Mit den kaiserlichen Palästen und Villen wetteiferten jene der vornehmen Geschlechter; auch von solchen sind ansehnliche Reste erhalten.
Die Anlage und Einteilung des üblichen römischen Wohnhauses war im Allgemeinen auch für die Paläste maßgebend, nur sind Verhältnisse und Ausdehnung ins Gewaltige gesteigert und die späteren Palastanlagen stellen sich als eine Vereinigung verschiedener Baulichkeiten dar. Grabmäler. Zu den Bauten, die persönlichen Zwecken dienten, zählen auch die Grabmäler, welche verschiedene Formen aufweisen. In der älteren Zeit hatte man die altitalischen (etruskischen) Gepflogenheiten beibehalten und waren die Gräber gewöhnlich unterirdische gewölbte Kammern oder Felsengräber, welche eine geschmückte Schauseite hatten. Da die Grabgewölbe stets für die ganze Familie bestimmt waren, so besaßen sie eine ziemliche Ausdehnung; in den Wänden waren kleine Nischen ausgetieft, in welchen die Aschenurnen beigesetzt wurden. (Diese vielen Nischen machten die Grabkammern den Taubenhäusern ähnlich, daher hießen sie Kolumbarien.)
Später kam bei den Vornehmen immer mehr die Sitte auf, freistehende Grabmäler zu errichten, und zwar in Form kleiner Tempel oder turmähnlicher Aufbauten, mit Säulenstellungen; auch die Pyramiden wurden nachgeahmt.
Die bedeutendsten Werke bestanden jedoch aus einem mächtigen quadratischen Unterbau, in welchem die Grabkammer sich befand, mit einem hohen Rundbau - oft in mehreren Stufen - darüber, der mit Säulen und Bildwerken reich geschmückt wurde. Ein hervorragendes Beispiel dieser Art war das Mausoleum des Kaisers Hadrian, dessen untere Teile in der «Engelsburg» erhalten sind.
Die Form von Altarbauten und Nischen war gleichfalls beliebt, wie überhaupt die Grabmäler eine reiche Mannigfaltigkeit in der Gestaltung aufweisen. Bei der Prachtliebe der römischen Gesellschaft war der üppige Schmuck mit Säulen, Bildwerken und Malereien (in den Grabkammern) selbstverständlich.
Die öffentlichen Plätze. Von den öffentlichen Gebäuden wurde eine Gattung - die Basilika - bereits erwähnt. Diese kamen erst in der Kaiserzeit auf, in der älteren Zeit wurde auch Gericht auf «offenem Markt» gehalten. Der Marktplatz - forum - spielte bei den Römern wie auch bei den Griechen eine große Rolle, er war Mittelpunkt des ganzen staatlichen Lebens, hier versammelte sich das Volk und fanden die Beratungen statt. In dem Maße, als der Einfluß des Volkes auf das politische Leben sank, stieg die prächtige Ausstattung des Forums und die Kaiser ließen es sich angelegen sein, neue Forumanlagen zu schaffen. Die Plätze wurden mit Marmor gepflastert, mit prunkvollen Säulenhallen umzogen, mit Siegesthoren und Standbildern geschmückt. Ringsum von Tempeln,
^[Abb.: Fig. 191. Porta Nigra zu Trier.] ¶
Basiliken und Palästen umgeben, mußte ein solches Forum in der That einen ganz gewaltigen Eindruck machen, den ja selbst die heutigen Trümmerstätten des Forum romanum und Trajanum in Rom noch hervorrufen.
Theater. Schon in der ältesten Zeit nahmen die Festspielhäuser, die Theater, neben den Tempeln einen hervorragenden Platz im Bauwesen ein. Bei diesen behielten die Römer die griechische Grundanlage bei: die halbkreisförmige Anordnung der Sitze vor der Bühne. Die letztere wurde jedoch - der Tiefe nach - bedeutend vergrößert und reich geschmückt. Eine besondere Entwicklung des Theaterbaues war durch die den Römern eigentümliche Vorliebe für Kampfspiele bedingt, welch' letztere in der Kaiserzeit die Bühnendichtungen fast ganz in den Hintergrund drängten.
Für diese Tier- und Fechterkämpfe war keine geschlossene Bühne notwendig, und es konnte daher der Schauplatz - Arena - ringsum von Sitzreihen umgeben werden. So entstanden das Amphitheater, in elliptischer Form, und der Zirkus, der, für Wettrennen bestimmt, eine längliche Gestalt erhielt. Das von Titus erbaute flavische Amphitheater, bekannt unter dem Namen Colosseum in Rom, ist die großartigste Anlage dieser Art. Die heute noch gut erhaltenen Amphitheater zu Verona und Pola sind ebenfalls wirkungsvoll.
Bäder. Nicht weniger prunkhaft, als die Theater, ja, in der inneren Ausstattung diese noch übertreffend, erscheint eine weitere Art von Gebäuden, die Badeanlagen (Thermen). Diese Prachtbauten waren Vergnügungsorte «größten Stiles»; keine andere Zeit weist ähnliches auf. Diese Thermen bedeckten eine riesige Fläche; sie enthielten große Schwimmbecken, Badezellen für Tausende (die Caracalla-Thermen hatten 1600 Marmorbadewannen, in denen des Diocletian konnten 3000 Personen gleichzeitig baden), Höfe mit Säulenhallen, ungeheure Säle für Ballspieler, Bibliotheken und Gemäldesammlungen. Alle Arten des verfeinerten Lebensgenusses hatten hier ihre Stätte.
Man kann sich eine Vorstellung von der Größe dieser Bauten machen, wenn man erwägt, daß der Hauptsaal der Diocletianischen Thermen allein in die ansehnliche Kirche St. Naria degli Angeli umgestaltet werden konnte (von Michelangelo) und ein Nebenraum noch die Kirche San Bernardino bildet. Die mächtigen Säulen, vor allem aber die riesigen Gewölbe und Kuppeln der Thermen gehören zu den bewunderungswürdigsten Schöpfungen der Baukunst. Wenn man noch erwägt, daß diese ungeheuren Bauten nicht nur allen erdenklichen baulichen und bildnerischen Schmuck außen und innen trugen, sondern auch mit Kunstwerken angefüllt waren, so kann man nur lebhaft bedauern, daß all diese Herrlichkeit vernichtet wurde.
Siegesthore und Ehrensäulen. Endlich sind noch als bemerkenswerte Denkmale die Siegesthore und Ehrensäulen zu nennen, welche siegreichen Feldherren zu Ehren errichtet
^[Abb.: Fig. 192. Die sog. Ficoronische Ciste.
Rom, Museo Kircheriano.] ¶