mit ihren die klassische Richtung Mansarts vertretenden Anschauungen nicht aufkommen konnte. Es entwickelte sich jetzt ein Gegensatz zwischen den beiden Kreisen;
^[Abb.: Fig. 637. Spiegelgalerie in Versailles.] ¶