auch den Bahnen der französischen Kunst. Wohl wurden in dieser Zeit die zahlreichen Hof- und Residenzstädte mit Prunkbauten und anderen Kunstschätzen bedacht, aber die völkische, heimatliche Kunst ist dennoch eine rückständige, die Kunst überhaupt fast ausschließlich von Fürstengunst abhängig. Zu Ende des Zeitraumes kommt dann auch mit dem wachsenden politischen Einfluß des Nordens die norddeutsche, mehr kühl-verstandesmäßige Auffassung zur Geltung, während früher die süddeutsche, die von Einbildungskraft und Gemütsempfindungen sich leiten ließ, das Uebergewicht hatte.
Weiters war auch von Bedeutung die Stellung, welche der Protestantismus gegenüber der Kunst einnahm. Während der Katholizismus von jeher auf reichen Schmuck der Kirche Wert gelegt hatte, verpönte namentlich anfangs der Protestantismus denselben, die Gotteshäuser sollten einfach und schmucklos sein. Gegenüber dieser strengen Einfachheit suchte nun gerade die katholische Kirche auf das Volk durch reichste Prachtentfaltung zu wirken, wobei oft genug weit über das künstlerische Maß hinausgegangen wurde. Beide Gegensätze, das «zu wenig» und das «zu viel» waren natürlich der wahren Kunst nicht förderlich, da sie Sinn und Verständnis des Volkes für dieselbe verkümmern ließen.
In Italien hatten sich ähnliche Wandlungen vollzogen. Die früheren Städterepubliken waren - mit Ausnahme Venedigs - zu
Fürstentümern geworden, und damit wurde die Kunst gleichwie in Deutschland von den Höfen abhängig.
Auch hier war der Volk
swohlstand stark zurückgegangen, seit Italien seine Weltstellung im Handel und Verkehr eingebüßt
hatte. Der Sinn für Kunst ging zwar dem
Volke niemals verloren, aber die Kraft zum künstlerischen Schaffen wurde allmählich
gelähmt.
Ungemein günstig hatte sich dagegen die Lage für Frankreich gestaltet. Die unumschränkte Gewalt des Königs war schon zu Beginn des Zeitraumes begründet; die Wirren, welche Deutschland zerrissen, gestatteten den französischen Herrschern nicht nur ihren Länderbesitz zu vergrößern, sondern auch die führende Stellung in Europa zu erringen. Der
^[Abb.: Fig. 589. Vorhalle von St. Peter in Rom.] ¶
Kampf zwischen Protestantismus und Katholizismus war durch das Eingreifen der Staatsgewalt beendet worden; die Vorherrschaft des letzteren wurde zwar hergestellt, aber die Verbindung der französischen Kirche mit Rom war gelockert und diese selbst mehr vom Königtum abhängig geworden. Dem Protestantismus war freie Religionsübung zugestanden worden. So stand nichts mehr im Wege, das ganze französische Volk zu einer Einheit zusammenzufassen und dessen ganze Kraft unter einheitlicher Führung des Königtums geltend zu machen. Das politische Uebergewicht Frankreichs machte es auch tonangebend auf allen gesellschaftlichen und kulturellen Gebieten, somit auch auf jenem der Kunst. Daß diese hier ebenfalls eine höfische war, ist selbstverständlich, und da der französische Hof für alle anderen das Vorbild war, welchem man nacheiferte, so begreift man den ungemein großen Einfluß des «französischen Geschmacks» auf ganz Europa.
Diesem verfiel im 18. Jahrhundert auch Spanien, als ein Zweig des französischen Königshauses hier zur Herrschaft kam. Spanien hatte im 16. Jahrhundert, dank seiner reichen Kolonien, sich zur Stellung einer Weltmacht erhoben und eine Folge davon war auch die Entwickelung einer heimischen, völkischen Kunst. Königtum, Hochadel und Kirche, beide überreich, besaßen die Mittel und Neigung, die Kunst zu pflegen; in das Volk selbst drang sie freilich kaum ein.
^[Abb.: Fig. 590. Bernini: Hochaltar von St. Peter in Rom.] ¶