Fassano ^[richtig: Fossano], genannt Borgognone, welcher die Certosa zu Pavia mit Wandgemälden schmückte, die im ganzen ansprechend erscheinen und jedenfalls zu den besten Leistungen der vielköpfigen mailändischen Malergilde zählen.
An dem Hofe der kunstliebenden d'Este zu Ferrara war auch eine Zahl von tüchtigen Meistern thätig, deren jeder sich nach den verschiedenen Vorbildern aus den Hauptkunststätten einen Mischstil gebildet hatte und in diesem nun seine immerhin ansehnliche Kunstfertigkeit bethätigte; so beispielsweise Cosimo Turra und Lorenzo Costa.
Des letzteren Schüler, Francesco di Marco Raibolini, genannt Francia, darf am ehesten Anspruch auf eine selbständige Bedeutung erheben, jedenfalls ist er für Bolognas Kunstleben der Wichtigste. Empfänglich für alle Anregungen, mit einem hohen Schönheitsgefühl, verlieh er seinen Bildern einen gefälligen Reiz, welcher ihnen einen höheren Rang sichert. Wenn die Sage erzählt, der Anblick des von Raphael gemalten Cäcilienbildes hätte ihn getötet, so ist dies zwar nicht wahr, aber in dem Sinne zutreffend, daß sein Ruhm in Bologna einen tötlichen Stoß empfing (Fig. 380).
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Deutsche Malerei.
Zeitlich etwas später als in Italien, jedoch von diesem unabhängig, gelangte die Malerei in Deutschland
aus ihrer früheren Unterordnung zur selbständigen Freiheit und zu einer neuen Richtung. Die Farbenfreudigkeit war hier
ja immer stark und auch das malerische Können stand auf hoher Stufe; die deutschen «Schilterer»,
d. h. Wappenmaler, hatten großen Ruf, die Glasmalerei
war hier am besten entwickelt, die Miniaturen
zeugen bereits von dem Verständnis für den eigentlichen malerischen Reiz. Es sind dies allerdings beschränkte Gebiete
- mehr der Kleinkunst und dem Kunstgewerbe angehörig - aber auch in der Wandmalerei
, soweit die geringen
Ueberreste dies erkennen
^[Abb.: Fig. 374. Mantegna: Herzog Ludwig II. von Gonzaga mit Familie.
Mantua. Wandgemälde im Palazzo Ducale.] ¶
lassen, giebt sich bei aller Unterordnung unter die baukünstlerischen Bedingungen ein erheblicher Fortschritt von der bloßen Flächenfärbung zum bildnerischen Ausdruck kund. Die Grundlagen für eine weitere Entwicklung waren somit vorhanden, sowohl was die Arbeitsfertigkeit betrifft, wie auch die ganze künstlerische Richtung, welche ja, wie schon bei Besprechung der Baukunst ausgeführt wurde, auf schmuckhafte, malerische Wirkung ausging.
Altartafeln. Ein äußerlicher Umstand förderte sodann auf deutschem Boden das Aufkommen der Tafelmalerei
, mit welcher der
entscheidende Schritt zur Unabhängigkeit gemacht wurde. Die gotische Bauweise gewährte keine ausgedehnten Flächen für
die Wandmalerei
, dagegen bedurfte man für die zahlreichen Altäre eines Schmuckes, welcher wirkungsvoll, aber
nicht kostspielig sein sollte. Früher hatte man die Altäre mit Schmuckwerk aus Gold und Silber ausgestattet, so lange hauptsächlich
Fürsten und reiche Klöster Stifter waren, nunmehr beteiligten sich aber vorwiegend die bürgerlichen Kreise daran, deren
Mittel bescheidener waren. Es wurden daher die geschnitzten und gemalten - in der Regel dreiteiligen
- Altartafeln üblich.
Die herrschende Frömmigkeit brachte es sodann auch mit sich, daß wohlhabende Leute im eigenen Hause tragbare Altäre zu
besitzen wünschten, und diesem Bedürfnisse konnten solche Altartafeln am besten entsprechen. Diese Verhältnisse kamen
nun der Malerei
, ebenso aber auch der Bildnerei beziehungsweise Schnitzerei zu Gute, brachten dabei diese
zwei Kunstzweige in eine engere Beziehung, welche wieder zur Folge hatte, daß die Bildnerei malerische Anregungen aufnahm,
während die Malerei
dadurch zum körperlichen Gestalten angeleitet wurde.
In den älteren Altartafeln sind denn auch die gemalten Figuren wie Standbilder behandelt, und die ganze
Anordnung schließt sich jener der Bildnereiwerke an. Wir sehen somit einen natürlichen Vorgang; der
Malerei
werden neue Aufgaben gestellt, und indem sie diesen gerecht zu werden sucht, steigert sich nicht nur die Arbeitsfertigkeit,
sondern erweitern sich auch die Grenzen ihres Könnens, sie schreitet - von der be-
^[Abb.: Fig. 372. Mantegna: Barbara von Brandenburg (Gemahlin Herzog Ludwig II.).
Mantua. Palazzo Ducale.]
^[Abb.: Fig. 272. Carlo Crivelli: Krönung Marias.
Mailand. Galerie im Palazzo Brera.] ¶