kommenen, dem spanischen Geiste und Geschmack auch mehr zusagenden «barocken» Kunstweise, welche auch das Bauliche malerisch auffaßte und dem Fluge der Einbildungskraft keine Schranken setzte.
Innere Ausschmückung. Mehr vielleicht noch als im Aeußeren kommt die Prunkhaftigkeit des Stiles in der Gestaltung der Innenräume
zum Ausdruck. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist der Sitzungssaal in dem Palaste der Abgeordneten
von Valencia, jetzt Obergerichtshof, von welchem die Abbildung ein Stück der
Galerie und Decke wiedergiebt (Fig. 506). Das
ebenso reiche wie reizvolle Schmuckwerk wurde von valencianischen Bildnern seit 1540 ausgeführt. Noch üppiger, bereits
die Fülle der Barockzeit
verratend, erscheint der
Chor des Domes von Zaragoza; hier sind auch italienische
Einflüsse nicht zu verkennen (Fig. 507).
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Spanische Bildnerei. Es leitet dies zur Besprechung der spanischen Bildnerei in diesem Zeitraum
über, welche ebenfalls unter
Ferdinand und Isabella einen glänzenden Aufschwung zu nehmen begann. Zur Zeit
der Gotik besaß auch in Spanien die Bildnerei
die allgemein durch die Bauweise bedingte Eigenart, und dies erklärt hinlänglich die Verwandtschaft,
welche die spanischen Werke mit den französischen und niederländischen zeigen.
Unmittelbare Einflüsse der Fremden vor Ende des 15. Jahrhunderts anzunehmen, halte ich nicht für genügend begründet, denn solche wären jedenfalls von Italien her zu erwarten gewesen.
Nun nähern sich aber die Bildwerke Spaniens in Auffassung und Durchführung weit mehr den nordischen, und besonders in einem Punkte findet sogar eine Uebereinstimmung mit der deutschen Richtung statt, nämlich in der Vorliebe für Holzschnitzwerke. Ob deutsche Holzschnitzer in Spanien thätig gewesen sind, lasse ich dahingestellt bleiben. Die Freude an gestaltenreichen, mit feiner Zierlichkeit ausgearbeiteten Altären, wie sie in Deutschland bestand, war eben auch den Spaniern eigen.
Solche hochgetürmten Altar-Aufbauten, die zu den Höheverhältnissen der gotischen Kirchen so trefflich paßten, ließen sich in Holz leichter aufführen als in Stein und dann, was nicht übersehen werden darf, auch bemalen.
Farbenlust gehört aber auch zu den Eigenheiten des spanischen Volksgeistes, der alles Glänzende und Bunte liebt. (Es wurden daher auch Steinbildwerke vielfach bemalt.)
Schnitzaltäre. Daß die spanischen Schnitzaltäre im ganzen Aufbau den deutschen ähnlich sein mußten, liegt in der Natur der Sache begründet. Sie bestehen ebenfalls aus verschiedenen Abteilungen, die über und neben einander angeordnet sind, teils Flachbildwerke, theils Standbilder in Nischen, dazwischen auch Gemälde in baulich geformten
^[Abb.: Fig. 505. Escurial: Hof der Evangelisten.] ¶
Umrahmungen enthalten. Mit Ende des 15. Jahrhunderts treten nun insbesondere in dem baulichen Beiwerk Renaissanceformen auf, während in der Bildung der Gestalten auf recht kraftvollen Ausdruck das Hauptgewicht gelegt wird. Die Spanier hielten zwischen überscharfer Wirklichkeitstreue und weichlicher «idealistischer» Auffassung ein Mittelmaß inne, ihre Figuren sind lebenswahr und doch stets von einem natürlichen Schönheitsgefühl veredelt.
Grabmäler. Neben den Altären sind auch die Grabdenkmäler beachtenswert, und bei diesen - so beispielsweise bei denen Ferdinands und Isabellas in Granada - finden wir würdige Einfachheit in den Gestalten mit großem Reichtum des in edlen Formen gehaltenen Schmuckwerkes glücklich verewigt. Daß seit Beginn des 16. Jahrhunderts Italiener auf die spanische Bildnerei-Kunst einwirkten, ist zweifellos, aber gerade so wie im Bauwesen waren die heimischen Künstler im stande, die empfangenen Anregungen selbständig zu verwerten und weiter zu bilden.
Auf der vollen Höhe der Entwicklung finden wir die spanische Bildnerei dann im nächsten Zeit
raum.
^[Abb.: Fig. 506. Saal der «Audienzia».
Valencia.]