durch vierstöckig und zeigt am unteren Geschoß die vollständige Rustika nur an den Kanten; im übrigen die Abart ohne senkrechte Fugen. An den oberen Stockwerken sind ebenfalls nur die Ecken kräftiger betont, die Mauerflächen dagegen glatt und mit Malereien verziert. (Fig. 416).
Giuliano und Antonio da Sangallo. Die Brüder
Giuliano und Antonio da Sangallo - unter Albertis Einfluß
- suchten besonders den Kirchenbau mit zentraler Anlage weiter zu bilden. Beispiele sind die achteckige Sakristei von S.
Spirito in Florenz, die Kirche Madonna delle Carceri in Prato von
Giuliano (Fig. 411), die Kirche Madonna di S. Biagio in
Montepulciano von Antonio. Die letztere - wie die Carceri über dem griechischen Kreuz errichtet - leitet
schon in die Hochrenaissance
über und ist besonders durch die geplante Anlage zweier Türme beachtenswert. Nur ein Turm
wurde vollendet und zeigt wie die Renaissanc
ekünstler ihn nicht als Beherrscher des Ganzen - dies war und blieb jetzt
die
Kuppel - sondern als mehr untergeordneten Nebenteil betrachteten. Dies spricht sich an diesem Beispiel außer in der
zierlichen Gliederung durch die geringere Höhe als die
Kuppel aus, auch deutet die Trennung vom eigentlichen Kirchenkörper
auf die nebensächliche Stellung hin.
Verbreitung der Florentiner Bauweise. Die rege Bauthätigkeit von Florenz eiferte auch die Nachbarstädte
an und pflanzte sich von einer zur anderen Landschaft fort, bis schließlich ganz Oberitalien von diesem Eifer ergriffen
wurde. Die Florentiner Bauweise mußte sich dabei häufig den örtlichen Eigenheiten anpassen, auch die Fortdauer der alten
Stile lange Zeit
neben sich dulden und zeigt deshalb fast überall Abweichungen von den ursprünglichen
Formen.
Bramante. In Mailand machen sich Florentiner Einflüsse schon um das Jahr 1450 bemerkbar, doch kommen sie erst mit Donato d'Angeli Lazzari, gen. Bramante, zum vollen Durchbruch. Bramante erfüllt hier dieselbe Aufgabe wie später in Rom, dessen Baukunst seinem Genie das Erwachen zu neuem künstlerischen Leben zu danken hat. Durch unaufhörliches Lernen an den Werken der Florentiner, mit deren Urhebern er in lebhaftem Verkehr stand, wie durch stetes Anpassen des Gelernten an seine Eigenart ringt er sich schließlich zu einem eigenen Stil - von seinen Landsleuten geradezu Bramantestil genannt -
^[Abb.: Fig. 426. Vignola: Schloß Caprarola.
durch. Bramantes Hauptziel ist die strenge Durchführung der Schönheit der Verhältnisse, im Schmuckwerk beschränkt er sich in seiner vollen Entwicklung nur auf das Allernotwendigste.
Bramantes oberitalienische Bauten. In seiner Frühzeit
ist er jedoch von diesem Verzicht auf Schmuckwerk noch weit entfernt,
und eines seiner ersten nachweisbaren Werke, der Chorbau von S. Maria delle Grazie zu Mailand ist durchaus
im schmuckhaften Stil erbaut. Es ist ein Backsteinbau, welcher die Gabe Bramantes, die neuen Formen dem Baustoff und der
Ueberlieferung anzupassen, zeigt. Die innen gewölbte, außen senkrecht emporsteigende vielseitige Kuppel erhielt unter dem
schrägen Schutzdache einen Säulenumgang. Die Aehnlichkeit mit den mittelalterlichen Taufkapellen, z. B.
mit dem Baptisterium zu Florenz, ist unverkennbar (Fig. 412).
Ein weiteres Bauwerk, an welchem Bramante einen Lieblingsplan, die Ausgestaltung des Kuppelbaues, weiterführen wollte, der Dom zu Pavia, blieb unvollendet. Das Schwergewicht der Thätigkeit Bramantes ruht in Rom und wird bei der Schilderung der römischen Baukunst gewürdigt werden. Vorerst muß ich noch die Gebiete Oberitaliens erwähnen, welche weniger von Florenz abhängig waren und mehr Eigenart aufwiesen.
Bassagli. Gleichzeitig
mit Bramante suchten auch andere Künstler Oberitaliens die Eigenheiten der landläufigen Bauformen,
bei denen Säulenumgänge an den oberen Stockwerken am augenfälligsten waren, mit denen der Renaissance
zu verbinden, so
Battista Bassagli in seiner Kirche der Madonna della Croce bei Crema, ebenfalls ein Backsteinbau. Die
außen runde Kuppel ist nur im Innern gewölbt und zwar achtfächrig über einem achteckigen Unterbau. Die kleinen Seitenkuppeln
über den Kreuzarmen sind ohne Fächer; die zahlreichen Wandpfeiler-Pilaster in strenger, dorischer Einfachheit (Fig. 413).
Certosa bei Pavia. (Fig. 414.) Das rein Schmuckhafte der Renaissance
kommt bei
der Vollendung der Certosa bei Pavia am merklichsten zum Ausdruck. Das Aeußere ist eine
^[Abb.: Fig. 427. Vignola: Kirche del Gesu.
Rom.] ¶