Kuppelturm fehlt. Die Hauptteile dürften um die Mitte des 13. Jahrhunderts vollendet worden sein, mit Benutzung alter, von der 1081 durch Brand zerstörten Kirche herrührenden Reste.
St. Godehardus zu Hildesheim. Zeigt der Bamberger Dom bereits die Umwandlung, welche der romanische Stil durch das Eindringen der gotischen Formen aus Frankreich her erfahren hat, so sehen wir in Fig. 243 ein Beispiel für die ursprüngliche Schlichtheit der Bauten auf sächsischem Boden. Die Godeharduskirche ist, obwohl sie verhältnismäßig spät, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, entstanden ist, ganz in den einfachen Formen der älteren Zeit erbaut. Die Ausschmückung beschränkt sich auf Lisenen und spärlich verwendete Rundbogenfriese; selbst die Durchbrechungen der Mauern sind auf die notwendigsten Oeffnungen beschränkt. Man vergleiche den einfachen Chor, dessen Anblick das Bild zeigt, mit dem von St. Apostel in Köln (Fig. 238) und die Ausschmückung mit der des Domes zu Limburg (Fig. 246).
Dom zu Limburg. Bei diesem Bauwerk, dessen Anlage auf deutsche und zwar rheinländische Vorbilder hinweist, während seine Ausgestaltung unter den Einflüssen der sich immer mächtiger entwickelnden Frühgotik erfolgte, hat der Spitzbogen den Rundbogen fast ganz verdrängt. Das Streben, die Massen aufzulösen, ersieht man aus der Beigabe von vier schlanken Türmchen zu dem Kuppelturm, welche sich aus den Ecken des Querschiffes entwickeln, aus der Durchbrechung der Mauern mit zahlreichen Fenstern und aus der Belebung der Mauerflächen durch Scheinbögen. Im Innern ist die Verwandtschaft mit dem gotischen Stil noch enger, indem der Spitzbogen die Herrschaft fast ganz übernommen hat. Große Aehnlichkeiten mit dem Innern der Kathedrale zu Noyon lassen vermuten, daß diese als Muster gedient hatte. Der Bau des Limburger Domes wurde um 1235 beendet.
Inneres des Domes zu Mainz. Das Innere einer gewölbten romanischen Kirche zeigt die Abbildung Fig. 244, die den Blick in das Hauptschiff des Domes zu Mainz giebt. Die Pfeiler, welche die Wölbung tragen, sind von den bloßen Arkadenpfeilern durch
^[Abb.: Fig. 264. Bogenfeld des Portales der Hauptkirche zu Vezelay.]
die vorgelagerte Halbsäule mit Würfelkapitäl deutlich zu unterscheiden. Zwischen den Wölbungsbogen sind die Fenster der Oberwand sichtbar, im Hintergrunde die großen Fenster des erhöhten Chores. Die Pfeiler und Halbsäulen sind ganz schmucklos.
Michaelskirche zu Hildesheim. Ein Blick in eine kleinere, aber reicher ausgestattete Kirche bietet Fig. 245. Die Pfeiler wechseln mit Säulen in der auf S. 238 erwähnten Weise. Die Säulenfüße sind schön gegliedert, die Kapitäle reich geschmückt. Die Entstehungszeit ist ungefähr die gleiche wie jene der Godeharduskirche (Fig. 243), mit der sie auch das einfache Aeußere gemeinsam hat.
Kloster Maulbronn. Den schönen, malerischen Eindruck, welchen die romanische Wölbung hervorruft, sobald an Stelle der einfachen, nur ihren Zwecken dienenden Bauglieder reicher ausgestattete treten, veranschaulicht Fig. 247, die Vorhalle des Klosters zu Maulbronn. Die Säulen sind sehr schlank gebildet und haben den auf S. 247 erwähnten Ring und zierliche Kelchkapitäle. Die schön gegliederten Bogen der Wölbung ruhen auf mehreren zusammengestellten Säulen. An Stelle einfacher Rundbogen sind als Abschlüsse der Fensteröffnungen Kleeblattbogen getreten, die je zu zweien von einem Rundbogen überspannt werden. Der reizende Bau, ein Werk der Cistercienser (S. 250), gehört zu den anmutigsten Schöpfungen aus der Zeit des Uebergangsstiles.
^[Abb.: Fig. 265. Flachbild vom Dom zu Modena.]
^[Abb.: Fig. 266. Kreuzabnahme, Flachbild von Ben. Antelami, vom Dom zu Parma.]