schäftigung fanden. - Wenn auch nicht sehr augenfällig, doch immerhin erkennbar ist der Umstand, daß diese auf deutschem
Boden schaffenden Italiener sich doch nicht ganz den Eindrücken und Einflüssen der älteren einheimischen Kunst
weise
verschließen konnten und einige deutsche Eigentümlichkeiten aufnahmen, was sich namentlich in der Gestaltung der Türme
zeigt. So entwickelte sich ein deutsch-italienischer Stil, der sich von dem rein italienischen in mancher
Hinsicht unterscheidet und schließlich auch nicht ohne Rückwirkung auf letzteren blieb; insbesondere ist in Oberitalien
ein Eindringen des ersteren bemerkbar.
Deutsche Meister. Sandrart. Während Italiener und italienischer Kunst
geist fast ein Jahrhundert
lang Süddeutschland beherrschten
und die deutsche Kunst
weise gleich dem Aschenbrödel verachtet und vergessen im Winkel stand, keimten
doch auch die Ansätze zu einer Wiedererneuerung und Erhebung des heimischen Kunst
geistes. Tief gesunken war derselbe allerdings,
das Verständnis für Formen, Verhältnisse und Gliederung war den
Deutschen fast ganz abhanden gekommen, was ja nicht zu
verwundern war, da sich ihnen keine Gelegenheit bot, ihr Können an eigenen Werken zu schulen. Es bedurfte
auch wieder fremder Anregungen, um die deutsche Eigenart gegenüber der herrschenden italienischen
^[Abb.: Fig. 618.
Schloß in Würzburg.]
¶
widerstandsfähig zu machen, und dieser Anstoß kam von den verwandten Niederlanden her. Einflüsse von dort her hatten sich selbst schon in Werken der italienischen Meister geltend gemacht.
Das Hauptverdienst an der Wiedererweckung des deutschen Kunst
geistes gebührt Joachim Sandrart (1606-1688), der zwar in erster
Linie Maler war, aber durch seine Schriften auf alle Zweige der Kunst
, so auch auf das Bauwesen einen
großen und wohlthätigen Einfluß nahm. Sandrart hatte in Rom und in den Niederlanden studiert und geschaffen, in seinen
eigenen Werken giebt sich daher auch weniger Selbständigkeit, als vielmehr ein Schwanken zwischen den verschiedenen fremden
Richtungen kund.
Gerade die Erkenntnis, daß in den fremden Ländern eine dort heimische Kunst
blühte, während in der
eigenen Heimat eine solche fehlte und der Deutsche daher wohl oder übel fremden Einflüssen unterliegen mußte, bestimmte
ihn, wenigstens mit der Feder für die deutsche Kunst
einzutreten und seine Landsleute eindringlich zu mahnen, sich wieder
zur Selbständigkeit und Selbstachtung aufzuraffen, indem er sie auf die glorreiche künstlerische Vergangenheit
des Vaterlandes hinwies. Darin liegt auch der Hauptwert und die Bedeutung seiner Schriften, die sonst eigentlich nichts Neues
bieten. Daß er die niederländische Kunst
be-
^[Abb.: Fig. 659. Schloßtreppe in Würzburg.] ¶