14½ m, die Seitenschiffe je 6½ m breit), mit welchen die etwas schwachen Formen der Pfeiler nicht in rechtem Einklang stehen. Die Fenster sind in zwei Reihen angeordnet, wie bei der Elisabethkirche in Marburg.
Bologna. Den Ehrgeiz, die größte Kirche Italiens zu besitzen, hatten auch Bolognas Bürger. Im Jahre 1390 beauftragten sie den Meister Antonio, einen Bologneser, das Modell des Domes S. Petronio herzustellen, und dieser entwarf einen Plan von wirklich erstaunlicher Großartigkeit. Wäre derselbe ausgeführt worden, so besäße Bologna wahrscheinlich das vollendetste gotische Bauwerk Italiens. Für die Anlage diente offenbar der Florentiner Dom als Vorbild, doch mit wesentlicher Vergrößerung und auch Verbesserungen, namentlich hinsichtlich der Helligkeit durch reichlichere und günstigere Anordnung der Fenster.
Entlang den Seitenschiffen ist noch eine Reihe von Kapellen angelegt, die niedriger als jene sind, so daß drei Reihen Oberlichtfenster auf jeder Seite (im Mittelschiff, im Seitenschiff und den Kapellen) den Raum erhellen. Diese Kapellenreihen hätten auch das Querschiff und den Chor einrahmen sollen, die Vierung wäre - gleichwie im Florentiner Dom - mit einer auf 8 Pfeilern ruhenden Kuppel überdacht worden. Chor und Querschiff kamen jedoch nicht zur Ausführung, und das Langhaus wurde (1647) mit einer einfachen runden Chornische abgeschlossen. Ebenso blieb auch die Stirnseite, für welche reiche Marmorverkleidung vorgesehen war, unausgeführt. Obwohl der Bau in seiner jetzigen Gestalt fast ruinenhaft aussieht, übt das Innere doch eine bedeutende Wirkung aus.
Lombardei. Bemerkenswert ist die Thatsache, daß die Lombardei, wo doch im Volkstum der germanische Bestandteil am stärksten vertreten war, am zähesten an der romanischen Bauweise festhielt und nur deren Formen, oft ziemlich willkürlich, mit gotischen vermengte. Selbst im 14. Jahrhundert noch, als in Mittelitalien schon der Einfluß der Antike sich wieder regte, bestand die Neigung für den frühmittelalterlichen Stil fort, und so ergaben sich allerlei merkwürdige Bildungen und Formenmischungen, wofür der Dom von Cremona mit seinem Turm (mit 121 m der höchste Italiens,
^[Abb.: Fig. 307. Die Marienkirche zu Danzig.] ¶
1261-1288) und S. Maria del Carmine zu Pavia (1373 begonnen) - zwei Werke, die ein volles Jahrhundert von einander scheidet - gute Beispiele abgeben.
Dennoch sollte gerade auf diesem Boden und zwar gegen Ende des Zeitraumes, als man im übrigen Italien bereits von der Gotik sich abwandte, noch ein Werk entstehen, welches am meisten der Eigenart nordischer Bauweise sich nähert, und bei oberflächlicher Betrachtung ganz den Eindruck eines deutschen Domes macht. Das ist der Dom zu Mailand, mit dessen Bau 1386 begonnen wurde. Bezeichnend ist, daß dieses Werk nicht wie die vorgenannten einem Orden oder einer Bürgergemeinde - also einer Genossenschaft - seine Entstehung verdankt, sondern dem Willen eines Einzelnen, Giovanni Galeazzo Visconti, des Gewaltherrschers der Stadt Mailand.
Man hat es demnach mit der Geschmacksrichtung einer Einzelnpersönlichkeit zu thun, deren Beziehungen zu Frankreich (durch seine Gemahlin) und zum Deutschen Reiche dieselbe erklären. Visconti berief denn auch französische und deutsche Meister, von denen urkundlich eine ganze Reihe bei dem Baue thätig war, allerdings meist nur kurze Zeit, da mit der Oberaufsicht Einheimische betraut waren, welche den Fremden die Arbeit verleideten. Immerhin entsprachen die Grundanlage - der Plan ähnelt jenem des Kölner Domes - und auch die Gestaltung der Einzelheiten der Richtung der nordischen Gotik, und man behielt deren Formen auch dann noch bei, als längst schon die Renaissance zur Herrschaft gelangt war, die später freilich sich auch geltend machte. (Der Dom wurde 1577 eingeweiht, die Kuppel 1775, die Schauseite erst 1805 vollendet.)
Auch bei diesem Werke ist es weit mehr die ungemeine Fülle des Zierwerks, als das Ganze an sich, was die Wirkung hervorruft. Das Langhaus ist fünfschiffig, das Querhaus dreischiffig; der Innenraum entbehrt, da die mittleren Seitenschiffe nur kleine
^[Abb.: Fig. 308. Marienkirche und Rathaus zu Lübeck.] ¶