natürlich auch in der Kunst
und dem Stile dieses Zeitraumes aus. Erstere wird ganz «verweltlicht»,
die Tempelbauten treten in den Hintergrund, dafür kommen die Herrscherpaläste auf. Die verschiedenen Fürstengeschlechter,
welche sich in das makedonische
Reich teilten, wetteiferten miteinander, ihre Städte mit Prachtbauten zu schmücken, welche
zum Ruhme ihres Namens dienen sollten. Außer den Palästen entstehen jetzt auch die großartigen Grabdenkmäler
(Mausoleum) und andere Bauwerke, welche dem persönlichen Ruhm dienten, denn auch die reichen Vornehmen folgten dem Beispiele
der Herrscher.
Die schon zu Ende des vorigen Zeitraumes aufgekommenen Denkmale zur Erinnerung an errungene Siege bei Wettkämpfen werden
immer häufiger. (Man nennt sie gewöhnlich «choragische Monumente»;
in Athen erhielten nämlich die Führer eines
Chors, Choragen, bei den musikalischen Festspielen als Siegespreis Dreifüße
- Tripoden - welche dann öffentlich auf Säulen oder in tempelartigen Bauten aufgestellt wurden.) Die Wohnhäuser wurden
jetzt auch prunkvoller gebaut, die Hofleute brauchten ja keine Rücksicht auf das
Volk mehr zu nehmen.
Da das öffentliche Leben den volksherrschaftlichen (demokratischen) Zug
verloren und einen höfisch-vornehmen gewonnen hatte,
stellt sich die Kunst
in den
Dienst der Prunksucht und es werden die üppigen, schmuckreichen Formen bevorzugt; der korinthische
Stil kommt zur vorwiegenden Geltung. Die Laune und der Geschmack der einzelnen Auftraggeber muß berücksichtigt
werden, dies hat zur Folge, daß auch die Bauten nicht mehr sich strenge an die Stilformen binden, sondern eine mannigfaltige
Abwechslung zeigen.
Entartung des Stils. Dabei geht das feine Kunst
gefühl vielfach verloren, man will Wirkung erzielen, die Aufmerksamkeit fesseln,
und greift zu augenfälligen Mitteln: riesige Ausdehnung der Bauten und überreichen Schmuck. Zu diesem
Zwecke werden auch Bau-
^[Abb.: Fig. 99. Der Westgiebel des Tempels zu Olympia.]
^[Abb.: Fig. 100. Jungfrau und Kentaur.
Vom Westgiebel des Tempels zu Olympia.] ¶
und Schmuckformen des Orientes übernommen und meist mit anerkennenswertem Geschick verwendet; die Reinheit der griechischen
Kunst
wird geopfert, die Vermischung mit fremden Bestandteilen ist aber bei der Verpflanzung auf fremden Boden eben unvermeidlich.
Die von Alexander gegründete Hauptstadt Aegyptens, Alexandria, zeigte in ihrer ganzen Anlage und Ausstattung am besten den Geist und das Können dieser Zeit, und übertraf an Pracht alles bis dahin Dagewesene. Antiochia in Syrien wetteiferte in dieser Hinsicht mit der Schöpfung Alexanders.
Eigenheiten der griechischen Baukunst.
Wenn ich kurz die Hauptkennzeichen der griechischen Baukunst zusammenfassen soll,
so ergeben sich als solche für die äußere Erscheinung: maßgebend ist die Breitenausdehnung, welcher
die Höhe sich unterordnet;
im Grundriß herrscht das Rechteck vor, Kreis und Ellipse treten erst später und verhältnismäßig selten auf (außer wo der Zweck des Gebäudes diese Form erheischte, wie bei Theatern und Rennbahnen, Stadien).
Die Dachform ist das Satteldach mit den zwei Giebelflächen; in ausgedehntem Maße werden Säulen verwendet, welche bei keinem Baue fehlen; Bogen und Gewölbe kommen nicht vor.
Die geistige Eigenart prägt sich aus in dem lebendigen, durch innere Notwendigkeit bedingten Zusammenhang aller Bauglieder; in der schönen Verhältnismäßigkeit aller Teile untereinander und zum Ganzen, in der Berücksichtigung der Gesetze des Sehens oder der Augentäuschung. Am besten wird man, was die äußeren Formen anbetrifft, der Merkmale der griechischen Bauweise sich bewußt werden, wenn man ein «gotisches» Bauwerk zum Vergleich heranzieht: hier überwiegt die Höhenausdehnung, der Grundriß ist nicht mehr rein rechteckig, an Stelle des Satteldaches tritt das Zeltdach, statt der Säulen werden außen Strebepfeiler verwendet, Gewölbe und Bogen kommen zur Anwendung.
Wie aus der Schilderung der verschiedenen Zeiträume hervorgeht, hat die griechische Bauweise in ihren Grundzügen im Laufe der Jahrhunderte nur geringe Veränderungen erfahren, in der Hauptansicht gleicht der älteste dorische Tempel dem spätgriechischen; die verschiedenen Stile prägen sich eigentlich nur in der Gestaltung einzelner Bauteile, vor allem in der Säule aus. Diese Formen sind aber nicht so sehr baulicher, sondern vielmehr bildnerischer Natur; sie beeinflussen nicht die ganze Fügung des Baues, sondern das schmuckhafte Aussehen.
Bildnerei. Damit ist auch auf das Gebiet hingewiesen, auf welchem der griechische Kunst
geist das Bedeutendste geleistet und
seine Kräfte am reichsten entfaltet hat: auf die Bildnerei. Die Werke derselben stehen in solchem Ansehen,
daß nach der landläufigen Ansicht sie sozusagen als unübertrefflich gelten, und wenn die neuzeitliche Bildhauerei oft
eine ungerecht strenge Beurteilung fand, so hatte sie dies - sowie ihre ganze stiefmütterliche Behandlung gegenüber der
bevorzugten Malerei - zum nicht geringen Teil jenem Vorurteil zu danken.
Bei aller Schätzung der griechischen Bildhauerkunst
soll man jedoch nicht so weit gehen und bestreiten, daß die spätere
Kunst
- und auch die neuzeitliche - Vollkommenes
^[Abb.: Fig. 101. Metope vom Tempel zu Olympia.
Herkules empfängt die Aepfel der Hesperiden.] ¶