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Verhältnisse aus und hierin wich auch er von der Natur ab, die er sonst - vor allem in seinen Personenbildnissen - mit scharfer
Beobachtung getreulich wiederzugeben suchte. Dieser «naturalistische» Zug
tritt
auch in seinen «idealen» Gestalten - Herakles, Poseidon - zu Tage, und
man versteht auch, daß er als Tierbildner besonders gerühmt wurde. Seine Stellung zu Alexander gab
wohl auch Anlaß, daß er die Darstellung von Vorgängen des gewöhnlichen Lebens und geschichtlicher Ereignisse in die Kunst
einführte.
Das Streben nach Naturwahrheit. Lysippos erscheint bereits als Vertreter der «Naturwahrheit»,
welche für die Kunst
der nächsten Zeit immer mehr maßgebend wird, die im übrigen sich in den von
den großen Meistern eröffneten Bahnen bewegt und im Grunde nichts wesentlich Neues bringt. Es treten auch keine einzelnen
Künstler mehr besonders hervor; die voll ausgebildete Arbeitsfertigkeit und Geschicklichkeit ist Gemeingut der zahlreichen
Werkstätten geworden, die auf sorgfältige und saubere Ausführung achten. - Der reiche Formenschatz
der athenischen (attischen) Kunst
schulen, im geringeren Maße auch jener der peloponnesischen Richtung, wird ausgenützt,
indem man die einzelnen Formgedanken und -Züge (Motive) der älteren Meister mit mehr oder minder Geschick und Verständnis
mannigfach umgestaltet und verändert; die Anordnung und Zusammenstellung (Komposition) wird reichhaltiger, und darin bethätigt
sich eine lebhafte Erfindungsgabe.
Die dichterischen Fabelwesen werden besonders beliebte Gegenstände der Darstellung, die auch immer mehr das gewöhnliche
Leben in ihren Kreis zieht. Die auf Naturwirklichkeit abzielende Richtung bringt es mit sich, daß auch die Göttergestalten
immer «irdischer» werden. Am deutlichsten erkennt man dies an den Aphrodite-Standbildern;
erhob die ältere Kunst
die Gestalt des Weibes in das Göttlich-Erhabene, so wird jetzt die Göttin zum
gewöhnlichen Weibe, bei welchem das rein Sinnliche immer stärker hervorgekehrt wird.
«Akademische» Kunst
weise. Man kann auf die Kunst dieses Zeitalters das
gebräuchliche Wort «akademisch» anwenden, was so viel bedeutet, daß die
bewußte Ueberlegung,
^[Abb.: Fig. 118. Hermes des Praxiteles.
Olympia.] ¶