augenfällige Schönheit gelegt; die malerische, nicht die folgerichtige Entwicklung des durch die Baufügung gegebenen Grundgedankens wurde zur Richtschnur.
Einzelheiten. Bogen. Stützen. Hinsichtlich der Einzelheiten, die im wesentlichen sich unmittelbar an die antiken Vorbilder anlehnten, ist nicht viel zu bemerken. Die Bogen wurden gern schlank gebildet und um den Eindruck des Leichten und Luftigen zu steigern, häufig überhöht, auch zwischen Bogen und Träger ein würfelförmiges Gebälkstück eingeschoben. Bei den Trägern wurden alle Säulenordnungen des alten Stils angewendet, vornehmlich die korinthische und zwar zunächst in der römischen Umbildung, sodann auch sehr häufig die etruskische oder toskanische, deren Wiedereinführung bemerkenswert ist.
Nach größerer Abklärung ging man zu den strengeren Ordnungen über und benutzte im 16. Jahrhundert mit Vorliebe die ernste dorische Säule. Sehr häufig wechselten die Ordnungen an einem Bauwerk, so daß z. B. der unterste Stock korinthische, der folgende jonische und der dritte dorische Säulen erhielt. Neben den vollen Säulen finden auch die schon an römischen Bauten (Kolosseum-Unterstock) vorkommenden Halbsäulen häufige Anwendung. Zur Säule und dem ebenfalls viel verwendeten Pfeiler, welche beide einen wirklichen Zweck als Träger hatten, trat als bloßes Zierstück der Wandpfeiler (Pilaster), dessen Aufgabe es ist, nur die Wandflächen zu beleben und zu gliedern, wie dies bei den Bauten des romanischen Stils durch die Lisene geschah. Der Pilaster ist ebenfalls der römischen Bauweise entlehnt und entspricht nicht, wie in der Regel die Lisene, einem stützenden Teil im Innern.
Wölbung. Ebenso wenig wie eine eigene Stützenform hat die Renaissance eine eigene oder wenigstens einheitliche Wölbung.
Das Kreuzgewölbe, während der Gotik vorherrschend, tritt in den Hintergrund, und wenn es noch zur Anwendung kommt, werden seine Linien nicht mehr durch kräftige
^[Abb.: Fig. 419. Bramante: Die Cancelleria.
Rom. Vatikan.] ¶
Rippen und Gurten auffallend kenntlich gemacht. Mit Vorliebe werden das römische Tonnengewölbe und das Kuppelgewölbe angewendet und die Kuppel selbst wird zu einer bezeichnenden Hauptform der Baukunst. Mehrfach ließ man bei Anlagen kleinere mit größeren Kuppeln oder Tonnengewölbe mit kleinen Kuppeln abwechseln. Die innere Gewölbeschale wird häufig kassettiert, das heißt mit regelmäßig angeordneten vertieften Feldern versehen.
Fenster und Thüren. Die Fenster und Thüren erhielten meistens gerade, manchmal auch bogenförmige Abschlüsse. In der Regel hatten sie beiderseits eine Umrahmung von Pilastern oder Säulen (auch Konsolen), welche ein kräftiges Gesimse trugen, das mit einem dreieckigen Giebel oder einem Bogenstück bekrönt wurde.
Trennung der Stockwerke. Die einzelnen Stockwerke wurden durch Gesimse getrennt und das oberste durch ein Kreuzgesimse abgeschlossen.
Ausgestaltung des Aeußeren. Bossenwerk. (Rustika.) Eine eigenartige Gestaltung des Aeußeren bei vornehmen Palastbauten gewann die Baukunst der Renaissance durch die Anwendung des Bossenwerks (französisch Bossage, italienisch alla rustica maniere, d. h. nach bäuerlicher Art, daher abgekürzt gewöhnlich Rustica genannt).
Man versteht darunter die Fügung der Mauern aus Quadern, deren Außenfläche rauh, unbehauen ist und bei denen die senkrechten Fugen auf die Mitte der oberen und unteren Quader treffen.
Diese kommt zwar schon vereinzelt bei römischen Bauten vor, die Renaissance übernahm sie jedoch von alten florentinischen Burgbauten und wandte sie dann auch bei städtischen Palästen an, die ja bei den häufigen inneren Kämpfen oft genug als «Festungen» dienen mußten, in welche sich die Anhänger einer Partei zurückzogen. Die äußere Erscheinung der Bauten gewann dadurch den Ausdruck des Kräftigen und Trotzigen.
Indem man das Bossenwerk an den unteren, die ganze Gebäudelast tragenden Teilen kräftiger - größere Quadern, breitere Fugen - als an den oberen bildete, wurde für das Auge die Bedeutung des Erdgeschosses als tragender Teil gegenüber den oberen Stockwerken als getragene gekennzeichnet und durch diese Abstufung die Wirkung des Ganzen nicht unwesentlich erhöht.
Bei früheren Bauten sind die Quadern vielfach ungleich in der Länge, so daß nicht immer Fuge auf Steinmitte trifft. Dies ist erst bei späteren Bauten der Fall, an welchen das Bossenwerk dann vollkommen regelmäßig gebildet wird und auch die Behauung der Quadern eine sorgfältigere ist.
Abänderungen mannigfaltigster Art kommen vor. Es wird die Austiefung der senkrechten Fugen fortgelassen, so daß das Gebäude wagerecht gestreift erscheint, oder es werden nur die Eckkanten in rustica ausgeführt.
^[Abb.: Fig. 420, Bramante: Tempietto.
Rom. Kloster S. Pietro in Montorio.] ¶