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meisterhafte Anordnung und die Verteilung der Massen beiträgt. Gerade in diesen Gemälden, welche die unverhüllte weibliche Schönheit verherrlichen sollen, giebt sich die reine künstlerische Auffassung kund, der es nicht um lüsternen Sinnenreiz, sondern nur um das Schöne an sich zu thun ist. Tizian «vergeistigt» immer und lenkt durch die sinnigen Beziehungen des Beiwerks die Gedanken und Empfindungen des Beschauers auf das Höhere.
Bis nach 1550 erscheint Tizian auf der vollen Höhe seiner Kunst, auf welcher er einheitlich Vollendetes schafft. In den späteren Jahren ist zwar seine Meisterschaft in der Farbengebung unvermindert, ja diese geht bisweilen mit rücksichtsloser Kühnheit bis zu den äußersten Grenzen, aber die volle Sicherheit im Ausdruck der Form ist nicht mehr vorhanden; der maßvolle Einklang tritt nicht mehr so vollkommen zu Tage.
Bewundernswert bleibt aber die unverwüstliche Schaffenskraft des Meisters, der fast hundertjährig noch fortarbeitet und dem jüngeren Geschlechte überlegen bleibt. Fast schien
^[Abb.: Fig. 552. Tizian: La Bella (Die Schöne).
Florenz. Palazzo Pitti.] ¶
es, als ob dieses ungewöhnlich reiche und kraftvolle Künstlerleben unzerstörbar sein sollte; nicht dem Alter erlag Tizian, es mußte die Pest kommen, um seiner Hand den Pinsel zu entwinden.
Auf dem Wege, den Lionardo beschritten, hatte Tizian die Malerei schließlich zu ihrem höchsten Ziele geführt: sie war zur freien und reinen Farbenkunst geworden.
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Die römische Schule. Die beiden römischen Großmeister der Malkunst zogen mehr oder minder alle ihre Zeitgenossen in ihren Bann, die wenigen, welche ihre Selbständigkeit behaupteten, wurden bereits vorhin besprochen. Schon die Zahl der unmittelbaren Schüler und Werkstattgehilfen war eine sehr bedeutende, namentlich bei Raphael, der die Menge der Aufträge nur mit solcher Mithilfe bewältigen konnte. Michelangelo wirkte mehr mittelbar auf die römische Künstlerschaft ein; einerseits war die Malerei nicht sein Hauptgebiet, andrerseits pflegte er seine Werke allein auszuführen. Auch jene, die sich mehr ihm anschlossen, konnten dem Einflusse Raphaels sich doch nicht ganz entziehen, so daß man letzteren als den «alles Beherrschenden» bezeichnen kann.
Sebastiano del Piombo. Selbst der bedeutendste Nachfolger Michelangelos, ein persönlicher Gegner Raphaels, geriet schließlich auf dessen Bahnen infolge seines Bestrebens, den gehaßten Nebenbuhler zu übertrumpfen. Sebastiano Luciani, genannt del Piombo,
^[Abb.: Fig. 553. Tizian: Die Eitelkeit des Irdischen.
München, Pinakothek. (Nach Photographie von Bruckmann.)] ¶