und Dichtern des Altertums und des Mittelalters. (Petrarca befindet sich auch darunter, während Dante in der Disputà Aufnahme fand.)
Mit der Ausführung dieser Gemälde war der Papst (Julius II.) außerordentlich zufrieden gewesen und Raphael erhielt daher den Auftrag, noch eine Reihe anderer Prunksäle in gleicher Weise auszustatten. Bei diesen Arbeiten waren jedoch bereits Gehilfen und Schüler des Meisters in sehr erheblichem Maße beschäftigt, so daß eigentlich letzterem selbst nur die Entwürfe ausschließlich zuzuschreiben sind. Bemerkenswert ist bei diesen Werken, daß Raphael sich hierbei von den Gemälden Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle beeinflußt zeigte; er hatte auch von diesem Mitstrebenden «abgelernt» und etwas mehr «wuchtige Kraft» als bisher seinen Gestalten zu verleihen sich bemüht. In der «Messe von Bolsena» läßt sich diese Wendung deutlich erkennen.
Spätere Werke. Der gewonnene Ruhm drohte dem Meister gerade so verhängnisvoll zu werden, wie seinem Lehrer Perugino. Nicht nur der Papst nahm ihn fast über Gebühr in Anspruch, sondern von allen Seiten wurde er mit Aufträgen bedrängt, und bei seinem liebenswürdigen Wesen konnte er sich nur schwer entschließen, solche Anträge abzulehnen. Immer mehr sah er sich daher darauf angewiesen, nur den Entwurf zu machen - manchmal sogar blos die Anordnung anzugeben - und die weitere Ausführung seinen Gehilfen zu überlassen, deren Arbeiten er nur überwachte und wenn nötig in Einzelheiten verbesserte.
Unter den nach 1512 entstandenen Bildern sind daher nur wenige noch ganz «eigenhändig» von ihm gemalt. Dazu gehören sein berühmtestes Madonnenbild, die «sixtinische Madonna» in der Dresdner Galerie und die hl. Cäcilia in Bologna. Das erstere Gemälde (es ist so bekannt, daß hier eine vollständige Abbildung zu geben überflüssig erscheint) bringt keine Neuerung, sondern zeigt nur sein Madonnen-Urbild in dem oben besprochenen Sinne in vollster Reinheit entwickelt.
Wohl aber ist es lehrreich, den Kopf der Madonna mit jenem des Ebenbildnisses zu vergleichen, da man daraus ersieht, in wie weit Raphael die Wirklichkeit «verklärte». An malerischem Reiz ist der sixtinischen Madonna die hl. Cäcilia vollkommen ebenbürtig, wie ich überhaupt dieses Bild als eines der Hauptwerke Raphaels erachte. Der - vollendet ebenmäßige - Ausbau der Gruppe unterscheidet sich wesentlich von jenem der Sixtinischen und anderen Madonnen, es liegt ihm nicht das Dreieck (die «Regel» Lionardos), sondern das Rechteck
^[Abb.: Fig. 527. Raphael: Bildnis der Maddalena Doni.
(Ausschnitt.) Florenz, Palazzo Pitti.]
^[Abb.: Fig. 528. Raphael: Bildnis des Papstes Leo X.
(Ausschnitt.) Florenz, Palazzo Pitti.] ¶
zu Grunde. Die beiden Gestalten rechts und links überragen fast die Hauptfigur, dennoch oder vielleicht besser: dadurch leiten sie die Blicke auf diese, und machen sie zum Mittelpunkt. Daß man von dem Meister nicht nur «große» Werke verlangte, sondern Viele auch von seiner Hand abgebildet zu werden wünschten, ist begreiflich. Die Zahl seiner Ebenbildnisse ist daher nicht minder beträchtlich, wie jene seiner Madonnen. In jenen der früheren Zeit tritt die einfache Wirklichkeitstreue stärker hervor, später veredelt oder «verschmiert» er etwas mehr, und «leiht» sozusagen den Dargestellten ein wenig von dem Ausdruck seines eigenen inneren Wesens. Wie scharf und mit welch packender Kraft er aber doch die persönliche Eigenart eines Urbildes wiederzugeben wußte, das lehrt das Bildnis des Papstes Leo X., das auch in seiner malerischen Ausarbeitung von einer Feinheit und Vollkommenheit ist, die nicht übertroffen werden konnte.
War Raphael schon als «Maler» mit Arbeit überlastet, so kam nun noch dazu, daß er nach Bramantes Tod auch zum päpstlichen Baumeister ernannt wurde und als solcher den Bau der Peterskirche zu leiten hatte. Er wurde dadurch auf ein ihm mehr fremdes, weil seiner Natur weniger zusagendes Gebiet gedrängt, und bei seiner Gewissen-
^[Abb.: Fig. 529. Raphael: Kopf des hl. Franziskus.
(Aus der Madonna da Foligno.) Rom. Vatikan.] ¶