festhielt, so wurde natürlich jene hinsichtlich der Bildnerei geradezu als ein Gesetz betrachtet. Dazu kam dann noch im 8. Jahrhundert die Bewegung des sogen. «Bildersturms».
Bildersturm. Die Islamiten hatten den griechischen Christen vorgeworfen, daß sie heidnischen Bilderdienst trieben, was insofern einen gewissen Untergrund hatte, als ja die Religionsübung der Byzantiner eine rein äußerliche war. Dies gab nun Anlaß zur Entfernung und Zerstörung der Bilder aus den Kirchen; durch mehr als ein Jahrhundert (726-842) dauerte dieser Bilderstreit, der natürlich auch die Folge hatte, daß die Kunstfertigkeit verloren ging.
Mosaiken. Der Sieg der Bilderfreunde kam nur der Malerei zu gute, die gleichfalls hauptsächlich in den altchristlichen Arten: Mosaik und Miniaturen, sich bethätigte. Die Arbeitsgeschicklichkeit der byzantinischen Kunsthandwerker zeigt sich wohl in der Ausführung der Mosaiken, von irgend welcher Selbständigkeit der Auffassung oder von Erfindungsgabe ist jedoch keine Spur. Die Mosaikbildner arbeiteten nach ganz bestimmten
^[Abb.: Fig. 217. Sophienkirche.
Konstantinopel.] ¶
Vorschriften, die aus der Ueberlieferung geschöpft wurden und auf deren Beachtung die Kirche strenge hielt. Die ganze Anordnung des Bildes, die Haltung und der Gesichtsausdruck der Figuren waren genau festgestellt; auch der Stoffkreis, welcher ganz dem altchristlichen entsprach.
Miniaturmalerei. Verhältnismäßig am besten erhielt sich die Kunstfertigkeit in den Miniaturen, von welchen nach dem Bilderstreit im 6. und 10. Jahrhundert wieder treffliche Werke auftauchen. Sie zeichnen sich durch Schönheit und Kraft der Farbe aus, auch ist auf den Gesichtsausdruck und die Bewegung der Körper große Sorgfalt verwendet, und man erkennt ein fleißiges Ablernen guter antiker Vorbilder, ja bei Darstellung von Tieren und Blumen sogar Beachtung der Natur. Doch auch hier tritt Erstarrung ein, es werden bestimmte Formen zur Regel, wobei manche mißverständliche Auffassung der Vorbilder, die man einseitig nachahmte, mit unterlief.
Anerkennung verdient die treffliche Schulung der Künstler, die ungemein sorgfältig arbeiteten und wenigstens in der Zusammenstellung eine vielseitige Erfindungsgabe zeigen, dabei auch Schönheits- und Formgefühl der älteren Zeit sich noch bewahrten und dadurch den Mangel jeglicher selbständigen schöpferischen Kraft einigermaßen erträglich machen.
Dieser byzantinische Stil der Malerei erscheint schon im 9. Jahrhundert ausgebildet und erhielt sich bis zu Beginn des 13. Jahrhunderts unverändert. Die Eroberung von Byzanz durch die Kreuzfahrer (1202) leitete den Verfall ein, und vom 14. Jahrhundert ab geht der Miniaturmalerei auch jede Empfindung für Schönheit verloren: Alles erscheint leblos, Farbe und Form sind gleichmäßig abstoßend.
^[Abb.: Fig. 218. Inneres der Sophienkirche.
Konstantinopel.] ¶