sind durch Gesimse und Wandpfeiler gegliedert, die Verhältnisse sind edel und einfach; einen abenteuerlichen Eindruck machen dagegen die Aufbauten an dem Dache, die Ecktürme haben Giebel, hohe schlanke Essen und auf Säulen ruhende Kuppelaufsätze, ebenso kraus und wunderlich ist der Hauptbau selbst gestaltet, und das Ganze macht einen märchenhaften Eindruck.
Das freie Spiel der Einbildungskraft zeigt sich in allen Einzelheiten, doch auch die Baufügung ist sinnreich, wenn auch der Baumeister in der inneren Einteilung die mittelalterlichen Grundformen noch nicht völlig den neuen Anforderungen anzupassen verstand.
Aehnlicher Art waren die anderen Lustschlösser des
Königs
Franz I., Blois, Fontainebleau (Fig. 495), St.
Germain (ein Umbau des alten Schlosses aus dem 13. Jahrhundert) (Fig. 496) und das zerstörte Schloß
Madrid im Boulogner Gehölze bei Paris, bei denen überall die Verbindung mittelalterlicher Grundanlage mit Renaissanc
eformen
hervortritt, teilweise auch der Einfluß des italienischen Stiles zur Geltung kommt.
Dieser anmutige und gefallsame Stil der ländlichen Lustschlösser fand dann auch Eingang in den Städten
und wurde nicht nur bei vielen Wohnhäusern (den «Hotels», städtischen
Absteigequartieren des Hochadels), sondern auch bei Rathäusern, z. B. in Orleans angewendet
(Fig. 497). Bei dem letzteren ist die Verbindung gotischer und Renaissanc
eformen mit großer Freiheit
und Feinheit in echt französischem Geiste durchgeführt.
Der strengere Stil. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts trat nun eine Wendung ein, nachdem die französischen Baukünstler durch ihre Studien in Italien mehr mit der dortigen Bauweise sich vertraut gemacht hatten und nun die Verdrängung der gotischen Grundzüge durch strengere Ausbildung der reinen antiken Formen anstrebten. Man läßt sich nicht mehr allein von dem Spiele der Einbildungskraft leiten, wird maßvoller und einfacher, gestaltet die Anlage noch klarer und ebenmäßiger, mit besonderer Rücksicht auf Geräumigkeit und Bequemlichkeit, ersetzt die runden Ecktürme durch viereckige Vorbauten, «Pavillons», und die Wendeltreppen durch breite geradlinige Stiegen. Nur das hohe Steildach bleibt.
^[Abb.: Fig. 497. Stadthaus in Orleans.] ¶
Schon unter Franz I. hatte sich diese Richtung Bahn gebrochen und wurde in der Folgezeit
die herrschende; zumal die italienische
Kunstweise in Katharina v. Medici eine einflußreiche Gönnerin fand, welche ja seit 1560 als
Mutter der Könige Karl IX. und Heinrich III. die eigentliche Herrscherin war. Die ganze weitere Entwicklung
der französischen Renaissanc
e-Baukunst läßt sich am besten an dem Louvrepalast verfolgen, der mit Recht als ihr großartigstes
und vollendetstes Werk gilt.
Louvre. (Fig. 498 u. 499.) Die Baugeschichte dieser riesenhaften Palastgruppe - sie nimmt einen Raum von beiläufig 198000 Quadratmeter ein, der Vatikan mit der Peterskirche nur etwa 70000 - ist eines näheren Eingehens wert. Die Palastgruppe besteht aus zwei Hauptteilen, dem alten Louvre und dem neuen. Das alte Louvre ist im regelmäßigen Viereck angelegt, dessen vier Flügel einen großen Hof einschließen, in der Mitte jedes Flügels erhebt sich ein Pavillon, durch welchen der Thoreingang hindurchführt. An diesen Hauptbau schließen sich nun nach Westen zu, sowohl an der Nord- wie an der Südecke zwei große Palastbauten an mit Pavillons an den Ecken und in der Mitte, welche je drei Höfe einschließen.
Von diesen Palästen laufen dann noch langgestreckte Galeriebauten aus, welche die Verbindung mit dem Tuilerienschlosse herstellten. Um das Jahr 1200 stand an dieser Stelle ein Jagdschloß, (der Name Louvre bedeutet etwa «Wolfs-Jägerei»),
welches dann um 1370 zur königlichen Residenz erhoben wurde und auch eine entsprechende glänzendere Ausstattung erhielt. Dieses mittelalterliche Schloß mit seinem mächtigen Wehrturm, welches die Südwestecke des alten Louvre einnahm, ließ Franz I. schon 1527 etwas umgestalten, dann beschloß er einen völligen Neubau und bestellte 1546 hierzu als Baumeister Pierre Lescot, einen Künstler von großem Geschick und feinem Geschmack. Von diesem wurde die Hälfte des westlichen und der daran stoßende südliche Flügel mit dem Pavillon du Roi erbaut. Dieser älteste Teil ist unstreitig auch der schönste und blieb in künstlerischer Durchbildung unübertroffen.
Die Anlage weist Erdgeschoß, Obergeschoß und darüber ein Halbgeschoß auf; die Pavillons haben über letzterem noch ein Geschoß und kuppelförmige Dächer. Die Fluchten zwischen den Pavillons werden noch durch schmale Vorsprünge (Risalite) gegliedert, welche oben durch gebogene Giebel abgeschlossen sind. Im Erdgeschoß befinden sich in ver-
^[Abb.: Fig. 497. Stadthaus in Orleans.] ¶